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Rudolf Steiner

Anthroposophische Leitsätze


ERSTER TEIL DER BETRACHTUNG: WAS OFFENBART SICH, WENN MAN IN DIE VORIGEN LEBEN ZWISCHEN TOD UND NEUER GEBURT ZURÜCKSCHAUT?

In der vorigen Betrachtung wurde das Gesamt-Menschenleben so verfolgt, daß der Seelenblick auf die aufeinanderfolgenden Erdenleben gelenkt wurde. Der andere Gesichtspunkt, der in noch helleres Licht rücken kann, was der erste offenbart, ist der, die aufeinanderfolgenden Leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt zu betrachten.

Auch da zeigt sich, daß der Inhalt dieser Leben, wie er in der Gegenwart ist, nur bis zu einem gewissen Zeitpunkte der Erdenentwickelung zurückgeht. Dieser Inhalt ist ja dadurch bestimmt, daß der Mensch durch die Todespforte die innerliche Kraft des Selbstbewußtseins hindurchträgt, die im Erdenleben erworben ist. Der Mensch steht dadurch auch den göttlich-geistigen Wesen, in deren Mitte er tritt, als volle Individualität gegenüber.

So war es in einer vorangehenden Periode nicht. Da war der Mensch in der Entfaltung seines Selbstbewußtseins noch nicht weit. Die auf Erden erlangte Kraft reichte nicht hin, die Loslösung von der göttlich-geistigen Welt bis zum individuellen Dasein zwischen Tod und neuer Geburt zu bewirken. Der Mensch befand sich da zwar nicht in den göttlich-geistigen Wesen, wohl aber innerhalb deren Wirkungskreis so, daß sein Wollen im wesentlichen ihr Wollen, nicht seines war.

Vor dieser Periode liegt eine andere, in der man beim Zurückschauen gar nicht auf den Menschen in seiner gegenwärtigen geistig-seelischen Verfassung trifft, sondern auf die Welt göttlich-geistiger Wesen, in denen der Mensch erst keimhaft ist. Es sind die Urkräfte (Archai).

Und zwar trifft man, wenn man eines Menschen Leben zurückverfolgt, nicht auf ein göttlich-geistiges Wesen, sondern auf alle, die zu dieser Hierarchie gehören.

In diesen göttlich-geistigen Wesen lebt der Wille, daß der Mensch werde. An dem Werden jedes einzelnen Menschen ist der Wille aller beteiligt. In ihrem chormäßigen Zusammenwirken liegt als Weltenziel die Entstehung der menschlichen Gestalt. Denn noch ungestaltet lebt der Mensch in der göttlich-geistigen Welt.

Es erscheint vielleicht sonderbar, daß auch schon für einen Menschen der ganze Chor göttlich-geistiger Wesen wirkt. Aber schon früher wirkten so die Hierarchien Exusiai, Dynameis, Kyriotetes, Throne, Cherubim, Seraphim durch die Monden-, Sonnen- und Saturnentwickelung, damit der Mensch werde.

Was früher entstand, eine Art Vormensch, auf Saturn, Sonne und Mond, hatte nicht einheitliche Gestalt. Es gab solche Vormenschen, die mehr nach dem Gliedmaßensystem, andere, die mehr nach dem Brustsystem, wieder andere, die nach dem Kopfsystem organisiert waren. Es waren das doch wirkliche Menschen; sie werden hier nur Vormenschen genannt, um sie zu unterscheiden von dem späteren Stadium, wo der ausgeglichene Zusammenfluß aller Systeme in der menschlichen Gestalt erscheint. Die Differenzierung bei diesen Vormenschen geht noch viel weiter. Man kann von Herzmenschen, Lungenmenschen und so weiter sprechen.

Die Hierarchie der Urkräfte betrachtet es als ihre Aufgabe, alle diese Vormenschen, deren Seelenleben ja auch ihrer einseitigen Gestaltung entsprochen hat, in die allgemeine menschliche Gestalt hineinzuführen.

Aus der Hand der Exusiai übernehmen sie den Menschen. Diese hatten schon in Gedanken aus der menschlichen Vielheit eine Einheit geschaffen. Allein bei den Exusiai war diese Einheit noch eine Idealgestalt, eine Weltgedankengestalt. Die Archai formten die Äthergestalt daraus, aber so, daß diese Äthergestalt schon die Kräfte zur Entstehung der physischen Gestalt enthielt.

Es offenbart sich ein Gewaltiges beim Hinblicken auf diese Tatbestände. Der Mensch ist Götter-Ideal und Götter-Ziel. Aber dieses Hinblicken kann nicht der Quell von Überhebung und Hochmut beim Menschen sein. Denn er darf sich ja nur, als von ihm kommend, zurechnen, was er in den Erdenleben mit Selbstbewußtsein aus sich gemacht hat. Und dies ist, in kosmischen Verhältnissen ausgedrückt, wenig gegenüber dem, was als die Grundlage seines Eigenwesens die Götter aus dem Makrokosmos, der sie selber sind, heraus als Mikrokosmos, der er ist, geschaffen haben. Die göttlich-geistigen Wesen stehen im Kosmos einander gegenüber. Der sichtbare Ausdruck dieses Gegenüberstehens ist die Gestalt des gestirnten Himmels. Sie wollten, was sie so zusammen sind, in einer Einheit als Mensch schaffen.

Um recht zu verstehen, was die Hierarchie der Archai vollbrachte, als sie in ihrem Chor die menschliche Gestalt schuf, muß man bedenken, daß ein gewaltiger Unterschied ist zwischen dieser Gestalt und dem physischen Leib des Menschen. Physischer Leib ist, was sich physisch-chemisch im Menschenwesen abspielt. Das geschieht bei dem gegenwärtigen Menschen innerhalb der menschlichen Gestalt. Diese selbst aber ist ein durch und durch Geistiges. Feierlich sollte es stimmen, ein Geistiges mit physischen Sinnen in der physischen Welt als Menschengestalt wahrzunehmen. Für den, der geistig schauen kann, liegt dieses so, daß er in der Menschengestalt eine wirkliche Imagination sieht, die in die physische Welt heruntergestiegen ist. Will man Imaginationen schauen, muß man aus der physischen Welt in die nächste geistige übertreten. Dann aber wird man gewahr, wie die menschliche Gestalt diesen Imaginationen verwandt ist.

Das Entstehen dieser Menschengestalt findet der rückschauende Seelenblick des Menschen als erste Periode, wenn er die Leben zwischen Tod und neuer Geburt beobachtet. Es offenbart sich dabei zugleich, welches tiefere Verhältnis besteht zwischen dem Menschen und der Hierarchie der Archai.

Man kann in dieser Periode schon von einer Andeutung des Unterschiedes zwischen Erdenleben und Leben zwischen Tod und neuer Geburt sprechen. Die Hierarchie der Archai schafft nämlich in rhythmischen Epochen an dem Werden der Menschengestalt. Einmal richtet sie dabei die Gedanken, die den Willen der Einzelnen lenken, mehr nach dem außerirdischen Kosmos. Das andere Mal schaut sie auf die Erde herab. Und aus dem Zusammenwirken dessen, was vom außerirdischen Kosmos und von der Erde angeregt ist, wird die menschliche Gestalt gebildet, die so der Ausdruck dafür ist, daß der Mensch zugleich Erden- und außerirdisches Kosmos-Wesen ist.

Die menschliche Gestalt, wie sie hier als Schöpfung der Hierarchie der Archai geschildert ist, umfaßt aber nicht bloß die äußeren Umrisse des Menschen und die Flächengestaltung, wie sie in der Hautbegrenzung gegeben ist, sondern auch die Kräftegestaltung, die in seiner Haltung, in seiner den Erdenverhältnissen angepaßten Bewegungsfähigkeit und in der Fähigkeit liegt, seinen Körper als Ausdrucksmittel für sein Inneres zu gebrauchen.

Daß sich der Mensch in die Schwereverhältnisse der Erde in aufrechter Stellung hineinfügen kann, daß er innerhalb dieser Schwereverhältnisse das Gleichgewicht in freier Bewegung bewahren kann, daß er Arme und Hände der Schwere entreißen und in Freiheit gebrauchen kann, das und noch manches andere, das zwar im Innern liegt, aber doch Gestaltung ist: all das verdankt der Mensch dieser Schöpfung der Archai-Hierarchie. All das wird da vorbereitet in dem Leben, das man auch für diese Periode das zwischen Tod und neuer Geburt nennen kann. Es wird hier so vorbereitet, daß der Mensch dann in der dritten Periode, in unserer Gegenwart, während seines Lebens zwischen Tod und neuer Geburt die Fähigkeit hat, selbst an dieser Gestaltung für sein Erdendasein zu arbeiten.

Goetheanum, um die Jahreswende 1925.

 

Lit.: GA 26

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