Forum für Anthroposophie, Waldorfpädagogik und Goetheanistische Naturwissenschaft | ||||
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ACHTE MEDITATIONDer Meditierende versucht eine Vorstellung zu bilden von dem Schauen der wiederholten Erdenleben des Menschen Von Gefahren der Seelenwanderschaft in die übersinnlichen Welten zu sprechen, ist nicht eigentlich berechtigt, wenn diese Wanderschaft eine sachgemäße ist. Eine solche würde ihr Ziel nicht erreichen, wenn unter ihren seelischen Verhaltungsmaßregeln etwas wäre, welches darauf hinausliefe, für den Menschen Gefahren herbeizuführen. Das Ziel ist vielmehr immer, die Seele stark zu machen, ihre Kräfte zusammenzuziehen, so daß der Mensch fähig werde, die seelischen Erlebnisse zu ertragen, die er durchmachen muß, wenn er andre Welten als das Sinnensein schauen und begreifen will. Ein wesentlicher Unterschied der Sinnenwelt von den übersinnlichen Welten ergibt sich auch noch daraus, daß Schauen, Wahrnehmen und Begreifen bei den übersinnlichen Welten in einem andern Verhältnisse stehen als im Sinnensein. Wer von einem Teile der Sinnenwelt hört, wird mit einem gewissen Rechte das Gefühl haben, daß er zu einem völligen Begreifen doch nur durch die Anschauung, die Wahrnehmung gelangt. Eine Landschaft, ein Gemälde wird man erst verstanden glauben, wenn man sie gesehen hat. Die übersinnlichen Welten kann man vollkommen begreifen, wenn man durch die unbefangene Urteilskraft eine sachgemäße Beschreibung entgegennimmt. Zum Begreifen und zum Erleben aller lebenfördernden, lebenbefriedigenden Kräfte der geistigen Welten bedarf man bloß der Beschreibungen, welche von denjenigen gegeben werden, die schauen können. Wirkliche Erkenntnisse solcher Welten gewinnen können nur diejenigen, welche außerhalb des Sinnenleibes zu beobachten in der Lage sind. Beschreibungen der Geisteswelt müssen zuletzt immer ausgehen von Beobachtern derselben. Was aber zum Seelenleben an Erkenntnissen dieser Welten notwendig ist, das wird erreicht durch das Begreifen. Und es ist durchaus möglich, daß jemand gar keinen eigenen Einblick in die übersinnlichen Welten hat, und dennoch sie und ihre Eigentümlichkeiten vollkommen versteht; sie so versteht, wie die Seele dies unter gewissen Verhältnissen stets mit vollem Rechte verlangen wird und muß. Deshalb ist auch möglich, daß jemand die Mittel seiner inneren Versenkung aus dem Schatze der Vorstellungen nimmt, welche er sich über die Geisteswelten angeeignet hat. Ein solcher Versenkungsstoff ist der allerbeste. Ist derjenige, welcher am sichersten zum Ziele führt. Der Glaube entspricht nicht den Tatsachen, welcher nahe legt, daß es für das Aneignen des übersinnlichen Schauens hinderlich sei, vor dieser Aneignung durch Begreifen sich die Erkenntnisse dieser Welten erworben zu haben. Es ist vielmehr das Gegenteil richtig, nämlich, daß man sicherer und leichter zum Schauen mit dem vorangegangenen Begreifen kommt als ohne dasselbe. Ob es jemand beim Begreifen läßt, oder das Schauen anstrebt, das hängt davon ab, ob der Drang nach der eigenen Beobachtung bei ihm schon aufgetreten ist, oder nicht. Ist er eingetreten, dann kann er gar nicht anders, als die Gelegenheit suchen, die Wanderschaft in die übersinnlichen Welten wirklich anzutreten. - Nach dem Verstehen dieser Welten werden aber von unseren Zeiten an immer mehr und mehr Menschen verlangen, denn eine wahre Lebensbeobachtung zeigt, daß von der Gegenwart an die Menschenseelen in einen solchen Zustand eintreten, daß sie ohne das Begreifen der übersinnlichen Welten mit dem Leben in das notwendige Verhältnis nicht kommen können. Wenn der Mensch auf der Seelenwanderschaft soweit gelangt ist, daß er alles, was er « sich», was er seine Wesenheit in dem Sinnensein nennt, als Erinnerung in sich trägt, und sich in einem nunmehr errungenen übergeordneten «Ich» erlebt, dann wird er fähig, auch zum Schauen des Lebensverlaufes über das sinnliche Erdensein hinaus zu gelangen. Vor seinen geistigen Blick tritt die Tatsache, daß diesem Sinnensein ein andres Dasein seiner selbst in der Geisteswelt vorangegangen ist. Und daß in diesem geistigen Sein die wahren Ursachen liegen für die Gestaltung des Sinnenseins. Man lernt die Tatsache kennen, daß man vor diesem Sinnenleben, in das man eingetreten ist, als man einen sinnlichen Leib erhalten hat, schon rein geistig gelebt hat. - Wie man als Mensch jetzt ist, mit diesen oder jenen Fähigkeiten, diesen oder jenen Trieben, das sieht man vorbereitet in einem Dasein, welches man vorher in einer rein geistigen Welt verlebt hat. Man schaut sich an, als ein, seinem Eintritt in die Sinnenwelt vorangegangenes geistig lebendes Wesen, das angestrebt hat, mit den Fähigkeiten und Seeleneigentümlichkeiten als Sinnenwesenzu leben, die man an sich trägt und entwickelt hat seit der Geburt. Derjenige wäre im Irrtum befangen, der etwa sagen wollte, wie sollte ich Fähigkeiten und Triebe im Geistessein angestrebt haben, welche mir nun, da ich sie an mir trage, doch gar nicht gefallen. Es kommt nicht darauf an, ob der Seele im Sinnensein etwas gefällt oder nicht; sie hat für das Anstreben im Geistes sein ganz andre Gesichtspunkte als nachher im Sinnensein. Die Art des Wissens und Wollens ist in beiden Welten eine durchaus verschiedene. Man weiß im Geistes-sein, daß man zu seiner Gesamtentwickelung ein Sinnesleben nötig hat, das der Seele dann vielleicht im Sinnensein unsympathisch oder bedrückend verläuft; und man strebt es doch an, weil man im Geistessein nicht auf das Sympathische und Angenehme, sondern auf dasjenige sieht, was zur rechten Entfaltung des Eigenseins notwendig ist. In ähnlicher Art verhält es sich mit den Geschicken des Lebens. Man sieht dieselben und schaut, wie man sich das Sympathische und auch das Unsympathische im Geistessein zubereitet hat, wie man selbst die Mittel herbeigeführt hat, die verursachen, daß man dieses oder jenes Glückliche oder auch Schmerzvolle im Sinnensein durchmacht. Auch da kann der Mensch, solange er sich bloß im Sinnensein erlebt, es unbegreiflich finden, diese oder jene Lebenslage selbst herbeigeführt zu haben; im Geistessein hat er aber das gehabt, was man eine übersinnliche Einsicht nennen kann, dahingehend, daß er sich sagte, du mußt das Schmerzvolle oder Unsympathische durchmachen, denn nur solches Erleben bringt dich in deiner Gesamtentwickelung um eine Stufe weiter. Aus der bloßen Beurteilung aus dem Sinnensein heraus kann man nie erkennen, inwiefern ein Erdenleben den Menschen in seiner Gesamtentwickelung vorwärts bringt. Nach Erkenntnis des dem sinnlichen Erdensein vorangegangenen Geistessein ergibt sich dann das Anschauen der Gründe, warum man im Geistessein eine gewisse Art und ein gewisses Schicksal für das Sinnensein angestrebt hat. Diese Gründe führen hin zu einem früheren Erdenleben, das man in der Vergangenheit durchlebt hat. Je nachdem dieses verlaufen ist, je nachdem man da gewisse Erfahrungen gemacht oder sich Fähigkeiten angeeignet hat, strebte man im darauffolgenden Geistessein darnach, mangelhaft gemachte Erfahrungen in einem neuen Erdenleben besser zu machen, unausgebildet gebliebene Fähigkeiten auszubilden. Man empfindet im Geistessein ein Unrechtes, das man zum Beispiel einem Menschen zugefügt hat so, daß man dadurch die Weltenordnung gestört hat, und daß es notwendig ist, in einem weiteren Lebenslauf mit dem entsprechenden Menschen zugleich auf Erden zu sein, um in den entsprechenden Beziehungen zu ihm das Unrecht gutzumachen. - Bei weiter fortschreitender Seelenentwickelung erweitert sich der Blick auf eine Reihe vorangegangener Erdenleben. Man gelangt auf solche Art zur beobachtenden Erkenntnis des wahren Lebenslaufes des übergeordneten «Ich». Man erschaut, daß der Mensch in wiederholten Erdenleben sein Gesamtdasein auf der Erde durchläuft, und daß zwischen den wiederholten Erdenleben rein geistige Lebensläufe liegen, welche mit den Erdenleben in gesetzmäßigem Zusammenhange stehen. Auf diese Art wird die Erkenntnis von den wiederholten Erdenleben zur wirklichen Beobachtung gebracht. (Nur um immer wieder vorkommenden Mißverständnissen vorzubeugen, sei erwähnt, was in andern meiner Schriften genauer dargestellt ist. Das Gesamtdasein des Menschen verläuft nicht etwa so, daß sich das Leben ewig wiederholt. Es findet eine gewisse Zahl von Wiederholungen statt, daran schließen sich vorher und nachher ganz andre Daseinsarten; und alles dieses zeigt sich in seinem Gesamtverlaufe als weisheitsvolle Entwickelung.) Die Erkenntnis, daß der Mensch in wiederholten Leben seine Entwickelung durchmacht, kann auch durch vernunftgemäße Beobachtung des Sinnenseins gewonnen werden. In meinem Buche «Theosophie», in meinem «Umriß der Geheimwissenschaft» sowie in kleineren Schriften von mir sind Beweise für die wiederholten Erdenleben und ihren Zusammenhang versucht worden, die in solcher Form gehalten sind, welche den wissenschaftlichen Erwägungen der gegenwärtigen naturwissenschaftlichen Entwickelungslehre eigen ist. Es sollte da gezeigt werden, wie ein folgerechtes Denken und Forschen, das wirklich die naturwissenschaftlichen Forschungen zu Ende führt, gar nicht anders kann, als den Entwickelungsgedanken, wie ihn die letzten Zeiten gebracht haben, für den Menschen so zu gestalten, daß die wahre Wesenheit, die Seelenindividualität des Menschen als etwas angesehen wird, das sich durch wiederholte Sinnenleben mit dazwischenliegenden rein geistigen Lebensläufen hindurch entwickelt. Was da als Beweise versucht wurde, kann naturgemäß viel weiter ausgebaut, vervollkommnet werden. Aber es kann die Meinung nicht unberechtigt erscheinen, daß Beweise auf diesem Gebiete genau denselben wissenschaftlichen Erkennmiswert haben, wie das, was man sonst naturwissenschaftliche Beweise nennt. Es gibt nichts in der Wissenschaft des Geistigen, was sich nicht durch so gehaltene Beweise stützen ließe. Man muß ja allerdings sagen, daß die geisteswissenschaftlichen Beweise ganz selbstverständlich sich viel schwerer Anerkennung verschaffen können als die naturwissenschaftlichen. Das rührt aber nicht davon her, weil sie weniger strenge sind, sondern weil der Mensch, wenn er sie vor sich hat, den sinnlichen Tatsachenboden nicht empfindet, der ihm in der Naturwissenschaft die Zustimmung zu den Beweisen leicht macht. Mit der Beweiskraft als solcher hat das aber gar nichts zu tun. Und wer imstande ist, unbefangen die naturwissenschaftlichen Beweise mit den in derselben Art gegebenen geisteswissenschaftlichen Beweisen zu vergleichen, der wird sich von dem gleichen Wert in bezug auf die Beweiskraft wohl überzeugen können. So kann zu dem, was der Beobachter der geistigen Welten aus seinem Schauen als Beschreibung über die wiederholten Erdenleben geben kann, noch hinzukommen, was durch solche Beweise darüber zu bekräftigen ist. Das eine kann dem andern helfen, eine Überzeugung von der Wiederholung des gesamten menschlichen Lebenslaufes zu gewinnen durch bloßes Begreifen. - Hier wurde versucht, den Weg zu zeigen, welcher über das Begreifen hinaus zum übersinnlichen Schauen dieser Wiederholung führt.
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Wolfgang
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