Waldorfschule
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1919 durch eine erste Schule in Stuttgart begründet, hat die Waldorfschule mittlerweile einen nicht mehr zu überschätzenden Anteil an der kulturellen Entwicklung der Welt genommen und ist um die Jahrtausendwende weltweit schon in ungefähr fünfzig Ländern mit um sechshundert Schulen vor Ort. Der wichtigste Grundsatz der Waldorfschule lautet, dass der Lehrer auch wissen soll, warum er dem Schüler hilft, durchs Leben zu kommen, nämlich weil das eine Liebespflicht (Liebestat - Rudolf Steiner in "Erziehungskunst") ist. Der Lehrer muss also, wenn er ein guter Waldorflehrer sein will, eine persönliche Beziehung zum Schüler aufbauen. Die wichtigsten weiteren methodischen Grundsätze sind, dass der Unterricht goetheanistisch stattzufinden hat, dass also auf eine ganzheitliche Betrachtungs- und Herangehensweise geachtet wird; das Klassenlehrer-Prinzip (ein Lehrer unterrichtet eine Klasse in den ersten acht Schuljahren jeden Morgen zwei Unterrichtseinheiten am Stück [im sogenannten Hauptunterricht] und auch in den Fachstunden, in denen er das zu leisten vermag); die Erteilung des Stoffs in Epochen von einer bis vier oder mehr Wochen im Hauptunterricht, den es auch in den Klassen neun bis zwölf noch gibt (wo er allerdings durch Fachleute erteilt wird); das zusätzliche Fach Eurythmie, also die von Rudolf Steiner erfundene Bewegungskunst, durch die der moderne zivilisationsgeschädigte Mensch seine Verbindung zum Maßvollen in der Welt und dadurch zu höheren geistigen Kräften stärken soll; Praktika von jeweils mehreren Wochen auf dem Bauernhof, im Feldmessen, in einer sozialen Einrichtung, in einem Handwerksbetrieb und in der Industrie (das Letztere wird nur selten verwirklicht); das Fehlen von Noten bis hinauf zur zwölften Klasse und die Unmöglichkeit, sitzen zu bleiben. Die Waldorfschule hat einen eigenen Lehrplan, der dem Schüler in jedem Alter dasjenige aus den unterschiedlichen Kulturepochen der Menschheit bringt, was er in diesem Alter aufgrund seiner jeweiligen Entwicklungsphase braucht. Außerdem kann der Lehrer den Stoff, wo er exemplarisch auszuwählen ist, in der größten nur denkbaren Freiheit selbst bestimmen. Die Waldorfschule ist eine Gesamtschule.
Hans Dunkelberg