Wir werden innerhalb des Zyklus dieser Vorträge Betrachtungen
anstellen, welche sozusagen jedem leicht in die Seele gehen werden,
weil er sich in intensivster Weise unmittelbar für sie wird
interessieren können. Aber, weil sonst das Ganze nicht verständlich
werden würde, müssen wir auch solche Betrachtungen anstellen, welche
um der Vollständigkeit und des Verständnisses willen notwendig sind,
und die etwas schwieriger sein werden als dasjenige, was sozusagen der
Hauptstock unserer Vorträge ist. Wir werden zum Beispiel heute in die
Notwendigkeit versetzt sein, einen Blick in das Innere jener
Wesenheiten zu tun, von denen wir in den beiden vorhergehenden
Betrachtungen gesprochen haben, in das Innere der normalen
Volksgeister.
Wir haben bereits gesagt, was zu ihrer äußeren Charakteristik
notwendig war, daß sie Wesenheiten sind, die zwei Stufen höher
stehen als der Mensch, Wesenheiten, welche an der Umgestaltung ihres
Ätherleibes arbeiten, also eben jetzt daran sind, ihre Ätherleiber
umzuarbeiten in dasjenige, was man Lebensgeist oder Buddhi nennt. Der
Mensch ist in diese Arbeit eingesponnen. Insofern, als die
Entwickelung dieser Wesenheiten so fortschreitet, daß der Mensch in
diese Entwickelung hineingesponnen ist, äußert sich die Spiegelung
dieses Volksgeistes in der menschlichen Individualität selber als der
Volkscharakter des einzelnen menschlichen Individuums.
Nun werden wir etwas hineinzusehen haben in das Innere einer
solchen Volksseele. Wenn wir in das heutige Innere des Menschen
hineinleuchten wollen, haben wir dazu nötig, uns dieses Innere
dreigliedrig vorzustellen, es uns so vorzustellen, daß wir es uns
teilen in:
die Empfindungsseele, gleichsam das unterste Glied der
menschlichen inneren Wesenheit,
die Verstandes- oder Gemütsseele, das mittlere Glied, und
die Bewußtseinsseele, das höchste Glied des menschlichen
Innern, wo eigentlich erst so recht das menschliche Ich zum
Bewußtsein gebracht wird.
In der Bewußtseinsseele ist eigentlich so recht erst das
vorhanden, was man das menschliche Selbstbewußtsein nennt. Trotzdem
ist das Ich des Menschen in allen drei Teilen seines inneren Lebens -
sowohl in der Empfindungsseele als auch in der Verstandes- oder
Gemütsseele und in der Bewußtseinsseele tätig.
In der Empfindungsseele ist dieses Ich so tätig, daß der Mensch
dieses sein Ich kaum erst ahnt. Er ist insofern in der
Empfindungsseele allen Trieben und Leidenschaften hingegeben. Das Ich
brütet dumpf in dem, was wir Empfindungsseele nennen. Das Ich
arbeitet sich dann erst heraus, kommt erst zum Vorschein in der
Verstandes- oder Gemütsseele und wird ganz klar erst in der
Bewußtseinsseele. Wenn wir diese drei Glieder des menschlichen Innern
abgesondert für sich untersuchen wollen, so müssen wir sie als drei
Modifikationen, als drei Teile innerhalb des Astralleibes ansehen.
Allerdings gilt ja das, daß diese drei Modifikationen, diese drei
Glieder des Astralleibes, vorbereitend umarbeiten den Astralleib
selber, den Ätherleib und den physischen Leib. Aber diese
Umarbeitungen sind doch nicht dasjenige, was uns als das eigentliche
menschliche Innere, als das Seelische entgegentritt. Das Seelische,
das Innere des Menschen, sind drei Modifikationen des astralischen
Leibes. Die drei Modifikationen müssen sich gewisser Werkzeuge
bedienen, und diese prägen sich so aus, daß im Astralleibe die
Empfindungsseele eine Art von Werkzeug hat, im Ätherleibe die
Verstandes- oder Gemütsseele, und im physischen Leibe die
Bewußtseinsseele. So also können wir das menschliche Innere von dem,
was menschliche Hüllennatur ist, unterscheiden. Es ist also des
Menschen innere Natur aus drei Modifikationen des astralischen Leibes
bestehend.
So wie beim Menschen das Innere, das, worin das Ich arbeitet und
sich ausprägt, sich in diesen drei Modifikationen des Astralleibes
darstellt, so stellt bei denjenigen geistigen Wesenheiten, die wir als
Volksgeister bezeichnen, das eigentliche Innere oder das, was wir mit
dem menschlichen Inneren vergleichen können, dar drei Glieder, drei
Modifikationen im Ätherleibe. So wie wir beim Menschen unterscheiden
Empfindungsseele, Verstandesseele, Bewußtseinsseele, so müssen wir
bei den Erzengelwesenheiten, den normalen Volksgeistern, drei
Modifikationen im Ätherleibe unterscheiden. Aber weil diese drei
Modifikationen nicht im Astralleibe sind, sondern im Ätherleibe,
deshalb sind sie ganz, ganz anders, wesentlich anders, als die drei
Modifikationen im Seelenleben des Menschen. Daher müssen Sie sich
auch die Bewußtseinsform, das ganze Seelenleben dieser Volksgeister
anders vorstellen als das Seelenleben des Menschen. Wir dringen also
gleichsam von einer äußeren Charakteristik jetzt in das Innere der
Seele dieser Volksgeister ein. Das wird nicht ganz leicht sein, aber
wir müssen schon versuchen, diesen Rubikon zu überschreiten. Da wird
es sich nun darum handeln, daß wir von irgendeinem Begriffe ausgehen,
der Ihnen geläufig sein kann, einem Begriffe, der sozusagen etwas
Ähnliches bietet wie das innere Leben der Volksgeister. Solche Dinge
hat der Mensch nicht viele in seinem normalen Leben, er hat im
Gegenteil außerordentlich wenig von dem in seinem eigenen Bewußtsein,
was in dem Bewußtsein der Volksgeister lebt. Aber Sie können sich
doch eine Vorstellung davon machen, wenn Sie geduldig einmal die
folgende Betrachtung mit mir anstellen.
Sie haben alle in der Schule gelernt, daß die drei Winkel des
Dreiecks 180° sind, und Sie wissen, daß Sie das niemals durch
irgendeine äußere Erfahrung lernen könnten. Denken Sie sich
meinetwegen eiserne, hölzerne Dreiecke. Wenn Sie nun mit einem
Winkelmaße messen, wie viel die drei Winkel ausmachen, dann wird Sie
diese äußere Erfahrung niemals belehren können, daß diese drei
Winkel 180 ° sind. Aber Sie werden sofort belehrt sein -
gleichgültig ob Sie diese drei Winkel aufzeichnen oder sie sich nur
vorstellen -, wenn Sie von innen heraus erfahren, daß die drei Winkel
180 ° sind. Sie müssen das durch die Kraft Ihrer eigenen Seele von
innen heraus erfahren. Sie brauchen dazu nur das Folgende in Gedanken
auszuführen. Das, was ich jetzt aufzeichne, zeichnet man nur zur
Versinnbildlichung des Gedankens (siehe Figur).
In dieser Figur haben Sie den strikten Beweis, daß die drei Winkel
zusammen 180° sind. Wenn Sie sich diese Figur einmal so recht vor die
Seele treten lassen, so wird sie Ihnen für alle Fälle diese
Gewißheit bringen. Diese Figur können Sie in Gedanken ausführen,
ohne daß Sie sie äußerlich aufzeichnen. Sie vollziehen dann eine
reine Gedankenoperation durch die Kraft Ihres eigenen Inneren, Sie
brauchen gar nicht aus sich herauszutreten. Sie können sich einen
Augenblick vorstellen, daß es das, was man Empfindungswelt nennt, und
das, was durch die äußeren Sinne in den Menschen hineingeht, gar
nicht gibt. Denken Sie sich also die äußere Welt vollständig weg,
den Raum in Gedanken konstruiert, dann würden in diesem Räume alle
Dreiecke in ihrer Winkelsumme 180° zeigen. Um zu einer
geometrisch-mathematischen Erkenntnis zu kommen, braucht nicht ein
äußerer Gegenstand an Ihre Sinne heranzutreten, es bedarf nur
dessen, was inneres Erlebnis ist, was im Bewußtsein selber verläuft.
Ich mußte dieses Beispiel gebrauchen, denn es ist das einfachste
und praktischste, weil die Menschen das schon wissen, da sie es in der
Schule gelernt haben. Ich könnte Ihnen auch das Beispiel der
Hegeischen Logik geben, dann würden Sie auch eine Summe von
innerlichen Begriffen haben, aber da würden wir viel Unbekanntes
darin finden, da die Hegelsche Logik in den weitesten Kreisen
unbekannt ist. Daraus können Sie also ersehen, wie der Mensch bloß
von innen heraus zu Erkenntnissen kommen kann, ohne daß er durch
etwas Äußerliches dazu angeregt wird.
Wenn Sie sich das vorstellen, was äußerlich nur erreichbar ist in
der Welt in mathematisch konstruktiver Weise, dann haben Sie einen
Teil begriffen von dem, wie das Bewußtsein der Erzengel wirkt. Sie
nehmen nämlich eine solche Welt, wie sie an den äußeren Menschen
herantritt, eine Welt von äußeren Farben und Tönen, gar nicht wahr.
Diese Empfindungen hat niemals ein solches Wesen; es hat niemals die
Möglichkeit, daß es mit seinem Tastsinn an irgend etwas herantritt
und dadurch Wahrnehmungen empfängt. Diese Erlebnisse hat ein solches
Wesen niemals. Aber das Erlebnis hat es, das man mit den Worten
ausdrücken kann: Jetzt kommt mir aus einer Welt, die mich inspiriert,
etwas zu; diese Welt ist durch mein Bewußtsein hindurchgegangen,
füllt mein Bewußtsein aus.
Nun sind die Erzengel nicht etwa Wesen, die bloß mathematisch
vorstellen, vielmehr ist der Mensch so unvollkommen, daß er nur in
solchen Abstraktionen, wie die mathematischen Wahrheiten sind, sich
die Tätigkeit der Erzengel vorzustellen vermag. Sie sind das, was
für den Menschen sowohl als für die Volksgeister als normal
erscheint. Daraus können Sie aber entnehmen, daß die äußere
physische Welt, die für die Menschen durch die Sinne da ist, die
Erzengel gar nichts angeht. In der Gestalt also, wie die physische
Welt für den Menschen da ist, wie der Mensch durch seine Sinne die
Kundgebungen der physischen Welt erhält, in dieser Weise ist die Welt
für die Erzengel nicht vorhanden. Schalten Sie also das, was nur als
physische Empfindung da ist, aus Ihrem Weltbilde aus, denken Sie alles
weg, was Sie durch äußere Wahrnehmungen in sich aufgenommen haben,
dann schalten Sie aus Ihrem Weltbilde eben das aus, was die Erzengel
nichts angeht. Also werden wir uns sagen: Ja, was ist denn von dem,
was auch menschliches Bewußtsein werden kann, noch für die Erzengel
da? Was ist von demselben für die Volksgeister vorhanden? Alles, was
Sie in der Empfindungsseele erleben, was Sie als gewöhnliche, durch
die Außenwelt bewirkte Lust, als gewöhnliches, durch die Außenwelt
bewirktes Leid erleben, alles, was Farben, Töne, überhaupt sinnliche
Wahrnehmungen der Außenwelt sind, das geht diese Wesenheiten nichts
an. Schalten Sie also den ganzen Inhalt der menschlichen
Empfindungsseele aus, und sagen Sie sich, was im Weltbilde vorhanden
ist dadurch, daß für den Menschen die Empfindungsseele da ist, das
ist für die Erzengel nicht von Bedeutung, da wirken Sie nicht hinein.
Sogar ein Teil der Verstandesseele ist noch kein Element, das für die
Erzengel von
Bedeutung ist, insoweit dieselbe angeregt wird durch die äußeren
Empfindungen. Was äußerlich angeregt wurde, was der Mensch mit dem
Verstande verarbeitet und dem Gemüte durchlebt, auch das geht die
Erzengel nichts an. Aber in die Verstandesseele des Menschen spielen
doch schon gewisse Dinge hinein, welche der Mensch sozusagen auf
demselben Terrain mit den Erzengeln erlebt. Wir können ganz genau
wahrnehmen, daß solche Dinge in die menschliche Verstandes- oder
Gemütsseele hineinspielen, wenn wir sehen, wie zum Beispiel in
unserem Leben dasjenige, was wir unsere moralischen Ideale nennen, an
uns herantritt. Es gäbe keine moralischen Ideale, wenn wir angewiesen
wären, uns nur über dasjenige Empfindungen zu machen, über das Lust
und Leid zu empfinden und uns darüber Gedanken zu machen, was uns von
der Außenwelt als die Sinneswahrnehmung entgegentritt. Da würden wir
uns zwar über die Blumen des Feldes, auch über eine schöne
Landschaftskonfiguration freuen können, aber wir würden niemals in
unserem Gemüte für ein Ideal entbrennen können, das uns nicht aus
der Außenwelt entgegenleuchten kann, das wir uns in die Seele
einschreiben können, und wofür wir dann erglühen. Aber wir müssen
nicht nur erglühen und in der Empfindungsseele fühlen, sondern wir
müssen auch darüber denken. Der Mensch, der nur empfindet, der nicht
denkt, der kann zwar ein Schwärmer, aber niemals ein praktischer
Mensch sein. Wir müssen die Ideale nicht von außen in die
Empfindungsseele aufnehmen, sondern sie einströmen lassen aus der
geistigen Welt und sie in der Verstandes- oder Gemütsseele
verarbeiten. Die künstlerischen, die architektonischen Ideale und so
weiter sind in der Verstandes- oder Gemütsseele und in der
Bewußtseinsseele anwesend. Sie hängen zusammen mit dem, was der
Mensch von außen nicht wahrnehmen kann, was aber doch innerlich sein
Wesen durchglüht und durchsetzt, so daß es einen Teil seines Lebens
ausmacht.
Schauen Sie sich das Leben der Völker von Epoche zu Epoche an, wie
es verlaufen ist, wie immer neue Vorstellungen und Weltgeheimnisse
darin aufgekommen sind. Wo hätten die Griechen ihre Vorstellungen
über Zeus und Athene hernehmen können, wenn sie sich nur auf die
äußere Wahrnehmung verlassen hätten! Das lebte sich von innen
hinein, was in den Weistümern, in den Mythologien, Religionen und in
den Wissenschaften der Völker enthalten ist. So also müssen wir
sehen, daß die Hälfte unseres inneren Wesens, die Hälfte unserer
Verstandes- oder Gemütsseele und unserer Bewußtseinsseele von innen
heraus angefüllt sind, und zwar gerade so weit, als der Mensch sich
mit dem, was eben charakterisiert worden ist, innerlich durchdringt,
so weit können die Erzengel in das menschliche Innere vordringen, und
so weit geht auch das eigentliche Leben der Erzengel. Das müssen Sie
also vom inneren Leben ausschalten, was von außen durch die
Empfindungsseele aufgenommen und durch die Verstandes- oder
Gemütsseele verarbeitet wird.
Dann haben Sie aber auch noch das, was wir unser Ich nennen. Für
uns ist das Ich das höchste Glied unserer Wesenheit. Was wir da
hineintragen in das moralische Bewußtsein, das sind Ideale,
moralische, ästhetische, ideelle Gedanken. So wie der Ausblick dem
Menschen gleichsam nach innen verschlossen ist, sich aber nach außen
durch seine Sinne der Außenwelt öffnen kann, so kann er sagen: Ich
nehme Farben, Töne, Kälte und Wärme wahr. Aber er hat auch das
Bewußtsein, daß hinter diesen Wahrnehmungen von Farben, Tönen,
Wärme und Kälte noch etwas Wesenhaftes ist. Das sind die Wesen des
tierischen, pflanzlichen und mineralischen Reiches. Das ist dahinter;
so daß der Mensch sich in der angedeuteten Weise die Welt darüber
hinaus fortgesetzt denken kann. Darüber hinaus ist aber die Aussicht
für den gewöhnlichen Menschen verschlossen. Wäre das nicht der
Fall, so könnte es gar keinen Materialismus geben. Würde der Mensch
die Aussicht frei haben auf das Gebiet, das sich von der
Verstandesseele und der Bewußtseinsseele nach oben hin erstreckt,
dann wäre es ebenso töricht, die geistige Welt zu bezweifeln, wie es
heute töricht wäre, die Existenz der Tier-, Pflanzen- und
Mineralwelt in Zweifel zu ziehen.
Denken Sie nun, wie das Ich beim Menschen, das höchste Glied
desselben, in sich einschließt die Empfindungs-, Verstandes- und
Bewußtseinsseele. Beim Erzengel ist es nun so, daß sein Seelenleben
anfängt bei seinem Erleben in der Verstandes- oder Gemütsseele, dann
hinaufgeht in das Ich, das sich aber ausbreitet in eine Welt höherer
Reiche, in ein Reich geistiger Tatsachen, in dem es lebt, wie der
Mensch im Reiche der Tiere, Pflanzen und Mineralien lebt. So daß wir
sagen können: Wir müssen zwar einsehen, daß dieses Erzengelwesen in
seinem Seelenleben dasjenige, was wir menschliches Ich nennen, haben
kann, jedoch können wir nicht sagen, daß das Ich des Erzengels mit
diesem Ich gleicher Art ist. Mit dem Ich des Menschen ist also das
Erzengel-Ich nicht einerlei. Das Erzengel-Ich liegt eben um zwei
Stufen höher, so daß der Erzengel mit seinem Ich in einer höheren
Welt wurzelt. So wie nun der Mensch durch seine Sinnesempfindung auf
Farben schaut, Töne hört, so schaut der Erzengel herunter auf die
Welt, die das Ich als objektive Wahrheit umschließt, nur daß sich um
dieses Ich noch etwas herumgruppiert von jenem Teile des Astralischen,
das wir Menschen in uns als Verstandes- oder Gemütsseele kennen.
Denken Sie sich diese Wesenheiten in eine Welt schauend, die nicht das
Mineralische, Pflanzliche und Tierische erreicht. Denken Sie, daß
dafür der Blick, der ein geistiger ist, auf ihr Weltbild hingerichtet
ist und daß sie da Mittelpunkte wahrnehmen. Diese Mittelpunkte sind
die menschlichen Iche, um die sich wieder etwas gruppiert, das wie
eine Art Aura aussieht. Da haben Sie das Bild, wie das Erzengelwesen
auf die Völkerpersönlichkeiten, die zu dem Erzengel gehören, die
das Volk ausmachen, heruntersieht. Seine Welt besteht aus einem
astralischen Wahrnehmungsfelde, in dem gewisse Zentren darin sind.
Diese Zentren, diese Mittelpunkte sind die einzelnen menschlichen
Persönlichkeiten, sind die einzelnen menschlichen Iche. Also gerade
so, wie für uns Farben und Töne, Wärme und Kälte im
Wahrnehmungsfelde liegen und für uns die bedeutsame Welt sind, so
sind für die Erzengelwesen, für die Volksgeister wir selbst mit
einem Teil unseres Innenlebens das Wahrnehmungsfeld, und wie wir iri
die Außenwelt hineingehen und diese bearbeiten und umgestalten zu
Instrumenten, so sind wir diejenigen Objekte - insofern wir zu diesem
oder jenem Volksgeist gehören -, welche zu dem Arbeitsfelde der
Erzengel oder Volksgeister gehören.
Da sehen wir hinein, so sonderbar das auch klingen mag, in eine
höhere Erkenntnistheorie der Erzengel. Die ist nämlich eine ganz
andere als die Erkenntnistheorie der Menschen, denn es ist schon
dasjenige, was für die Erzengel das Gegebene ist, ganz anders. Für
den Menschen ist das Gegebene das im Räume Ausgebreitete, das uns
durch die Sinne als Farbe, Ton, Wärme, Kälte, Härte und Weichheit
entgegentritt. Für die Erzengel ist das Gegebene, was innen im
menschlichen Bewußtseinsfelde auftritt. Das ist für sie eine Summe
von Zentren, von Mittelpunkten, um welche die inneren Erlebnisse der
Menschen gesponnen sind, insofern als sich diese Erlebnisse in der
Verstandes- oder Gemütsseele abspielen; ihre Tätigkeit ist in dem
entsprechenden Falle aber eine höhere.
Wie spezialisiert sich nun das Weltbild der Erzengel oder
Volksgeister? Für den Menschen spezialisiert sich das Weltbild
dadurch, daß, wenn er irgendeinen Gegenstand mit der Hand ergreift,
er ihn warm oder kalt empfindet. Der Erzengel erlebt etwas Ähnliches,
indem er die menschlichen Individualitäten trifft. Da trifft er
Menschen, welche mehr von der inneren Aktivität beseelt sind,
reicheren Seeleninhalt haben, die machen auf ihn einen intensiveren
Eindruck. Andere findet er lässig, lethargisch, mit armem
Seeleninhalt, das sind die Wesen, die für ihn so dastehen, wie Wärme
und Kälte für das Weltbild der menschlichen Seele. So spezialisiert
sich das Weltbild des Erzengels, und je nachdem kann er die einzelnen
Menschen gebrauchen, für sie arbeiten, indem er dasjenige webt, was
aus seiner Wesenheit heraus das gesamte Volk zu leiten hat.
Aber auch sonst steht mit dem Leben dieses Erzengels das Leben des
betreffenden Volkes, dem er vorsteht, in gewissem Zusammenhang. Gerade
so, wie der Mensch aufsteigende und absteigende Perioden im Leben hat,
eine aufsteigende Jugendzeit und die absteigende Zeit des Alters, so
erlebt der Erzengel in der aufsteigenden und absteigenden Kultur eines
Volkes seine Jugend und sein Alter.
Nun müssen wir wieder in das innere Leben eines solchen Erzengels
hineinsehen. Sie haben aus dem, was ich erzählt habe, wohl schon
gemerkt, daß dasjenige, was der Mensch von außen bekommt, der
Erzengel von innen erhält; dafür bekommt der Erzengel die
Empfindung, wenn die Volksindividualitäten als Zentren in ihm
auftreten, daß das, was da an ihn herantritt, zwar von innen in
seinem Bewußtsein auftritt, aber ihm doch sozusagen etwas Fremdes
ist. Es ist etwas, was bei ihm so auftritt, wie die Einfalle in
unserem Bewußtsein. In umgekehrter Weise tritt das auch an ihn heran,
wie beim Menschen Jugend und Alter herantritt. Beim Menschen wird die
Jugend so erlebt, daß er sich in seinen Gliedern frisch fühlt, daß
sie im Aufstreben begriffen sind, sich entwickeln. Im Alter werden
diese Glieder sozusagen schlaff und versagen ihren Dienst. Das ist
etwas, was der Mensch aus seinem Inneren herauskommen fühlt. Der
Erzengel fühlt nun zwar alles als aus seinem Inneren herauskommend,
aber es erscheint ihm das Auf- und Absteigen des Volkes doch als etwas
Fremdes, als etwas, wovon er das Gefühl hat, daß es von ihm
unabhängig ist, womit er also nicht direkt etwas zu tun hat, was ihm
aber Veranlaßung gibt, sich in irgendeinem Volke zu bestimmter Zeit
zu verkörpern. Wenn die Möglichkeit da ist, sich zu verkörpern,
wenn ein in der aufstrebenden Periode seines Lebens, in der
aufstrebenden Vollkraft lebendes Volk vorhanden ist, dann geht der
Erzengel hinunter, ebenso wie der Mensch hinuntersteigt, wenn er das
Leben durchlebt hat zwischen dem Tod und einer neuen Geburt. So also
geht der Erzengel ebenso hinunter in ein Volk und verkörpert sich
darin. Ebenso fühlt der Erzengel seinen Tod, die Notwendigkeit, sich
von dem betreffenden Volke zurückzuziehen, wenn die einzelnen
Wahrnehmungen, die Zentren, die er wahrnimmt, anfangen weniger
produktiv, weniger aktiv zu sein, wenn sie anfangen, weniger Inhalt zu
haben. Dann kommt die Zeit, wo er eine solche Volksgemeinschaft
verläßt; er kommt dann in sein Devachan, in sein Leben zwischen Tod
und neuer Geburt, um bei späterer Gelegenheit in anderer Weise eine
Volksgemeinschaft aufzusuchen. So bedeutet das jugendlich aufsteigende
Leben eines Volkes die Jugend des Volksgeistes, und er nimmt sie wahr
als ein frisches strömendes Element, in dem er lebt. Die absteigende
Periode des Volkslebens nimmt er wahr als ein Dürrwerden der Zentren,
die in seinem Wahrnehmungsgebiete sind. - Das sollte also eine Art
Einblick in das Innere einer solchen Volksseele sein.
Wenn wir uns das vor Augen führen, was eben gesagt worden ist,
dann dürfen wir sagen: In gewisser Beziehung steht doch eine solche
Volksseele dem einzelnen Menschenleben ziemlich fern, denn in dem
einzelnen Menschen ist dasjenige, was er in seiner Empfindungsseele
und in dem niederen Teil seiner Verstandesseele hat, ein Gebiet, in
welches der Volksgeist, der Erzengel nicht hineinreicht. Für den
Menschen ist es aber etwas sehr Reales. Da fühlt der Mensch recht
sehr, daß das mit dem Innersten, dem Intimsten seines eigenen Lebens
zusammenhängt. Es ist in gewisser Beziehung die Erzengel-Natur, die
führende Volksnatur, etwas, was über dem einzelnen Menschen schwebt.
Den persönlichen Dingen, die der Mensch dadurch erlebt, daß er
Wahrnehmungen durch seine Sinne hat, steht der Erzengel, der das Volk
leitet, fremd gegenüber. - Aber da gibt es Vermittler, und es ist
wichtig, daß wir verstehen, daß es solche Vermittler gibt. Das sind
die Wesen, die wir Engel nennen, und die zwischen Erzengel und Mensch
stehen. Fassen Sie es im strengsten Sinne des Wortes auf: Volksgeister
sind Erzengel, sind solche Geister, welche mit der Umgestaltung ihres
astralischen Leibes zu Geistselbst oder Manas fertig sind, und jetzt
umgestalten ihren Lebensleib zu Buddhi. Zwischen diesen Wesen und den
Menschen stehen mitten drinnen die Engelwesen. Das sind solche Wesen,
die mit der Umarbeitung ihres Astralleibes in Manas oder Geistselbst
beschäftigt, aber noch nicht mit dieser Arbeit zu Ende gekommen sind.
Der Mensch steht am Anfange dieser Arbeit im gegenwärtigen Zeitalter,
die Engel stehen dem Ende derselben nahe, sind aber keineswegs fertig
damit. Daher berühren sich die Terrains dieser Wesenheiten viel
intimer mit denen, in welchen der Mensch steht und lebt. Wir können
sagen, daß die Engelwesen mit ihrer ganzen Seelenhaftigkeit dem
zugeneigt sind, was wir astralischen Leib nennen. Deshalb haben sie
volles Verständnis für alles das, was die menschliche
Persönlichkeit durch Leid und Freude erleben kann. Aber weil sie auf
der ändern Seite viel höher über das menschliche Ich hinaufragen,
weil sie ein höheres Ich haben, weil sie einen Teil der höheren Welt
aufnehmen können, deshalb ragt ihre Bewußtseinswelt in diejenigen
Terrains hinein, auf denen sich die Bewußtseinswelt der Erzengel
befindet. Sie sind also so recht die Vermittler zwischen Erzengel und
einzelner Menschen-Individualität. Sie empfangen ihrerseits die
Befehle der Volksgeister und tragen sie in die einzelnen Seelen
hinein, und durch diese Vermittelung ergibt sich dann dasjenige, was
der Einzelne wirken kann, nicht bloß für seinen eigenen Fortschritt,
seine eigene Entwickelung, sondern für sein ganzes Volk.
Der Mensch hat diese zwei Strömungen in seinem Erleben
nebeneinander. Die eine Strömung ist die, die ihn von Inkarnation zu
Inkarnation vorwärts bringt, die seine eigenen Angelegenheiten
angeht, welche er vor allen Dingen zu besorgen hat, um diejenige
Pflicht zu erfüllen, die doch im Grunde genommen die allerstrengste
ist, denn es ist seine eigenste Pflicht. Er darf nicht stehen bleiben,
weil er sonst die Keime, die in ihm veranlagt sind, brach liegen
lassen würde, wenn er sich um sie nicht kümmerte. Das ist aber seine
eigenste Angelegenheit, durch die er vorwärts schreitet von
Verkörperung zu Verkörperung. Was er aber zu seiner
Volksgemeinschaft beiträgt, was zu den Angelegenheiten seiner
unmittelbaren Volksgemeinschaft gehört, das bildet die Inspiration
des Engels, der die Befehle des Erzengels zu den einzelnen Menschen
heranträgt. Wir können uns also ganz gut vorstellen, daß wir auf
einem Gebiete der Erde ein Volk haben, und über dieses Volk ist
ausgebreitet die Volks-Aura, die Äther-Aura, und da spielen wieder
die Kräfte des Volksgeistes hinein und modifizieren nach den drei
Arten von Kräften den Ätherleib des Menschen. Das, was in diese
Volks-Aura hineinspielt, das ist der Erzengel. Ihn denken wir uns als
ein höheres Wesen, als ein Wesen, das in der Entwickelung zwei Stufen
höher steht als der Mensch, das über dem ganzen Volke schwebt und
die Anordnungen gibt in bezug auf das, was dieses Volk im großen zu
erfüllen hat. Der Erzengel weiß, was getan werden muß während des
Aufstrebens, während der Jugendfrische des Volkes; er weiß, zu
welchen Verrichtungen des Volkes der Übergang von der Jugend zum
Alter benutzt werden muß, damit seine Impulse richtig wirken können.
Diese großen Züge bildet der Erzengel. Hier auf diesem physischen
Plan aber muß der einzelne Mensch arbeiten, hier muß der Mensch
dafür sorgen, daß diese großen Ziele verwirklicht werden. Da stehen
dann zwischen dem einzelnen Menschen und dem Erzengel die Engel als
Mittelwesen, die den Menschen dann hindrängen zu dem Platze, an den
er hingedrängt werden muß, damit im Volksgefühle dasjenige
geschieht, was den großen Anordnungen des Erzengels entspricht. Wir
stellen uns ein richtiges Bild der Sache vor, wenn wir uns das, was
ich beschrieben habe, keineswegs bloß als Allegorie, sondern
möglichst als Wirklichkeit vorstellen.
Nun wirkt hinein in das ganze Gewebe, das der Erzengel spinnt,
dasjenige, was wir die abnormen Erzengel genannt haben, die Geister
der Sprache, in dem Sinne genommen, wie ich es gestern charakterisiert
habe. Wir haben aber auch charakterisiert, wie die abnormen Geister
der Persönlichkeit, die Archai, hereinwirken. Da können wir nun
hinblicken auf das Feld, wo der Erzengel seine Befehle erteilt, wo er
die Missionen ausgibt, die von den Engeln weiter in die einzelnen
Menschen hineingetragen werden. Aber der Erzengel kann auch in das
Feld der abnormen Geister der Persönlichkeit hineinwirken, und es
können in dem gegenseitigen Zusammenwirken des Erzengels mit den
abnormen Geistern der Persönlichkeit - weil sie ganz andere Ziele
verfolgen als die Erzengel - in gewisser Beziehung die Maßnahmen des
Erzengels durchkreuzt werden. Wenn das geschieht, wenn diese abnormen
Geister der Persönlichkeit die Maßnahmen des Erzengels durchkreuzen,
dann können wir die Wahrnehmung machen, daß sich innerhalb eines
Volkes selber Gruppen bilden mit speziellen Aufgaben. Dadurch, daß
sich innerhalb eines Volkes solche Gruppen mit speziellen Aufgaben
bilden, wird das Wirken der Geister der Persönlichkeit äußerlich
sichtbar. Das kann durch viele Jahrhunderte hindurch dauern. Sie haben
zum Beispiel gerade in dem Gebiete, in dem wir insbesondere jetzt
geisteswissenschaftlich zu wirken haben, in Deutschland, durch
Jahrhunderte hindurch dieses Spiel des Erzengels der Deutschen im
Zusammenwirken mit den manchmal widerstrebenden einzelnen Geistern der
Persönlichkeit gesehen. In der Zersplitterung der gemeinsamen
deutschen Nation in die kleinern Volkspartien haben Sie ein
Zusammenspiel der abnormen Geister der Persönlichkeit mit dem
Erzengel.
Solche Völker haben etwas wenig Zentralisiertes, sie sehen mehr
auf die Ausbildung der Individualitäten. Das hat in gewisser
Beziehung sein Gutes, weil dadurch eine große Mannigfaltigkeit, viele
Nuancen des Volkstums zum Ausdruck kommen können.
Aber Sie können auch den anderen Fall ins Auge fassen, daß nicht
der abnorme Geist der Persönlichkeit, sondern der normale Geist der
Persönlichkeit, der im Zeitgeist sich äußert, für irgendeinen
Zeitpunkt sozusagen wichtiger wird, als er es sonst im gewöhnlichen
Verlaufe ist.
Wenn wir also auf ein Volk blicken, so blicken wir, als auf seine
erste Macht, auf den Erzengel hin. Da wirkt dann der Zeitgeist hinein,
gibt seine Befehle an den Erzengel, und dieser gibt seine Befehle
weiter an die Engel, und diese vermitteln sie dem einzelnen Menschen.
Weil man nun gewöhnlich nur das sieht, was einem am nächsten steht,
so sieht man bei diesem zusammengesetzten Wirken als das Wichtigste
das Wirken der Erzengel. Es kann aber auch eintreten, daß der
Zeitgeist schwerwiegendere, gewichtigere Befehle ausgeben muß, daß
er sozusagen genötigt ist, dem Erzengel etwas wegzunehmen, weil er
einen Teil des Volkes herausgliedern muß, damit das, was Aufgabe der
Zeit, Mission des Zeitgeistes ist, erfüllt werden kann. In einem
solchen Falle splittern sich dann Volksgemeinschaften von anderen ab.
Da gewinnt der Zeitgeist sichtbarlich die Oberhand über das Wirken
des Erzengels. Ein solcher Fall trat ein, als das holländische Volk
von der Grundlage, die es mit dem deutschen Volke gemeinsam hatte,
absplitterte. Holland und Deutschland hatten ursprünglich einen
gemeinsamen Erzengel, und die Absplitterung geschah dadurch, daß der
Zeitgeist in einem bestimmten Augenblicke einen Teil heraussonderte
und diesem Teil dann dasjenige übertrug, was die wichtigen
Angelegenheiten des modernen Zeitgeistes geworden sind. Alles, was Sie
in der holländischen Geschichte lesen können - Geschichte ist zwar
nur ein äußerer Ausdruck, eine Maja für dasjenige, was innerer
Vorgang ist -, ist nur eine Widerspiegelung dieses inneren Vorgangs.
So sehen wir in diesem Fall äußerlich sich vollziehen die
Absplitterung des holländischen Volkes von dem gemeinsamen deutschen
Volkstum. Der innere Kern ist aber der, daß der Zeitgeist ein
Werkzeug brauchte, um dasjenige auszuführen, was die überseeische
Mission des Zeitgeistes war. Die ganze Mission des holländischen
Volkes ist eine Mission des Zeitgeistes gewesen. Und zu dem Zwecke
wurde es abgespalten, um dem Zeitgeiste zu ermöglichen, in einer
bestimmten Zeit etwas Wichtiges mit diesem Teile auszuführen. Das,
was die Historiker beschreiben, ist nur äußere Maja, was die wahren
Tatsachen mehr verhüllt als enthüllt.
Noch anderswo kann Ihnen entgegentreten das, was sich in dieser
Beziehung in auffälliger Weise zugetragen hat, nämlich daß sich ein
Teil eines Volkes von dem gemeinsamen Volke abspalten mußte. Das ist
bei dem portugiesischen Volke der Fall. Sie werden vergeblich andere
Gründe dafür in diesem Falle suchen und finden, als daß es sich
hier lediglich um einen Sieg des Zeitgeistes über den Erzengel
handelt. Wenn Sie die einzelnen Ereignisse durchgehen, werden Sie
finden, daß hier die Gelegenheit benutzt wurde, ein besonderes
Volkstum zu bilden - viele Gelegenheiten waren nicht da. Das spanische
Volk bildete mit dem portugiesischen ein Muttervolk. Die äußeren
Gründe sind vielleicht die, daß die Flüsse nur bis zur
portugiesischen Grenze gut befahrbar sind. Andere äußere Gründe
gibt es nicht. Dagegen gibt es den inneren Grund, daß die Aufgaben
erfüllt werden mußten, die gerade die Aufgaben der Portugiesen waren
und die andere waren, als die Aufgaben des gemeinsamen spanischen
Volkes. Da sehen wir die Zeitgeister eine Zeitlang eine intensivere
Tätigkeit entwickeln, als sie sonst ausführen. Wir sehen die
bisherige Harmonie durch eine andere ersetzt. Wir sehen den Zeitgeist,
statt daß er seine Befehle an den Erzengel erteilt, direkt in die
Geschichte des Volkes eingreifen und sehen, wie die anderen Geister
diese Gelegenheit benutzen, um sich zu verkörpern. Wenn ein solches
Volkstum abgespalten wird, dann versieht der Zeitgeist eine Zeitlang
in dem ersten Enthusiasmus, der die einzelnen Menschen durchdrungen
hat, so sehr die Funktionen des Erzengels, daß die Abspaltung kaum
als etwas anderes vorhanden ist denn als ein Hasten und Drängen
innerhalb dieses Volkes. Man sieht die Hast und das Drängen, die
Regsamkeit, die aus der Mission des Zeitgeistes kommt. Dann aber
stellt sich die Möglichkeit ein, daß ein normaler und ein abnormer
Erzengel sich in dem abgespaltenen Volksteil verkörpert. So sehen wir
das Heranwachsen des holländischen und des portugiesischen Volkes,
die sodann ihre eigenen normalen und eigenen abnormen Erzengel
bekommen. In dem, was sich darin verkörpert, in der Verschiedenheit
des Temperamentes des Volkes, das in den einzelnen Persönlichkeiten
zum Ausdrucke kommt, sehen wir das Hineinspielen desjenigen, was wir
als diese geistigen Wesenheiten genannt haben. In ganz merkwürdiger
Art sehen wir das Hineinspielen dieser geistigen Wesenheiten, und wir
erkennen dann, daß die sich äußerlich abspielende Geschichte nur
ein Ergebnis des Wirkens derselben ist.
Nach und nach gewinnt der Satz, daß die Außenwelt Maja oder
Illusion ist, immer konkretere Bedeutung. Das, was in der
äußerlichen Geschichte geschieht, ist nur der äußere Abglanz der
geistigen, der übersinnlichen Wesenheiten, gerade so wie der äußere
Mensch nur der äußere Abglanz des inneren Menschen ist. Deshalb
mußte ich sagen, und das muß immer wieder betont werden: Der Satz
«Die Welt ist Maja» ist von allergrößter Wichtigkeit. Es genügt
aber nicht, daß man ihn abstrakt betont, man muß vielmehr in der
Lage sein, ihn in den Einzelheiten durchzuführen.
Nun haben wir aber gesehen, daß auch andere Geister und
Hierarchien in dem, was wir die Welt nennen, tätig sind. Wir haben
von den normalen und abnormen Erzengeln gesprochen. Die abnormen
Erzengel haben sich uns nun entpuppt als eigentliche Geister der Form
oder Gewalten, die nur auf einen gewissen Teil der Eigenschaften ihrer
Entwickelung verzichtet haben. Wir können dann fragen: Wie ist es
aber mit den normalen Geistern der Form? Die normalen Geister der Form
erblicken wir um vier Grade höher stehend als den Menschen. - Wir
werden in unserer nächsten Betrachtung noch einiges über diese
normalen Geister der Form zu sprechen haben. — Das sind also
Wesenheiten, welche vier Grade höher sind als der Mensch. Dasjenige
aber, was wir gestern als Hierarchien angeführt haben, erschöpft
sich nicht mit dem, was wir nach oben abschließend als Geister der
Form genannt haben. Höher als diese stehen die Geister der Bewegung,
die Dynameis, die Mächte; noch höher die Wesenheiten, die wir
Kyriotetes, Herrschaften oder Geister der Weisheit nennen. Sie finden
diese verschiedenen geistigen Wesenheiten sowohl in meiner
«Geheimwissenschaft» als auch in meiner Schrift über die «Akasha-Chronik»
aufgeführt.
Nun werden Sie begreifen können, daß das Gesetz des Verzichtens,
des Zurückbleibens auch für die höheren Geister gilt, daß also
auch die Geister der Bewegung mit gewissen Eigenschaften
zurückbleiben können - Geister der Bewegung, die fünf Stufen höher
sind als der Mensch -, daß gewisse Geister der Bewegung heute in der
Menschheitsentwickelung enthalten sind so, als ob sie erst Geister der
Form, Gewalten wären. Das sind in bezug auf gewisse Eigenschaften
eigentlich Geister der Bewegung und in bezug auf andere Eigenschaften,
hinsichtlich welcher sie verzichtet haben, Geister der Form. So daß
wir haben normale Geister der Form, die vier Stufen höher stehen als
der Mensch, und andere Geister, die auf demselben Terrain, wo die
Geister der Form sind, wirken, die aber eigentlich Geister der
Bewegung sind. Das ist also ein Gebiet, auf dem - so wie wir ein
Gebiet gefunden haben, auf dem normale und abnorme Erzengel
zusammenwirken - die normalen und abnormen Geister der Form, die
zurückgebliebenen Geister der Bewegung, zusammenwirken. Durch dieses
Zusammenwirken geschieht aber etwas, was die Menschen sehr wohl
angeht; dadurch geschieht die Ausgestaltung dessen, was wir die
menschlichen Rassen nennen, die wir unterscheiden müssen von den
Völkern.
Wir bekommen keinen verwirrenden Begriff, wenn wir die Sache so
betrachten, sondern einen flüssigen Begriff; wir dürfen das nicht
alles zusammenwerfen. Ein Volk ist keine Rasse. Der Volksbegriff hat
nichts zu tun mit dem Rassenbegriff. Es kann sich eine Rasse in die
verschiedensten Völker spalten. Rassen sind andere Gemeinschaften als
Volksgemeinschaften. Wir sprechen gewiß mit Recht von einem
deutschen, einem holländischen, einem norwegischen Volke; wir
sprechen aber von einer germanischen Rasse. Was wirkt da nun in dem
Rassenbegriff? Da wirken zusammen diejenigen Wesenheiten, die wir als
die normalen Geister der Form oder Gewalten bezeichnen, und die
Wesenheiten, die wir als die abnormen Geister der Form, die eigentlich
Geister der Bewegung sind mit Missionen der Geister der Form, kennen
gelernt haben. Deshalb sind die Menschen in Rassen gespalten. Das, was
die Menschen über das ganze Erdenrund hin gleich macht, was jeden
Menschen, gleichgültig welcher Rasse er angehört, zum Menschen, zum
Angehörigen des ganzen Menschentums macht, das bewirken die normalen
Geister der Form. Dasjenige aber, was über die ganze Erde
dahinspielt, was das gesamte Menschentum in Rassen gliedert, das
bewirken die abnormen Geister der Form, die verzichtet haben zugunsten
der Tatsache, daß nicht eine einzige Menschheit auf der Erde
erscheint, sondern eine Mannigfaltigkeit von Menschen.
Da gewinnen wir sozusagen den Untergrund, den Boden für das,
woraus sich erst die einzelnen Völkerindividualitäten erheben. Wir
gewinnen dadurch die Umschau über den ganzen Erdenplaneten, finden
den Erdenplaneten dazu bestimmt, eine Menschheit zu tragen
durch die normalen Geister der Form, finden, daß sich die
zurückgebliebenen Geister der Bewegung in dieses Terrain der Geister
der Form hineinbegeben und als abnorme Geister der Form das
Menschentum auf dem ganzen Erdenrund in die einzelnen Rassen gliedern.
Wenn wir hineinblicken in das, was diese Geister eigentlich wollen,
wenn wir uns vertiefen in die Ziele und Aufgaben dieser normalen und
abnormen Geister der Form, dann werden wir verstehen, was sie mit den
Menschenrassen wollen, wie durch dieselben eine Grundlage geschaffen
wird für das, was sich aus ihnen heraushebt. Wenn wir dann noch ein
Volk selbst betrachten, dann werden wir das Volk begriffen und
verstanden haben.