Allgemein
Asiatisches
Abendland
DER STANDARD, 24. November 2000
Nun haben
Genanalysen den Streit geschlichtet: Die Kunst haben wir aus
Zentralasien, die Agrikultur aus dem Mittleren Osten. Mehr als
80 Prozent der heutigen europäischen Männer haben ihr
Y-Chromosom bzw. bestimmte Charakteristika darauf
("Marker") von paläolithischen Ahnen, die in zwei
Wellen einwanderten: Die ersten kamen vor 35.000 bis 40.000
Jahren aus Zentralasien und brachten ihre "auriakische"
Kultur mit der Höhlenmalerei mit. Die zweiten Einwanderer
kamen vor 22.000 Jahren aus dem Nahen Osten, sie werden der
"gravettinischen" Kultur mit ihren Figurinen
zugerechnet.
Beide siedelten zunächst
quer durch Europa. Aber dann kam die Eiszeit, die Siedler
zogen sich in wärmere Regionen zurück, nach Spanien, auf den
Balkan, in die Ukraine. Nach dem Rückzug der Gletscher
wanderten die Siedler wieder nach Norden und nahmen ihre in
den Refugien entstandenen genetischen Unterschiede mit. Die
zeigen sich heute noch: Westeuropa wurde von Spanien her neu
besiedelt, die Mitteleuropäer kommen vom Balkan.
Dann erst kam vor 9000
Jahren eine dritte Einwanderung, diesmal aus dem Mittleren
Osten und zahlenmäßig klein - nur 20 Prozent der Männer
tragen ihren Genmarker -, aber offenbar erfahren in der
Agrikultur. Sie zogen, so sagen es wieder die Gene, entlang
der Küsten nach Westen. (Science, Vol 290, 1081)
http://derstandard.at/dyn/archiv/archarchiv.asp?artfn=/archiv/20001124/227.htm&strTitle=Asiatisches+Abendland
|