The
Memosys Website
Andreas Goppold - mm-diskurs@uni-ulm.de
The Web Site of Technological Ars Memoriae. Dedicated to
Mnemosyne, the goddess of memory and poetry, and mother of the
muses.
Eine
Systematik der Formen kultureller Transmission Die vorliegende Arbeit steht unter dem Thema: "Design
und Zeit: Kultur im Spannungsfeld von Entropie, Transmission,
und Gestaltung". Das im Titel genannte Spannungsfeld ist
auch das Design-Prinzip der Arbeit selber: Es ist die Methode
Goethes, die er in seinem "Faust" angewandt hat: das
Aufbauen von primären Spannungsfeldern, und die Entwicklung
des Themas (bzw. des Dramas) aus dem Aufeinander-Einwirken
dieser Felder. Die Grundlage der Arbeit ist nicht das Gewordene,
Fixierte (ergon), sondern die Dynamik und
das Werden (en-ergeia). Dynamik kann nur aus
Dynamik verstanden werden. Auf diese Weise werden die
Gestaltungs-Prinzipien der Arbeit selbst-reflexiv und
konstruktiv eingesetzt .
Ergänzend zu
den in den sechs Kapiteln behandelten inhaltlichen Themen ist
das Informationsdesign der Arbeit ein strukturelles Element:
Hier stellt die Arbeit einen pragmatischen Beitrag zum Bereich
der Innovativen Gestaltung eines Hypertext-Informationsdesigns
dar. Dieses Thema ist seit Jahren ein Anliegen des Autors, der
deshalb entsprechende Systementwicklungen auch selber
betrieben und im Rahmen dieses Dissertationsthemas angewandt
hat. Dies ist in sich ein Beitrag zum Thema dieser Arbeit, nämlich
zu Formen der kulturellen Tradierung von Wissen und kann
zugleich als eine Realisierung bzw. als ein Prototyp eines Pyramidalen
Buches verstanden werden, wie es Robert Darnton in jüngster
Zeit formuliert hat. Hiermit wird eine bicompatible Lösung
der Textgestaltung präsentiert, die sich sowohl für die
konventionelle Darstellung im papiergebundenen Drucktext
eignet, als auch die neuen technisch unterstützten Möglichkeiten
der Dynamisierung von Hierarchie und Vernetzung in
Form von Hypertext einsetzt. Damit wird der Goetheschen
Vision des Worte-Webens eine vorher nicht praktikabel
durchführbare Tiefendimension hinzugefügt.
http://www.uni-ulm.de/uni/intgruppen/memosys/desn.htm
In den
androiden Traumgestalten der Technisierung erkennen wir uns
selbst
Die
metaphorischen Wendungen, in denen wir uns als mechanische
oder industrielle Maschinen begreifen, bezeugen einen mentalen
Prozess: die dynamische Anpassung unseres Selbstbildes als
Gattung an die Erfahrungen mit je modernsten Technologien. Die
Adaptation geht über rein Sprachliches oder Weltanschauliches
hinaus. Solange etwa das Herz als natürlicher Quell des
Lebens und geheimer Sitz der Seele begriffen wird, kann man es
bestaunen und besingen, und man kann es zur Not auch seinen
Feinden bei lebendigem Leibe herausreißen. Bevor die
Zeitgenossen aber nicht zu einer ganz anderen, prosaischeren
Ansicht vom Herzen als einer mechanischen Pumpe gekommen
waren, vermochte niemand, dieses Organ unter Verwendung von
Ersatzteilen zu reparieren oder gar komplett auszutauschen.
Mechanisierung und Industrialisierung generierten daher, indem
sie das agrarisch-natürliche Menschenbild vernichteten, eine
neue Praxis gegenüber dem Körper und seinen Mängeln.
Ähnlich Grundsätzliches
geschieht nun im Zuge der Digitalisierung: Das Menschenbild
wandelt sich so radikal wie durch die industrielle Revolution...
Das aus toten Teilen montierte Monster des Dr. Frankenstein
etwa kündete vom industriellen Schicksal des Körpers, von
seiner Unterwerfung unter die Technik einer Geräte- und
Transplantationsmedizin, wie sie erst anderthalb Jahrhunderte
nach Mary Shelleys Horrorvision selbstverständlich wurde. Ähnlich
wiesen die Fantasien von autonom handelnden Maschinen - in
Samuel Butlers "Erewhon" ebenso wie in Karel Capeks
"R.U.R." oder Fritz Langs "Metropolis" -
auf die Automatisierung und die damit beginnende Entlastung
des Körpers von der Schwerstarbeit.
http://www.welt.de/daten/2000/11/04/1104le200388.htx