Einzig mögliche Kritik der
atomistischen Begriffe
Rudolf
Steiner (1882)
Die moderne Naturwissenschaft betrachtet die
Erfahrung als die einzige Quelle zur Erforschung der Wahrheit. Und
dies gewiß nicht mit Unrecht. Ihr Gebiet ist das Reich der äußeren
räumlichen Dinge und zeitlichen Vorgänge. Wie sollte man über einen
der Außenwelt angehörigen Gegenstand etwas ausmachen können, ohne
ihn mittelst der Sinneswahrnehmung, das ist der einzigen Art, mit
Räumlich-Zeitlichem in Berührung zu kommen, kennengelernt zu haben.
Erst das Objekt kennenlernen (1) und dann
darüber theoretisieren, so lautet die Maxime, welche die moderne
Wissenschaft gegenüber den spekulativen Systemen der Naturphilosophen
vom Anfange dieses Jahrhunderts geltend macht. Dies Prinzip ist
durchaus berechtigt, aber es hat durch eine irrige Auffassung die
Wissenschaft auf Abwege geführt. Das Mißverständnis liegt in dem
Charakter, welchen die induktive Methode und der aus derselben
fließende Materialismus und Atomismus den Allgemeinbegriffen
beilegen. Es kann für den Einsichtigen kein Zweifel sein, daß der
jetzige Stand der Naturwissenschaft in ihrem theoretischen Teile
wesentlich beeinflußt ist von Begriffen, wie sie durch Kant
herrschend geworden sind. Wollen wir auf dieses Verhältnis näher
eingehen, so müssen wir bei ihm unsere Betrachtung anheben. Kant
schränkte das Gebiet der Erkenntnis auf die Erfahrung ein, weil er in
dem durch dieselbe vermittelten sinnlichen Stoff die einzige
Möglichkeit fand, die in unserer geistigen Organisation liegenden, an
sich ganz leeren Begriffsschemen, die Kategorien, auszufüllen. Ihm
war sinnlicher Gehalt die einzige Form eines solchen. Damit hatte er
das Urteil der Welt in andere Bahnen gelenkt. Hatte man früher die
Begriffe und Gesetze als der Außenwelt angehörig gedacht, hatte man
ihnen objektive Geltung zugeschrieben, so schienen sie jetzt bloß
durch die Natur des «Ich» gegeben. Die Außenwelt galt zwar bloß
als roher Stoff, doch als dasjenige, welchem allein Realität
zuzuschreiben sei. Diesen Standpunkt hat die induktive Wissenschaft
von Kant geerbt. Auch ihr gilt die materielle Welt als das allein
Reale, bei ihr sind Begriffe und Gesetze nur insoferne berechtigt, als
sie jene zum Inhalte haben und das Erkennen derselben vermitteln.
Über dieses Reich hinausragende Begriffe betrachtet sie als
unwirklich. Allgemeine Gedanken und Gesetze sind ihr bloße
Abstraktionen, abgeleitet von den bei einer Reihe von Beobachtungen
erfahrenen Übereinstimmungen. Sie kennt bloße subjektive Maximen,
Generalisationen, keine ihre Geltung in sich selbst tragenden,
konkreten Begriffe. Dies muß beachtet werden, wenn man aus einer
Menge dunkler Begriffe, die heutzutage im Umlauf sind, bis zur
vollkommenen Klarheit hindurchdringen will. Man wird sich zunächst
fragen müssen: was ist denn eigentlich Erfahrung, gewonnen an
diesem oder jenem Objekte? In Werken über Erfahrungsphilosophie wird
man vergebens nach einer sachlichen, befriedigenden Antwort auf diese
gewiß berechtigte Frage suchen.
Ein Objekt der Außenwelt seinem Wesen nach
erkennen, kann doch unmöglich heißen, dasselbe mit den Sinnen
wahrnehmen und so, wie es sich diesen darstellt, von demselben ein
Konterfei entwerfen. Man wird niemals einsehen, wie von einem
Sinnlichen eine korrespondierende begriffliche Photographie entstehen
und welche Beziehung zwischen beiden sein könne. Eine
Erkenntnistheorie, welche von diesem Standpunkte ausgeht, kann über
die Frage nach dem Zusammenhange von Begriff und Objekt nie ins Reine
kommen (2). Wie sollte man die
Notwendigkeit einsehen, über das unmittelbar durch den Sinn Gegebene
zum Begriffe zu gehen, wenn in dem ersteren bereits das Wesen eines
Gegenstandes der sinnlichen Welt gegeben wäre? Wozu noch das
Begreifen, wenn schon das Anschauen genügte? Es wäre wenigstens der
Begriff, wenn nicht eine Verfälschung, doch eine höchst unnötige
Zugabe zu dem Objekte. Dazu muß man kommen, wenn man die Konkretheit
der Begriffe und Gesetze leugnet. Gegenüber von solchen bildlichen
Erklärungen, wie etwa auch die der Herbartschen Schule: der Begriff
sei das geistige Korrelat eines außer uns befindlichen Gegenstandes,
und das Erkennen bestehe in der Erlangung eines solchen Bildes, wollen
wir nun nach einer Realerklärung des Erkennens suchen. Wir wollen uns
hier der Aufgabe gemäß, die wir uns setzen, bloß auf das Erkennen
der Außenwelt beschränken. Im Akte des Erkennens kommt in diesem
Falle zweierlei in Betracht: Die Bestätigung des Denkens und die der
Sinne. Das erstere hat es mit Begriffen und Gesetzen, die letzteren
mit sinnlichen Qualitäten und Prozessen zu tun. Der Begriff und das
Gesetz sind immer etwas Allgemeines, das sinnliche Objekt etwas
Besonderes; die ersteren können nur gedacht, das letztere nur
angeschaut werden. Die Medien, durch welche das Allgemeine uns als
Besonderes erscheint, sind Raum und Zeit. Jedes besondere Ding und
jeder besondere Prozeß muß dem begrifflichen Inhalte der Welt
eingefügt werden können, denn was an ihm nicht gesetz- und
begriffsmäßig wäre, kommt für unser Denken gar nicht in Betracht.
Es kann daher erkennen eines Objektes nur heißen: das, was unseren
Sinnen im Räume erscheint, in die Allgemeinheit des Begriffsinhaltes
der Welt einreihen, ja ganz aufgehen lassen. Im Erkennen eines
räumlich-zeitlichen Objektes ist uns also nichts anderes als ein
Begriff oder Gesetz auf sinnenfällige Weise gegeben. Nur durch eine
solche Auffassung kommt man über die vorhin erwähnte Unklarheit
hinaus. Man muß dem Begriffe seine Ursprünglichkeit, seine eigene
auf sich selbst gebaute Daseinsform lassen und ihn in dem
sinnenfälligen Gegenstande nur in anderer Form wiedererkennen. So
sind wir zu einer Realdefinition der Erfahrung gelangt. Die
Philosophie der Induktion kann ihrer Natur nach nie zu einer solchen
gelangen. Denn es müßte gezeigt werden, in welcher Weise die
Erfahrung Begriff und Gesetz vermittelt. Da aber jene diese beiden als
etwas bloß Subjektives ansieht, so ist ihr von vorneherein der Weg
dazu abgeschnitten.
Daraus sieht man zugleich, wie unfruchtbar das
Unternehmen wäre, über die äußere Welt ohne Hilfe der Wahrnehmung
etwas ausmachen zu wollen. Wie kann man sich des Begriffes in Form der
Anschauung bemächtigen, ohne die Anschauung selbst zu vollbringen?
Erst, wenn man einsieht, daß es Begriff und Idee ist, was die
Wahrnehmung bietet, aber in wesentlich anderer Form als in der von
allem empirischen Gehalt befreiten des reinen Denkens, und daß diese
Form das Ausschlaggebende ist, begreift man, daß man den Weg der
Erfahrung einschlagen muß. Nimmt man aber an, es sei der Inhalt das
Maßgebende, dann kann der Behauptung, daß derselbe Inhalt doch auch
auf eine von aller Erfahrung unabhängige Weise erworben werden
könne, nichts entgegengesetzt werden. Also Erfahrung muß wohl die
Maxime der Naturphilosophie sein, aber zugleich Erkenntnis des
Begriffs in Form der äußeren Erfahrung. Und hier ist es, wo die
moderne Naturwissenschaft dadurch, daß sie keinen klaren Begriff von
Erfahrung suchte, auf Irrwege kam. An dieser Stelle wurde sie
wiederholt angegriffen und ist auch leicht angreifbar. Anstatt die
Apriorität des Begriffes anzuerkennen und die Sinnenwelt nur als eine
andere Form desselben aufzufassen, betrachtet sie denselben als
bloßes Derivat der Außenwelt, die ihr absolutes Prius ist. Die
bloße Form einer Sache wird so zur Sache selbst gestempelt. Aus
dieser Unklarheit der Begriffe geht der Atomismus, insoferne er
materialistisch ist, hervor. Wir wollen hier denselben, gestützt auf
das Vorhergehende, einer sorgfältigen und der - wie ich glaube
annehmen zu können - einzig möglichen Kritik unterwerfen.
Wie auch die Meinungen im einzelnen
auseinandergehen mögen, zuletzt kommt doch der Atomismus darauf
hinaus, alle sinnlichen Qualitäten als: Ton, Wärme, Licht, Geruch
usw., ja, wenn man auf die Art und Weise sieht, wie die mechanische
Wärmetheorie das Mariottesche Gesetz ableitet, sogar den Druck als
bloßen Schein, bloße Funktion der Atomenwelt anzusehen. Das Atom
allein gilt als letzter Wirklichkeitsfaktor. Diesem muß man nun
folgerichtig jede sinnliche Qualität absprechen, weil sonst ein
Ding aus sich selbst erklärt würde. Man hat zwar, wenn man daran
ging, ein atomistisches Weltsystem aufzubauen (3), dem Atome allerlei
sinnliche Qualitäten, obwohl nur in ganz spärlicher Abstraktion,
beigelegt. Bald betrachtet man dasselbe als ausgedehnt und
undurchdringlich, bald als bloßes Kraftzentrum usw. Damit beging man
aber die größte Inkonsequenz und zeigte, daß man das Obige, welches
ganz klar zeigt, daß überhaupt gar keine sinnlichen Merkmale dem
Atome beigelegt werden dürfen, nicht bedacht hat. Die Atome müssen
eine der sinnlichen Erfahrung unzugängliche Existenz haben.
Andrerseits sollen aber auch sie selbst und auch die in der Atomwelt
vor sich gehenden Prozesse, speziell Bewegungen, nichts bloß
Begriffliches sein. Der Begriff ist ja bloß Allgemeines, das ohne
räumliches Dasein ist. Das Atom soll aber, wenn auch nicht selbst
räumlich, doch im Räume da sein, doch etwas Besonderes darstellen.
Es soll mit seinem Begriffe noch nicht erschöpft sein, sondern
über denselben hinaus eine Form der Existenz im Räume haben. Damit
ist in den Begriff des Atomes eine Eigenschaft aufgenommen, die ihn
vernichtet. Es soll analog den Gegenständen der äußeren Wahrnehmung
existieren, doch nicht wahrgenommen werden können. In seinem
Begriffe ist die Anschaulichkeit zugleich bejaht und verneint.
Außerdem kündigt sich das Atom sofort als ein
bloßes Produkt der Spekulation an. Wenn man von den vorhin
erwähnten, demselben ganz ungerechtfertigterweise beigelegten
sinnlichen Qualitäten absieht, so bleibt für dasselbe nichts mehr
übrig als das bloße «Etwas», das natürlich unveränderlich ist,
weil an ihm nichts ist, also auch nichts zerstört werden kann. Der
Gedanke des bloßen Seins, der in den Raum versetzt wird, ein bloßer
Gedankenpunkt, im Grunde nur das beliebig vervielfachte Kantische
«Ding an sich» tritt uns entgegen.
Man könnte dagegen etwa einwenden, daß es denn
doch ganz gleichgültig sei, was unter Atom verstanden wird, man solle
den Naturhistoriker ruhig damit operieren lassen - denn zu vielen
Aufgaben der mathematischen Physik sind ja atomistische Vorstellungen
doch vom Vorteile -; der Philosoph wisse ja schließlich doch, daß
man es nicht mit einer räumlichen Realität zu tun hat, sondern mit
einer Abstraktion gleich ändern mathematischen Vorstellungen. Gegen
die Annahme des Atomes in dieser Hinsicht sich zu wenden, wäre
allerdings verfehlt. Aber darum handelt es sich nicht. Es ist den
Philosophen um jenen Atomismus zu tun, dem Atom und Kausalität (4)
die
einzig möglichen Triebfedern der Welt sind, der entweder alles nicht
Mechanische leugnet oder doch als über unser Erkenntnisvermögen
hinausgehend für unerklärlich hält (5). Es ist ein anderes, das Atom
als bloßen Gedankenpunkt anzusehen, ein anderes, darinnen das
Grundprinzip alles Daseins sehen zu wollen. Der erstere Standpunkt
geht mit demselben nie über die mechanische Natur hinaus, der zweite
hält alles für eine mechanische Funktion.
Wer von der Unschädlichkeit der atomistischen
Vorstellungen sprechen wollte, dem könnte man ruhig die Konsequenzen,
welche aus denselben gezogen worden sind, vorhalten, um ihn zu
widerlegen. Es sind vorzüglich zwei notwendige Konsequenzen: erstens,
daß das Prädikat der ursprünglichen Existenz an weiter ganz
unbestimmte, gegeneinander schlechthin gleichgültige geistlose
Einzelsubstanzen verschwendet wird, in deren Wechselwirkung nur
mechanische Notwendigkeit herrscht, so daß die ganze übrige
Erscheinungswelt als leerer Dunst derselben besteht und dem bloßen
Zufall das Entstehen verdankt; zweitens ergeben sich daraus
unüberschreitbare Grenzen unseres Erkennens. Für den menschlichen
Verstand ist, wie wir gezeigt haben, der Begriff des Atomes etwas ganz
Leeres, das bloße «Etwas». Da aber mit diesem Inhalte die Atomisten
sich nicht zufrieden geben können, sondern einen tatsächlichen
Gehalt verlangen, diesen aber so bestimmen,
wie er nirgends gegeben werden kann, so müssen sie
die Unerkennbarkeit des eigentlichen Wesens des Atomes proklamieren.
Bezüglich der anderen Grenze des Wissens ist
folgendes zu bemerken. Wenn man das Denken auch als eine Funktion der
Wechselwirkung gleichgültig gegeneinander bleibender Atomkomplexe
ansieht, so ist durchaus nicht zu verwundern, warum der Zusammenhang
zwischen Bewegung der Atome einer-, Denken und Empfindung andrerseits
nicht zu begreifen ist (6), welches der Atomismus daher als eine Grenze
unserer Erkenntnis ansieht. Allein zu begreifen ist nur da etwas, wo
ein begrifflicher Übergang besteht. Wenn man aber vorher die Begriffe
so begrenzt, daß in der Sphäre des einen sich nichts findet, was den
Übergang in die Sphäre des ändern ermöglichen würde, so ist das
Begreifen von vorneherein ausgeschlossen. Außerdem müßte dieser
Übergang ja nicht bloß spekulativer Natur, sondern er müßte ein
realer Prozeß sein, sich also demonstrieren lassen. Dies wird aber
wieder durch die Unsinnlichkeit der atomistischen Bewegung verhindert.
Mit dem Aufgeben des Atombegriffes fallen diese Spekulationen über
die Grenze unseres Wissens von selbst weg. Man muß sich vor nichts
mehr als solchen Grenzbestimmungen hüten, denn jenseits der Grenze
ist dann für alles mögliche Platz. Der vernunftwidrigste Spiritismus
ebensosehr wie das unsinnigste Dogma könnte sich hinter solchen
Annahmen verstecken. Dieselben sind in jedem einzelnen Falle ganz
leicht zu widerlegen, indem man zeigt, daß immer der Fehler zugrunde
liegt, eine bloße Abstraktion für mehr anzusehen als sie ist, oder
bloß relative Begriffe für absolute zu halten und ähnliche
Irrtümer. Eine große Anzahl falscher Vorstellungen ist namentlich
durch die unrichtigen Begriffe von Raum und Zeit in Umlauf gekommen (7).
Wir müssen diese beiden Begriffe daher einer
Diskussion unterwerfen. Die mechanische Naturerklärung bedarf zur
Annahme ihrer Atomenwelt außer den in Bewegung begriffenen Atomen
noch den absoluten Raum, das ist ein leeres Vakuum, und eine absolute
Zeit, das ist einen unveränderlichen Maßstab des Nacheinander (8).
Was ist aber Raum? Absolute Ausdehnung kann die einzige Antwort sein.
Allein diese ist nur ein Merkmal der sinnlichen Gegenstände und,
abgesehen von diesen, eine bloße Abstraktion, nur da an und mit den
Gegenständen und nicht neben denselben, wie der Atomismus notwendig
annehmen muß. Wenn Ausdehnung vorhanden sein soll, so muß etwas
ausgedehnt sein, und dies kann nicht wieder die Ausdehnung sein. Man
wird hier etwa zum Beweise der Absolutheit des Raumes den Kantischen
Einfall von den beiden Handschuhen der linken und rechten Hand
einwenden können. Man sagt, die Teile derselben haben doch dasselbe
Verhältnis zueinander, und doch kann man beide nicht zur Deckung
bringen. Daraus schließt
Kant, daß das Verhältnis zum absoluten Raum ein
anderes ist, dieser mithin bestehe. Viel näher liegt es aber doch
anzunehmen, das Verhältnis der beiden Handschuhe zueinander sei eben
derart, daß sie nicht zur Deckung gebracht werden können. Wie sollte
auch ein Verhältnis zum absoluten Räume gedacht werden? Und selbst
angenommen, es wäre möglich, so begründeten doch die Verhältnisse
der beiden Handschuhe zum absoluten Räume erst wieder ein solches
derselben zueinander. Warum sollte dies nicht ebensogut ein
ursprüngliches sein können? Der Raum, abgesehen von den Dingen der
Sinnenwelt, ist ein Unding. Wie der Raum nur etwas an den
Gegenständen, so ist auch die Zeit nur an und mit den Prozessen der
Sinnenwelt gegeben. Sie ist denselben immanent. An sich sind beide
bloße Abstraktionen. Konkrete Gebilde der Sinnenwelt sind nur die
sinnlichen Dinge und Prozesse. Sie stellen Begriffe und Gesetze in
Form äußeren Daseins vor. Daher müssen sie in ihrer einfachsten
Form Grundpfeiler der empirischen Naturlehre sein. Die einfache
sinnliche Qualität und nicht das Atom, die Grundtatsache und nicht
die hinterempirische Bewegung sind die Elemente derselben. Damit ist
ihr eine Richtung gegeben, welche die einzig mögliche ist. Wenn man
sich darauf stützt, wird man gar nicht versucht werden, von Grenzen
des Erkennens zu sprechen, weil man es nicht mit Dingen zu tun hat,
denen man willkürliche negative Merkmale wie übersinnlich und
dergleichen beilegt, sondern mit wirklich gegebenen konkreten
Gegenständen.
Aus diesen Andeutungen werden sich auch für die
Erkenntnistheorie wichtige Folgerungen ergeben. Vor allem steht aber
fest, daß das Atom und die hinterempirische Bewegung gegen die
sinnlichen Grundelemente der äußeren Erfahrung vertauscht werden
müssen und fortan nicht mehr als Prinzipien der Naturlehre gelten
können.
aus
"Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe", Nr. 63,
Dornach 1978
Anmerkungen
-
Vergleiche Vischer, Altes und Neues, 3. Teil, S.
51 ff.
- Man vergleiche damit die scharfsinnigen
Ausführungen Joh. Rehmkes in dessen gediegenem Werke «Die Welt
als Wahrnehmung und Begriff», Berlin 1880.
- Hierher gehören die Andeutungen,
welche Du Bois-Reymond über ein solches System gibt, sowie die
ausgeführten Versuche von Wießner, Schrann u. a.
- Vergleiche Vischer, Altes und Neues, 2. Teil.
-
Diese Ansicht vertritt Du Bois-Reymond in «Über die Grenzen
des Naturerkennens» und «Die sieben Welträtsel», Leipzig 1882.
-
Du Bois-Reymond: «Über die Grenzen des Naturerkennens (s. S. 7,
Fußnote).
-
Vischer sprach wiederholt die Notwendigkeit einer Korrektur
unseres Zeitbegriffes aus (Krit. Gänge, 1873, Altes und Neues, 3.
Teil).
-
Man vergleiche: Otto Liebmann, Gedanken und Tatsachen,
Straßburg 1882.
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