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Rudolf Steiner, Die Geheimwissenschaft im Umriß

SCHLAF UND TOD

Man kann das Wesen des wachen Bewußtseins nicht durchdringen ohne die Beobachtung desjenigen Zustandes, welchen der Mensch während des Schlafens durchlebt; und man kann dem Rätsel des Lebens nicht beikommen, ohne den Tod zu betrachten. Für einen Menschen, in dem kein Gefühl lebt von der Bedeutung der übersinnlichen Erkenntnis, können sich schon daraus Bedenken gegen diese ergeben, wie sie ihre Betrachtungen des Schlafes und des Todes treibt. Diese Erkenntnis kann die Beweggründe würdigen, aus denen solche Bedenken entspringen. Denn es ist nichts Unbegreifliches, wenn jemand sagt, der Mensch sei für das tätige, wirksame Leben da und sein Schaffen beruhe auf der Hingabe an dieses. Und die Vertiefung in Zustände wie Schlaf und Tod könne nur aus dem Sinn für müßige Träumerei entspringen und zu nichts anderem als zu leerer Phantastik führen. Es können leicht Menschen in der Ablehnung einer solchen «Phantastik» den Ausdruck einer gesunden Seele sehen und in der Hingabe an derlei «müßige Träumereien» etwas Krankhaftes, das nur Personen eignen mag, denen es an Lebenskraft und Lebensfreude mangelt und die nicht zum «wahren Schaffen» befähigt sind. Man tut Unrecht, wenn man ein solches Urteil ohne weiteres als unrichtig hinstellt. Denn es hat einen gewissen wahren Kern in sich; es ist eine Viertelwahrheit, die durch die übrigen drei Viertel, welche zu ihr gehören, ergänzt werden muß. Und man macht denjenigen, der das eine Viertel ganz gut einsieht, von den andern drei Vierteln aber nichts ahnt, nur mißtrauisch, wenn man das eine richtige Viertel bekämpft.

Es muß nämlich unbedingt zugegeben werden, daß eine Betrachtung dessen, was Schlaf und Tod verhüllen, krankhaft ist, wenn sie zu einer Schwächung, zu einer Abkehr vom wahren Leben führt. Und nicht weniger kann man damit einverstanden sein, daß vieles, was sich von jeher in der Welt Geheimwissenschaft genannt hat und was auch gegenwärtig unter diesem Namen getrieben wird, ein ungesundes, lebensfeindliches Gepräge trägt. Aber dieses Ungesunde entspringt durchaus nicht aus wahrer übersinnlicher Erkenntnis. Der wahre Tatbestand ist vielmehr der folgende. Wie der Mensch nicht immer wachen kann, so kann er auch für die wirklichen Verhältnisse des Lebens in seinem ganzen Umfange nicht auskommen ohne das, was ihm das Übersinnliche zu geben vermag. Das Leben dauert fort im Schlafe, und die Kräfte, welche im Wachen arbeiten und schaffen, holen sich ihre Stärke und ihre Erfrischung aus dem, was ihnen der Schlaf gibt. So ist es mit dem, was der Mensch in der offenbaren Welt beobachten kann. Das Gebiet der Welt ist weiter als das Feld dieser Beobachtung. Und was der Mensch im Sichtbaren erkennt, das muß ergänzt und befruchtet werden durch dasjenige, was er über die unsichtbaren Welten zu wissen vermag. Ein Mensch, der sich nicht immer wieder die Stärkung der erschlafften Kräfte aus dem Schlafe holte, müßte sein Leben zur Vernichtung führen; ebenso muß eine Weltbetrachtung zur Verödung führen, die nicht durch die Erkenntnis des Verborgenen befruchtet wird. Und ähnlich ist es mit dem «Tode». Die lebenden Wesen verfallen dem Tode, damit neues Leben entstehen könne. Es ist eben die Erkenntnis des Übersinnlichen, welche klares Licht verbreitet über den schönen Satz Goethes: «Die Natur hat den Tod erfunden, um viel Leben zu habe.[1]» Wie es kein Leben im gewöhnlichen Sinne geben könnte ohne den Tod, so kann es keine wirkliche Erkenntnis der sichtbaren Welt geben ohne den Einblick in das Übersinnliche. Alles Erkennen des Sichtbaren muß immer wieder und wieder in das Unsichtbare untertauchen, um sich entwickeln zu können. So ist ersichtlich, daß die Wissenschaft vom Übersinnlichen erst das Leben des offenbaren Wissens möglich macht; sie schwächt niemals das Leben, wenn sie in ihrer wahren Gestalt auftaucht; sie stärkt es und macht es immer wieder frisch und gesund, wenn es sich, auf sich selbst angewiesen, schwach und krank gemacht hat.

Wenn der Mensch in Schlaf versinkt, dann verändert sich der Zusammenhang in seinen Gliedern. Das, was vom schlafenden Menschen auf der Ruhestätte liegt, enthält den physischen Leib und den Ätherleib, nicht aber den Astralleib und nicht das Ich. Weil der Ätherleib mit dem physischen Leibe im Schlafe verbunden bleibt, deshalb dauern die Lebenswirkungen fort. Denn in dem Augenblicke, wo der physische Leib sich selbst überlassen wäre, müßte er zerfallen. Was aber im Schlafe ausgelöscht ist, das sind die Vorstellungen, das ist Leid und Lust, Freude und Kummer, das ist die Fähigkeit, einen bewußten Willen zu äußern, und ähnliche Tatsachen des Daseins. Von alledem ist aber der Astralleib der Träger. Es kann für ein unbefangenes Urteilen natürlich die Meinung gar nicht in Betracht kommen, daß im Schlafe der Astralleib mit aller Lust und allem Leid, mit der ganzen Vorstellungs- und Willenswelt vernichtet sei. Er ist eben in einem andern Zustande vorhanden. Daß das menschliche Ich und der Astralleib nicht nur mit Lust und Leid und all dem andern Genannten erfüllt sei, sondern davon auch eine bewußte Wahrnehmung habe, dazu ist notwendig, daß der Astralleib mit dem physischen Leib und Ätherleib verbunden sei. Im Wachen ist er dieses, im Schlafen ist er es nicht. Er hat sich aus ihm herausgezogen. Er hat eine andere Art des Daseins angenommen als diejenige ist, die ihm während seiner Verbindung mit physischem Leibe und Ätherleibe zukommt. Es ist nun die Aufgabe der Erkenntnis des Übersinnlichen, diese andere Art des Daseins im Astralleibe zu betrachten. Für die Beobachtung in der äußeren Welt entschwindet der Astralleib im Schlafe; die übersinnliche Anschauung hat ihn nun zu verfolgen in seinem Leben, bis er wieder Besitz vom physischen Leibe und Ätherleibe beim Erwachen ergreift. Wie in allen Fällen, in denen es sich um die Erkenntnis der verborgenen Dinge und Vorgänge der Welt handelt, gehört zum Auffinden der wirklichen Tatsachen des Schlafzustandes in ihrer eigenen Gestalt die übersinnliche Beobachtung; wenn aber einmal ausgesprochen ist, was durch diese gefunden werden kann, dann ist dieses für ein wahrhaft unbefangenes Denken ohne weiteres verständlich. Denn die Vorgänge der verborgenen Welt zeigen sich in ihren Wirkungen in der offenbaren. Ersieht man, wie das, was die übersinnliche Betrachtung angibt, die sinnenfälligen Vorgänge verständlich macht, so ist eine solche Bestätigung durch das Leben der Beweis, den man für diese Dinge verlangen kann. Wer nicht die später anzugebenden Mittel zur Erlangung der übersinnlichen Beobachtung gebrauchen will, der kann die folgende Erfahrung machen. Er kann zunächst die Angaben der übersinnlichen Erkenntnis hinnehmen und dann sie auf die offenbaren Dinge seiner Erfahrung anwenden. Er kann auf diese Art finden, daß das Leben dadurch klar und verständlich wird. Und er wird zu dieser Überzeugung um so mehr kommen, je genauer und eingehender er das gewöhnliche Leben betrachtet.

Wenn auch der Astralleib während des Schlafes keine Vorstellungen erlebt, wenn er auch nicht Lust und Leid und ähnliches erfährt: er bleibt nicht untätig. Ihm obliegt vielmehr gerade im Schlafzustande eine rege Tätigkeit. Es ist eine Tätigkeit, in welche er in rhythmischer Folge immer wieder eintreten muß, wenn er eine Zeitlang in Gemeinschaft mit dem physischen und dem Ätherleib tätig war. Wie ein Uhrpendel, nachdem er nach links ausgeschlagen hat und wieder in die Mittellage zurückgekommen ist, durch die bei diesem Ausschlag gesammelte Kraft nach rechts ausschlagen muß: so müssen der Astralleib und das in seinem Schoße befindliche Ich, nachdem sie einige Zeit in dem physischen und dem Ätherleib tätig waren, durch die Ergebnisse dieser Tätigkeit eine folgende Zeit leibfrei in einer seelisch-geistigen Umwelt ihre Regsamkeit entfalten. Für die gewöhnliche Lebensverfassung des Menschen tritt innerhalb dieses leibfreien Zustandes des Astralleibes und des Ich Bewußtlosigkeit ein, weil diese eben den Gegensatz gegenüber dem im Wachzustande durch Zusammensein mit physischem und Ätherleib entwickelten Bewußtseinszustand darstellt: wie der rechte Pendelausschlag den Gegensatz des linken bildet. Die Notwendigkeit, in diese Bewußtlosigkeit einzutreten, wird von dem Geistig-Seelischen des Menschen als Ermahnung empfunden. Aber diese Ermüdung ist der Ausdruck dafür, daß Astralleib und Ich während des Schlafes sich bereit machen, im folgenden Wachzustande am physischen und Ätherleibe wieder zurückzubilden, was in diesen, solange sie frei vom Geistig-Seelischen waren, durch rein organische — unbewußte — Bildetätigkeit entstanden ist. Diese unbewußte Bildetätigkeit und dasjenige, was im Menschenwesen während des Bewußtseins und durch dieses geschieht, sind Gegensätze. Solche Gegensätze, die in rhythmischer Folge sich abwechseln müssen. — Es kann dem physischen Leib die ihm für den Menschen zukommende Form und Gestalt nur durch den menschlichen Ätherleib erhalten werden. Aber diese menschliche Form des physischen Leibes kann nur durch einen solchen Ätherleib erhalten werden, dem seinerseits wieder von dem Astralleibe die entsprechenden Kräfte zugeführt werden. Der Ätherleib ist der Bildner, der Architekt des physischen Leibes. Er kann aber nur im richtigen Sinne bilden, wenn er die Anregung zu der Art, wie er zu bilden hat, von dem Astralleibe erhält. In diesem sind die Vorbilder, nach denen der Ätherleib dem physischen Leibe seine Gestalt gibt. Während des Wachens ist nun der Astralleib nicht mit diesen Vorbildern für den physischen Leib erfüllt oder wenigstens nur bis zu einem bestimmten Grade. Denn während des Wachens setzt die Seele ihre eigenen Bilder an die Stelle dieser Vorbilder. Wenn der Mensch die Sinne auf seine Umgebung richtet, so bildet er sich eben durch die Wahrnehmung in seinen Vorstellungen Bilder, welche die Abbilder der ihn umgebenden Welt sind. Diese Abbilder sind zunächst Störenfriede für diejenigen Bilder, welche den Ätherleib anregen zur Erhaltung des physischen Leibes. Nur dann, wenn der Mensch aus eigener Tätigkeit seinem Astralleibe diejenigen Bilder zuführen könnte, welche dem Ätherleibe die richtige Anregung geben können, dann wäre eine solche Störung nicht vorhanden. Im Menschendasein spielt aber gerade diese Störung eine wichtige Rolle. Und sie drückt sich dadurch aus, daß während des Wachens die Vorbilder für den Ätherleib nicht in ihrer vollen Kraft wirken. Seine Wachleistung vollbringt der Astralleib innerhalb des physischen Leibes; im Schlafe arbeitet er an diesem von außen.[2]

Wie der physische Leib zum Beispiel in der Zufuhr der Nahrungsmittel die Außenwelt braucht, mit der er gleicher Art ist, so ist etwas Ähnliches auch für den Astralleib der Fall. Man denke sich einen physischen Menschenleib aus der ihn umgebenden Welt entfernt. Er müßte zugrunde gehen. Das zeigt, daß er ohne die ganze physische Umgebung nicht möglich ist. In der Tat muß die ganze Erde eben so sein, wie sie ist, wenn auf ihr physische Menschenleiber vorhanden sein sollen. In Wahrheit ist nämlich dieser ganze Menschenleib nur ein Teil der Erde, ja in weiterem Sinne des ganzen physischen Weltalls. Er verhält sich in dieser Beziehung wie zum Beispiel der Finger einer Hand zu dem ganzen menschlichen Körper. Man trenne den Finger von der Hand, und er kann kein Finger bleiben. Er verdorrt. So auch müßte es dem menschlichen Leibe ergehen, wenn er von demjenigen Leibe entfernt würde, von dem er ein Glied ist; von den Lebensbedingungen, welche ihm die Erde liefert. Man erhebe ihn eine genügende Anzahl von Meilen über die Oberfläche der Erde, und er wird verderben, wie der Finger verdirbt, den man von der Hand abschneidet. Wenn der Mensch gegenüber seinem physischen Leibe diese Tatsache weniger beachtet als gegenüber Finger und Körper, so beruht das lediglich darauf, daß der Finger nicht am Leibe herumspazieren kann wie der Mensch auf der Erde, und daß für jenen daher die Abhängigkeit leichter in die Augen springt.

Wie nun der physische Leib in die physische Welt eingebettet ist, zu der er gehört, so ist der Astralleib zu der seinigen gehörig. Nur wird er durch das Wachleben aus dieser seiner Welt herausgerissen. Man kann das, was da vorgeht, mit einem Vergleiche sich veranschaulichen. Man denke sich ein Gefäß mit Wasser. Ein Tropfen ist innerhalb dieser ganzen Wassermasse nichts für sich Abgesondertes. Man nehme aber ein kleines Schwämmchen und sauge damit einen Tropfen aus der ganzen Wassermasse heraus. So etwas geht mit dem menschlichen Astralleibe beim Erwachen vor sich. Während des Schlafes ist er in einer mit ihm gleichen Welt. Er bildet etwas in einer gewissen Weise zu dieser Gehöriges. Beim Erwachen saugen ihn der physische Leib und der Ätherleib auf. Sie erfüllen sich mit ihm. Sie enthalten die Organe, durch die er die äußere Welt wahrnimmt. Er aber muß, um zu dieser Wahrnehmung zu kommen, aus seiner Welt sich herausscheiden. Aus dieser seiner Welt aber kann er nur die Vorbilder erhalten, welche er für den Ätherleib braucht. — Wie dem physischen Leibe zum Beispiel die Nahrungsmittel aus seiner Umgebung zukommen, so kommen dem Astralleib während des Schlafzustandes die Bilder der ihn umgebenden Welt zu. Er lebt da in der Tat außerhalb des physischen und des Ätherleibes im Weltall. In demselben Weltall, aus dem heraus der ganze Mensch geboren ist. In diesem Weltall ist die Quelle der Bilder, durch die der Mensch seine Gestalt erhält. Er ist harmonisch diesem Weltall eingegliedert. Und er hebt sich während des Wachens heraus aus dieser umfassenden Harmonie, um zu der äußeren Wahrnehmung zu kommen. Im Schlaf kehrt sein Astralleib in diese Harmonie des Weltalls zurück. Er führt beim Erwachen aus dieser so viel Kraft in seine Leiber ein, daß er das Verweilen in der Harmonie wieder für einige Zeit entbehren kann. Der Astralleib kehrt während des Schlafes in seine Heimat zurück und bringt sich beim Erwachen neugestärkte Kräfte in das Leben mit. Den äußeren Ausdruck findet der Besitz, den der Astralleib beim Erwachen mitbringt, in der Erquickung, welche ein gesunder Schlaf verleiht. Die weiteren Darlegungen der Geheimwissenschaft werden ergeben, daß diese Heimat des Astralleibes umfassender ist als dasjenige, was zum physischen Körper im engeren Sinne von der physischen Umgebung gehört. Während nämlich der Mensch als physisches Wesen ein Glied der Erde ist, gehört sein Astralleib Welten an, in welche noch andere Weltkörper eingebettet sind als unsere Erde. Er tritt dadurch — was, wie gesagt, erst in den weiteren Ausführungen klar werden kann — während des Schlafes in eine Welt ein, zu der andere Welten als die Erde gehören.

Es sollte überflüssig sein, auf ein leicht sich einstellendes Mißverständnis in bezug auf diese Tatsachen hinzuweisen. Es ist aber nicht unnötig in unserer Zeit, in der gewisse materialistische Vorstellungsarten vorhanden sind. Von Seiten, auf denen solche herrschen, kann natürlich gesagt werden, es sei einzig wissenschaftlich, so etwas wie den Schlaf nach seinen physischen Bedingungen zu erforschen. Wenn auch die Gelehrten über die physische Ursache des Schlafes noch nicht einig seien: das eine stehe doch fest, daß man bestimmte physische Vorgänge annehmen müsse, welche dieser Erscheinung zugrunde liegen. Wenn man aber doch anerkennen wollte, daß die übersinnliche Erkenntnis durchaus nicht mit dieser Behauptung im Widerspruch steht! Sie gibt alles zu, was von dieser Seite gesagt wird, wie man zugibt, daß für die physische Entstehung eines Hauses ein Ziegel auf den andern gelegt werden muß, und daß, wenn das Haus fertig ist, aus rein mechanischen Gesetzen seine Form und sein Zusammenhang erklärt werden könne. Aber daß das Haus entsteht, dazu ist der Gedanke des Baumeisters notwendig. Ihn findet man nicht, wenn man lediglich die physischen Gesetze untersucht. — So wie hinter den physischen Gesetzen, welche das Haus erklärlich machen, die Gedanken seines Schöpfers stehen, so hinter dem, was die physische Wissenschaft in durchaus richtiger Weise vorbringt, dasjenige, wovon durch die übersinnliche Erkenntnis gesprochen wird. Gewiß, dieser Vergleich wird oft vorgebracht, wenn von der Rechtfertigung eines geistigen Hintergrundes der Welt die Rede ist. Und man kann ihn trivial finden. Aber in solchen Dingen handelt es sich nicht darum, daß man mit gewissen Begriffen bekannt ist, sondern darum, daß man ihnen zur Begründung einer Sache das richtige Gewicht beilegt. Daran kann man einfach dadurch verhindert sein, daß entgegengesetzte Vorstellungen eine zu große Macht über die Urteilskraft haben, um dieses Gewicht in der richtigen Weise zu empfinden.

Ein Zwischenzustand zwischen Wachen und Schlafen ist das Träumen. Was die Traumerlebnisse einer sinnigen Betrachtung darbieten, ist das bunte Durcheinanderwogen einer Bilderwelt, das aber doch auch etwas von Regel und Gesetz in sich birgt. Aufsteigen und Abfluten, oft in wirrer Folge, scheint zunächst diese Welt zu zeigen. Losgebunden ist der Mensch in seinem Traumleben von dem Gesetz des wachen Bewußtseins, das ihn kettet an die Wahrnehmung der Sinne und an die Regeln seiner Urteilskraft. Und doch hat der Traum etwas von geheimnisvollen Gesetzen, welche der menschlichen Ahnung reizvoll und anziehend sind und welche die tiefere Ursache davon sind, daß man das schöne Spiel der Phantasie, wie es künstlerischem Empfinden zugrunde liegt, immer gern mit dem «Träumen» vergleicht. Man braucht sich nur an einige kennzeichnende Träume zu erinnern, und man wird das bestätigt finden. Ein Mensch träumt zum Beispiel, daß er einen auf ihn losstürzenden Hund verjage. Er wacht auf und findet sich eben noch dabei, wie er unbewußt einen Teil der Bettdecke von sich abschiebt, die sich an eine ungewohnte Stelle seines Körpers gelegt hat und die ihm deshalb lästig geworden ist. Was macht da das Traumleben aus dem sinnlich wahrnehmbaren Vorgang? Was die Sinne im wachen Zustande wahrnehmen würden, läßt das Schlafleben zunächst völlig im Unbewußten liegen. Es hält aber etwas Wesentliches fest, nämlich die Tatsache, daß der Mensch etwas von sich abwehren will. Und um dieses herum spinnt es einen bildhaften Vorgang. Die Bilder als solche sind Nachklänge aus dem wachen Tagesleben. Die Art, wie sie diesem entnommen sind, hat etwas Willkürliches. Ein jeder hat die Empfindung, daß ihm der Traum bei derselben äußeren Veranlassung auch andere Bilder vorgaukeln könnte. Aber die Empfindung, daß der Mensch etwas abzuwehren hat, drücken sie sinnbildlich aus. Der Traum schafft Sinnbilder; er ist ein Symboliker. Auch innere Vorgänge können sich in solche Traumsymbole wandeln. Ein Mensch träumt, daß ein Feuer neben ihm prasselt; er sieht im Traume die Flammen. Er wacht auf und fühlt, daß er sich zu stark zugedeckt hat und ihm zu warm geworden ist. Das Gefühl zu großer Wärme drückt sich sinnbildlich in dem Bilde aus. Ganz dramatische Erlebnisse können sich im Traume abspielen. Jemand träumt zum Beispiel, er stehe an einem Abgrunde. Er sieht, wie ein Kind heranläuft. Der Traum läßt ihn alle Qualen des Gedankens erleben: wenn das Kind nur nicht unaufmerksam sein möge und in die Tiefe stürze. Er sieht es fallen und hört den dumpfen Aufschlag des Körpers unten. Er wacht auf und vernimmt, daß ein Gegenstand, der an der Wand des Zimmers hing, sich losgelöst hat und bei seinem Auffallen einen dumpfen Ton gegeben hat. Diesen einfachen Vorgang drückt das Traumleben in einem Vorgange aus, der sich in spannenden Bildern abspielt. — Man braucht sich vorläufig gar nicht in Nachdenken darüber einzulassen, wie es komme, daß in dem letzten Beispiele sich der Augenblick des dumpfen Aufschlagens eines Gegenstandes in eine Reihe von Vorgängen auseinanderlegt, die sich durch eine gewisse Zeit auszudehnen scheinen; man braucht nur ins Auge zu fassen, wie der Traum das, was die wache Sinneswahmehmung darbieten würde, in ein Bild verwandelt.

Man sieht: sofort, wenn die Sinne ihre Tätigkeit einstellen, so macht sich für den Menschen ein Schöpferisches geltend. Es ist dies dasselbe Schöpferische, welches im vollen traumlosen Schlafe auch vorhanden ist und welches da jenen Seelenzustand darstellt, der als Gegensatz der wachen Seelenverfassung erscheint. Soll dieser traumlose Schlaf eintreten, so muß der Astralleib vom Ätherleib und vom physischen Leibe herausgezogen sein. Er ist während des Träumens vom physischen Leibe insofern getrennt, als er keinen Zusammenhang mehr hat mit dessen Sinnesorganen; er hält aber mit dem Ätherleibe noch einen gewissen Zusammenhang aufrecht. Daß die Vorgänge des Astralleibes in Bildern wahrgenommen werden können, das kommt von diesem seinem Zusammenhang mit dem Ätherleibe. In dem Augenblicke, in dem auch dieser Zusammenhang aufhört, versinken die Bilder in das Dunkel der Bewußtlosigkeit, und der traumlose Schlaf ist da. Das Willkürliche und oft Widersinnige der Traumbilder rührt aber davon her, daß der Astralleib wegen seiner Trennung von den Sinnesorganen des physischen Leibes seine Bilder nicht auf die richtigen Gegenstände und Vorgänge der äußeren Umgebung beziehen kann. Besonders klärend ist für diesen Tatbestand die Betrachtung eines solchen Traumes, in dem sich das Ich gewissermaßen spaltet. Wenn jemandem zum Beispiel träumt, er könne als Schüler eine ihm vom Lehrer vorgelegte Frage nicht beantworten, während sie gleich darauf der Lehrer selbst beantwortet. Weil der Träumende sich der Wahmehmungsorgane seines physischen Leibes nicht bedienen kann, ist er nicht imstande, die beiden Vorgänge auf sich, als denselben Menschen, zu beziehen. Also auch um sich selbst als ein bleibendes Ich zu erkennen, gehört für den Menschen zunächst die Ausrüstung mit äußeren Wahrnehmungsorganen. Nur dann, wenn sich der Mensch die Fähigkeit erworben hätte, auf andere Art als durch solche Wahrnehmungsorgane sich seines Ich bewußt zu werden, wäre auch außer seinem physischen Leibe das bleibende Ich für ihn wahrnehmbar. Solche Fähigkeiten hat das übersinnliche Bewußtsein zu erwerben, und es wird in dieser Schrift von den Mitteln dazu im weiteren die Rede sein.

Auch der Tod tritt durch nichts anderes ein als durch eine Änderung im Zusammenhange der Glieder des Menschenwesens. Auch dasjenige, was in bezug darauf die übersinnliche Beobachtung ergibt, kann in seinen Wirkungen in der offenbaren Welt gesehen werden; und die unbefangene Urteilskraft wird durch die Betrachtung des äußeren Lebens auch hier die Mitteilungen der übersinnlichen Erkenntnis bestätigt finden. Doch ist für diese Tatsachen der Ausdruck des Unsichtbaren im Sichtbaren weniger offenliegend, und man hat größere Schwierigkeiten, um das Gewicht dessen voll zu empfinden, was in den Vorgängen des äußeren Lebens bestätigend für die Mitteilungen der übersinnlichen Erkenntnis auf diesem Gebiete spricht. Noch näher als für manches in dieser Schrift bereits Besprochene liegt es hier, diese Mitteilungen einfach für Phantasiegebilde zu erklären, wenn man sich der Erkenntnis verschließen will, wie im Sinnenfälligen der deutliche Hinweis auf das Übersinnliche enthalten ist.

Während sich beim Übergang in den Schlaf der Astralleib nur aus seiner Verbindung mit dem Ätherleib und dem physischen Leibe löst, die letzteren jedoch verbunden bleiben, tritt mit dem Tode die Abtrennung des physischen Leibes vom Ätherleib ein. Der physische Leib bleibt seinen eigenen Kräften überlassen und muß deshalb als Leichnam zerfallen. Für den Ätherleib ist aber nunmehr mit dem Tode ein Zustand eingetreten, in dem er während der Zeit zwischen Geburt und Tod niemals war, bestimmte Ausnahmezustände abgerechnet, von denen noch gesprochen werden soll. Er ist nämlich jetzt mit seinem Astralleib vereinigt, ohne daß der physische Leib dabei ist. Denn nicht unmittelbar nach dem Eintritt des Todes trennen sich Ätherleib und Astralleib. Sie halten eine Zeitlang durch eine Kraft zusammen, von der leicht verständlich ist, daß sie vorhanden sein muß. Wäre sie nämlich nicht vorhanden, so könnte sich der Ätherleib gar nicht aus dem physischen Leibe herauslösen. Denn er wird mit diesem zusammengehalten: das zeigt der Schlaf, wo der Astralleib nicht imstande ist, diese beiden Glieder des Menschen auseinanderzureißen. Diese Kraft tritt beim Tode in Wirksamkeit. Sie löst den Ätherleib aus dem physischen heraus, so daß der erstere jetzt mit dem Astralleib verbunden ist. Die übersinnliche Beobachtung zeigt, daß diese Verbindung für verschiedene Menschen nach dem Tode verschieden ist. Die Dauer bemißt sich nach Tagen. Von dieser Zeitdauer soll hier vorläufig nur mitteilungsweise die Rede sein. — Später löst sich dann der Astralleib auch von seinem Ätherleib heraus und geht ohne diesen seine Wege weiter. Während der Verbindung der beiden Leiber ist der Mensch in einem Zustande, durch den er die Erlebnisse seines Astralleibes wahrnehmen kann. Solange der physische Leib da ist, muß mit der Loslösung des Astralleibes von ihm sogleich die Arbeit von außen beginnen, um die abgenutzten Organe zu erfrischen. Ist der physische Leib abgetrennt, so fällt diese Arbeit weg. Doch die Kraft, welche auf sie verwendet wird, wenn der Mensch schläft, bleibt nach dem Tode, und sie kann jetzt zu anderem verwendet werden. Sie wird nun dazu gebraucht, um die eigenen Vorgänge des Astralleibes wahrnehmbar zu machen.

Eine am Äußeren des Lebens haftende Beobachtung mag immerhin sagen: das sind alles Behauptungen, die dem mit übersinnlicher Anschauung Begabten einleuchten; für einen andern Menschen sei aber keine Möglichkeit vorhanden, an ihre Wahrheit heranzudringen. Die Sache ist doch nicht so. Was die übersinnliche Erkenntnis auch auf diesem dem gewöhnlichen Anschauen entlegenen Gebiete beobachtet: es kann von der gewöhnlichen Urteilskraft, nachdem es gefunden ist, erfaßt werden. Es muß diese Urteilskraft nur die Lebenszusammenhänge, die im Offenbaren vorliegen, in der rechten Art vor sich hinstellen. Vorstellen, Fühlen und Wollen stehen unter sich und mit den an der Außenwelt von dem Menschen gemachten Erlebnissen in einem solchen Verhältnis, daß sie unverständlich bleiben, wenn die Art ihrer offenbaren Wirksamkeit nicht als Ausdruck einer unoffenbaren genommen wird. Diese offenbare Wirksamkeit hellt sich für das Urteil erst auf, wenn sie in ihrem Verlauf im physischen Menschenleben als Ergebnis dessen angesehen werden kann, was die übersinnliche Erkenntnis für das nicht-physische feststellt. Man befindet sich dieser Wirksamkeit gegenüber ohne die übersinnliche Erkenntnis wie in einem finsteren Zimmer ohne Licht. Wie man die physischen Gegenstände der Umgebung erst im Lichte sieht, so wird, was durch das Seelenleben des Menschen sich abspielt, erst erklärbar durch die übersinnliche Erkenntnis.

Während der Verbindung des Menschen mit seinem physischen Leibe tritt die äußere Welt in Abbildern ins Bewußtsein; nach der Ablegung dieses Leibes wird wahrnehmbar, was der Astralleib erlebt, wenn er durch keine physischen Sinnesorgane mit dieser Außenwelt verbunden ist. Neue Erlebnisse hat er zunächst nicht. Die Verbindung mit dem Ätherleibe hindert ihn daran, etwas Neues zu erleben. Was er aber besitzt, das ist die Erinnerung an das vergangene Leben. Diese läßt der noch vorhandene Ätherleib als ein umfassendes, lebensvolles Gemälde erscheinen. Das ist das erste Erlebnis des Menschen nach dem Tode. Er nimmt das Leben zwischen Geburt und Tod als eine vor ihm ausgebreitete Reihe von Bildern wahr. Während dieses Lebens ist die Erinnerung nur im Wachzustand vorhanden, wenn der Mensch mit seinem physischen Leib verbunden ist. Sie ist nur insoweit vorhanden, als dieser Leib dies zuläßt. Der Seele geht nichts verloren von dem, was im Leben auf sie Eindruck macht. Wäre der physische Leib dazu ein vollkommenes Werkzeug: es müßte in jedem Augenblicke des Lebens möglich sein, dessen ganze Vergangenheit vor die Seele zu zaubern. Mit dem Tode hört dieses Hindernis auf. Solange der Ätherleib dem Menschen erhalten bleibt, besteht eine gewisse Vollkommenheit der Erinnerung. Sie schwindet aber in dem Maße dahin, in dem der Ätherleib die Form verliert, welche er während seines Aufenthaltes im physischen Leibe gehabt hat und welche dem physischen Leib ähnlich ist. Das ist ja auch der Grund, warum sich der Astralleib vom Ätherleib nach einiger Zeit trennt. Er kann nur so lange mit diesem vereint bleiben, als dessen dem physischen Leib entsprechende Form andauert. — Während des Lebens zwischen Geburt und Tod tritt eine Trennung des Ätherleibes nur in Ausnahmefällen und nur für kurze Zeit ein. Wenn der Mensch zum Beispiel eines seiner Glieder belastet, so kann ein Teil des Ätherleibes aus dem physischen sich abtrennen. Von einem Gliede, bei dem dies der Fall ist, sagt man, es sei «eingeschlafen». Und das eigentümliche Gefühl, das man dann empfindet, rührt von dem Abtrennen des Ätherleibes her. (Natürlich kann eine materialistische Vorstellungsart auch hier wieder das Unsichtbare in dem Sichtbaren leugnen und sagen: das alles rühre nur von der durch den Druck bewirkten physischen Störung her.) Die übersinnliche Beobachtung kann in einem solchen Falle sehen, wie der entsprechende Teil des Ätherleibes aus dem physischen herausrückt. Wenn nun der Mensch einen ganz ungewohnten Schreck oder dergleichen erlebt, so kann für einen großen Teil des Leibes für eine ganz kurze Zeit eine solche Abtrennung des Ätherleibes erfolgen. Es ist das dann der Fall, wenn der Mensch sich durch irgend etwas plötzlich dem Tode nahe sieht, wenn er zum Beispiel am Ertrinken ist oder bei einer Bergpartie ihm ein Absturz droht. Was Leute, die solches erlebt haben, erzählen, das kommt in der Tat der Wahrheit nahe und kann durch übersinnliche Beobachtung bestätigt werden. Sie geben an, daß ihnen in solchen Augenblicken ihr ganzes Leben wie in einem großen Erinnerungsbilde vor die Seele getreten ist. Es mag von vielen Beispielen, die hier angeführt werden könnten, nur auf eines hingewiesen werden, weil es von einem Manne herrührt, für dessen Vorstellungsart alles, was hier über solche Dinge gesagt wird, als eitel Phantasterei erscheinen muß. Es ist nämlich für den, welcher einige Schritte in die übersinnliche Beobachtung tut, immer sehr nützlich, wenn er sich mit den Angaben derjenigen bekannt macht, welche diese Wissenschaft für Phantasterei halten. Solchen Angaben kann nicht so leicht Befangenheit des Beobachters nachgesagt werden. (Die Geheimwissenschafter mögen nur recht viel von denen lernen, welche ihre Bestrebungen für Unsinn halten. Es braucht sie nicht irre zu machen, wenn ihnen von den letzteren in solcher Beziehung keine Gegenliebe entgegengebracht wird. Für die übersinnliche Beobachtung selbst bedarf es allerdings solcher Dinge nicht zur Bewahrheitung ihrer Ergebnisse. Sie will mit diesen Hinweisen auch nicht beweisen, sondern erläutern.) Der ausgezeichnete Kriminalanthropologe und auf vielen anderen Gebieten der Naturforschung bedeutsame Forscher Moritz Benedict erzählt in seinen Lebenserinnerungen den von ihm selbst erlebten Fall, daß er einmal, als er dem Ertrinken in einem Bade nahe war, wie in einem einzigen Bilde sein ganzes Leben in der Erinnerung vor sich gesehen habe. — Wenn andere die bei ähnlicher Gelegenheit erlebten Bilder anders beschreiben, ja sogar so, daß sie mit den Vorgängen ihrer Vergangenheit scheinbar wenig zu tun haben, so widerspricht das dem Gesagten nicht, denn die Bilder, welche in dem ganz ungewohnten Zustande der Abtrennung von dem physischen Leibe entstehen, sind manchmal in ihrer Beziehung zum Leben nicht ohne weiteres erklärlich. Eine richtige Betrachtung wird diese Beziehung aber immer erkennen. Auch ist es kein Einwand, wenn jemand zum Beispiel dem Ertrinken einmal nahe war und das geschilderte Erlebnis nicht gehabt hat. Man muß eben bedenken, daß dieses nur dann eintreten kann, wenn wirklich der Ätherleib von dem physischen getrennt ist und dabei der erstere mit dem Astralleib verbunden bleibt. Wenn durch den Schreck auch eine Lockerung des Ätherleibes und Astralleibes eintritt, dann bleibt das Erlebnis aus, weil dann wie im traumlosen Schlaf völlige Bewußtlosigkeit vorhanden ist.

In einem Erinnerungsgemälde zusammengefaßt erscheint in der ersten Zeit nach dem Tode die erlebte Vergangenheit. Nach der Trennung von dem Ätherleib ist nun der Astralleib für sich allein auf seiner weiteren Wanderung. Es ist unschwer einzusehen, daß in dem Astralleib alles das vorhanden bleibt, was dieser durch seine eigene Tätigkeit während seines Aufenthaltes im physischen Leibe zu seinem Besitz gemacht hat. Das Ich hat bis zu einem gewissen Grade das Geistselbst, den Lebensgeist und den Geistesmenschen herausgearbeitet. Soweit diese entwickelt sind, erhalten sie ihr Dasein nicht von dem, was als Organe in den Leibern vorhanden ist, sondern vom Ich. Und dieses Ich ist ja gerade dasjenige Wesen, welches keiner äußeren Organe zu seiner Wahrnehmung bedarf. Und es braucht auch keine solchen, um im Besitze dessen zu bleiben, was es mit sich selbst vereint hat. Man könnte einwenden: ja warum ist im Schlafe keine Wahrnehmung von diesem entwickelten Geistselbst, Lebensgeist und Geistesmenschen vorhanden? Sie ist deswegen nicht vorhanden, weil das Ich zwischen Geburt und Tod an den physischen Leib gekettet ist. Wenn es auch im Schlafe mit dem Astralleibe sich außerhalb dieses physischen Leibes befindet, so bleibt es doch mit diesem eng verbunden. Denn die Tätigkeit seines Astralleibes ist diesem physischen Leibe zugewandt. Dadurch ist das Ich mit seiner Wahrnehmung an die äußere Sinnenwelt verwiesen, kann somit die Offenbarungen des Geistigen in seiner unmittelbaren Gestalt nicht empfangen. Erst durch den Tod tritt diese Offenbarung an das Ich heran, weil dieses durch ihn frei wird von seiner Verbindung mit physischem und Ätherleib. In dem Augenblicke kann für die Seele eine andere Welt aufleuchten, in dem sie herausgezogen ist aus der physischen Welt, die im Leben ihre Tätigkeit an sich fesselt. — Nun gibt es Gründe, warum auch in diesem Zeitpunkte für den Menschen nicht alle Verbindung mit der äußeren Sinnenwelt aufhört. Es bleiben nämlich gewisse Begierden vorhanden, welche diese Verbindung aufrechterhalten. Es sind Begierden, welche sich der Mensch eben dadurch schafft, daß er sich seines Ich als des vierten Gliedes seiner Wesenheit bewußt ist. Diejenigen Begierden und Wünsche, welche aus der Wesenheit der drei niedrigen Leiber entspringen, können auch nur innerhalb der äußeren Welt wirken; und wenn diese Leiber abgelegt sind, dann hören sie auf. Hunger wird durch den äußeren Leib bewirkt; er schweigt, sobald dieser äußere Leib nicht mehr mit dem Ich verbunden ist. Hätte das Ich nun keine weiteren Begierden als diejenigen, welche seiner eigenen geistigen Wesenheit entstammen, so könnte es mit dem Eintritt des Todes volle Befriedigung aus der geistigen Welt schöpfen, in die es versetzt ist. Aber das Leben hat ihm noch andere Begierden gegeben. Es hat ein Verlangen in ihm entzündet nach Genüssen, die nur durch physische Organe befriedigt werden können, trotzdem sie selbst gar nicht aus dem Wesen dieser Organe selbst herkommen. Nicht nur die drei Leiber verlangen durch die physische Welt ihre Befriedigung, sondern das Ich selbst findet Genüsse innerhalb dieser Welt, für welche in der geistigen Welt überhaupt kein Gegenstand zur Befriedigung vorhanden ist. Zweierlei Wünsche gibt es für das Ich im Leben. Solche, die aus den Leibern herstammen, die also innerhalb der Leiber befriedigt werden müssen, die aber auch mit dem Zerfall der Leiber ihr Ende finden. Dann solche, die aus der geistigen Natur des Ich stammen. Solange das Ich in den Leibern ist, werden auch diese durch die leiblichen Organe befriedigt. Denn in den Offenbarungen der Organe des Leibes wirkt das verborgene Geistige. Und in allem, was die Sinne wahrnehmen, empfangen sie zugleich ein Geistiges. Dieses Geistige ist, wenn auch in anderer Form, auch nach dem Tode vorhanden. Alles, was das Ich von Geistigem innerhalb der Sinnenwelt begehrt, das hat es auch, wenn die Sinne nicht mehr da sind. Käme nun zu diesen zwei Arten von Wünschen nicht noch eine dritte hinzu, es würde der Tod nur einen Übergang bedeuten von Begierden, die durch Sinne befriedigt werden können, zu solchen, welche in der Offenbarung der geistigen Welt ihre Erfüllung finden. Diese dritte Art von Wünschen sind diejenigen, welche sich das Ich während seines Lebens in der Sinnenwelt erzeugt, weil es an ihr Gefallen findet auch insofern, als sich in ihr nicht das Geistige offenbart. — Die niedrigsten Genüsse können Offenbarungen des Geistes sein. Die Befriedigung, welche die Nahrungsaufnahme dem hungernden Wesen gewährt, ist eine Offenbarung des Geistes. Denn durch die Aufnahme von Nahrung wird das zustande gebracht, ohne welches das Geistige in einer gewissen Beziehung nicht seine Entwickelung finden könnte. Das Ich aber kann hinausgehen über den Genuß, der durch diese Tatsache notwendig geboten ist. Es kann nach der wohlschmeckenden Speise Verlangen tragen, auch ganz abgesehen von dem Dienste, welcher durch die Nahrungsaufnahme dem Geiste geleistet wird. Dasselbe tritt für andere Dinge der Sinnenwelt ein. Es werden dadurch diejenigen Wünsche erzeugt, die in der Sinnenwelt niemals zum Vorschein gekommen wären, wenn nicht das menschliche Ich in diese eingegliedert worden wäre. Aber auch aus dem geistigen Wesen des Ich entspringen solche Wünsche nicht. Sinnliche Genüsse muß das Ich haben, solange es im Leibe lebt, auch insofern es geistig ist. Denn im Sinnlichen offenbart sich der Geist; und nichts anderes genießt das Ich als den Geist, wenn es sich in der Sinnenwelt dem hingibt, durch das des Geistes Licht hindurchleuchtet. Und es wird im Genusse dieses Lichtes bleiben, auch wenn die Sinnlichkeit nicht mehr das Mittel ist, durch das die Strahlen des Geistes hindurchgehen. Für solche Wünsche aber gibt es keine Erfüllung in der geistigen Welt, für die nicht schon im Sinnlichen der Geist lebt. Tritt der Tod ein, dann ist für diese Wünsche die Möglichkeit des Genusses abgeschnitten. Der Genuß an einer wohlschmeckenden Speise kann nur dadurch herbeigeführt werden, daß die physischen Organe da sind, welche bei der Zuführung der Speise gebraucht werden: Gaumen, Zunge usw. Diese hat der Mensch nach Ablegung des physischen Leibes nicht mehr. Wenn aber das Ich noch Bedürfnis nach solchem Genuß hat, so muß solches Bedürfnis unbefriedigt bleiben. Sofern dieser Genuß dem Geiste entspricht, ist er nur so lange vorhanden, als die physischen Organe da sind. Sofern ihn aber das Ich erzeugt hat, ohne damit dem Geiste zu dienen, bleibt er nach dem Tode als Wunsch, der vergeblich nach Befriedigung dürstet. Was jetzt im Menschen vorgeht, davon läßt sich nur ein Begriff bilden, wenn man sich vorstellt, jemand leide brennenden Durst in einer Gegend, in der weit und breit kein Wasser zu finden ist. So geht es dem Ich, insofern es nach dem Tode die nicht ausgelöschten Begierden nach Genüssen der äußeren Welt hegt und keine Organe hat, sie zu befriedigen. Natürlich muß man den brennenden Durst, der als Vergleich mit dem Zustande des Ich nach dem Tode dient, sich ins Maßlose gesteigert denken und sich vorstellen, daß er ausgedehnt sei auf alle dann noch vorhandenen Begierden, für die jede Möglichkeit der Erfüllung fehlt. Der nächste Zustand des Ich besteht darin, sich frei zu machen von diesem Anziehungsband an die äußere Welt. Das Ich hat in sich eine Läuterung und Befreiung in dieser Beziehung herbeizuführen. Aus ihm muß alles herausgetilgt werden, was an Wünschen von ihm innerhalb des Leibes erzeugt worden ist und was in der geistigen Welt kein Heimatrecht hat. — Wie ein Gegenstand vom Feuer erfaßt und verbrannt wird, so wird die geschilderte Begierdenwelt nach dem Tode aufgelöst und zerstört. Es eröffnet sich damit der Ausblick in jene Welt, welche die übersinnliche Erkenntnis als das «verzehrende Feuer des Geistes» bezeichnen kann. Von diesem «Feuer» wird eine Begierde erfaßt, welche sinnlicher Art ist, aber dieses so ist, daß das Sinnliche nicht Ausdruck des Geistes ist. Man könnte solche Vorstellungen, wie sie in bezug auf diese Vorgänge die übersinnliche Erkenntnis geben muß, trostlos und furchtbar finden.

Erschreckend könnte es erscheinen, daß eine Hoffnung, zu deren Befriedigung sinnliche Organe nötig sind, nach dem Tode sich in Hoffnungslosigkeit, daß ein Wunsch, den nur die physische Welt erfüllen kann, dann in brennende Entbehrung sich wandeln muß. Man kann eine solche Meinung nur so lange haben, als man nicht bedenkt, daß alle Wünsche und Begierden, die nach dem Tode von dem «verzehrenden Feuer» erfaßt werden, im höheren Sinne nicht wohltätige, sondern zerstörende Kräfte im Leben darstellen. Durch solche Kräfte knüpft das Ich mit der Sinnenwelt ein festeres Band, als notwendig ist, um aus dieser selben Sinnenwelt alles dasjenige in sich aufzunehmen, was ihm frommt. Diese Sinnenwelt ist eine Offenbarung des hinter ihr verborgenen Geistigen. Das Ich könnte den Geist niemals in der Form genießen, in der er sich nur durch leibliche Sinne offenbaren kann, wenn es diese Sinne nicht benutzen wollte zum Genusse des Geistigen im Sinnlichen. Doch entzieht sich das Ich auch so viel von dem wahren geistigen Wirklichen in der Welt, als es von der Sinnenwelt begehrt, ohne daß der Geist dabei spricht. Wenn der sinnliche Genuß als Ausdruck des Geistes Erhöhung, Entwickelung des Ich bedeutet, so derjenige, der ein solcher Ausdruck nicht ist, Verarmung, Verödung desselben. Wird eine derartige Begierde in der Sinnenwelt befriedigt, so bleibt ihre verödende Wirkung auf das Ich deshalb doch vorhanden. Nur wird vor dem Tode diese zerstörende Wirkung für das Ich nicht sichtbar. Deshalb kann im Leben der Genuß nach solcher Begierde neue gleichartige Wünsche erzeugen. Und der Mensch wird gar nicht gewahr, daß er durch sich selbst sich in ein «verzehrendes Feuer» hüllt. Nach dem Tode wird nur sichtbar, was ihn auch schon im Leben umgibt; und durch das Sichtbarwerden erscheint dieses zugleich in seiner heilsamen, wohltätigen Folge. Wer einen Menschen lieb hat, wird doch nicht allein zu dem an ihm hingezogen, was durch die physischen Organe empfunden werden kann. Nur von diesem aber darf gesagt werden, daß es mit dem Tode der Wahrnehmung entzogen wird. Gerade das aber wird dann sichtbar an dem geliebten Menschen, zu dessen Wahrnehmung die physischen Organe nur das Mittel waren. Ja das einzige, was diese volle Sichtbarkeit hindert, ist dann das Vorhandensein derjenigen Begierde, die nur durch physische Organe befriedigt werden kann. Würde diese Begierde aber nicht ausgetilgt, so könnte die bewußte Wahrnehmung des geliebten Menschen nach dem Tode gar nicht eintreten. So betrachtet, verwandelt sich die Vorstellung des Furchtbaren und Trostlosen, das für den Menschen die Ereignisse nach dem Tode haben könnten, wie sie die übersinnliche Erkenntnis schildern muß, in diejenige des tief Befriedigenden und Trostreichen.

Die nächsten Erlebnisse nach dem Tode sind nun in noch einer Beziehung durchaus verschieden von denen während des Lebens. Während der Läuterung lebt der Mensch gewissermaßen nach rückwärts. Er macht alles dasjenige noch einmal durch, was er im Leben seit der Geburt erfahren hat. Von den Vorgängen, die dem Tode unmittelbar vorausgingen, beginnt er und erlebt alles nochmals bis zur Kindheit in rückwärtiger Reihenfolge. Und dabei tritt ihm alles geistig vor Augen, was nicht aus der geistigen Natur des Ich während des Lebens entsprungen ist. Nur erlebt er auch dieses alles jetzt in umgekehrter Art. Ein Mensch, der zum Beispiel im sechzigsten Jahre gestorben ist und der aus einer zornigen Aufwallung heraus in seinem vierzigsten Jahre jemand körperlichen oder seelischen Schmerz zugefügt hat, wird dieses Ereignis noch einmal erleben, wenn er bei seiner rückgängigen Daseinswanderung nach dem Tod an der Stelle seines vierzigsten Jahres angelangt ist. Nur erlebt er da nicht die Befriedigung, die ihm im Leben geworden ist durch den Angriff auf den andern, sondern dafür den Schmerz, der durch ihn diesem andern zugefügt worden ist. Aus dem Obigen kann man aber auch zugleich ersehen, daß nur dasjenige von einem solchen Vorgange nach dem Tode als peinvoll wahrgenommen werden kann, was aus einer Begierde des Ich entsprungen ist, die nur der äußeren physischen Welt entstammt. In Wahrheit schädigt das Ich nämlich nicht nur den andern durch die Befriedigung einer solchen Begierde, sondern sich selbst; nur bleibt ihm diese eigene Schädigung während des Lebens unsichtbar. Nach dem Tode aber wird diese ganze schädigende Begierdenwelt dem Ich sichtbar. Und zu jedem Wesen und jedem Dinge fühlt sich dann das Ich hingezogen, an dem solch eine Begierde entzündet worden ist, damit sie im «verzehrenden Feuer» ebenso wieder ausgetilgt werden kann, wie sie entstanden ist. Erst wenn der Mensch bei seiner Rückwärtswanderung in dem Zeitpunkte seiner Geburt angelangt ist, sind alle derartigen Begierden durch das Läuterungsfeuer hindurchgegangen, und nichts hindert ihn von jetzt ab an der vollen Hingabe an die geistige Welt. Er betritt eine neue Daseinsstufe. Wie er im Tode den physischen Leib, bald danach den Ätherleib abgelegt hat, so zerfällt jetzt derjenige Teil des astralischen Leibes, der nur im Bewußtsein der äußeren physischen Welt leben kann. Für die übersinnliche Erkenntnis gibt es somit drei Leichname, den physischen, den ätherischen und den astralischen. Der Zeitpunkt, in dem der letztere von dem Menschen abgeworfen wird, ist dadurch gekennzeichnet, daß die Zeit der Läuterung etwa das Drittel von derjenigen beträgt, welche zwischen Geburt und Tod verflossen ist. Später, wenn auf Grund der Geheimwissenschaft der menschliche Lebenslauf betrachtet werden wird, kann erst die Ursache deutlich werden, warum dies so ist. Für die übersinnliche Beobachtung sind in der menschlichen Umwelt fortwährend Astralleichname vorhanden, die abgeworfen sind von Menschen, welche aus dem Läuterungszustande in ein höheres Dasein übergehen. Es ist dies genau so, wie für die physische Wahrnehmung dort physische Leichname entstehen, wo Menschen wohnen.

Nach der Läuterung tritt für das Ich ein völlig neuer Bewußtseinszustand ein. Während ihm vor dem Tode die äußeren Wahrnehmungen zufließen mußten, damit auf sie das Licht des Bewußtseins fallen könne, strömt jetzt gleichsam von innen eine Welt, die zum Bewußtsein gelangt. Auch zwischen Geburt und Tod lebt das Ich in dieser Welt. Nur kleidet sich letztere da in die Offenbarungen der Sinne; und nur da, wo das Ich mit Außerachtlassung aller Sinneswahrnehmung sich selbst in seinem «innersten Allerheiligsten» wahrnimmt, kündigt sich das in unmittelbarer Gestalt an, was sonst nur in dem Schleier des Sinnlichen erscheint. So wie die Wahrnehmung des Ich im Innern vor dem Tode vor sich geht, so von innen heraus offenbart sich die geistige Welt in ihrer Fülle nach dem Tode und nach der Läuterung. Eigentlich ist diese Offenbarung schon sogleich nach dem Ablegen des Ätherleibes da; doch legt sich vor sie hin wie eine verfinsternde Wolke die Welt der Begierden, welche noch der äußeren Welt zugekehrt sind. Es ist da, wie wenn sich in eine selige Welt geistigen Erlebens die schwarzen dämonischen Schatten mischten, welche aus den im «Feuer sich verzehrenden» Begierden entstehen. Ja nicht bloß Schatten, sondern wirkliche Wesenheiten sind jetzt diese Begierden; das zeigt sich sofort, wenn die physischen Organe vom Ich entfernt sind und dieses dadurch wahrnehmen kann, was geistiger Art ist. Als Zerrbilder und Karikaturen dessen erscheinen diese Wesen, was dem Menschen vorher durch die sinnliche Wahrnehmung bekannt geworden ist. Die übersinnliche Beobachtung hat von dieser Welt des Läuterungsfeuers zu sagen, daß sie bewohnt ist von Wesen, deren Aussehen dem geistigen Auge grauenhaft und schmerzerregend sein kann, deren Lust die Vernichtung zu sein scheint und deren Leidenschaft auf ein Böses sich richtet, gegen welches das Böse der Sinnenwelt unbedeutend wirkt. Was der Mensch an den gekennzeichneten Begierden in diese Welt mitbringt, das erscheint für diese Wesenheiten wie eine Nahrung, durch welche ihre Gewalten stets aufs neue Kräftigung und Stärkung erhalten. Das Bild, das so von einer für die Sinne unwahrnehmbaren Welt entworfen wird, kann dem Menschen weniger unglaublich erscheinen, wenn er einmal mit einem unbefangenen Blicke einen Teil der Tierwelt betrachtet. Was ist für den geistigen Blick ein grausam herumziehender Wolf? Was offenbart sich indem, was die Sinne an ihm wahrnehmen? Nichts anderes als eine Seele, die in Begierden lebt und sich durch diese betätigt. Man kann die äußere Gestalt des Wolf es eine Verkörperung dieser Begierden nennen. Und hätte der Mensch keine Organe, um diese Gestalt wahrzunehmen, er müßte das Dasein des entsprechenden Wesens doch anerkennen, wenn sich dessen Begierden unsichtbar in ihren Wirkungen zeigten, wenn also eine für das Auge unsichtbare Gewalt herumschliche, durch welche alles das geschehen könnte, was durch den sichtbaren Wolf geschieht. Nun, die Wesen des Läuterungsfeuers sind zwar nicht für das sinnliche, sondern nur für das übersinnliche Bewußtsein vorhanden; ihre Wirkungen liegen aber offenkundig da: sie bestehen in der Zerstörung des Ich, wenn ihnen dieses Nahrung gibt. Diese Wirkungen werden deutlich sichtbar, wenn sich der begründete Genuß zu Unmäßigkeit und Ausschweifung steigert. Denn was den Sinnen wahrnehmbar ist, würde auch das Ich nur insoweit reizen, als der Genuß in seiner Wesenheit begründet ist. Das Tier wird nur durch dasjenige in der Außenwelt zum Verlangen getrieben, wonach seine drei Leiber begehren. Der Mensch hat höhere Genüsse, weil zu den drei Leibesgliedern noch das vierte, das Ich, hinzukommt. Wenn aber nun das Ich nach einer solchen Befriedigung verlangt, die seinem Wesen nicht zur Erhaltung und Förderung, sondern zur Zerstörung dient, so kann ein solches Verlangen weder die Wirkung seiner drei Leiber noch diejenige seiner eigenen Natur sein, sondern nur diejenige von Wesenheiten, welche den Sinnen verborgen bleiben ihrer wahren Gestalt nach, die aber gerade an die höhere Natur des Ich sich heranmachen können und es zu Begierden zu reizen vermögen, die nicht mit der Sinnlichkeit zusammenhängen, doch aber nur durch diese befriedigt werden können. Es sind eben Wesen vorhanden, welche Leidenschaften und Begierden zu ihrer Nahrung haben, die von schlimmerer Art als alle tierischen sind, weil sie nicht im Sinnlichen sich ausleben, sondern das Geistige ergreifen und dieses in das sinnliche Feld herunterziehen. Die Gestalten solcher Wesen sind deshalb für den geistigen Blick häßlicher, grauenhafter als die Gestalten der wildesten Tiere, in denen sich doch nur Leidenschaften verkörpern, welche im Sinnlichen begründet sind; und die zerstörenden Kräfte dieser Wesen überragen maßlos alle Zerstörungswut, welche in der sinnlich wahrnehmbaren Tierwelt vorhanden ist. Die übersinnliche Erkenntnis muß auf diese Art den Blick des Menschen weiten als auf eine Welt von Wesen, die in gewisser Beziehung niedriger steht als die sichtbare zerstörungbringende Tierwelt.

Wenn der Mensch nach dem Tode durch diese Welt hindurchgegangen ist, dann findet er sich einer Welt gegenüber, welche Geistiges enthält und die auch nur ein Verlangen in ihm erzeugt, das im Geistigen seine Befriedigung findet. Aber auch jetzt unterscheidet der Mensch zwischen dem, was zu seinem Ich gehört, und dem, was die Umgebung dieses Ich — man kann auch sagen dessen geistige Außenwelt — bildet. Nur strömt ihm das, was er von dieser Umgebung erlebt, so zu, wie während seines Aufenthaltes im Leibe ihm die Wahrnehmung seines eigenen Ich zuströmt. Während also die Umgebung des Menschen im Leben zwischen Geburt und Tod durch die Organe seiner Leiber zu ihm spricht, dringt nach Ablegung aller Leiber die Sprache der neuen Umgebung unmittelbar in das «innerste Heiligtum» des Ich. Die ganze Umgebung des Menschen ist jetzt erfüllt von Wesenheiten, welche gleicher Art sind mit seinem Ich, denn nur ein Ich hat zu einem Ich den Zutritt. So wie Mineralien, Pflanzen und Tiere den Menschen in der Sinnenwelt umgeben und diese zusammensetzen, so ist er nach dem Tode von einer Welt umgeben, die aus Wesenheiten geistiger Art zusammengesetzt ist. Doch bringt der Mensch etwas, was in ihr nicht seine Umgebung ist, in diese Welt mit; es ist dasjenige, was das Ich innerhalb der Sinnenwelt erlebt hat. Zunächst trat die Summe dieser Erlebnisse unmittelbar nach dem Tode, solange der Ätherleib noch mit dem Ich verbunden war, als ein umfassendes Erinnerungsgemälde auf. Der Ätherleib selbst wird dann zwar abgelegt, aber von dem Erinnerungsgemälde bleibt etwas als unvergänglicher Besitz des Ich zurück. Wie wenn man aus allen Erlebnissen und Erfahrungen, die zwischen Geburt und Tod an den Menschen herangetreten sind, einen Extrakt, einen Auszug machen würde, so nimmt sich das aus, was da zurückbleibt. Es ist dies das geistige Erträgnis des Lebens, die Frucht desselben. Dieses Erträgnis ist geistiger Art. Es enthält alles, was sich Geistiges durch die Sinne offenbart. Aber ohne das Leben in der Sinnenwelt hätte es nicht zustande kommen können. Diese geistige Frucht der Sinnenwelt empfindet nach dem Tode das Ich als das, was jetzt seine eigene, seine Innenwelt ist und womit es die Welt betritt, die aus Wesen besteht, die sich offenbaren, wie nur sein Ich sich selbst in seinem tiefsten Innern offenbaren kann. Wie ein Pflanzenkeim, der ein Extrakt der ganzen Pflanze ist, sich aber nur entfaltet, wenn er in eine andere Welt, in die Erde, versenkt wird, so entfaltet sich jetzt dasjenige, was das Ich aus der Sinnenwelt mitbringt, wie ein Keim, auf den die geistige Umgebung wirkt, die ihn nunmehr aufgenommen hat. Die Wissenschaft des Übersinnlichen kann allerdings nur Bilder geben, wenn sie schildern soll, was in diesem «Geisterland» vorgeht; doch können diese Bilder solche sein, welche dem übersinnlichen Bewußtsein sich als wahre Wirklichkeit darstellen, wenn es die entsprechenden, dem sinnlichen Auge unsichtbaren Ereignisse verfolgt. Was da zu schildern ist, kann durch Vergleiche mit der Sinnenwelt anschaulich gemacht werden. Denn trotzdem es ganz geistiger Art ist, hat es Ähnlichkeit in gewisser Beziehung mit der sinnlichen Welt. Wie zum Beispiel in dieser eine Farbe erscheint, wenn dieser oder jener Gegenstand auf das Auge wirkt, so stellt sich vor das Ich im «Geisterlande» ein Erlebnis wie das durch eine Farbe hin, wenn auf dasselbe ein Wesen wirkt. Nur wird dieses Erlebnis so hervorgebracht, wie innerhalb des Lebens zwischen Geburt und Tod nur die Wahrnehmung des Ich im Innern bewirkt werden kann. Es ist nicht, wie wenn das Licht von außen herein in den Menschen fiele, sondern so, wie wenn ein anderes Wesen unmittelbar auf das Ich wirkte und dieses veranlaßte, sich diese Wirkung in einem Farbenbilde vorzustellen. So finden alle Wesen der geistigen Umgebung des Ich in einer farbenstrahlenden Welt ihren Ausdruck. Da sie eine andere Art der Entstehung haben, sind selbstverständlich diese Farbenerlebnisse der geistigen Welt auch von etwas anderem Charakter als die an den sinnlichen Farben. Auch für andere Eindrücke, welche der Mensch von der Sinnenwelt empfängt, muß Ähnliches gesagt werden. Am ähnlichsten den Eindrücken dieser Sinnenwelt sind nun aber die Töne der geistigen Welt. Und je mehr sich der Mensch einlebt in diese Welt, desto mehr wird sie für ihn ein in sich bewegtes Leben, das sich mit den Tönen und ihrer Harmonie in der sinnlichen Wirklichkeit vergleichen läßt. Nun fühlt er die Töne nicht als etwas, das von außen an ein Organ herankommt, sondern wie eine Macht, die durch sein Ich in die Welt hinausströmt. Er fühlt den Ton, wie in der Sinnenwelt sein eigenes Sprechen oder Singen; nur weiß er in der geistigen Welt, daß diese Töne, die aus ihm strömen, zugleich die Kundgebungen anderer Wesenheiten sind, die durch ihn sich in die Welt ergießen. Eine noch höhere Kundgebung im «Geisterland» findet statt, wenn der Ton zum «geistigen Wort» wird. Dann strömt durch das Ich nicht nur das bewegte Leben eines andern geistigen Wesens, sondern ein solches Wesen selbst teilt sein Inneres diesem Ich mit. Und ohne das Trennende, das ein jedes Beisammensein in der Sinnenwelt haben muß, leben dann, wenn das Ich von dem «geistigen Wort» durchströmt wird, zwei Wesen ineinander. Und in dieser Art ist wirklich das Beisammensein von dem Ich mit andern geistigen Wesen nach dem Tode.

Vor das übersinnliche Bewußtsein treten drei Gebiete des Geisterlandes, welche sich vergleichen lassen mit drei Teilen der physischen Sinnenwelt. Das erste Gebiet ist gewissermaßen das «feste Land» der geistigen Welt, das zweite das «Meeres- und Flußgebiet» und das dritte der «Luftkreis». — Was auf der Erde physische Formen annimmt, so daß es durch physische Organe wahrgenommen werden kann, das wird seiner geistigen Wesenheit nach in dem ersten Gebiet des «Geisterlandes» wahrgenommen. Von einem Kristall zum Beispiel kann da die Kraft wahrgenommen werden, welche seine Form bildet. Nur verhält sich dasjenige, was sich da offenbart, wie ein Gegensatz dessen, was in der Sinnenwelt auftritt. Der Raum, welcher in der letzteren Welt von der Gesteinsmasse ausgefüllt ist, erscheint für den geistigen Blick wie eine Art Hohlraum; aber rings um diesen Hohlraum wird die Kraft gesehen, welche die Form des Steines bildet. Eine Farbe, welche der Stein in der Sinnenwelt hat, erscheint in der geistigen wie das Erlebnis der Gegenfarbe; also ein rot gefärbter Stein ist vom Geisterland aus gesehen wie grünlich, ein grüner wie rötlich erlebt usw. Auch die anderen Eigenschaften erscheinen in ihrem Gegensatze. Wie Steine, Erdmassen und dergleichen das feste Land — das Kontinentalgebiet — der sinnlichen Welt bilden, so setzen die dargestellten Gebilde das «feste Land» der geistigen zusammen. — Alles, was innerhalb der Sinnenwelt Leben ist, das ist Meeresgebiet im Geistigen. Dem sinnlichen Blick erscheint das Leben in seinen Wirkungen bei Pflanzen, Tieren und Menschen. Dem geistigen Auge ist das Leben ein strömendes Wesen, das wie Meere und Flüsse das Geisterland durchsetzt. Besser noch ist der Vergleich mit dem Kreislauf des Blutes im Leibe. Denn während sich die Meere und Flüsse in der Sinnenwelt als unregelmäßig verteilt darstellen, herrscht in der Verteilung des strömenden Lebens im Geisterland eine gewisse Regelmäßigkeit, wie im Blutkreislauf. Eben dieses «strömende Leben» wird gleichzeitig wie ein geistiges Tönen wahrgenommen. — Das dritte Gebiet des Geisterlandes ist dessen «Luftkreis». Was in der Sinnenwelt als Empfindung auftritt, das ist im Geistgebiet so alles durchdringend vorhanden, wie die Luft auf der Erde vorhanden ist. Ein Meer von strömender Empfindung hat man sich da vorzustellen. Leid und Schmerz, Freude und Entzücken strömen in diesem Gebiete wie Wind und Sturm im Luftkreis der sinnlichen Welt. Man denke an eine Schlacht, die auf Erden geschlagen wird. Da stehen einander nicht bloß Gestalten der Menschen gegenüber, die das sinnliche Auge sehen kann, sondern Gefühle stehen gegen Gefühle, Leidenschaften gegen Leidenschaften; Schmerzen erfüllen das Schlachtfeld ebenso wie Menschengestalten. Alles, was da lebt an Leidenschaft, an Schmerz, an Siegesfreude, das ist nicht nur vorhanden, insofern es sich in sinnlich-wahrnehmbaren Wirkungen offenbart; es kommt dem geistigen Sinne zum Bewußtsein als Vorgang des Luftkreises im Geisterland. Ein solches Ereignis ist im Geistigen wie ein Gewitter in der physischen Welt. Und die Wahrnehmung dieser Ereignisse läßt sich vergleichen mit dem Hören der Worte in der physischen Welt. Deshalb sagt man: wie die Luft die Erdenwesen einhüllt und durchdringt, so die «wehenden geistigen Worte» die Wesen und Vorgänge des Geisterlandes.

Und weitere Wahrnehmungen sind noch möglich in dieser geistigen Welt. Auch das ist hier vorhanden, was sich mit der Wärme und mit dem Lichte der physischen Welt vergleichen läßt. Was wie die Wärme die irdischen Dinge und Wesen alles im Geisterlande durchdringt, das ist die Gedankenwelt selbst. Nur sind die Gedanken da als lebende, selbständige Wesen vorzustellen. Was der Mensch in der offenbaren Welt als Gedanken erfaßt, das ist wie ein Schatten dessen, was als Gedankenwesen im Geisterlande lebt. Man denke sich den Gedanken, wie er im Menschen vorhanden ist, herausgehoben aus diesem Menschen und als tätiges, handelndes Wesen mit einem eigenen Innenleben begabt, so hat man eine schwache Verbildlichung dessen, was das vierte Gebiet des Geisterlandes erfüllt. Was der Mensch als Gedanken in seiner physischen Welt zwischen Geburt und Tod wahrnimmt, das ist nur die Offenbarung der Gedankenwelt, so wie sie durch die Werkzeuge der Leiber sich bilden kann. Aber alles, was der Mensch an solchen Gedanken hegt, die eine Bereicherung in der physischen Welt bedeuten, das hat aus diesem Gebiete heraus seinen Ursprung. Man braucht bei solchen Gedanken nicht bloß an die Ideen der großen Erfinder, der genialen Personen. zu denken, sondern man kann bei jedem Menschen sehen, wie er «Einfälle» hat, die er nicht bloß der Außenwelt verdankt, sondern durch die er diese Außenwelt selbst umgestaltet. Soweit Gefühle, Leidenschaften in Betracht kommen, zu denen die Veranlassung in der äußeren Welt liegt, so weit sind diese Gefühle usw. in das dritte Gebiet des Geisterlandes zu versetzen; alles das aber, was in der Menschenseele so leben kann, daß der Mensch ein Schaffender wird, daß er umgestaltend und befruchtend auf seine Umwelt wirkt:

das wird in seiner ureigenen, wesenhaften Gestalt offenbar im vierten Felde der geistigen Welt. — Was in der fünften Region vorhanden ist, darf mit dem physischen Licht verglichen werden. Es ist in seiner ureigenen Gestalt sich offenbarende Weisheit. Wesen, welche Weisheit in ihre Umgebung ergießen, wie die Sonne Licht auf physische Wesen, gehören diesem Gebiete an. Was beschienen wird von dieser Weisheit, das zeigt sich in seinem wahren Sinn und seiner Bedeutung für die geistige Welt, wie ein physisches Wesen seine Farbe zeigt, wenn es vom Lichte beschienen wird. — Es gibt noch höhere Gebiete des Geisterlandes; sie werden ihre Darstellung an einer späteren Stelle dieser Schrift finden.

In diese Welt wird nach dem Tode das Ich eingesenkt mit dem Erträgnis, das es aus dem sinnlichen Leben mitbringt. Und dieses Erträgnis ist noch vereinigt mit jenem Teile des Astralleibes, der am Ende der Läuterungszeit nicht abgeworfen wird. Es fällt ja nur jener Teil ab, welcher nach dem Tode mit seinen Begierden und Wünschen dem physischen Leben zugewandt war. Die Einsenkung des Ich mit dem, was es aus der sinnlichen Welt sich zugeeignet hat, in die geistige Welt, läßt sich mit dem Einbetten eines Samenkorns in die reifende Erde vergleichen. Wie dieses Samenkorn die Stoffe und Kräfte aus seiner Umgebung heranzieht, um sich zu einer neuen Pflanze zu entfalten, so ist Entfaltung und Wachstum das Wesen des in die geistige Welt eingesenkten Ich. — In demjenigen, was ein Organ wahrnimmt, liegt auch die Kraft verborgen, durch welche dieses Organ selbst gebildet wird. Das Auge nimmt das Licht wahr. Aber ohne das Licht gäbe es kein Auge. Wesen, welche ihr Leben im Finstern zubringen, bilden an sich keine Werkzeuge zum Sehen aus. So aber ist der ganze leibliche Mensch herausgeschaffen aus den verborgenen Kräften dessen, was durch die Glieder der Leiber wahrgenommen wird. Der physische Leib ist durch die Kräfte der physischen Welt, der Ätherleib durch diejenigen der Lebenswelt auferbaut, und der Astralleib ist aus der astralen Welt herausgestaltet. Wenn nun das Ich in das Geisterland versetzt ist, so treten ihm eben jene Kräfte entgegen, die für die physische Wahrnehmung verborgen bleiben. Was im ersten Gebiet des Geisterlandes sichtbar wird, das sind die geistigen Wesenheiten, welche den Menschen immer umgeben und die seinen physischen Leib auch aufgebaut haben. In der physischen Welt nimmt der Mensch also nichts anderes wahr als die Offenbarungen derjenigen geistigen Kräfte, welche seinen eigenen physischen Leib auch gestaltet haben. Nach dem Tode ist er eben mitten unter diesen gestaltenden Kräften selbst, die sich ihm jetzt in ihrer eigenen, vorher verborgenen Gestalt zeigen. Ebenso ist er durch die zweite Region inmitten der Kräfte, aus denen sein Ätherleib besteht; in der dritten Region strömen ihm die Mächte zu, aus denen sein Astralleib herausgegliedert ist. Auch die höheren Gebiete des Geisterlandes lassen ihm jetzt das zufließen, aus dem er im Leben zwischen Geburt und Tod aufgebaut ist.

Diese Wesenheiten der geistigen Welt wirken nunmehr zusammen mit dem, was der Mensch als Frucht aus dem vorigen Leben mitgebracht hat und was jetzt zum Keime wird. Und durch dieses Zusammenwirken wird der Mensch zunächst als geistiges Wesen aufs neue aufgebaut. Im Schlafe bleiben der physische Leib und der Ätherleib bestehen; der Astralleib und das Ich sind zwar außerhalb dieser beiden, aber noch mit ihnen verbunden. Was diese in solchem Zustande an Einflüssen aus der geistigen Welt empfangen, kann nur dienen, die während des Wachens erschöpften Kräfte wiederherzustellen. Nachdem aber der physische Leib und der Ätherleib abgelegt sind und nach der Läuterungszeit auch jene Teile des Astralleibes, die noch durch ihre Begierden mit der physischen Welt zusammenhängen, wird nun alles, was aus der geistigen Welt dem Ich zuströmt, nicht nur zum Verbesserer, sondern zum Neugestalter. Und nach einer, gewissen Zeit, über welche in späteren Teilen dieser Schrift zu sprechen ist, hat sich um das Ich herum ein Astralleib gegliedert, der wieder in einem solchen Ätherleib und physischen Leib wohnen kann, wie sie dem Menschen zwischen Geburt und Tod eigen sind. Der Mensch kann wieder durch eine Geburt gehen und in einem erneuten Erdendasein erscheinen, das nun in sich eingegliedert hat die Frucht des früheren Lebens. Bis zu der Neugestaltung eines Astralleibes ist der Mensch Zeuge seines Wiederaufbaues. Da sich ihm die Mächte des Geisterlandes nicht durch äußere Organe, sondern von innen aus offenbaren, wie das eigene Ich im Selbstbewußtsein, so kann er diese Offenbarung wahrnehmen, solange sein Sinn noch nicht auf eine äußere Wahrnehmungswelt gerichtet ist. Von dem Augenblicke an, wo der Astralleib neugestaltet ist, kehrt sich dieser Sinn aber nach außen. Der Astralleib verlangt nunmehr wieder einen äußeren Ätherleib und physischen Körper. Er wendet sich damit ab von den Offenbarungen des Innern. Deshalb gibt es jetzt einen Zwischenzustand, in dem der Mensch in Bewußtlosigkeit versinkt. Das Bewußtsein kann erst wieder in der physischen Welt auftauchen, wenn die zur physischen Wahrnehmung notwendigen Organe gebildet sind. In dieser Zeit, in welcher das durch innere Wahrnehmung erleuchtete Bewußtsein aufhört, beginnt sich nun der neue Ätherleib an den Astralleib anzugliedern, und der Mensch kann dann auch wieder in einen physischen Leib einziehen. An diesen beiden Angliederungen könnte sich mit Bewußtsein nur ein solches Ich beteiligen, welches von sich aus die im Ätherleib und physischen Leib verborgen schaffenden Kräfte, den Lebensgeist und den Geistesmenschen, erzeugt hat. Solange der Mensch nicht soweit ist, müssen Wesenheiten, die weiter in ihrer Entwickelung sind als er selbst, diese Angliederung leiten. Der Astralleib wird von solchen Wesenheiten zu einem Elternpaare geleitet, so daß er mit dem entsprechenden Ätherleib und physischen Leibe begabt werden kann. — Bevor die Angliederung des Ätherleibes sich vollzieht, ereignet sich nun etwas außerordentlich Bedeutsames für den wieder ins physische Dasein tretenden Menschen. Dieser hat ja in seinem vorigen Leben störende Mächte geschaffen, die sich bei der Rückwärtswanderung nach dem Tode gezeigt haben. Man nehme das früher erwähnte Beispiel wieder auf. Der Mensch habe aus einer Zornaufwallung heraus in dem vierzigsten Jahre seines vorigen Lebens jemand Schmerz zugefügt. Nach dem Tode trat ihm dieser Schmerz des andern als eine störende Kraft für die Entwickelung des eigenen Ich entgegen. Und so ist es mit allen solchen Vorfällen des vorigen Lebens. Beim Wiedereintritt in das physische Leben stehen nun diese Hindernisse der Entwickelung wieder vor dem Ich. Wie mit dem Eintritte des Todes eine Art Erinnerungsgemälde vor dem menschlichen Ich gestanden hat, so jetzt ein Vorblick auf das kommende Leben. Wieder sieht der Mensch ein solches Gemälde, das jetzt all die Hindernisse zeigt, welche der Mensch hinwegzuräumen hat, wenn seine Entwickelung weitergehen soll. Und das, was er so sieht, wird der Ausgangspunkt von Kräften, welche der Mensch ins neue Leben mitnehmen muß. Das Bild des Schmerzes, den er dem andern zugefügt hat, wird zur Kraft, die das Ich, wenn es nun wieder ins Leben eintritt, antreibt, diesen Schmerz wieder gutzumachen. So wirkt also das vorgängige Leben bestimmend auf das neue. Die Taten , dieses neuen Lebens sind durch jene des vorigen in einer gewissen Weise verursacht. Diesen gesetzmäßigen Zusammenhang eines früheren Daseins mit einem späteren hat man als das Gesetz des Schicksals anzusehen; man ist gewohnt geworden, es mit dem aus der morgenländischen Weisheit entlehnten Ausdruck «Karma» zu bezeichnen.

Der Aufbau eines neuen Leibeszusammenhanges ist jedoch nicht die einzige Tätigkeit, welche dem Menschen zwischen dem Tode und einer neuen Geburt obliegt. Während dieser Aufbau geschieht, lebt der Mensch außerhalb der physischen Welt. Diese schreitet aber während dieser Zeit in ihrer Entwickelung weiter. In verhältnismäßig kurzen Zeiträumen ändert die Erde ihr Antlitz. Wie hat es vor einigen Jahrtausenden in den Gebieten ausgesehen, welche gegenwärtig von Deutschland eingenommen werden? Wenn der Mensch in einem neuen Dasein auf der Erde erscheint, sieht diese in der Regel niemals wieder so aus, wie sie zur Zeit seines letzten Lebens ausgesehen hat. Während er von der Erde abwesend war, hat alles mögliche sich geändert. In dieser Änderung des Antlitzes der Erde wirken nun auch verborgene Kräfte. Sie wirken aus derselben Welt heraus, in welcher sich der Mensch nach dem Tode befindet. Und er selbst muß an dieser Umgestaltung der Erde mitwirken. Er kann es nur unter der Anführung von höheren Wesenheiten, solange er sich nicht durch die Erzeugung von Lebensgeist und Geistesmenschen ein klares Bewußtsein über den Zusammenhang zwischen dem Geistigen und dessen Ausdruck im Physischen angeeignet hat. Aber er schafft mit an der Umwandlung der irdischen Verhältnisse. Man kann sagen, die Menschen gestalten während der Zeit vom Tode bis zu einer neuen Geburt die Erde so um, daß deren Verhältnisse zu dem passen, was sich in ihnen selbst entwickelt hat. Wenn wir einen Erdenfleck betrachten in einem bestimmten Zeitpunkt und dann nach langer Zeit wieder in einem völlig veränderten Zustande, so sind die Kräfte, welche diese Veränderung herbeigeführt haben, bei den toten Menschen. In solcher Art stehen diese auch zwischen dem Tode und einer neuen Geburt mit der Erde in Verbindung. Das übersinnliche Bewußtsein sieht in allem physischen Dasein die Offenbarung eines verborgenen Geistigen. Für die physische Beobachtung wirkt auf die Umgestaltung der Erde das Licht der Sonne, die Wandelungen des Klimas usw. Für die übersinnliche Beobachtung waltet in dem Lichtstrahl, der von der Sonne auf die Pflanze fällt, die Kraft der toten Menschen. Dieser Beobachtung kommt zum Bewußtsein, wie Menschenseelen die Pflanzen umschweben, wie sie den Erdboden wandeln und ähnliches. Nicht bloß sich selbst, nicht allein der Vorbereitung zu seinem eigenen neuen Erdendasein ist der Mensch nach dem Tode zugewandt. Nein, er ist da berufen, an der äußeren Welt geistig zu schaffen, wie er im Leben zwischen Geburt und Tod physisch zu schaffen berufen ist.

Es wirkt aber nicht nur das Leben des Menschen vom Geisterlande aus auf die Verhältnisse der physischen Welt ein, sondern umgekehrt auch die Tätigkeit im .physischen Dasein hat ihre Wirkungen in der geistigen Welt. Ein Beispiel kann veranschaulichen, was in dieser Beziehung geschieht. Es besteht ein Band der Liebe zwischen Mutter und Kind. Von der Anziehung zwischen beiden, die in Kräften der Sinnenwelt wurzelt, geht diese Liebe aus. Aber sie wandelt sich im Laufe der Zeiten. Aus dem sinnlichen Bande wird immer mehr ein geistiges. Und dieses geistige Band wird nicht nur für die physische Welt gewoben, sondern auch für das Geisterland. Auch mit andern Verhältnissen ist es so. Was in der physischen Welt durch Geistwesen gesponnen wird, das bleibt in der geistigen Welt bestehen. Freunde, die sich im Leben innig verbunden haben, gehören auch im Geisterlande zusammen; und nach Ablegung der Leiber sind sie noch in einer viel innigeren Gemeinschaft als im physischen Leben. Denn als Geister sind sie so füreinander da, wie das oben bei den Offenbarungen geistiger Wesen an andere durch das Innere beschrieben worden ist. Und ein Band, das zwischen zwei Menschen gewoben worden ist, führt sie auch in einem neuen Leben wieder zusammen. Im wahrsten Sinne des Wortes muß daher von einem Wiederfinden der Menschen nach dem Tode gesprochen werden.

Was sich einmal mit dem Menschen vollzogen hat, von der Geburt bis zum Tode und von da bis zu einer neuen Geburt, das wiederholt sich. Der Mensch kehrt immer wieder auf die Erde zurück, wenn die Frucht, die er in einem physischen Leben erworben hat, im Geisterlande zur Reife gekommen ist. Doch besteht nicht eine Wiederholung ohne Anfang und Ende, sondern der Mensch ist einmal aus anderen Daseinsformen in solche übergetreten, welche in der gekennzeichneten Art verlaufen, und er wird in der Zukunft zu andern übergehen. Der Ausblick auf diese Übergangsstufen wird sich ergeben, wenn im Sinne des übersinnlichen Bewußtseins im folgenden die Entwickelung des Weltalls im Zusammenhang mit dem Menschen geschildert wird.

Die Vorgänge zwischen dem Tode und einer neuen Geburt sind für die äußere sinnliche Beobachtung natürlich noch verborgener als dasjenige, was dem offenbaren Dasein zwischen Geburt und Tod als Geistiges zugrunde liegt. Diese sinnliche Beobachtung kann für diesen Teil der verborgenen Welt die Wirkungen nur da sehen, wo sie ins physische Dasein eintreten. Es muß für sie die Frage sein, ob der Mensch, der durch die Geburt ins Dasein tritt, etwas mitbringt von dem, was die übersinnliche Erkenntnis von Vorgängen zwischen einem vorigen Tode und der Geburt beschreibt. Wenn jemand ein Schneckenhaus findet, in dem nichts von einem Tiere zu merken ist, so wird er doch nur anerkennen, daß dieses Schneckenhaus durch die Tätigkeit eines Tieres entstanden ist, und kann nicht glauben, daß es sich durch bloße physische Kräfte in seiner Form zusammengefügt hat. Ebenso kann jemand, der den Menschen im Leben betrachtet und etwas findet, was aus diesem Leben nicht stammen kann, vernünftigerweise zugeben, daß es von dem stammt, was die Wissenschaft des Übersinnlichen beschreibt, wenn dadurch ein erklärendes Licht auf das sonst Unerklärliche fällt. So könnte auch da die sinnlich-verständige Beobachtung aus den sichtbaren Wirkungen die unsichtbaren Ursachen begreiflich finden. Und wer dies Leben völlig unbefangen betrachtet, dem wird sich auch das mit jeder neuen Beobachtung immer mehr als das Richtige ergeben. Nur handelt es sich darum, den richtigen Gesichtspunkt zu finden, um die Wirkungen im Leben zu beobachten. Wo liegen zum Beispiel die Wirkungen dessen, was die übersinnliche Erkenntnis als Vorgänge der Läuterungszeit schildert? Wie tritt die Wirkung dessen zutage, was der Mensch nach dieser Läuterungszeit im rein geistigen Gebiete, nach den Angaben der geistigen Forschung, erleben soll?

Rätsel drängen sich jeder ernsten, tiefen Lebensbetrachtung auf diesem Felde genug auf. Man sieht den einen Menschen in Not und Elend geboren, mit nur geringen Begabungen ausgestattet, so daß er durch diese mit seiner Geburt gegebenen Tatsachen zu einem erbärmlichen Dasein vorherbestimmt erscheint. Der andere wird von dem ersten Augenblicke seines Daseins an von sorgenden Händen und Herzen gehegt und gepflegt; es entfalten sich bei ihm glänzende Fähigkeiten; er ist zu einem fruchtbaren, befriedigenden Dasein veranlagt. Zwei entgegengesetzte Gesinnungen können sich gegenüber solchen Fragen geltend machen. Die eine wird an dem haften wollen, was die Sinne wahrnehmen und der an diese Sinne sich haltende Verstand begreifen kann. Darin, daß ein Mensch in das Glück, der andere ins Unglück hineingeboren wird, wird diese Gesinnung keine Frage sehen. Sie wird, wenn sie auch nicht das Wort «Zufall» gebrauchen will, doch nicht daran denken, irgendeinen gesetzmäßigen Zusammenhang anzunehmen, der solches bewirkt. Und in bezug auf die Anlagen, die Begabungen wird eine solche Vorstellungsart sich an das halten, was von Eltern, Voreltern und sonstigen Ahnen «vererbt» ist. Sie wird es ablehnen, die Ursachen in geistigen Vorgängen zu suchen, welche der Mensch selbst vor seiner Geburt — abseits von der Vererbungslinie seiner Ahnen — durchgemacht hat und durch die er sich seine Anlagen und Begabungen gestaltet hat. — Eine andere Gesinnung wird sich durch eine solche Auffassung unbefriedigt fühlen. Sie wird sagen: es geschieht doch auch in der offenbaren Welt nichts an einem bestimmten Orte oder in einer bestimmten Umgebung, ohne daß man Ursachen voraussetzen müßte, warum dies der Fall ist. Mag auch in vielen Fällen der Mensch diese Ursachen noch nicht erforscht haben, vorhanden sind sie. Eine Alpenblume wächst nicht in der Tiefebene. Ihre Natur hat etwas, was sie mit der Alpengegend zusammenbringt. Ebenso muß es in einem Menschen etwas geben, was ihn in eine bestimmte Umgebung hineingeboren werden läßt. Mit Ursachen, die bloß in der physischen Welt liegen, ist es dabei nicht getan. Sie nehmen sich für den tiefer Denkenden so aus, als wenn die Tatsache, daß jemand einem andern einen Schlag versetzt habe, nicht mit den Gefühlen des ersteren, sondern mit dem physischen Mechanismus seiner Hand erklärt werden sollte. — Ebenso unbefriedigt muß sich diese Gesinnung mit aller Erklärung aus der bloßen «Vererbung» bei Anlagen und Begabungen zeigen. Man mag von ihr immerhin sagen: sehet, wie sich bestimmte Anlagen in Familien forterben. In zwei und einem halben Jahrhundert haben sich die musikalischen Anlagen in den Gliedern der Familie Bach vererbt. Aus der Familie Bernoulli sind acht Mathematiker hervorgegangen, die zum Teil in ihrer Kindheit zu ganz anderen Berufen bestimmt waren. Aber die «vererbten» Begabungen haben sie immer zu dem Familienberuf hingetrieben. Man mag ferner darauf verweisen, wie man durch eine genaue Erforschung der Vorfahrenreihe einer Persönlichkeit zeigen könne, daß in der einen oder der anderen Weise sich die Begabung dieser Persönlichkeit bei den Ahnen gezeigt habe und daß sie sich nur als eine Summierung vererbter Anlagen darstellt. — Wer die angedeutete zweite Art der Gesinnung hat, wird solche Tatsachen gewiß nicht außer acht lassen; sie können ihm aber nicht sein, was sie dem sind, der sich nur auf die Vorgänge in der Sinnenwelt bei seinen Erklärungen stützen will. Der erstere wird darauf hinweisen, daß sich ebensowenig die vererbten Anlagen von selbst zur Gesamtpersönlichkeit summieren können, wie sich die Metallteile der Uhr zu dieser von selbst formieren. Und wenn man ihm einwendet, daß ja doch das Zusammenwirken der Eltern die Kombination der Anlagen bewirken könne, also dieses gleichsam an die Stelle des Uhrmachers trete, so wird er erwidern: Sehet mit Unbefangenheit auf das völlig Neue hin, das mit jeder Kindes-Persönlichkeit gegeben ist; dieses kann nicht von den Eltern kommen, einfach deshalb nicht, weil es in diesen nicht vorhanden ist.

Ein unklares Denken kann auf diesem Gebiet viel Verwirrung stiften. Am schlimmsten ist es, wenn von den Trägern der ersten Gesinnung diejenigen der letzteren als Gegner dessen hingestellt werden, was doch auf «sichere Tatsachen» sich stützt. Aber es braucht diesen letzteren gar nicht in den Sinn zu kommen, diesen Tatsachen ihre Wahrheit oder ihren Wert abzusprechen. Sie sehen zum Beispiel durchaus auch, daß sich eine bestimmte Geistesanlage, ja Geistesrichtung in einer Familie «forterbt» und daß gewisse Anlagen, in einem Nachkommen summiert und kombiniert, eine bedeutende Persönlichkeit ergeben. Sie vermögen durchaus zuzugeben, wenn man ihnen sagt, daß der bedeutendste Name selten an der Spitze, sondern am Ende einer Blutsgenossenschaft steht. Man sollte es ihnen aber nicht übel vermerken, wenn sie gezwungen sind, daraus ganz andere Gedanken zu bilden als diejenigen, welche nur beim Sinnlich-Tatsächlichen stehenbleiben wollen. Den letzteren kann eben erwidert werden: Gewiß zeigt ein Mensch die Merkmale seiner Vorfahren, denn das Geistig-Seelische, welches durch die Geburt in das physische Dasein tritt, entnimmt seine Leiblichkeit dem, was ihm die Vererbung gibt. Damit ist aber noch nichts gesagt, als daß ein Wesen die Eigentümlichkeiten des Mittels trägt, in das es untergetaucht ist. Es ist gewiß ein sonderbarer — trivialer — Vergleich, aber der Unbefangene wird ihm seine Berechtigung nicht absprechen, wenn gesagt wird: daß ein Menschenwesen sich in die Eigenschaften seiner Vorfahren eingehüllt zeigt, beweist für die Herkunft der persönlichen Eigenschaften dieses Wesens ebensowenig, wie es für die innere Natur eines Menschen etwas beweist, wenn er naß ist, weil er ins Wasser gefallen ist. Und weiter kann gesagt werden: wenn der bedeutendste Name am Ende einer Blutsgenossenschaft steht, so zeigt dies, daß der Träger dieses Namens jene Blutsgenossenschaft brauchte, um sich den Leib zu gestalten, den er für die Entfaltung seiner Gesamtpersönlichkeit notwendig hatte. Es beweist aber gar nichts für die «Vererbung» des Persönlichen selbst: ja es beweist für eine gesunde Logik diese Tatsache das gerade Gegenteil. Wenn sich nämlich die persönlichen Gaben vererbten, so müßten sie am Anfange einer Blutsgenossenschaft stehen und sich dann von hier ausgehend auf die Nachkommen vererben. Da sie aber am Ende stehen, so ist das gerade ein Zeugnis dafür, daß sie sich nicht vererben.

Nun soll nicht in Abrede gestellt werden, daß auf Seite derjenigen, welche von einer geistigen Verursachung im Leben sprechen, nicht minder zur Verwirrung beigetragen wird. Von ihnen wird oft viel zu sehr im allgemeinen, im unbestimmten geredet. Es ist gewiß mit der Behauptung zu vergleichen: die Metallteile einer Uhr haben sich selbst zu dieser zusammengestellt, wenn gesagt wird: aus den vererbten Merkmalen summiere sich die Persönlichkeit eines Menschen. Aber es muß auch zugegeben werden, daß es mit vielen Behauptungen in bezug auf eine geistige Welt sich nicht anders verhält, als wenn jemand sagte: die Metallteile der Uhr können sich selbst nicht so zusammenfügen, daß durch die Zusammenfügung die Zeiger vorwärtsgeschoben werden, also muß irgend etwas Geistiges da sein, welches dieses Vorwärtsschieben besorgt. Gegenüber einer solchen Behauptung baut allerdings der auf einen weit besseren Grund, welcher sagt: Ach, ich kümmere mich nicht weiter um solche «mystische» Wesen, welche die Zeiger vorwärtsschieben; ich suche die mechanischen Zusammenhänge kennenzulernen, durch welche das Vorwärtsschieben der Zeiger bewirkt wird. Es handelt sich eben gar nicht darum, nur zu wissen, hinter einem Mechanischen, zum Beispiel der Uhr, stehe ein Geistiges (der Uhrmacher), sondern bedeutungsvoll kann es allein sein, die Gedanken kennenzulernen, die im Geiste des Uhrmachers der Verfertigung der Uhr vorangegangen sind. Man kann diese Gedanken im Mechanismus wiederfinden.

Alles bloße Träumen und Phantasieren von dem Übersinnlichen bringt nur Verwirrung. Denn es ist ungeeignet, die Gegner zu befriedigen. Diese sind ja im Recht, wenn sie sagen, solches Hinweisen auf übersinnliche Wesen im allgemeinen fördert in nichts das Verständnis der Tatsachen. Gewiß, solche Gegner mögen auch gegenüber den bestimmten Angaben der Geisteswissenschaft das gleiche sagen. Dann aber kann hingewiesen werden darauf, wie sich im offenbaren Leben die Wirkungen der verborgenen geistigen Ursachen zeigen. Es kann gesagt werden: man nehme einmal an, es sei richtig, was die Geistesforschung durch Beobachtung festgestellt haben will, daß der Mensch nach seinem Tode eine Läuterungszeit durchgemacht habe und daß er während derselben seelisch erlebt habe, welches Hemmnis in der fortschreitenden Entwickelung eine bestimmte Tat sei, die er in einem vorhergegangenen Leben vollführt hat. Während er dieses erlebt hat, bildete sich in ihm der Trieb, die Folgen dieser Tat zu verbessern. Diesen Trieb bringt er sich für ein neues Leben mit. Und das Vorhandensein dieses Triebes bildet jenen Zug in seinem Wesen, der ihn an einen Platz stellt, von dem aus die Verbesserung möglich ist. Man beachte eine Gesamtheit solcher Triebe, und man hat eine Ursache für die schicksalsgemäße Umgebung, in welche ein Mensch hineingeboren wird. — Ebenso kann es mit einer anderen Annahme gehen. Man setze wieder voraus, es sei richtig, was von der Geisteswissenschaft gesagt wird, die Früchte eines verflossenen Lebens werden dem geistigen Keim des Menschen einverleibt, und das Geisterland, in dem sich dieser zwischen Tod und neuem Leben befindet, sei das Gebiet, in dem diese Früchte reifen, um, zu Anlagen und Fähigkeiten umgestaltet, in einem neuen Leben zu erscheinen und die Persönlichkeit so zu gestalten, daß sie als die Wirkung dessen erscheint, was in einem vorigen Leben gewonnen worden ist. — Wer diese Voraussetzungen macht und mit ihnen unbefangen das Leben betrachtet, dem wird sich zeigen, daß durch sie alles Sinnlich-Tatsächliche in seiner vollen Bedeutung und Wahrheit anerkannt werden kann, daß aber zugleich alles das begreiflich wird, was bei einem bloßen Bauen auf die sinnlichen Tatsachen für denjenigen immer unbegreiflich bleiben muß, dessen Gesinnung nach der geistigen Welt hin gerichtet ist. Und vor allem, es wird jede Unlogik von der Art verschwinden, wie die früher angedeutete eine ist: weil der bedeutendste Name am Ende einer Blutsgenossenschaft steht, müsse der Träger seine Begabung ererbt haben. Das Leben wird logisch begreiflich durch die von der Geisteswissenschaft ermittelten übersinnlichen Tatsachen.

Der gewissenhafte Wahrheitsucher, der ohne eigene Erfahrung in der übersinnlichen Welt sich zurechtfinden will in den Tatsachen, wird aber auch noch einen gewichtigen Einwand erheben können. Es kann nämlich geltend gemacht werden, daß es unzulässig sei, einfach aus dem Grunde das Dasein irgendwelcher Tatsachen anzunehmen, weil man sich dadurch etwas erklären könne, was sonst unerklärlich ist. Solch ein Einwand ist sicherlich für denjenigen ganz bedeutungslos, welcher die entsprechenden Tatsachen aus der übersinnlichen Erfahrung kennt. Und in den folgenden Teilen dieser Schrift wird der Weg angegeben, der gegangen werden kann, um nicht nur andere geistige Tatsachen, die hier beschrieben werden, sondern auch das Gesetz der geistigen Verursachung als eigenes Erlebnis kennenzulernen. Aber für jeden, welcher diesen Weg nicht antreten will, kann der obige Einwand eine Bedeutung haben. Und dasjenige, was wider ihn gesagt werden kann, ist auch für einen solchen wertvoll, der den angedeuteten Weg selbst zu gehen entschlossen ist. Denn wenn es jemand in der richtigen Art aufnimmt, dann ist es selbst der beste erste Schritt, der auf diesem Wege gemacht werden kann. — Es ist nämlich durchaus wahr; bloß weil man sich etwas dadurch erklären kann, was sonst unerklärlich bleibt, soll man etwas nicht annehmen, von dessen Dasein man sonst kein Wissen hat. Aber in dem Falle mit den angeführten geistigen Tatsachen liegt die Sache doch noch anders. Wenn man sie annimmt, so hat das nicht nur die intellektuelle Folge, daß man durch sie das Leben begreiflich findet, sondern man erlebt durch die Aufnahme dieser Voraussetzungen in seine Gedanken noch etwas ganz anderes. Man denke sich den folgenden Fall: Es widerfährt jemand etwas, das in ihm recht peinliche Empfindungen hervorruft. Er kann sich nun in zweifacher Art dazu stellen. Er kann den Vorfall als etwas erleben, was ihn peinlich berührt, und sich der peinlichen Empfindung hingeben, vielleicht sogar in Schmerz versinken. Er kann sich aber auch anders dazu stellen. Er kann sagen: In Wahrheit habe ich selbst in einem vergangenen Leben in mir die Kraft gebildet, welche mich vor diesen Vorfall gestellt hat; ich habe in Wirklichkeit mir selbst die Sache zugefügt. Und er kann nun alle die Empfindungen in sich erregen, welche ein solcher Gedanke zur Folge haben kann. Selbstverständlich muß der Gedanke mit dem allervollkommensten Ernste und mit aller möglichen Kraft erlebt werden, wenn er eine solche Folge für das Empfindungs- und Gefühlsleben haben soll. Wer solches zustande bringt, für den wird sich eine Erfahrung einstellen, welche sich am besten durch einen Vergleich veranschaulichen läßt. Zwei Menschen — so wolle man annehmen — bekämen eine Siegellackstange in die Hand. Der eine stelle intellektuelle Betrachtungen an über die «innere Natur» der Stange. Diese Betrachtungen mögen sehr klug sein; wenn sich diese «innere Natur» durch nichts zeigt, mag ihm ruhig jemand erwidern: das sei Träumerei. Der andere aber reibt den Siegellack mit einem Tuchlappen, und er zeigt dann, daß die Stange kleine Körperchen anzieht. Es ist ein gewichtiger Unterschied zwischen den Gedanken, die durch des ersten Menschen Kopf gegangen sind und ihn zu den Betrachtungen angeregt haben, und denen des zweiten. Des ersten Gedanken haben keine tatsächliche Folge; diejenigen des zweiten aber haben eine Kraft, also etwas Tatsächliches, aus seiner Verborgenheit hervorgelockt. — So ist es nun auch mit den Gedanken eines Menschen, der sich vorstellt, er habe die Kraft, mit einem Ereignis zusammenzukommen, durch ein früheres Leben selbst in sich gepflanzt. Diese bloße Vorstellung regt in ihm eine wirkliche Kraft an, durch die er in einer ganz andern Art dem Ereignis begegnen kann, als wenn er diese Vorstellung nicht hegt. Es geht ihm dadurch ein Licht auf über die notwendige Wesenheit dieses Ereignisses, das er sonst nur als einen Zufall anerkennen könnte. Und er wird unmittelbar einsehen: ich habe den rechten Gedanken gehabt, denn dieser Gedanke hatte die Kraft, die Tatsache mir zu enthüllen. Wiederholt jemand solche innere Vorgänge, so werden sie fortgesetzt zu einem Mittel innerer Kraftzufuhr, und sie erweisen so ihre Richtigkeit durch ihre Fruchtbarkeit. Und diese Richtigkeit zeigt sich, nach und nach, kräftig genug. In geistiger, seelischer und auch physischer Beziehung wirken solche Vorgänge gesundend, ja in jeder Beziehung fördernd auf das Leben ein. Der Mensch wird gewahr, daß er sich dadurch in einer richtigen Art in den Lebenszusammenhang hineinstellt, während er bei Beachtung nur des einen Lebens zwischen Geburt und Tod sich einem Irrwahn hingibt. Der Mensch wird seelisch stärker durch das gekennzeichnete Wissen. — Einen solchen rein inneren Beweis von der geistigen Verursachung kann sich ein jeder allerdings nur selbst in seinem Innenleben verschaffen. Aber es kann ihn auch ein jeder haben. Wer ihn sich nicht verschafft hat, kann seine Beweiskraft allerdings nicht beurteilen. Wer ihn sich verschafft hat, der kann ihn aber auch kaum mehr anzweifeln. Man braucht sich auch gar nicht zu verwundern, daß dies so ist. Denn was so ganz und gar mit demjenigen zusammenhängt, was des Menschen innerste Wesenheit, seine Persönlichkeit ausmacht, von dem ist es nur natürlich, daß es auch nur im innersten Erleben genügend bewiesen werden kann. — Vorbringen kann man dagegen allerdings nicht, daß eine solche Angelegenheit, weil sie solchem inneren Erlebnis entspricht, ein jeder mit sich selbst abmachen müsse, und daß sie nicht Sache einer Geisteswissenschaft sein könne. Gewiß ist, daß ein jeder selbst das Erlebnis haben muß, wie ein jeder selbst den Beweis eines mathematischen Satzes einsehen muß. Aber der Weg, auf dem das Erlebnis erreicht werden kann, ist für alle Menschen gültig, wie die Methode, einen mathematischen Satz zu beweisen, für alle gültig ist.

Nicht in Abrede soll gestellt werden, daß — von den übersinnlichen Beobachtungen natürlich abgesehen — der eben angeführte Beweis durch die krafthervorbringende Gewalt der entsprechenden Gedanken der einzige ist, der jeder unbefangenen Logik standhält. Alle anderen Erwägungen sind gewiß sehr bedeutsam; aber sie werden doch alle etwas haben, an dem ein Gegner Angriffspunkte finden kann. Wer allerdings sich genug unbefangenen Blick angeeignet hat, der wird schon in der Möglichkeit und Tatsächlichkeit der Erziehung bei dem Menschen etwas finden, was logisch wirkende Beweiskraft dafür hat, daß ein geistiges Wesen sich in der leiblichen Hülle zum Dasein ringt. Er wird das Tier mit dem Menschen vergleichen und sich sagen: bei dem ersteren treten die für dasselbe maßgebenden Eigenschaften und Befähigungen mit der Geburt als etwas in sich Bestimmtes auf, das deutlich zeigt, wie es durch die Vererbung vorgezeichnet ist und sich an der Außenwelt entfaltet. Man sehe, wie das junge Küchlein Lebensverrichtungen von Geburt an in bestimmter Art vollzieht. An den Menschen aber tritt durch die Erziehung mit seinem Innenleben etwas in ein Verhältnis, was ohne alle Beziehung zu einer Vererbung stehen kann. Und er kann in der Lage sein, die Wirkungen solcher äußeren Einflüsse sich anzueignen. Wer erzieht, der weiß, daß solchen Einflüssen vom Innern des Menschen Kräfte entgegenkommen müssen; ist das nicht der Fall, dann ist alle Schulung und Erziehung bedeutungslos. Für den unbefangenen Erzieher stellt sich sogar ganz scharf die Grenze hin zwischen den vererbten Anlagen und jenen inneren Kräften des Menschen, welche durch diese Anlagen hindurchleuchten und welche aus früheren Lebensläufen herrühren. Sicherlich kann man für solche Dinge nicht so «gewichtige» Beweise anführen, wie für gewisse physikalische Tatsachen durch die Waage. Aber dafür sind diese Dinge eben die Intimitäten des Lebens. Und für den, der Sinn dafür hat, sind auch solche nicht handgreifliche Belege beweisend; sogar beweisender als die handgreifliche Wirklichkeit. Daß man ja auch Tiere dressieren kann, sie also gewissermaßen durch Erziehung Eigenschaften und Fähigkeiten annehmen, ist für den, der auf das Wesentliche zu schauen vermag, kein Einwand. Denn abgesehen davon, daß sich in der Welt allerorten Übergänge finden, verschmelzen die Ergebnisse der Dressur bei einem Tiere keineswegs in gleicher Art mit seinem persönlichen Wesen wie beim Menschen. Man betont ja sogar, wie die Fähigkeiten, welche den Haustieren im Zusammenleben mit dem Menschen andressiert werden, sich vererben, das heißt sofort gattungsmäßig, nicht persönlich wirken. Darwin beschreibt, wie Hunde apportieren, ohne dazu angelernt zu sein oder es gesehen zu haben. Wer wollte ein gleiches von der menschlichen Erziehung behaupten?

Nun gibt es Denker, welche durch ihre Beobachtungen über die Meinung hinauskommen, daß der Mensch durch die rein vererbten Kräfte von außen zusammengefügt sei. Sie erheben sich bis zu dem Gedanken, daß ein geistiges Wesen, eine Individualität, dem leiblichen Dasein vorangehe und dieses gestalte. Aber viele von ihnen finden doch nicht die Möglichkeit, zu begreifen, daß es wiederholte Erdenleben gibt, und daß in dem Zwischendasein zwischen den Leben die Früchte der vorigen mitgestaltende Kräfte sind. Es sei aus der Reihe solcher Denker einer angeführt. Immanuel Hermann Fichte, der Sohn des großen Fichte, führt in seiner «Anthropologie» seine Beobachtungen an, die ihn (Seite 528) zu folgendem zusammenfassenden Urteil bringen: «Die Eltern sind nicht die Erzeuger in vollständigem Sinne: den organischen Stoff bieten sie dar, und nicht bloß diesen, sondern zugleich jenes Mittlere, Sinnlich-Gemütliche, welches sich in Temperament, in eigentümlicher Gemütsfärbung, in bestimmter Spezifikation der Triebe und dergleichen zeigt, als deren gemeinschaftliche Quelle die ‹Phantasie› in jenem weitern, von uns nachgewiesenen Sinn sich ergeben hat. In allen diesen Elementen der Persönlichkeit ist die Mischung und eigentümliche Verbindung der Elternseelen unverkennbar; diese daher für ein bloßes Produkt der Zeugung zu erklären, ist vollkommen begründet, noch dazu, wenn, wofür wir uns entscheiden mußten, die Zeugung als wirklicher Seelenvorgang aufgefaßt wird. Aber der eigentliche, schließende Mittelpunkt der Persönlichkeit fehlt hier gerade; denn bei tiefer eindringender Beobachtung ergibt sich, daß auch jene gemütlichen Eigentümlichkeiten nur eine Hülle und ein Werkzeugliches sind, um die eigentlich geistigen idealen Anlagen des Menschen in sich zu fassen, geeignet, sie zu fördern in ihrer Entwickelung oder zu hemmen, keineswegs aber fähig, sie aus sich entstehen zu lassen.» Und weiter wird da gesagt: «Jeder präexistiert nach seiner geistigen Grundgestalt; denn geistig betrachtet gleicht kein Individuum dem andern, sowenig als die eine Tierspezies einer der übrigen» (Seite 532). Diese Gedanken greifen nur so weit, daß sie in die physische Leiblichkeit des Menschen eintreten lassen eine geistige Wesenheit. Da deren gestaltende Kräfte aber nicht aus Ursachen früherer Leben hergeleitet werden, so müßte jedesmal, wenn eine Persönlichkeit ersteht, eine solche geistige Wesenheit aus einem göttlichen Urgrunde hervorgehen. Unter dieser Voraussetzung bestände aber keine Möglichkeit, die Verwandtschaft zu erklären, die ja besteht zwischen den sich aus dem menschlichen Innern herausringenden Anlagen und dem, was von der äußeren irdischen Umgebung im Laufe des Lebens an dieses Innere herandringt. Das menschliche Innere, das für jeden einzelnen Menschen aus einem göttlichen Urgrunde stammte, müßte ganz fremd gegenüberstehen dem, was ihm im irdischen Leben gegenübertritt. Nur dann wird das — wie es ja tatsächlich ist — nicht der Fall sein, wenn dieses menschliche Innere mit dem Äußern bereits verbunden war, wenn es nicht zum ersten Male in diesem lebt. Der unbefangene Erzieher kann klar die Wahrnehmung machen: ich bringe aus den Ergebnissen des Erdenlebens an meinen Zögling etwas heran, was zwar seinen bloß vererbten Eigenschaften fremd ist, was ihn aber doch so anmutet, als ob er bei der Arbeit, aus welcher diese Ergebnisse stammen, schon dabei gewesen wäre. Nur die wiederholten Erdenleben im Zusammenhang mit den von der Geistesforschung dargelegten Tatsachen im geistigen Gebiet zwischen den Erdenleben: nur dies alles kann eine befriedigende Erklärung des allseitig betrachteten Lebens der gegenwärtigen Menschheit geben. — Ausdrücklich wird hier gesagt: der «gegenwärtigen» Menschheit. Denn die geistige Forschung ergibt, daß allerdings einmal der Kreislauf der Erdenleben begonnen hat und daß damals andere Verhältnisse als gegenwärtig für das in die leibliche Hülle eintretende geistige Wesen des Menschen bestanden haben. In den folgenden Kapiteln wird auf diesen urzeitlichen Zustand des Menschenwesens zurückgegangen. Wenn dadurch aus den Ergebnissen der Geisteswissenschaft heraus wird gezeigt worden sein, wie dieses Menschenwesen seine gegenwärtige Gestalt im Zusammenhang mit der Erdentwickelung erhalten hat, wird auch noch genauer darauf hingedeutet werden können, wie der geistige Wesenskern des Menschen aus übersinnlichen Welten in die leiblichen Hüllen eindringt, und wie das geistige Verursachungsgesetz, das «menschliche Schicksal», sich heranbildet.

 




[1] «Der Tod ist ihr Kunstgriff, viel Leben zu haben» (Die Natur, Fragment)

[2] Über das Wesen der Ermüdung vergleiche man die am Schlusse dieses Buches angefügten «Einzelheiten aus dem Gebiete der Geisteswissenschaft».

 

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