Naturwissenschaft
Projekt
Goetheanismus Online
Auf diesen Seiten werden die naturwissenschaftlichen Werke von
Goethe schrittweise vollständig zur Verfügung gestellt, damit
die Quellen, auf denen der Goetheanismus aufbaut, einfacher zugänglich
werden. Weiter sollen auf diesen Seiten goetheanistische
Arbeiten und verwandte Ansätze vorgestellt werden. Wir hoffen
mit diesem Forum, Beispiele geben zu können, die andere dazu
motivieren, auch in dieser Richtung tätig zu werden. Eine
Sammlung von Sekundärliteratur soll den Einstieg in die
verschiedenen Forschungsgebiete erleichtern und unterstützen.
http://www.steinerschule-bern.ch/goethe/home.htm
Lebendige
Natur.
Wissenschaftskritik, Naturforschung und allegorische Hermetik
bei Goethe
Hartmut Böhme - HBoehme@culture.hu-berlin.de
Goethe ist ein ebenso einsichtiger Kritiker von Wissenschaft und
Technik wie seine dagegengehaltene Naturinterpretation auf
Traditionen begründet ist, die heute tiefen Verdacht, ja Berührungsangst
wecken. Das ist zunächst unser Problem. Goethe war nicht so
naiv, mythische, religiöse oder alchemistische Naturkonzepte
wirklich zu übernehmen. Daß er sie verarbeitet, läßt
manchmal übersehen, daß er sie auch kritisiert und
modifiziert. Historisch steht er in einer Epoche, in der
mythische oder alchemistische "Bilder" der Natur
gerade noch real erlebbar waren vor ihrem Untergang in der
entzauberten Welt der Industrie. Das wußte er. Doch konnte
Goethe die Kritik der Moderne noch in Bildern der Vormoderne
spiegeln. Dies charakterisiert sein poetisches Verfahren in den Wanderjahren
wie im Faust. Das ist heute nicht mehr möglich.
Goethe wäre beerbbar unter zwei Voraussetzungen: (I) daß man
die rationalistische Zensur und die Angst vor Denkformen
aufhebt, in denen Goethe tatsächlich dachte, und (2) daß man
diese Denkformen radikaler Reflexion unterzieht.
http://www.culture.hu-berlin.de/HB/texte/natsub/lebendig.html
"Denn
die Natur ist aller Meister Meister"
Reinhard Leipert
Er stand quer zum neuzeitlichen Paradigma der Naturwissenschaft.
Und das trug den Namen Newtons. Und er war nicht bereit, die
"Entzauberung" der Welt zu akzeptieren: der
Naturforscher Goethe!
Goethes Auseinandersetzung mit naturwissenschaftlichen Fragen
und Problemen ist - auch nach seiner eigenen Einschätzung - ein
wesentlicher Teil des Gesamtwerks. Ob anatomische Studien,
botanische und zoologische Analysen, ob Mineralogie oder Optik:
Alle diese "Segmente" bilden mit dem dichterischen
Werk eine wesentliche und organische Einheit.
http://www.kiwi-koeln.de/mm/shops/bwd9/goethe/t-denndi.htm
Babylon in der modernen
Naturwissenschaft
Stefan Bleecken
Nochmals: Goethe kontra
Newton.
Bevor der Mensch die Natur de facto
zerstören konnte, mußte er sie erst einmal in
seinem Denken zerstören. Der erste, der diese
verhängnisvolle Fehlentwicklung des menschlichen
Denkens wahrgenommen und als ihren Verursacher
die herrschende Naturwissenschaft, die sich heute
"modern", "exakt" und
"objektiv" nennt, erkannt hat, war
Goethe. Goethe hat die geistigen Grundlagen
dieser Naturwissenschaft, deren Aufkommen er ja
miterlebte, grundsätzlich in Zweifel gezogen:
ihre einseitige analytische Methode, ihr
einseitiges materialistisches Weltbild, vor allem
aber ihre falschen, nicht der Wirklichkeit
entsprechenden Begriffe.
Die dramatischste und für Goethe folgenschwerste
Auseinandersetzung mit der modernen
Naturwissenschaft fand auf dem Gebiet der Farbenlehre
statt und Goethes Angriffe waren gegen Isaak
Newton, einen der Gründungsväter dieser
Wissenschaft, bzw. die Partei der Newtonianer
gerichtet. Goethe machte die von Newton und
seinen Anhängern verursachte Vermengung zweier
Wirklichkeitsbereiche, des materiellen, durch die
Physik beschriebenen Bereichs der
elektromagnetischen Schwingungen und des durch
die Farbenlehre beschriebenen
Empfindungsbereichs, nicht mit und versuchte
unablässig, gegen die dadurch verursachte
Begriffsverwirrung vorzugehen. Auf die angebliche
Zerlegung des weißen Lichts in alle Farben hat
Goethe spontan mit einem Farbenkreis geantwortet,
den er mit Wasserfarben malte und bei dem er die
Enden des Newtonschen Spektrums, rot und violett,
ineinander übergehen ließ (Mischfarbe purpur),
wie es der natürlichen Empfindung des Menschen
entspricht. Um zu demonstrieren, daß Farbe eine
Empfindung und keine physikalische Erscheinung
ist, ordnete Goethe den Farben in seinem Kreis
die Eigenschaften schön, edel, gut, nützlich,
gemein und unnötig zu.
Goethe kann mit Fug und Recht als Vordenker einer zweiten wissenschaftlichen
Revolution angesehen werden. Goethe hat sich immer wieder gegen
die einseitige Verwendung der analytischen Methode in der herrschenden
Naturwissenschaft gewandt. Seiner Veranlagung entsprach es, die
Naturforschung in erster Linie synthetisch zu betreiben und von
der Analyse zu fordern, daß sie das Ganze nicht aus
dem Blick verliert.
Goethe hat nicht nur radikale Kritik an der
herrschenden Naturwissenschaft geübt und ist
deren Irrtümern auf den Grund gegangen, er hat
auch dieser Wissenschaft "eine neue
Wissenschaft" von der Natur entgegengesetzt,
die er "Morphologie"
nannte. Er verstand darunter die "Lehre von
der Gestalt, der Bildung und Umbildung der
organischen Körper", die sich "nicht
dem Gegenstande nach, sondern der Ansicht
(Weltbild) und der Methode nach" von der
herrschenden Naturwissenschaft
unterscheidet". Goethe war voll bewußt,
daß die herrschende Naturwissenschaft einem
fundamentalen Irrtum unterliegt, wenn sie einen
Teil der Natur, nämlich die Materie, für das
Ganze der Natur setzt. Aus dem Blickwinkel der
Goetheschen ganzheitlichen Naturwissenschaft ist
die von der modernen Naturwissenschaft ausgehende
Begriffsverwirrung von wahrhaft babylonischem
Ausmaß und es stellt sich die Frage nach dem
Ursprung dieser Begriffsverwirrung. Vor allem ist
es endlich an der Zeit, mit zweihundertjähriger
Verspätung Goethe als Initiator einer zweiten
wissenschaftlichen Revolution und als
Gründungsvater einer ganzheitlichen
Naturwissenschaft zu würdigen, einer
Naturwissenschaft nämlich, die diesen Namen
verdient.
http://www.uni-jena.de/~xnx/ed0796_11/goethe.html
Goethes "Phänomenalismus" -
Welche Folgen hat seine Widerlegung?
Leo Hartmann
Goethes Leistung für die
Farbenlehre wird heute kaum noch bezweifelt: er
hat die eigenständige Bedeutung der Farben zwar
nicht als erster erkannt, wohl aber in vollem
Maße ausgewertet. Nun ist freilich Goethe in
einem Punkte zu weit gegangen: für ihn
erschöpft es sich die Farbenlehre in den
wahrgenommenen oder auch vorgestellten Farben,
wie sie zuweilen in Träumen recht lebhaft
auftreten können. Zwar ist er in manchen Fällen
darüber hinausgegangen, so bei allen
physiologisch bedingten Phänomenen wie den
Nachbildern oder den Komplementärfarben, aber in
der Theorie wollte er sich auf die gesehenen
Farben beschränken, auf die Farben als
'anschauliche Phänomene': "Suchet doch
nichts hinter den Phänomenen! Sie selbst sind
die Theorie." Da müssen wir freilich doch
widersprechen! Auch bei Spezial-Führungen im
Goethehaus in Weimar wird darauf hingewiesen,
daß es außer den anschaulichen, gesehenen
Farben und den physiologisch bedingten
Phänomenen noch einen weiteren Bereich gibt,
dessen Einbeziehung erst die Lehre von den Farben
vollständig macht: die hinter den Farben
stehende Wirklichkeit, durch die erst die
Farberlebnisse, die Wahrnehmung von Farben über
das Auge hinweg ausgelöst, bewirkt wird; ohne
sie wüßten wir nichts von Farben. Wir wären
blind.
Was ergibt sich nun aus all dem philosophisch?
Auf jeden Fall dies, daß wir bei den
Phänomenen nicht stehen bleiben können: sie
reichen nicht aus, alles das zu erklären, was
uns die Beobachtungen melden. Sie sind
eben nicht nur Phänomene und geben Kunde von
einer zugrundeliegenden realen Welt. Die Annahme
einer realen, von jeglichem Subjekt unabhängigen
Welt ist gesichert! Sie bildet die Grundlage auch
unserer Existenz, und ihre Erkenntnis sowohl mit
Mitteln der Naturwissenschaften wie der
Philosophie bleibt, wie schon seit Jahrtausenden,
die große Aufgabe der Wissenschaft, wobei
Wissenschaft ein Verfahren ist, das nicht bei
Vermutungen stehen bleibt, sondern wie Bolzano
forderte, auf Gründen fußt.
http://www.uni-jena.de/~xnx/ed0195_7/goethe.html
Der andere Goethe
Impressionen zum Kolloquium des
Deutschen Philologenverbandes Goethe und
die Naturwissenschaften" vom 28. bis zum
30.10.1999 in Weimar:
- GOETHE UND SEINE
ZEIT - EIN KULTURGESCHICHTLICHER
ÜBERBLICK
- GOETHE, DER
NATURFORSCHER"
- GOETHE UND DAS
PERIODENSYSTEM DER ELEMENTE, DIE
FARBENLEHRE UND DIE GEOLOGIE
- GOETHE ALS CHEMIKER
UND PFLANZENPHYSIOLOGE
- DER FERNE
GOETHE ODER WAS IST WESENTLICH?"
- ZWEI ABENDE MIT
GOETHE
http://www.phvsa.de/Gym/g4-99-1.htm
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