Forum für Anthroposophie, Waldorfpädagogik und Goetheanistische Naturwissenschaft | ||||
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Rudolf SteinerAnthroposophische LeitsätzeDER VOR-MICHAELISCHE UND DER MICHAELS-WEGMan wird nicht im rechten Lichte sehen können, wie der Michael-Einschlag in die Menschheits-Entwickelung hereindringt, wenn man sich über das Verhältnis der neueren Ideenwelt zur Natur die Vorstellung macht, die heute allgemein üblich ist. Da denkt man: draußen ist die Natur mit ihren Vorgängen und Wesen; im Innern, da sind die Ideen. Diese stellen Begriffe von Naturwesen dar oder auch sogenannte Naturgesetze. Es kommt den Denkern dabei vor allem darauf an, zu zeigen, wie man die Ideen bildet, die das rechte Verhältnis zu den Naturwesen haben oder die wahre Naturgesetze enthalten. Man legt dabei wenig Wert darauf, wie diese Ideen zu dem Menschen stehen, der sie hat. Und doch wird man, worauf es ankommt, nur einsehen, wenn man vor allem die Frage aufwirft: Was erlebt der Mensch in den neueren naturwissenschaftlichen Ideen? Man wird zu einer Antwort auf die folgende Art kommen. Heute empfindet der Mensch, daß Ideen in ihm durch die Tätigkeit seiner Seele ausgebildet werden. Er hat das Gefühl: er ist der Ausbildner der Ideen, während nur die Wahrnehmungen von außen an ihn herandringen. Dieses Gefühl hatte der Mensch nicht immer. Er empfand in älteren Zeiten den Inhalt der Ideen nicht als etwas Selbst-Gemachtes, sondern als etwas durch Eingebung aus der übersinnlichen Welt Erhaltenes. Dieses Gefühl machte Stufen durch. Und die Stufen hingen davon ab, mit welchem Teil seines Wesens der Mensch das erlebte, was er heute seine Ideen nennt. Heute in dem Zeitalter der Entwickelung der Bewußtseinsseele gilt uneingeschränkt, was in den vorigen Leitsätzen steht: «Die Gedanken haben ihren eigentlichen Sitz im ätherischen Leib des Menschen. Aber da sind sie lebendig-wesenhafte Kräfte. Sie prägen sich dem physischen Leibe ein. Und als solche ,eingeprägte Gedanken' haben sie die schattenhafte Art, in der sie das gewöhnliche Bewußtsein kennt.»Man kann nun zurückgehen in Zeiten, in denen Gedanken unmittelbar im «Ich» erlebt wurden. Da aber waren sie nicht schattenhaft wie heute; sie waren nicht bloß lebend; sie waren beseelt und durchgeistigt. Das heißt aber: der Mensch dachte nicht Gedanken; sondern er erlebte die Wahrnehmung von konkreten geistigen Wesenheiten. Man wird ein Bewußtsein, das so zu einer Welt von geistigen Wesenheiten aufsieht, überall in der Vorzeit der Völker finden. Was sich davon geschichtlich erhalten hat, bezeichnet man heute als mythenbildendes Bewußtsein und legt ihm keinen besonderen Wert bei für die Erfassung der wirklichen Welt. - Und doch steht der Mensch mit diesem Bewußtsein in seiner Welt, in der Welt seines Ursprunges darinnen, während er sich mit dem heutigen Bewußtsein aus dieser seiner Welt heraushebt. Der Mensch ist Geist. Und seine Welt ist die der Geister. Eine nächste Stufe ist diejenige, wo das Gedankliche nicht mehr vom «Ich», sondern von dem astralischen Leibe erlebt wird. Da geht die unmittelbare Geistigkeit für den seelischen Anblick verloren. Das Gedankliche erscheint als ein beseeltes Lebendiges. Auf der ersten Stufe, dem Erschauen des konkret geistig Wesenhaften, hat der Mensch gar nicht stark das Bedürfnis, das Erschaute an die Welt des Sinnlich-Wahrgenommenen heranzutragen. Die sinnlichen Welterscheinungen offenbaren sich zwar als die Taten des übersinnlich Erschauten ; aber eine besondere Wissenschaft von dem auszubilden, was dem «geistigen Blick» unmittelbar anschaulich ist, liegt keine Nötigung vor. Außerdem ist, was als die Welt der Geistwesen erschaut wird, von solcher Fülle, daß darauf vor allem die Aufmerksamkeit ruht. Anders wird dies bei der zweiten Bewußtseins-Etappe. Da verbergen sich die konkreten Geistwesen; ihr Abglanz, als beseeltes Leben, erscheint. Man beginnt das «Leben der Natur» an dieses «Leben der Seelen» heranzutragen. Man sucht in den Naturwesen und Naturvorgängen die wirksamen Geistwesen und deren Taten. In dem, was später als alchymistisches Suchen auftrat, ist geschichtlich der Niederschlag dieser Bewußtseins-Etappe zu sehen. Wie der Mensch, indem er auf erster Bewußtseins-Etappe Geistwesen «dachte», ganz in seinem Wesen lebte, so steht er auf dieser zweiten sich und seinem Ursprung noch nahe. Damit ist aber auf beiden Stufen ausgeschlossen, daß der Mensch im eigentlichen Sinne zu einem inneren eigenen Antrieb für sein Handeln komme. Geistiges, das von seiner Art ist, handelt in ihm. Was er zu tun scheint, ist Offenbarung von Vorgängen, die sich durch Geistwesen abspielen. Was der Mensch tut, ist die sinnlich-physische Erscheinung eines dahinterstehenden wirklichen göttlich-geistigen Geschehens. Eine dritte Epoche der Bewußtseins-Entwickelung bringt die Gedanken, aber als lebendige, im ätherischen Leib zum Bewußtsein. Als die griechische Zivilisation groß war, lebte sie in diesem Bewußtsein. Wenn der Grieche dachte, so bildete er sich nicht einen Gedanken, durch den er, als mit seinem eigenen Gebilde, die Welt ansah; sondern er fühlte in sich erregt Leben, das auch draußen in den Dingen und Vorgängen pulsierte. Da erstand zum ersten Male die Sehnsucht nach Freiheit des eigenen Handelns. Noch nicht wirkliche Freiheit; aber die Sehnsucht darnach. Der Mensch, der das Regen der Natur in sich selber sich regend empfand, konnte die Sehnsucht ausbilden, die eigene Regsamkeit loszulösen von der als fremd wahrgenommenen Regsamkeit. Aber es wurde immerhin in der äußeren Regsamkeit noch das letzte Ergebnis der wirksamen Geist-Welt empfunden, die gleicher Art mit dem Menschen ist. Erst als die Gedanken ihre Prägung im physischen Leibe annahmen und sich das Bewußtsein nur auf diese Prägung erstreckte, trat die Möglichkeit der Freiheit ein. Das ist der Zustand, der mit dem fünfzehnten nachchristlichen Jahrhundert gegeben ist. In der Welt-Entwickelung kommt es nicht darauf an, was für Bedeutung die Ideen der heutigen Naturanschauung zur Natur haben; denn diese Ideen haben ihre Formen nicht deshalb angenommen, um ein bestimmtes Bild der Natur zu liefern, sondern um den Menschen zu einer bestimmten Stufe seiner Entwickelung zu bringen. Als die Gedanken den physischen Körper ergriffen, war aus ihrem unmittelbaren Inhalte Geist, Seele, Leben getilgt; und der abstrakte Schatten, der am physischen Leibe haftet, ist allein geblieben. Solche Gedanken können nur Physisch-Materielles zum Gegenstande ihrer Erkenntnis machen. Denn sie sind selbst nur wirklich an dem physischmateriellen Leibe des Menschen. Nicht deshalb ist der Materialismus entstanden, weil nur materielle Wesen und Vorgänge in der äußeren Natur wahrzunehmen sind; sondern weil der Mensch in seiner Entwickelung eine Etappe durchzumachen hatte, die ihn zu einem Bewußtsein führte, das zunächst nur materielle Offenbarungen zu schauen fähig ist. Die einseitige Ausgestaltung dieses menschlichen Entwickelungs-Bedürfnisses ergab die Naturanschauung der neueren Zeit. Michaels Sendung ist, in der Menschen Äther-Leiber die Kräfte zu bringen, durch die die Gedanken-Schatten wieder Leben gewinnen; dann werden sich den belebten Gedanken Seelen und Geister der übersinnlichen Welten neigen ; es wird der befreite Mensch mit ihnen leben können, wie ehedem der Mensch mit ihnen lebte, der nur das physische Abbild ihres Wirkens war. Lit.: GA 26 < zurück | Inhalt | weiter > |
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Wolfgang
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