Forum für Anthroposophie, Waldorfpädagogik und Goetheanistische Naturwissenschaft
Home
 
Home


Home
Suchen
Vorträge
Rudolf Steiner

Veranstaltungen

Service-Seiten

Adressen
Ausbildung


Bücher
Bibliothek
Links

Link hinzufügen
Stellenangebote

FTP Download

Impressum

Email
http://www.rudolf-steiner.org      http://rudolfsteiner.anthroposophie.net      http://rudolf-steiner.de.vu

Rudolf Steiner, Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt

FÜNFTER VORTRAG

Düsseldorf, 14. April 1909, abends

Wir haben das Wirken höherer geistiger Wesenheiten innerhalb unseres Kosmos an zwei Beispielen uns vor die Seele geführt, an dem Beispiel des alten Saturn und an der aus ihm als seine Wiederverkörperung hervorgehenden Sonne. Es wird nunmehr notwendig sein, daß wir zunächst heute in das geistige Reich selber eindringen, in dem diese höheren geistigen Wesenheiten sind, und uns noch von einer anderen Seite ihre Wirkungsweise vor Augen führen. Es wird im Laufe der ersten Hälfte der Vorträge manches gesagt werden müssen, was ein großer Teil von Ihnen, meine heben Freunde, schon da oder dort gehört hat. Aber abgesehen davon, daß wiederum viele Zuhörer da sind, die von dem, was Voraussetzung ist, mancherlei noch nicht gehört haben, so ist es doch auch notwendig, gerade weil wir in diesem Vortragszyklus hoch hinaufsteigen müssen in die Regionen des Geisteslebens, manches wieder zu erwähnen, was schon einmal eine solche Voraussetzung ist.

Aus dem bisher Gesagten werden Sie erkannt haben, daß innerhalb eines sich entwickelnden Weltsystems in der mannigfaltigsten Art geistige Wesenheiten tätig sind. Was ist eigentlich im Grunde genommen dieser alte Saturn? Machen wir uns davon einmal eine genaue Vorstellung. Natürlich hat der alte Saturn zunächst nichts zu tun mit dem gegenwärtigen Saturn. Sie können sich vielmehr vorstellen, daß in dem alten Saturn alles schon im Keime darinnen war, was heute unserem ganzen Sonnensystem angehört: unsere Sonne, unser Mond, unser Merkur, unsere Venus, unser Mars, unser Jupiter, alle diese Weltenkörper waren im alten Saturn drinnen und haben sich aus ihm herausgebildet. Denken Sie sich also einen Weltenkörper, der heute die Sonne zu seinem Mittelpunkt hätte und hinausreichen würde so, daß der heutige Saturn noch drinnen wäre, dann würden Sie diesen, unser heutiges Sonnensystem an Größe übertreffenden alten Saturn erst richtig in der Vorstellung haben. Also, aus diesem alten Saturn ist sozusagen unser ganzes Sonnensystem hervorgegangen. Man könnte ihn sogar vergleichen, zwar nicht vollständig, doch annähernd, mit dem gesamten Kant-Laplace'schen Welten-Urnebel, woraus nach der Ansicht vieler moderner Menschen unser Sonnensystem sich herausgebildet hat. Doch stimmt der Vergleich nicht vollständig, da die meisten sich eine Art von Gas als Ausgangspunkt unseres Sonnensystems denken, während wir gesehen haben, daß es nicht ein Gas-, sondern ein Wärmeleib war. Ein Riesenwärmeleib, das ist der alte Saturn.

Und nun haben wir gestern gesagt: Da, wo dieser alte Saturn sich schon umgewandelt hat in die spätere Sonne, wirken aus dem Umfange, aus dem Universum herein die Cherubim. Nun haben Sie sich vorzustellen, daß diese Cherubim, die da im Umkreis der alten Sonne wirken, auch schon vorhanden waren im Umkreis des alten Saturn. Nur waren sie sozusagen noch nicht aufgerufen zu ihrer Wirksamkeit; sie waren, wenn es trivial gesagt werden darf, noch nicht daran gekommen, etwas Erhebliches zu tun, aber vorhanden waren sie schon im Umkreis des alten Saturn. Und auch noch andere Wesenheiten waren im Umkreis des alten Saturn vorhanden, eine Klasse noch erhabenerer Wesenheiten als die Cherubim: das sind die Seraphim. Und aus derselben Region her kommen ja auch die Throne. Nur fließt sozusagen die Substanz der Throne, die einen Grad niedriger sind als die Cherubim, herunter und bildet die Wärmesubstanz des Saturn, wie wir das ausgeführt haben. So also können wir uns vorstellen diesen Saturn als Riesen-Wärmekugel, umgeben von einem Reigen geistiger Wesenheiten, die außerordentlich erhabener Natur sind. Man nennt sie im Sinne der christlichen Esoterik Throne, Cherubim, Seraphim. Es sind die dhyanischen Wesenheiten der östlichen Lehre.

Nun fragen wir uns einmal: Woher kommt denn dieser Reigen erhabener Wesenheiten ? Alles in der Welt, alles im Universum hat sich entwickelt. Und wenn wir uns eine Vorstellung machen wollen davon, woher diese Cherubim, Seraphim und Throne kommen, so tun wir gut, uns auf unser eigenes Sonnensystem zunächst einmal einzulassen und uns zu fragen, was wird denn aus unserem Sonnensystem einstmals werden? Wir wollen die Entwickelung unseres Sonnensystems einmal kurz zeichnen. Wir wissen, es ist ausgegangen von dem alten Saturn, dann hat sich dieser alte Saturn umgewandelt zur alten Sonne, diese wandelt sich um zum alten Mond. In der Zeit, in welcher die alte Sonne Mond wird, tritt eine besondere Entwickelung ein. Dieser Mond geht aus der Sonne zum erstenmal heraus, und wir haben in dem alten Mond zuerst einen Weltenkörper, der außerhalb der Sonne ist. Dadurch kann die Sonne sich höher entwickeln, daß sie das Gröbste aus sich herausgesetzt hat. Nun entwickelt sich das ganze System zum System unserer heutigen Erde. Unsere Erde kommt dadurch zustande, daß sich wiederum außer allem übrigen Mond und Erde als die gröberen Substanzen und die Träger der gröberen Wesenheiten von der Sonne heraussondern. Aber die Entwickelung geht weiter. Die Wesenheiten, die jetzt auf der Erde abgesondert wohnen müssen, die aus der Sonne sozusagen herausgeworfen sind, diese Wesenheiten entwickeln sich in ihrer Sonnenabgesondertheit immer höher und höher. Sie müssen noch einen Zustand durchmachen, den Jupiterzustand. Aber dadurch reifen sie allmählich heran, sich wiederum mit der Sonne zu vereinigen. Und wenn der Zustand der Venusentwickelung gekommen sein wird, dann werden alle die Wesen, die heute auf unserer Erde wogen und leben, sozusagen wiederum aufgenommen worden sein in die Sonne, und die Sonne wird selbst eine höhere Stufe der Entwickelung erreicht haben, eben dadurch, daß sie alle ihre Wesenheiten, die sie aus sich herausgesetzt hat, wieder zurückerlöst hat. Und dann kommt die Vulkanentwickelung, die höchste Stufe der Entwickelung unseres Systems. Denn das sind die sieben Entwickelungsstufen unseres Systems: Saturn, Sonne, Mond, Erde, Jupiter, Venus und Vulkan. In der Vulkanentwickelung sind alle die Wesenheiten, die sozusagen aus kleinen Anfängen des Saturndaseins hervorgegangen sind, im höchsten Sinne vergeistigt, sie sind zusammen nicht nur Sonne, sondern Über-Sonne geworden. Der Vulkan ist mehr als Sonne und damit hat er erlangt die Reife zum Opfer, die Reife dazu, sich aufzulösen.

Das ist die nächste Stufe der Entwickelung, daß ein solches System, in welchem von einem Ausgangspunkte aus eine Sonne entsteht, diese Sonne sozusagen zuerst schwach ist und ihre Planeten hinauswerfen muß, damit sie sich selbst weiterentwickeln kann. Sie wird stark, nimmt ihre Planeten wieder auf, wird zum Vulkan. Und nun löst sich das Ganze auf, und es wird aus der Vulkankugel nachher eine Hohlkugel, es wird dann eben etwas Ähnliches, wie es dieser Reigen der Throne, Cherubim und Seraphim ist. Es wird also die Sonne sich auflösen, ins Universum hinaus sich hinopfern, ausstrahlen ihre Wesenheit. Und dadurch wird sie selbst ein Reigen von solchen Wesenheiten, wie die Seraphim, Cherubim und Throne es sind, der nun zum neuen Schaffen im Weltall fortschreitet.

Warum können die Throne aus ihrer Substanz heraus dasjenige abgeben, was der Saturn braucht? Weil die Throne sich vorbereitet haben in einem früheren System durch solche sieben Zustände hindurch, wie unser Sonnensystem es jetzt durchmacht. Bevor etwas ein System wird von Thronen, Cherubim, Seraphim, muß es ein Sonnensystem gewesen sein; das heißt, wenn eine Sonne so weit ist, daß sie sich mit ihren Planeten wieder vereinigt hat, dann wird sie Umkreis, dann wird sie selber ein Tierkreis. Das, was wir im Tierkreis kennengelernt haben, diese erhabenen Wesenheiten, sind die Reste, die uns herübergekommen sind aus einem alten Sonnensystem. Was früher innerhalb eines Sonnensystems sich entwickelt hat, das kann jetzt herunterwirken aus dem Weltenraum und kann selber ein neues Sonnensystem aus sich gebären und schaffen. Deshalb sind diese Wesenheiten, die Seraphim, Cherubim, Throne, für uns zunächst die höchste Hierarchie unter den göttlichen Wesenheiten, weil sie ihre Sonnensystem-Entwickelung bereits durchgemacht haben und zum großen kosmischen Opferdienst aufgestiegen sind.

Diese Wesenheiten sind dadurch erst in wirklich unmittelbare Nähe gekommen der höchsten Göttlichkeit, von der wir zunächst überhaupt sprechen können, der Trinität, der dreifachen Göttlichkeit. Jenseits also der Seraphim haben wir zu sehen jene höchste Göttlichkeit, welche Sie bei fast allen Völkern finden als die dreifache Göttlichkeit, ausgedrückt als Brahma, Shiva, Vishnu, als Vater, Wort und Heiliger Geist. Dieser höchsten Göttlichkeit, der obersten Dreieinigkeit, entspringen gleichsam die Pläne zu einem jeden neuen Weltensystem. Blicken wir zurück zum alten Saturn, so sagen wir uns: Bevor irgend etwas ins Dasein getreten ist von diesem alten Saturn, ist in der göttlichen Dreieinigkeit der Plan erwachsen. Aber diese Dreieinigkeit braucht Wesenheiten zur Ausführung des Planes. Diese Wesenheiten müssen sich erst reif machen dazu. Die ersten Wesenheiten, die um die Gottheit sozusagen selber sind, die, wie man es schön ausgedrückt hat in der christlichen abendländischen Esoterik, «unmittelbar den Anblick Gottes genießen», das sind die Seraphim, Cherubim, Throne. Die nehmen nun die Pläne eines neuen Weltensystems entgegen von der göttlichen Dreieinigkeit, der sie entspringen. Es ist das natürlich, Sie verstehen, meine heben Freunde, mehr bildlich gesprochen als wirklich, denn wir müssen mit menschlichen Worten solch erhabene Tätigkeiten ausdrücken, für die menschliche Worte wahrhaftig nicht geschaffen sind. Menschliche Worte sind nicht da, um solch hohe Tätigkeit auszudrücken, durch die zum Beispiel am Beginn unseres Sonnensystems die Seraphim entgegennahmen die höchsten Pläne der göttlichen Dreieinigkeit, die da enthalten, wie sich unser Sonnensystem durch Saturn, Sonne, Mond, Erde, Jupiter, Venus und Vulkan hindurchentwickeln soll. Seraphim ist ein Name, der von all denen, die ihn richtig im Sinne der alten hebräischen Esoterik selbst verstanden haben, immer so gedeutet worden ist, daß die Seraphim die Aufgabe haben, die höchsten Ideen, die Ziele eines Weltensystems entgegenzunehmen aus der Trinität. Die Cherubim, die nächstniedrige Stufe der Hierarchie, haben die Aufgabe, in Weisheit nunmehr auszubauen die Ziele, die Ideen, die von den höchsten Göttern entgegengenommen werden. Die Cherubim sind also Geister höchster Weisheit, die in ausführbare Pläne dasjenige umzusetzen verstehen, was ihnen angegeben wird von den Seraphim. Und die Throne hinwiederum, der dritte Grad der Hierarchie von oben, der hat die Aufgabe, nunmehr, natürlich sehr bildlich gesprochen, Hand anzulegen, damit das, was in Weisheit ausgedacht ist, damit diese hehren Weltengedanken, die die Seraphim von den Göttern empfangen, die die Cherubim durchgedacht haben, in Wirklichkeit umgesetzt werden.

Wir sehen förmlich, wenn wir nur mit der Seele sehen wollen, wie durch das Herunterfließen der Feuersubstanz durch die Throne die erste Stufe der Verwirklichung der göttlichen Pläne geschieht. So stellen uns die Throne diejenigen Wesenheiten dar, die die Kraft haben, das zunächst durch die Cherubim Ausgedachte umzusetzen in eine erste Wirklichkeit. Das geschieht, indem diese Throne hineinfließen lassen m den Raum, der sozusagen in Aussicht genommen worden ist für ein neues Weltensystem, ihre eigene Substanz, die Substanz des ursprünglichen Weltenfeuers. Wenn wir uns das recht bildlich vorstellen wollen, so können wir sagen: Ein altes Sonnensystem ist verschwunden und verklungen; innerhalb dieses alten Sonnensystems sind herangereift zur höchsten Reife der Reigen der Seraphim, Cherubim, Throne. Nun suchen sich diese nach den Angaben der höchsten Dreieinigkeit einen Kugelraum im Weltenraum aus und sagen sich, hier wollen wir beginnen. Und jetzt nehmen die Seraphim die Ziele des Weltensystems entgegen, die Cherubim arbeiten dieses Ziel aus, und in diesen Kugelraum lassen fließen aus ihrer eigenen Wesenheit heraus die Throne das Urfeuer. So haben wir den Anfang unseres Weltensystems erfaßt.

Aber es sind nun auch noch andere Wesenheiten m einer gewissen Weise schon dabeigewesen bei dem früheren Sonnensystem, dessen Nachfolger das unsrige ist. Diese Wesenheiten sind nur nicht so hoch gestiegen wie die Seraphim, Cherubim, Throne; sie sind auf niedrigerer Stufe stehen geblieben, sind so herübergekommen, daß sie selber noch eine gewisse Entwickelung durchmachen müssen, bevor sie schöpferisch tätig sein können, bevor sie Opfer bringen können. Diese Wesenheiten sind nun die Wesenheiten der zweiten dreigliederigen Hierarchie. Die erste dreigliederige Hierarchie haben wir soeben betrachtet. Die Wesenheiten der zweiten sind diejenigen, deren Namen wir auch schon angeführt haben: die Kyriotetes oder Herrschaften oder Dominationes oder auch Geister der Weisheit, dann die sogenannten Mächte oder Dynamis, wie sie Dwnysius der Areopagite nennt und nach ihm die Lehrer des Abendlandes Virtutes, Tugenden. Das ist die zweite Stufe der zweiten Hierarchie. Und die dritte Stufe sind die sogenannten Gewalten. Es sind die Geister der Form, die auch genannt werden von den Lehrern des Abendlandes Potestates, das ist Gewalten.

Nun wollen wir uns einmal fragen: Wenn wir auf den alten Saturn zurückblicken, wo sind denn nun, nachdem wir gesehen haben, daß die erste Hierarchie im Umkreis des Saturn ist, die Wesenheiten dieser zweiten Hierarchie? Wo haben wir die Herrschaften, die Mächte, die Gewalten zu suchen? Wir haben sie innerhalb des alten Saturn zu suchen. Wenn die Throne sozusagen gerade bis an die Grenze heranreichen, so haben wir innerhalb des alten Saturn die Herrschaften, Mächte und Gewalten. Also im alten Saturn, m seiner Masse drinnen, wirken wiederum wie drei Reigen die Gewalten, die Mächte, die Herrschaften. Sie sind innerhalb der Saturnsubstanz wirkende geistige Wesenheiten.

Jetzt wollen wir uns einmal ein wenig verständigen mit der so außerordentlich phantastischen modernen Weltentstehungstheorie, indem wir uns noch einmal vor Augen führen, was diese als Kant-Laplace'sche Theorie hingestellt hat. Eine Nebelmasse hat sie hingestellt als Ausgangspunkt für unser Sonnensystem, und nun stellt sich ja diese Kant-Laplace'sche Theorie vor, daß diese ganze Riesengasmasse anfängt, sich herumzudrehen, herumzuwirbeln. Bekanntlich findet sie das außerordentlich einleuchtend, daß, wenn sich das herumdreht,

sich nach und nach die äußeren Planeten abspalten. Zuerst werden es Ringe, die ziehen sich dann zusammen; in der Mitte bleibt die Sonne und die anderen rotieren um sie herum. Sie stellt sich das ganz mechanisch vor. Nun, nicht wahr, es wird ein sehr niedliches Schulexperiment zur Verdeutlichung dieser Sache gemacht. Man zeigt, wie im kleinen ein solches Sonnensystem gebildet wird. Man nimmt ein Gefäß mit Wasser, nimmt einen großen Öltropfen, dann schneidet man, so daß man die Größe des Äquators ins Auge faßt, ein Kartenblatt, steckt es in der Äquatorrichtung durch und von oben eine Stecknadel hinein. Dann bringt man diesen Öltropfen zur Rotation. Es spalten sich kleine Tröpfchen ab und kreisen herum, und da sagt derjenige, der das den Schülern vorgeführt hat, manchmal recht alten Schülern: Nun seht einmal, da habt Ihr die Entstehung eines Weltensystems im kleinen! — Und es leuchtet das sofort ein. Denn was sollte mehr einleuchten, als wenn man mit seinen Augen sieht, wie ein solches Sonnensystem entsteht? Warum sollte man nicht begreifen, daß da draußen einmal ein Riesenweltennebel war und sich gedreht hat und daß sich Planeten abgetrennt haben wie die Tröpfchen, die Miniatur-Merkure und -Saturne von dem großen Öltropfen? Man muß allerdings ein wenig über die Naivität, mit der da vorgegangen wird, staunen. Denn die Betreffenden, die also das Kant-Laplace'sche System recht begreiflich zu machen versuchen, die vergessen dabei nur eins, was sonst ja ganz gut ist zu vergessen, aber in diesem Falle geht es halt nicht — sie vergessen nämlich sich selbst, sie vergessen, daß sie dagestanden und erst gedreht haben. Das ist natürlich eine unglaubliche Naivität, aber die Naivität der modernen materialistischen Mythologie ist eben sehr groß, größer als die irgendeiner anderen Mythologie war. Das werden erst zukünftige Zeiten einsehen. Also, es ist da einer, der veranstaltet das Ganze, der dreht das Ganze. Es muß also notwendig, wenn man überhaupt denken kann, wenn man nicht verlassen ist von allen guten Geistern der Logik, vorausgesetzt werden, daß geistige Mächte beteiligt sind da draußen bei der Drehung der Weltenkörper. Wenn man also schon absehen will von dem Fehler, daß ein Urgas an die Stelle des Urfeuers gesetzt wird, so darf man doch nicht voraussetzen, daß diese Gasmasse von selber anfängt herumzuwirbeln. Man muß fragen: Wo sind die geistigen Kräfte und Mächte, die diese Masse, also für uns die Masse des Urfeuers, in Bewegung versetzen, so daß drinnen etwas geschieht? Wir haben sie jetzt aufgezählt: aus der Umgebung und im Innern arbeiten die geistigen Kräfte. Die da rings herum sind, die Wesenheiten, die ihre Fähigkeiten erworben haben in früheren Systemen, die arbeiten von außen; da drinnen sind Wesenheiten von geringerer Reife, die nun im Innern die Masse differenzieren, die das hervorbringen, was wir im Auge hatten, als wir sagten, daß da drinnen Gebilde von Wärme entstehen und so weiter. Es sind das Wesenheiten von höchster Intelligenz, die alles das anordnen, was da geschieht.

Was für eine Aufgabe haben zunächst die ersten Wesenheiten dieser zweiten Hierarchie? Die Herrschaften oder Dominationes nehmen dasjenige, was die Throne sozusagen aus dem Universum herunterbringen, zunächst auf und ordnen es so an, daß eine Zusammenstimmung stattfinden kann zwischen dem einzelnen Weltenkörper, der da entsteht, zwischen dem Saturn und dem ganzen Universum. Es muß ja im Innern des Saturn alles so angeordnet werden, daß drinnen alles dem entspricht, was draußen ist. Es muß also das, was die Seraphim, Cherubim und Throne aus der Hand Gottes herunterbringen auf den Saturn, so geordnet werden, daß drinnen diese Befehle ausgeführt und diese Impulse auch verwirklicht werden. Also es empfangen die Herrschaften oder Kynotetes aus dem Umfang des Saturn dasjenige, was durch die Vermittelung der höchsten Hierarchie herunterkommt, um es umzugestalten, daß es in den Saturn hineinpaßt.

In einer weiteren Art wird das umgearbeitet, was die Herrschaften entgegennehmen, durch die Mächte, Dynamis. Und zwar geschieht das so, daß, wenn die Herrschaften innerhalb des Saturn gleichsam die obersten Anordnungen treffen, die Mächte nunmehr die nächste Ausführung dieser Anordnungen übernehmen. Die Gewalten dagegen, die sorgen dafür — wir werden noch genauer darüber sprechen, wir wollen jetzt nur im großen die Sache charakterisieren —, daß dasjenige, was also gebaut worden ist nach der Absicht des Universums, Bestand hat, solange es notwendig ist, daß es also nicht sogleich wieder zugrunde geht. Sie sind die Erhalter. So haben wir in den Herrschaften die Anordner innerhalb des Saturn, in den Mächten haben wir diejenigen, die diese Anordnungen zunächst ausführen, und die Gewalten sind die Erhalter dessen, was die Mächte also gebaut haben.

Nun wollen wir heute einmal davon absehen, wie die nächste Hierarchie, von der wir ja auch schon gesprochen haben, arbeitet, die Geister der Persönlichkeit, die Feuergeister und die Engel. Wir wollen aber heute noch mit den neu gewonnenen Erkenntnissen den Übergang vom alten Saturn zur alten Sonne einmal in Betracht ziehen. Ich habe Ihnen ja die wesentlichen Vorgänge bereits gestern beschrieben. Was da geschieht, wenn der alte Saturn Sonne wird, ist, daß das Urfeuer nun übergeht in den Gas- oder Luftzustand, so daß also die alte Sonne aus dem besteht, was man nennt den Rest des gebliebenen Urfeuers. Hineingemischt und untermischt ist dieses Urfeuer jetzt mit dem, was sich verdichtet hat zu Gas oder Rauch. Also zwei Substanzen sind da vorhanden: Urfeuer und ein Teil des Urfeuers, verdichtet zu Gas oder Rauch oder Luft — wie Sie es nennen wollen. Das gilt im wesentlichen für die alte Sonne. Wir werden schon sehen, daß es anders geworden ist bei unserer Sonne; die hat sich bis heute durch Zwischenzustände zu etwas anderem entwickelt, obwohl es Leute gibt, die da behaupten, daß das Innere unserer Sonne heute auch bloß eine Art von Gas sei.

Wenn Sie aber sich überhaupt ein klein wenig einlassen auf allerlei Theorien, zu denen unsere materialistische Naturwissenschaft kommt, da werden Sie, wenn Sie das denkend tun, überhaupt rechte Wunder erleben. So findet sich ein populäres Büchelchen, das durch seine Billigkeit viel gekauft wird, worin behauptet wird von der heutigen Sonne, sie müsse m der Mitte nicht etwas Festes haben, sondern eben Gas. Nur sei dieses Gas — man sollte es eigentlich nicht glauben, aber es steht in einem populären Schriftchen — so dick wie Honig oder Teer. Nun, demjenigen, der sich zu der Anschauung aufschwingt, daß ein Gas unter Druckverhältnissen wie Honig oder Teer aussieht, dem will ich zwar gerne gönnen, daß er in einem solchen Schlaraffenland wandeln kann, wo er sich in einer Luft bewegt, die aus Honig besteht, und will ihm nicht wünschen, sich in einer Luft bewegen zu müssen, die so dick ist wie Teer. Solche Auswüchse der materialistischen Theorie gibt es.

Also wir sprechen nicht von unserer heutigen Sonne, sondern von jener alten Sonne, die wirklich besteht aus dem Urfeuer und aus dem, was man nennt Feuernebel oder Feuerluft. Sie finden im «Faust» den Ausdruck, weil Goethe ihn sehr gut kannte, und in der theosophischen Literatur finden Sie den Ausdruck Feuernebel durchaus vertreten. Also aus einem Gemisch dieser beiden Substanzen müssen wir uns diese alte Sonne denken. Das ist aber nicht von selbst gekommen. Es verdichten sich Weltenkörper nicht von selbst; es müssen geistige Wesenheiten diese Verdichtung bewirken. Welche geistigen Wesenheiten sind es nun, die die Verdichtung der Substanz vom alten Saturn zur Sonne herüber bewirken? Das sind die Wesenheiten, welche wir Herrschaften genannt haben. Diese Herrschaften sind es, die nunmehr von außen hereindrücken und die ursprünglich gewaltige Saturnmasse zusammendrängen, so daß sie kleiner wird. Und so lange haben die Herrschaften gedrückt, daß nun diese alte Sonne geworden ist von der Größe einer Weltenkugel, deren Masse Sie sich, wenn Sie die Sonne in den Mittelpunkt setzen, bis zum Jupiter denken müssen. Also der Saturn war so groß wie eine Weltenkugel, die die Sonne zum Mittelpunkt hat und bis zum heutigen Saturn reicht — eine gewaltige Kugel, so groß wie unser ganzes Sonnensystem, bis zum Saturn. Die Sonne, von der wir jetzt sprechen, war eine Weltenkugel, die sich ausdehnte bis zum heutigen Jupiter. Dieser ist die Grenzmarke für die Ausdehnung jener alten Sonne. Sie tun überhaupt gut, in diesen Planeten draußen sich Grenzmarken für die Ausdehnung der alten Weltenkörper vorzustellen.

Sie sehen, so nähern wir uns allmählich der Theorie der Planetenentstehung, indem wir sie herleiten aus der Tätigkeit der Hierarchien. Und gehen wir jetzt weiter. Wir wissen ja nun, daß der nächste Zustand wiederum ein Verdichtungszustand ist. Der dritte Zustand unseres Weltensystems ist der des alten Mondes. Diejenigen, die sich beschäftigt haben mit den Mitteilungen aus der Akasha-Chronik, wissen, daß der alte Mond dadurch entstanden ist, daß sich wiederum die Substanz der Sonne weiter verdichtet hat bis zum Wässerigen. Der Mond hat noch nicht feste Erde, aber er hat Feuer, Luft und Wasser. Er hat das wässerige Element sich eingeordnet. Es hat sich das Gas oder die Luft verdichtet zum wässerigen Element. Wer hat das bewirkt? Das hat die zweite Gruppe aus dieser Hierarchie der geistigen Wesenheiten bewirkt, diejenige Gruppe, die wir Mächte, Virtutes, nennen. Und es ist also durch die Virtutes geschehen, daß die Masse der alten Sonne zusammengedrängt worden ist bis zur Grenze des heutigen Mars. Der Mars ist wiederum der Grenzstein für die Größe des alten Mondes. Wenn Sie sich eine Kugel vorstellen, in der Mitte die Sonne und die Masse ausgedehnt bis dahin, wo heute der Mars kreist, dann haben Sie den alten Mond m seiner Größe.

Jetzt sind wir an demjenigen Punkt angelangt, wo wir uns erinnern wollen, daß, als aus Saturn und Sonne der alte Mond entstand, etwas ganz Neues geschah. Es wurde jetzt ein Teil der dichten Substanz hinausgeworfen, und es entstanden zwei Körper. Der eine Körper nahm die feinsten Substanzen und Wesenheiten und wurde eine feinere Sonne, der zweite Körper wurde ein um so dichterer Mond. Es entwickelt sich dieser dritte Zustand unseres Planetensystems also so, daß er nur eine Zeitlang ein einheitlicher Planet ist; dann aber wirft er einen Planeten aus sich heraus, der nun neben ihm ist. Zuerst reicht also der Mond, solange er ein einheitlicher Körper ist, bis zum Mars. Dann aber zieht sich die Sonne zusammen, und sie wird umkreist von einem Körper, und zwar ungefähr da, wo der heutige Mars sie umkreist, das heißt ungefähr in der Peripherie des ursprünglichen einheitlichen Körpers.

Wodurch ist nun überhaupt diese Abspaltung zustandegekommen? Wodurch ist ein Weltenkörper zu zweien geworden? Es ist das geschehen zur Zeit der Herrschaft der Mächte, Dynamis. Für diejenigen, die mancherlei auf diesem Gebiet mit mir schon verfolgt haben, ist es nicht unbekannt, daß im ganzen Weltenall etwas Ähnliches geschieht wie im gewöhnlichen Menschenleben. Wo sich Wesen entwickeln, da gibt es solche, die vorschreiten, und andere, die zurückbleiben. Wie mancher Vater hat es zu beklagen, daß sein Sohn sitzenbleibt im Gymnasium, während andere rasch vorschreiten. Also wir haben es mit einem verschiedenen Tempo der Entwickelung zu tun. So ist es auch im ganzen Kosmos. Und insbesondere tritt durch gewisse Gründe, die wir noch kennenlernen werden, jetzt, wo die Mächte ihre Mission, ihre Funktion angetreten hatten, etwas ein, was man in der ganzen Esoterik, in allen Mysterien nennt den Streit am Himmel. Und diese Lehre vom Streit am Himmel bildet einen wesentlichen, einen integrierenden Teil in allen Mysterien; sie enthält auch das Urgeheimnis über die Entstehung des Bösen. Die Virtutes, die Mächte, waren nämlich m einem bestimmten Zeitpunkt der Mondenentwickelung von sehr verschiedenen Reifegraden. Die einen sehnten sich danach, so hoch wie möglich geistig zu steigen, andere wieder waren zurückgeblieben oder wenigstens m normaler Weise in ihrer Entwickelung weitergeschritten. Also es gab Mächte, welche ihren Genossen auf dem alten Monde weit vorangeschritten waren. Die Folge davon war, daß sich diese zwei Klassen von Mächten oder Virtutes trennten. Die Fortgeschritteneren, die zogen den Sonnenkörper heraus, und die mehr Zurückgebliebenen bildeten den ihn umkreisenden Mond. So also haben wir zunächst skizzenhaft geschildert den Streit am Himmel, das Auseinanderzerren des alten Mondes, so daß der Nebenplanet, der alte Mond, unter die Herrschaft der zurückgebliebenen Virtutes kommt und die alte Sonne unter die Herrschaft der fortgeschritteneren Virtutes.

Etwas von diesem Streit am Himmel klingt hinein in die ersten Sätze der göttlichen Gita, die symbolisch im Kampf am Anfang manches nachklingen läßt von diesem gewaltigen Streit am Himmel. Oh, es war ein mächtiges Kampffeld, das da vorhanden war. Von der Zeit an, wo die Herrschaften oder Dominationes oder Kyriotetes gewirkt haben zur Herstellung der alten Sonne bis hinein in die Zeit der Herstellung des alten Mondes, wo angetreten haben die Mächte oder Dynamis ihre Mission, da war ein mächtiges Kampffeld, ein gewaltiger Streit am Himmel. Zusammengezogen haben unsere gesamte Sonnensystem-Masse die Herrschaften bis zum Markstein des Jupiter, zusammengezogen haben die Virtutes oder Mächte dann das ganze System bis zum Markstein des heutigen Mars. Zwischen diesen beiden planetarischen Marksteinen am Himmel hegt das große Kampffeld des Streites am Himmel mitten drinnen. Sehen Sie sich an dieses Schlachtfeld am Himmel! Erst das neunzehnte Jahrhundert hat mit physischen Augen sozusagen wiederentdeckt die Verwüstungen, die angerichtet worden sind durch den Streit am Himmel. Zwischen Mars und Jupiter haben Sie das Heer der kleinen Planetoiden hineingesprengt. Das sind die Trümmer des Schlachtfeldes vom Streit am Himmel, der ausgefochten worden ist zwischen den zwei kosmischen Zeitpunkten, da zusammengezogen wurde unser Sonnensystem bis zum Jupiter und später bis zum Mars. Und wenn unsere Astronomen die Fernrohre hinausrichten in den Himmelsraum und noch immer Planetoiden entdecken, so sind das Trümmer jenes großen Schlachtfeldes des Streites zwischen den fortgeschritteneren Virtutes und den weniger fortgeschrittenen Virtutes, die auch das Absprengen des Mondes von seiner Sonne zustande gebracht haben.

So sehen wir: Wenn wir die Taten der göttlich-geistigen Wesenheiten betrachten, erscheinen uns die äußeren Dinge als Ausdruck, als äußere Physiognomie der göttlich-geistigen Wesenheiten.

 

Home Suchen Vorträge Veranstaltungen Adressen Bücher Link hinzufügen
Diese Seite als PDF drucken Wolfgang Peter, Ketzergasse 261/3, A-2380 Perchtoldsdorf, Tel/Fax: +43-1-86 59 103, Mobil: +43-676-9 414 616 
www.anthroposophie.net       Impressum       Email: Wolfgang.PETER@anthroposophie.net
Free counter and web stats