Forum für Anthroposophie, Waldorfpädagogik und Goetheanistische Naturwissenschaft | ||||
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Die dritte KraftWolfgang Peter 2001Die Betrachtungen von Mabel Cotterell über "Die unentdeckte dritte Kraft" (1) geben einen guten Überblick über die verschieden Deutungen, die hinsichtlich der "Dritten Kraft" bisher aus anthroposophischer Sicht gegeben wurden. Da ist einmal die häufig vertretene Anschauung, daß sie etwas mit dem zu tun hat, was sehr unscharf als "Atomkraft" bezeichnet wird. Dann findet man auch gelegentlich den Hinweis auf die Schwerkraft, die Gravitation, und schließlich die u.a. von Dr. Walter Johannes Stein vertretene Ansicht, daß wir es hier mit Klangphänomenen, mit Akustik im weitesten Sinn, mit Vibrationen, Schwingungen u. dgl. zu tun haben, wobei ganz wesentlich ist, daß diese lokal erregten "Töne" ihren kosmischen Widerhall finden. Ich frage mich seit langem, ob diese verschiedenen Deutungen einander ausschließen, oder ob sie nicht viel mehr verschiedene Aspekte ein und desselben Phänomens darstellen, das sehr eng mit den atomistischen Erscheinungen verknüpft ist. In anthroposophischen oder waldorfpädagogischen Kreisen tritt sehr oft die beliebte Frage an mich heran: Gibt es Atome oder nicht? Und ich antworte dann stets: das kommt ganz darauf an, was man unter "Atomen" verstehen will. Will man unter Atomen winzig kleine "Dinge", also materielle Objekte von gegenständlicher Natur verstehen, dann ist die ganz klare Antwort, daß es Atome in diesem Sinn nicht gibt. Atome sind sicher keine winzig kleinen Gegenstände. Das zeigt ja schon die moderne Physik ganz deutlich. Anderseits gibt es zweifellos "atomistische Phänomene", die von unzähligen räumlichen Zentren ausstrahlen ("Zentralkräfte" im Sinne Steiners). In der Physik ist es ja üblich geworden, diese atomistischen Phänomene mit den Mitteln der Quantenmechanik zu behandeln, was aber nichts anderes bedeutet, als daß diese Erscheinungen als Schwingungsvorgänge oder Klangphänomene im übertragenen Sinn verstanden werden. Der Quantentheorie liegt eigentlich nichts anderes zugrunde als eine simple, passend modifizierte Wellengleichung und es wird gezeigt, wie bestimmte Wirkungen durch Resonanz verstärkt, andere durch eine Art Interferenz ausgelöscht werden. Bemerkenswert ist dabei die nicht-kausale Natur der Phänomene. Der Ausgang entsprechender Experimente läßt sich nicht eindeutig aus den lokal gegebenen Versuchsbedingungen ableiten. Die Quantentheorie liefert immer nur Wahrscheinlichkeitsaussagen, und es wird immer deutlicher, daß das daran liegt, daß wir es im atomaren und subatomaren Bereich niemals mit bloß lokalen Wechselwirkungen innerhalb eines eng beschränkten räumlichen und zeitlichen Bereichs zu tu haben, sondern daß an jedem einzelnen atomistischen Phänomen letztendlich der ganze Kosmos mitbeteiligt ist und umgekehrt jedes lokale Ereignis seinen Widerhall im ganzen Universum findet (Stichwort: EPR-Experimente, Bell‘sche Ungleichungen usw.). Der Physiker Hans-Peter Dürr hat es so formuliert: "Der Bruch in unserem Verständnis der Wirklichkeit, den die neue Physik fordert, ist radikal. Deutet diese Physik doch darauf hin, daß die eigentliche Wirklichkeit, was immer wir darunter verstehen, im Grunde keine Realität im Sinne einer dinghaften Wirklichkeit ist... Die <Unschärfe> (d.h. die nichtkausale Natur der atomaren Phänomene) ist Ausdruck einer holistischen, einer ganzheitlichen Struktur der Wirklichkeit... So steht das Getrennte (etwa durch die Vorstellung isolierter Atome) nach neuer Sichtweise nicht am Anfang der Wirklichkeit, sondern näherungsweise Trennung ist mögliches Ergebnis einer Strukturbildung, nämlich: Erzeugung von Unverbundenheit durch Auslöschung im Zwischenbereich (Dürr 1992). Die Beziehungen zwischen Teilen eines Ganzen ergeben sich also nicht erst sekundär als Wechselwirkung von ursprünglich Isoliertem, sondern sind Ausdruck einer primären Identität von allem. Eine Beziehungsstruktur entsteht also nicht nur durch Kommunikation, einem wechselseitigen Austausch von Signalen, verstärkt durch Resonanz, sondern gewissermaßen auch durch Kommunion, durch Identifizierung... Die holistischen Züge der Wirklichkeit, wie sie in der neuen fundamentalen Struktur der Materie zum Ausdruck kommen, bieten hierbei die entscheidende Voraussetzung dafür, daß die für uns wesentlichen Merkmale des Lebendigen dabei nicht zu mechanistischen Funktionen verstümmelt werden." (2) Oder an anderer Stelle: "Aus quantenmechanischer Sicht gibt es also keine zeitlich durchgängig existierende objektivierbare Welt, sondern diese Welt ereignet sich gewissermaßen in jedem Augenblick neu. Die Welt erscheint hierbei als eine Einheit, als ein einziger Zustand, der sich nicht als Summe von Teilzuständen deuten läßt. Die Welt «jetzt» ist nicht mit der Welt im vergangenen Augenblick substantiell identisch. Aber die Welt im vergangenen Augenblick präjudiziert die Möglichkeiten zukünftiger Welten auf solche Weise, daß es bei einer gewissen vergröberten Betrachtung so scheint, als bestünde sie aus Teilen und als bewahrten bestimmte Erscheinungsformen, zum Beispiel Elementarteilchen/Atome, ihre Identität in der Zeit." (3) Diese nicht-lokalen Wirkungen, die keiner direkten räumlichen Vermittlung bedürfen, scheinen mir aus geisteswissenschaftlicher Sicht, sehr deutlich mit astralen Kräften zusammenzuhängen. Nicht nur wird der Begriff "Astral" zurecht mit der Sternenwelt, also mit dem ganzen Kosmos in Beziehung gesetzt, typisch für alle astralen Zusammenhänge ist ja, daß dadurch verschiedene kosmische Regionen untereinander und mit der Erdenwelt unmittelbar über alle räumliche Trennung hinweg verbunden sind. Es ist natürlich immer sehr heikel, naturwissenschaftliche Erkenntnisse mit der geisteswissenschaftlichen Forschung zu vermengen. Das sollte man tunlichst vermeiden, aber eine Zusammenschau kann nützlich sein - man lernt dann gleichsam das Phänomen von zwei verschiedenen Seiten her kennen. Und soviel kann man angesichts der modernen Physik jedenfalls sagen, daß hier die submikroskopischen Quantenphänomene in immer stärkerer Beziehung zu den makrokosmischen Gegebenheiten gesehen werden. Was uns als atomistische Materie erscheint, ist dementsprechend nichts anderes als ein lokales Zentrum, als ein Brennpunkt, in dem sich spezifische kosmische Wirkungen widerspiegeln. Und diese Materie ist zugleich wiederum die Quelle der Gravitationskräfte. Die Physiker verstehen zwar noch nicht im Detail, wie Quantenmechanik und Gravitation zusammenhängen, aber daß hier eine notwendige Beziehung besteht, ist schon sehr deutlich. Gravitationskräfte treten gleichsam immer dort auf, wo die nichtlokalen kosmischen Wirkungen in einen engen raumzeitlichen Bereich gefesselt werden. Wir kommen hier in einen Bereich, der sich nur durch die fortgesetzte Meditation über "Punkt und Umkreis" nach und nach erhellen läßt: wie läßt sich der Punkt, das lokale Zentrum, als Spiegelbild und Wirkung der ganzen kosmischen Peripherie begreifen? Wie sich das auf die materiellen Verhältnisse auswirkt, hat Rudolf Steiner ja an anderer Stelle angedeutet: "So daß Sie sich vorstellen können, daß die ganze Erde einstmals, indem sich die materiellen Teile gegen den Mittelpunkt zusammendrängen, in den Mittelpunkt hinein verschwindet. Das ist aber nicht alles. In demselben Maße, wie das in den Mittelpunkt hinein verschwindet, in demselben Maße erscheint es im Umkreis. Da draußen tritt es wieder auf. An einer Stelle des Raumes verschwindet die Materie, und von außen tritt sie wieder auf. Alles, was in den Mittelpunkt hinein verschwindet, kommt vom Umkreise wiederum herein, wird herangezogen, und zwar so, daß hineingearbeit ist jetzt in diese Materie alles das, was die Wesen, die auf dem Planeten gearbeitet haben, der Materie eingeprägt haben; natürlich nicht in seiner heutigen Form, aber in einer Form, wie sie ihm eben durch diese Umwandlung gegeben wird... Solange Sie mit Ihrem Vorstellen im dreidimensionalen Raum bleiben, können Sie das nicht fassen, denn das geht aus dem dreidimensionalen Raum heraus. Daher ist es nicht zu sehen, bis es von der anderen Seite in den dreidimensionalen Raum wieder hereinkommt. In der Zwischenzeit ist es eben in einer anderen Dimension. Das ist so eine Sache, die wir auch nunmehr fassen müssen, denn es hängen überhaupt die Dinge unserer Weltentstehung in der mannigfaltigsten Weise zusammen, und etwas, was an einem Orte ist, hängt zuweilen recht kompliziert mit etwas anderem zusammen, was sich an einem ganz anderen Orte im dreidimensionalen Raum befindet." (4) Hier läßt sich nun auch anknüpfen an das, was Rudolf Steiner anderwärts über das Wesen des Atoms (5) gesagt hat und was sich auch bezieht auf das, was in dem Artikel über die "unentdeckte dritte Kraft" bezüglich der neungliedrigen (3x3) Struktur des Erdinneren angeführt ist. Laut Rudolf Steiner wird ja beispielsweise der neue Jupiter seine materielle Grundlage durch "Atome" haben, von denen jedes gewissermaßen ein verkleinertes Abbild unserer ganzen jetzigen Erdentwicklung darstellt. Atome sind gleichsam die verkleinerten und vervielfältigten Abbilder der vorangegangenen planetarischen Entwicklungsstufe(n) des Erde. Sie spiegeln also nicht nur so, wie es die Physik heute annimmt, den gegenwärtigen Kosmos wider, sondern vor allem auch vergangene kosmische Entwicklungsstufen, die längst aus der äußeren physischen Erscheinung verschwunden sind. Den Atomen unserer Erdenwelt liegen also Abbilder des alten Mondes, der alten Sonne und des alten Saturn zugrunde. In der Tiefe der atomaren Welt wird so an vergangenen Entwicklungszuständen festgehalten. Da wirken dann gerade die Widersachermächte, eben Luzifer, Ahriman und schließlich die Asuras. Werden die gegenwärtigen Lichtätherkräfte von den alten Mondenkräften Luzifers erfaßt, entsteht derart die Elektrizität. Ahriman raubt sich entsprechend die Klangätherkräfte und zwingt sie auf die alte Sonnenstufe zurück, wodurch der Magnetismus entsteht. Die Asuras schließlich fesseln den Lebensäther in die älteste "archäologische Schicht" der "Atome" im weitesten Sinn und erzeugen jene Phänomene, die mit der "Dritten Kraft" zu tun haben. Die gegenwärtige Atomtechnologie scheint mir diese Kräfte in unverwandelter Form teilweise zu entfesseln, was nur Unheil bringen kann. Ungeheure Wärmekräfte werden dabei freigesetzt, die noch ganz den alten Saturncharakter bewahrt haben und für die Erdenwelt letztlich nur zerstörerisch wirken können. Daß diese alten Saturnkräfte der heutigen Materie zugrunde liegen, darauf hat Rudolf Steiner ja sehr deutlich hingewiesen. Für eine fruchtbare künftige Technologie wird es darauf ankommen, mit den Impulsen, die wir im gegenwärtigen Erdendasein entwickeln können, auf diese alten und unzeitgemäßen Kräfte verwandelnd und dadurch zugleich erlösend zurückzuwirken. In diese Richtung scheint mir das zu wirken, was Rudolf Steiner als "mechanischen Okkultismus" bezeichnet hat und in den Mysteriendramen durch seine "Strader-Maschine" andeutet. Wie das im Detail zu verwirklichen ist, was natürlich die eigentlich entscheidende Frage ist, kann jetzt noch kaum abgeschätzt werden und scheint noch einiger energischer naturwissenschaftlich-geisteswissenschaftlicher Forschung bedürfen. Eine derartige künftige Technologie wird sich aber vor allem nur entwickeln lassen, wenn es den Menschen gelingt, genügend moralische Kräfte aufzubringen. Das bedeutet im ersten Schritt eine immer weitere Reinigung des Astralleibes von niederen egoistischen Trieben. Der Astralleib ist immer ein mehr oder weniger harmonisches Abbild des ganzen astralen Kosmos. Der menschliche Astralleib ist dabei aber von sehr zwiespältiger Natur. Einerseits trägt er eine ungeheure Weisheit in sich, in der sich die kosmischen Harmonien abbilden, anderseits hat sich aber gerade der menschliche Astralleib sehr stark von der kosmischen Astralwelt abgesondert. Er hält sich dadurch gleichsam selbst schon für den ganzen Kosmos, läßt nichts mehr außerhalb seines Bereiches gelten - und daraus resultiert ein ungeheurer Egoismus, der sich der astralen Weisheit zur Seite stellt. Läuterung des Astralleibes heißt letztlich, wieder den Anschluß an den ganzen großen Kosmos zu finden. Eine Selbsterziehung zur Selbstlosigkeit im größten Stile muß nach und nach angebahnt werden. Je mehr wir uns darin immer wieder unermüdlich üben, desto mehr beginnt sich auch der Ätherleib zu verwandeln und dadurch wird uns das, was wir moralisch erstreben, erst zum wirklichen Besitz, wird zur selbstverständlichen moralischen Gewohnheit, zur dauerhaften Charakteranlage. Dadurch entstehen aber auch erst in unserem Ätherleib jene Kräfte, die auf die äußere Ätherwelt so wirken können, daß eine künftige Technologie im angedeuteten Sinn möglich wird. Literatur
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