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Rudolf Steiner

Anthroposophische Leitsätze


DIE MENSCHLICHE SEELENVERFASSUNG VOR DEM ANBRUCH DES MICHAEL-ZEITALTERS

Heute soll eine Betrachtung hier eingefügt werden, die sich an die Ideen «Im Anbruch des Michael-Zeitalters» anschließt. Dieses Michael-Zeitalter ist in der Entwickelung der Menschheit heraufgekommen nach dem Vorherrschen der intellektuellen Gedankenbildung auf der einen Seite und der auf die äußere Sinnenwelt - die physische Welt - gerichteten menschlichen Anschauungsweise auf der ändern.

Die Gedankenbildung ist in ihrer eigenen Wesenheit nicht eine Entwickelung nach dem Materialistischen hin. Dasjenige, was in altern Zeitaltern wie inspiriert an den Menschen herantrat, die Ideenwelt, wurde in der Zeit, die der Michael-Epoche voranging, Eigentum der menschlichen Seele. Diese empfängt nicht mehr die Ideen «von oben» aus dem geistigen Inhalt des Kosmos; sie holt sie aktiv aus der eigenen Geistigkeit des Menschen herauf. Damit ist der Mensch erst reif geworden, sich auf die eigene geistige Wesenheit zu besinnen. Vorher drang er bis zu dieser Tiefe des eigenen Wesens nicht vor. Er sah in sich gewissermaßen den Tropfen, der aus dem Meere der kosmischen Geistigkeit sich für das Erdenleben abgetrennt hat, um sich nach demselben wieder mit ihm zu vereinigen.

Es ist die im Menschen stattfindende Gedankenbildung ein Fortschritt in der menschlichen Selbsterkenntnis. Im Übersinnlichen angeschaut, stellt sich die Sache so dar: Die geistigen Mächte, die man mit dem Michael-Namen bezeichnen kann, verwalteten im geistigen Kosmos die Ideen. Der Mensch erlebte diese Ideen, indem er mit seiner Seele an dem Leben der Michael-Welt teilnahm. Dieses Erleben ist nun sein eigenes geworden. Dadurch ist eine zeitweilige Trennung des Menschen von der Michael-Welt eingetreten. Mit den inspirierten Gedanken der Vorzeit empfing der Mensch zugleich die geistigen Weltinhalte. Indem diese Inspiration aufhörte und der Mensch in eigener Tätigkeit die Gedanken bildet, ist er auf die Anschauung der Sinne verwiesen, um für diese Gedanken einen Inhalt zu haben. So mußte der Mensch zunächst die errungene eigene Geistigkeit mit materiellem Inhalt erfüllen. Er fiel in die materialistische Anschauung in dem Zeitalter, das sein eigenes geistiges Wesen auf eine Stufe brachte, die höher ist als die vorangehenden.

Das kann leicht verkannt werden; man kann den «Fall» in den Materialismus nur allein beachten, und dann über ihn traurig sein. Aber während das Anschauen dieses Zeitalters sich auf die äußere physische Welt beschränken mußte, entfaltete sich im Innern der Seele eine gereinigte, in sich selbst bestehende Geistigkeit des Menschen als Erleben. Diese Geistigkeit muß nun im Michael-Zeitalter nicht mehr unbewußtes Erleben bleiben, sondern sich ihrer Eigenart bewußt werden. Das bedeutet den Eintritt der Michael-Wesenheit in die menschliche Seele. Der Mensch hat eine gewisse Zeit hindurch das eigene Geistige mit dem Materiellen der Natur erfüllt; er soll es wieder mit ureigener Geistigkeit als kosmischen Inhalt erfüllen.

Die Gedankenbildung verlor sich eine Weile an die Materie des Kosmos; sie muß sich in dem kosmischen Geiste wieder finden. In die kalte, abstrakte Gedankenwelt kann Wärme, kann wesenserfüllte Geist-Wirklichkeit eintreten. Das stellt den Anbruch des Michael-Zeitalters dar.

Nur in der Trennung von dem Gedankenwesen der Welt konnte in den Tiefen der menschlichen Seele das Bewußtsein der Freiheit erwachsen. Was von den Höhen kam, mußte aus den Tiefen wiedergefunden werden. Deshalb ist die Entwickelung dieses Bewußtseins der Freiheit zunächst mit einer nur auf das Äußere gerichteten Naturerkenntnis verbunden gewesen. Während der Mensch im Innern seinen Geist unbewußt zur Reinheit der Ideen erbildete, waren seine Sinne nach außen nur auf das Materielle gerichtet, das in keiner Weise störend in das eingriff, was zunächst als zarter Keim in der Seele aufleuchtete.

Aber es kann in die Anschauung des äußeren Materiellen das Erleben des Geistigen und damit die geistige Anschauung in neuer Art wieder einziehen. Was im Zeichen des Materialismus an Naturerkenntnis gewonnen worden ist, kann in geistgemäßer Art im inneren Seelenleben erfaßt werden. Michael, der «von oben» gesprochen hat, kann «aus dem Innern», wo er seinen neuen Wohnsitz aufschlagen wird, gehört werden. Mehr imaginativ gesprochen, kann dies so ausgedrückt werden: Das Sonnenhafte, das der Mensch durch lange Zeiten nur aus dem Kosmos in sich aufnahm, wird im Innern der Seele leuchtend werden. Der Mensch wird von einer «innern Sonne» sprechen lernen. Er wird sich deshalb in seinem Leben zwischen Geburt und Tod nicht weniger als Erdenwesen wissen; aber er wird das auf der Erde wandelnde eigene Wesen als sonnengeführt erkennen. Er wird als Wahrheit empfinden lernen, daß ihn im Innern eine Wesenheit in ein Licht stellt, das zwar auf das Erdendasein leuchtet, aber nicht in diesem entzündet wird. Im Anbruche des Michael-Zeitalters mag es noch scheinen, als ob dies alles der Menschheit recht ferne liegen könne; doch es ist «im Geiste» nahe; es muß nur «gesehen» werden. Von dieser Tatsache, daß die Ideen des Menschen nicht nur «denkend» bleiben, sondern im Denken «sehend» werden, hängt unermeßlich viel ab.

Lit.: GA 26

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