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IV. ERKENNTNISGRUNDLAGEN EINER WAHREN PHILOSOPHIE, KOSMOLOGIE UND RELIGION

Für die Entwickelung des inspirierten Erkennens wurde gesagt, daß eine grundlegende Übung ist, Bilder, die im Meditieren oder in der Folge des Meditationsvorganges im Bewußtsein entstanden sind, aus dem Bewußtsein fortzuschaffen. Diese Übung ist aber zunächst eigentlich nur eine Vorübung für eine andere. Man gelangt durch dieses Fortschaffen dazu, den eigenen Lebenslauf so zu überschauen, wie das in der letzten Betrachtung dargestellt worden ist. Man gelangt auch zu einer Anschauung des geistigen Kosmos, insofern sich dieser in einem ätherischen Geschehen auslebt. Man erhält, auf den Menschen projiziert, ein Bild des ätherisch lebenden Kosmos. Man sieht, wie alles, was man zur Vererbung rechnen kann, von den physischen Organismen der Vorfahren auf die physischen Organismen der Nachkommen in einem fortlaufenden Geschehen übergeht. Man schaut aber auch, wie sich für die Tatsachen des ätherischen Organismus eine fortwährend neue Wirkung des ätherischen Kosmos einstellt. Diese Wirkung stellt sich der Vererbung entgegen. Sie ist eine solche, die nur den individuellen Menschen betrifft. In diese Dinge Einsicht zu haben, ist ganz besonders für den Erzieher wichtig.

Um weiterzukommen in übersinnlicher Erkenntnis, ist notwendig, die Übung des Fortschaffens der imaginativen Bilder immer mehr auszubilden. Man verstärkt dadurch die Seelenenergie für dieses Fortschaffen. Denn zunächst erreicht man nur eine Überschau über den Lebenslauf seit der Geburt. Man hat da zwar ein Seelisch-Geistiges des Menschen vor sich, aber ein solches, von dem man nicht sagen kann, daß es ein Dasein über das physische Leben des Menschen hinaus hat.

In der Weiterführung dieser Übungen für die Inspiration zeigt sich, daß die Kraft des Fortschaffens für die imaginativen Bilder immer größer wird. Sie wird dann im weiteren so groß, daß man auch das Totalbild des eigenen Lebenslaufes aus dem Bewußtsein fortschaffen kann. Man hat dann ein auch von dem Inhalte der eigenen physischen und ätherischen Menschenwesenheit befreites Bewußtsein.

In dieses in einem höheren Grade leeres Bewußtsein tritt dann durch eine höhere Inspiration ein Bild von der seelisch-geistigen Wesenheit, so wie diese war, bevor der Mensch aus einer seelisch-geistigen Welt in die physische eingetreten ist und da sich mit dem Körper vereinigt hat, der durch Empfängnis und Keimesentwickelung entsteht. Man erhält eine Anschauung davon, wie die astralische und Ich-Organisation sich einkleidet in eine ätherische, die aus dem ätherischen Kosmos stammt, und in eine physische, die in der physischen Vererbungsfolge entsteht.

Erst auf diese Art erhält man die Erkenntnis von dem ewigen Wesenskern des Menschen, der sich während des Erdendaseins in dem Abglanz des Vorstellens, Fühlens und Wollens der Seele auslebt. Man erhält aber auch dadurch die Idee von der wahren Natur des Vorstellens. Dieses ist nämlich innerhalb des Erdendaseins gar nicht in seiner wahren Gestalt vorhanden.

Man sehe sich einen menschlichen Leichnam an. Er hat die Form, die Gliederung des Menschen. Das Leben ist aus ihm geschwunden. Versteht man das Wesen des Leichnams, so hält man ihn nicht für etwas Ursprüngliches. Man erkennt ihn als Rest des lebenden physischen Menschen. Die Kräfte der äußeren Natur, denen der Leichnam überliefert wird, können ihn wohl zerstören; sie können ihn aber nicht aufbauen. - In ähnlicher Art erkennt man, auf einer höheren Stufe der Anschauung, das menschliche Erden-Denken als den leichnamartigen Rest dessen, was das Denken als Lebendiges war, bevor der Mensch aus seinem Erleben in der geistig-seelischen Welt in das Erdendasein übergetreten ist. Die Wesenheit des irdischen Denkens ist aus sich selbst ebensowenig begreiflich wie die Form des menschlichen Organismus aus den Kräften, die im Leichnam walten. Man muß das irdische Denken als ein totes erkennen, wenn man es recht erkennen will.

Ist man auf dem Wege zu einem solchen Erkennen, dann kann man auch die Wesenheit des irdischen Wollens durchschauen. Man erkennt dies als einen in einer gewissen Art jüngeren Bestandteil der Seele. Was sich hinter dem Wollen verbirgt, steht zu dem Denken in einer solchen Beziehung, wie für den physischen Organismus das ganz junge Kind zu dem ersterbenden Greise. Nur ist es für die Seele so, daß Kindheit und Greisenalter, ja leichnamartiges Dasein, nicht nacheinander sich entwickeln, sondern nebeneinander bestehen.

Man sieht aber aus dem Dargelegten gewisse Folgen für eine Philosophie, die ihre Ideen nur aus dem Erleben des Erdendaseins heraus gestalten will. Sie erhält zu ihrem Inhalte nur tote oder wenigstens ersterbende Ideen. Ihre Obliegenheit kann daher nur sein, den toten Charakter der Gedankenwelt zu erkennen, und von dem Toten auf ein vorher vorhanden gewesenes Lebendiges zu schließen. Insofern man in der begrifflich-beweisenden Methode des physischen Menschen bleibt, kann man gar nichts anderes wollen. Diese bloß intellektualistische Philosophie kann zu dem wahren Wesen der Seele daher nur auf eine indirekte Art gelangen. Sie kann die Natur des menschlichen Denkens untersuchen und das Ersterbende desselben erkennen. Dann kann sie indirekt beweisen, daß das Tote auf ein Lebendiges hindeutet wie der Leichnam auf einen lebenden Menschen.

Zu einer wirklichen Anschauung des wahrhaft Seelischen kann nur die inspirierte Erkenntnis kommen. Durch die Seelenübungen für die Inspiration wird der Denk-Leichnam wieder in einem gewissen Sinne belebt. Man wird zwar nicht vollständig zurückversetzt in den Zustand vor dem Beginn des Erdendaseins; aber man belebt in sich ein wahres Bild dieses Zustandes, aus dessen Wesenheit man erkennen kann, daß es aus einem vorirdischen Dasein in das Erdendasein hereingestrahlt wird.

Durch die Ausbildung der Intuition in Willensübungen ergibt sich, daß im Unterbewußten das im Denken erstorbene vorirdische Dasein während des Erdendaseins wieder belebt wird. Durch diese Willensübungen wird der Mensch in einen Zustand versetzt, durch den er außerhalb seines physischen und ätherischen Organismus in die Welt des Geistigen eingeht. Er erhält das Erlebnis des Daseins nach Ablösung vom Körper. Damit ist ihm eine Vor-Anschauung gegeben von dem, was im Tode wirklich eintritt. Er kann aus dieser Anschauung heraus über die Fortdauer des Seelisch-Geistigen nach dem Durchgange durch den Tod sprechen.

Die rein intellektualistische Begriffsphilosophie kann zu einer Anerkennung der Seelenunsterblichkeit wieder nur auf indirektem Wege gelangen. Sie kann, wie sie im Denken etwas Leichnamartiges erkennt, in dem Wollen etwas Keimhaftes feststellen, etwas, das ein in sich bestehendes Leben hat, welches über die Körperauflösung hinausweist, weil sich seine Wesenheit auch schon während des Erdendaseins als von diesem unabhängig zeigt. Auf diese Art, indem man nicht beim Denken stehenbleibt, sondern das gesamte Seelenleben zum Selbst-Erlebnis macht, kann man zu einer indirekten Anerkennung des ewigen menschlichen Wesenskernes gelangen. Man muß dazu seine Betrachtung nicht auf das Denken beschränken, sondern das Wechselspiel des Denkens mit den andern Seelenkräften der philosophischen Beweismethode unterwerfen. Man kommt damit aber doch nur zu einem Erleben des ewigen menschlichen Wesenskernes, so wie er im Erdendasein ist, nicht zu einer Anschauung des Zustandes vom menschlichen Geistig-Seelischen vor und nach dem Erdendasein. In dieser Lage ist z. B. die Bergsonsche Philosophie, die auf einem umfassenden Selbsterleben dessen fußt, was im Erdendasein ergriffen werden kann, die aber das Gebiet der wirklichen übersinnlichen Erkenntnis doch nicht betreten will.

Alle Philosophie, die bloß innerhalb des gewöhnlichen Bewußtsein stehenbleiben will, kann nur eine indirekte Erkenntnis des wahren Wesens der Menschenseele erlangen. Kosmologie in einer Art, daß durch sie auch die gesamte menschliche Wesenheit mitumfaßt wird, kann nur durch die imaginative, inspirierte und intuitive Erkenntnis erlangt werden. Innerhalb des gewöhnlichen Bewußtseins liegen ihr nur die Zeugnisse für das ersterbende und keimhaft wiedererwachende menschliche Seelenleben vor. Aus diesem Tatbestand kann sie sich bei unbefangener Betrachtung Ideen bilden, die auf Kosmisches hindeuten und ein solches erschließen lassen. Allein diese Ideen sind eben doch nur dasjenige, was aus dem geistigen Kosmos in das Menscheninnere hereinstrahlt und sich dazu auch noch innerhalb des Menschen in veränderter Form zeigt. Die Philosophie hatte in früheren Zeiten zwar noch einen Teil, der als Kosmologie auftrat. Allein der wirkliche Inhalt dieser Kosmologie waren sehr abstrakt gewordene Ideen, die sich traditionell aus alten Formen der Kosmologie erhalten hatten. Die Menschheit hatte diese Ideen ausgebildet, als noch eine alte traumhafte Imagination, Inspiration und Intuition vorhanden waren. Man entnahm diese Ideen der Tradition und faßte sie in das Gewebe des rein intellektuellen logischen oder dialektischen Beweisens. Man war sich dabei oft gar nicht bewußt, daß man diese. Ideen überkommen hatte. Man hielt sie für selbsterzeugt. Allmählich fand man, daß im neueren Geistesleben kein wirklicher innerer Lebenszusammenhang mit diesen Ideen vorhanden ist. Deshalb kam diese «rationelle Kosmologie» fast ganz in Mißkredit. Sie mußte das Feld räumen der aus den rein physisch-sinnlichen Naturerkenntnissen aufgebauten physischen Kosmologie, die aber, für eine unbefangene Beobachtung, den Menschen nicht mehr mitumfaßt. Eine wahre Kosmologie wird erst wieder entstehen können, wenn Imagination, inspirierte und intuitive Erkenntnis gelten gelassen und ihre Ergebnisse für die Erkenntnis der Welt verwertet werden.

Für die Erkenntnis auf dem Religionsgebiete gilt in noch höherem Grade dasjenige, was für die Kosmologie gesagt werden mußte. Auf dem Religionsgebiete müssen Erkenntnisse erworben werden, die aus einem Erleben der geistigen Welt stammen. Ein Schliessen auf solche Erlebnisse aus dem Inhalte des gewöhnlichen Bewußtseins ist nicht möglich. In intellektuellen Begriffen kann der Religionsinhalt nicht erschlossen, sondern nur verdeutlicht werden. Als man anfing, nach Gottesbeweisen zu suchen, war dieses Suchen selbst schon ein Beweis dafür, daß man den lebendigen Zusammenhang mit der göttlichen Welt verloren hatte. Deshalb kann auch kein intellektualistischer Gottesbeweis in einer befriedigenden Weise geführt werden. In traditionell übernommenen Ideen, die nur durch eine eigene Denkarbeit in ein System gebracht werden, muß jede bloß auf das gewöhnliche Bewußtsein hauende Theologie arbeiten. Früher haben die Philosophen auch eine «rationelle Theologie» aus diesem gewöhnlichen Bewußtsein heraus gewinnen wollen. Allein diese ist der auf traditionellen Ideen ruhenden Theologie gegenüber in einem noch höheren Grade als die «rationelle Kosmologie» deren Schicksal verfallen. Was aber aufgetaucht ist als unmittelbares «Gott-Erleben», das bleibt in der Gefühls- oder Willenswelt und vermeidet es sogar, zu irgendeiner begrifflich beweisenden Methode überzugehen. Die Philosophie selbst ist darauf verfallen, in einer bloßen Religionsgeschichte bestandene und bestehende Religionsformen zu betrachten. Sie tut dieses aus der Ohnmacht heraus, durch das gewöhnliche Bewußtsein zu Ideen über das zu kommen, was nur außerhalb des physischen und ätherischen Organismus erlebt werden kann.

Eine neue Erkenntnisgrundlage des religiösen Lebens kann nur gewonnen werden durch Anerkennung der imaginativen, inspirierten und intuitiven Erkenntnismethoden und durch Verwertung von deren Ergebnissen für dieses Leben.


 

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