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Rudolf Steiner

Anthroposophische Leitsätze


MICHAELS AUFGABE IN DER AHRIMAN-SPHÄRE

Wenn der Mensch auf seine Entwickelung zurückblickt und dabei die besondere Eigenheit sich zur geistigen Anschauung bringt, die sein Geistesleben seit fünf Jahrhunderten angenommen hat, so muß er schon innerhalb des gewöhnlichen Bewußtseins wenigstens ahnend erkennen, daß er seit diesen fünf Jahrhunderten an einem bedeutsamen Wendepunkte der ganzen irdischen Entwickelung der Menschheit steht.

In der letzten Betrachtung habe ich, von einem Gesichtspunkte aus, auf diese bedeutsame Wendung hingewiesen. Da kann man hinauf blicken in die Vorzeit der Entwickelung. Man schaut, wie sich im Menschen die Seelenkraft gewandelt hat, die gegenwärtig als die Kraft der Intelligenz tätig ist.

Jetzt erscheinen Gedanken, tote, abstrakte Gedanken im Felde des menschlichen Bewußtseins. Diese Gedanken sind an den physischen Menschenleib gebunden; der Mensch muß sie als die von ihm erzeugten anerkennen.

In der Urzeit schaute der Mensch, wenn er seinen Seelenblick in die Richtung wendete, in der ihm heute die eigenen Gedanken sich offenbaren, göttlich-geistige Wesenheiten. An diese Wesenheiten fand der Mensch sein ganzes Sein, bis zum physischen Leib, gebunden; er mußte sich als das Erzeugnis dieser Wesenheiten anerkennen. Aber als solches Erzeugnis nicht nur sein Sein anerkennen, sondern auch sein Tun. Der Mensch hatte keinen eigenen Willen. Was er tat, war Erscheinung des göttlichen Willens.

Stufenweise, wie dies geschildert wurde, ist es bis zum eigenen Willen gekommen, dessen Zeit vor ungefähr fünf Jahrhunderten eingetreten ist.

Aber die letzte Etappe unterscheidet sich von allen vorangehenden viel stärker als diese untereinander.

Indem die Gedanken an den physischen Leib übergehen, verlieren sie die Lebendigkeit. Sie werden tot; geistig tote Gebilde. Sie waren vorher, indem sie dem Menschen angehörten, noch immer zugleich Organe der göttlich-geistigen Wesenheiten, zu denen der Mensch gehört. Sie wollten im Menschen wesenhaft. Und dadurch fühlte sich der Mensch durch sie mit der geistigen Welt lebendig verbunden.

Mit den toten Gedanken fühlt er sich abgelöst von der geistigen Welt. Er fühlt sich ganz versetzt in die physische Welt.

Damit aber ist er in die Sphäre der ahrimanischen Geistigkeit versetzt. Diese hat keine starke Macht in den Gebieten, in denen die Wesenheiten der höheren Hierarchien den Menschen so in ihrer Sphäre halten, daß sie entweder, wie in Urzeiten, selbst im Menschen wirken oder, wie später, durch ihren beseelten oder lebendigen Abglanz. Solange dieses ins Menschenwirken hereingehende Wirken übersinnlicher Wesenheiten besteht, das heißt bis etwa zum fünfzehnten Jahrhundert, haben innerhalb der Menschheitsentwickelung die ahrimanischen Mächte nur eine - man möchte sagen - leise anklingende Macht.

Was die persische Weltanschauung von dem Wirken Ahrimans schildert, ist damit nicht im Widerspruche. Denn diese Weltanschauung meint nicht ein Wirken Ahrimans innerhalb der menschlichen Seelen-Entfaltung, sondern ein solches in einer an die menschliche Seelenwelt unmittelbar angrenzenden Welt. Ahrimans Weben spielt da wohl herüber aus einer benachbarten Geistwelt in die menschliche Seelenwelt, aber es greift nicht unmittelbar ein.

Dieses unmittelbare Eingreifen ist eben erst in der Zeitspanne möglich geworden, die vor etwa fünf Jahrhunderten begonnen hat.

So steht der Mensch am Ende einer Entwickelungsströmung, innerhalb welcher sein Wesen aus solcher göttlicher Geistigkeit geworden ist, die zuletzt für sich in der abstrakten Intelligenz-Wesenheit des Menschen erstirbt.

Der Mensch ist nicht in den Sphären verblieben, in denen er als in dieser göttlichen Geistigkeit seinen Ursprung hat.

Was vor fünf Jahrhunderten für das Bewußtsein des Menschen begonnen hat, es hatte sich für einen weiteren Umfang seiner Gesamtwesenheit schon vollzogen zur Zeit, als das Mysterium von Golgatha in die irdische Erscheinung getreten ist. Da war es, daß unwahrnehmbar für das damals bei den meisten Menschen vorhandene Bewußtsein, allmählich die Menschheitsentwickelung aus einer Welt, in der Ahriman wenig, in eine solche hineinglitt, in der er viel Macht hat. Dieses Gleiten in eine andere Weltschichte erreichte ihre Vollendung eben im fünfzehnten Jahrhundert.

Ahrimans Einfluß auf den Menschen in dieser Weltschichte ist deshalb möglich und kann verheerend wirken, weil in dieser Schichte das dem Menschen verwandte Götterwirken erstorben ist. Aber der Mensch konnte zur Entfaltung des freien Willens gar nicht auf eine andere Art kommen als dadurch, daß er sich in eine Sphäre begab, in der die vom Urbeginn mit ihm verbundenen göttlich-geistigen Wesen nicht lebendig waren.

Kosmisch angesehen liegt in dem Wesen dieser menschlichen Entwickelung das Sonnen-Mysterium. Mit dem, was der Mensch bis zu dem bedeutsamen Wendepunkte seiner Entwickelung in der Sonne wahrnehmen konnte, waren die göttlich-geistigen Wesenheiten seines Ursprungs verbunden. Diese haben sich von der Sonne losgelöst und auf dieser nur ihr Erstorbenes zurückgelassen, so daß der Mensch in seine Leiblichkeit durch die Sonne nurmehr die Kraft toter Gedanken aufnehmen kann.

Aber diese Wesenheiten haben den Christus aus der Sonne zur Erde gesandt. Dieser hat sein Wesen zum Heile der Menschheit mit der Erstorbenheit des göttlich-geistigen Seins in Ahrimans Reich verbunden. So hat die Menschheit die zweifache Möglichkeit, die die Gewähr ihrer Freiheit ist: zu Christus sich wenden in der Geistgesinnung, die beim Heruntersteigen aus der Anschauung des übersinnlichen Geistdaseins bis zum Gebrauche der Intelligenz unterbewußt vorhanden war, jetzt in bewußter Art; oder sich erfühlen wollen in der Losgelöstheit von diesem Geistdasein und damit verfallen in die Orientierung, die die ahrimanischen Mächte nehmen.

In dieser Situation ist die Menschheit seit dem Beginn des fünfzehnten Jahrhunderts. Vorbereitet ist diese - in der Entwickelung geschieht ja alles allmählich - seit dem Mysterium von Golgatha, das als das größte Erden-Ereignis dazu bestimmt ist, den Menschen vor dem Verderben zu retten, dem er ausgesetzt sein muß, weil er ein freies Wesen sein soll.

Man kann nun sagen: was von Seite der Menschheit bisher innerhalb dieser Situation geschehen ist, vollzog sich halb-unbewußt. Und in dieser Art hat es zu dem Guten der in abstrakten Ideen lebenden Naturanschauung und zu manchen ebenso guten Prinzipien der Lebenshaltung geführt.

Aber dieses Zeitalter, in dem der Mensch unbewußt in der gefährlichen Ahriman-Sphäre sein Dasein entfalten darf, ist vorüber.

Der Erforscher der geistigen Welt muß heute die Menschheit auf die geistige Tatsache aufmerksam machen, daß Michael die geistige Führung der Menschheitsangelegenheiten übernommen hat. Michael vollbringt, was er zu vollbringen hat, so, daß er die Menschen nicht dadurch beeinflußt; aber sie können in Freiheit ihm folgen, um mit der Christus-Kraft den Weg aus der Ahriman-Sphäre wieder herauszufinden, in die sie notwendig kommen mußten.

Wer ehrlich, aus dem tiefsten Wesen seiner Seele, sich mit Anthroposophie eins fühlen kann, der ist ein rechter Versteher dieses Michael-Phänomens. Und Anthroposophie möchte die Botschaft von dieser Michael-Mission sein.

Goetheanum, 10. Oktober 1924.

 

Lit.: GA 26

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