Forum für Anthroposophie, Waldorfpädagogik und Goetheanistische Naturwissenschaft
Home
 
Home


Home
Suchen
Vorträge
Rudolf Steiner

Veranstaltungen

Service-Seiten

Adressen
Ausbildung


Bücher
Bibliothek
Links

Link hinzufügen
Stellenangebote

FTP Download

Impressum

Email
http://peter.anthroposophie.net

Die "künstliche" Intelligenz – Mensch und Computer

Die ganze Natur, und auch der Mensch, insofern er auch ein Naturwesen ist, wurde durch den in der ganzen Welt waltenden Schöpfergeist geformt. Der Mensch, insofern er selbst ein Geistwesen ist, gräbt seinem ganzen Organismus die Spuren seiner Individualität ein. Immer sind es die Lebenskräfte, die formgebenden Bildekräfte, die in vorderster Front derart die physische Welt gestalten; und nur solange die Natur beständig gestaltet und umgestaltet wird, solange wohnt das Leben in ihr. Der Mensch verbraucht aber nicht alle Bildekräfte, um seinen Leib aufzubauen, und diese überschüssigen Kräfte werden als Gedanken in das menschliche Bewußtsein gespiegelt. In den abstrakten menschlichen Gedanken erstirbt aber jegliches Leben, sie sind zu toten Formen geworden. Aus diesen Gedanken konstruiert aber der Mensch seine Technik. Im Gegensatz zu den Naturwesen, deren lebendige Gestalt immer wieder von neuem aus den von der Peripherie aus, von den einzelnen Organen und Zellen lebendig gestaltenden Kräften heraus erneuert wird, ist die Maschine nur mehr aus toten Teilen zusammengesetzt, die von einem Kraftzentrum aus künstlich bewegt wird. Ihr Konstruktionsplan und ihre Funktionsweise spiegeln die abstrakte menschliche Intelligenz wider.

Alle Technik ist mumifizierte abstrakte menschliche Intelligenz. Insofern die Maschine über ein eigenes Kraftzentrum verfügt, kann sie im Sinne dieser Intelligenz tätig sein.

Geradezu das Musterbeispiel dafür ist das Uhrwerk. Es ist ein mechanisiertes Abbild der kosmischen Bewegungen, insofern sie durch die menschliche Intelligenz erfaßt werden konnten. Das aufeinander abgestimmte Räderwerk spiegelt die die kosmischen Bewegungen bestimmenden Gesetzmäßigkeiten wider; durch eine entsprechende Kraftquelle, z.B. durch die auf die Uhrgewichte wirkende Schwerkraft, werden die Bewegungen der Uhr automatisiert. Die Uhr führt dann im Grunde automatisch "Zeitberechnungen" aus. Tatsächlich funktionierten die ersten mechanischen Rechenmaschinen nach einem sehr ähnlichen Prinzip.

Alles, was sich derart formalisieren und automatisieren läßt, kann auch maschinell ausgeführt werden – und zwar besser und schneller, als es der Mensch vermag.

Jeder Computer kann schneller und verläßlicher zählen und rechnen als der Mensch, er kann präzisere graphische Darstellungen erstellen, er kann ungeheure Datenmengen speichern und jederzeit wieder unverfälscht bereit stellen usw. Aber kein Computer hätte das Zählen selbst erfinden können oder auch nur die einfachsten Rechenregeln; und auch die Geometrie mußte erst durch den Menschen entdeckt werden. In wenigen Sekunden können durch den Computer Logarithmentafeln berechnet werden, an denen ein einzelner Mensch ein ganzes Leben lang arbeiten müßte, aber niemals hätte er selbst den Logarithmenbegriff entwickeln können. Maschinen können nicht denken, aber sie können durch Gedanken geleitete Tätigkeiten rasch und sicher ausführen. Darin liegt ihr eigentlicher Nutzen.

Soll also der Mensch etwa das Rechnen nicht mehr lernen, weil es der Computer wesentlich besser kann? Zunächst mag es so scheinen; warum soll man die Kinder mit dem Einmaleins und mit den Grundrechnungsarten quälen, wenn es preiswerte Taschenrechner gibt, die ihm diese Mühe abnehmen? Besteht hier nicht die Chance, dem Menschen eine völlig geistlose Tätigkeit abzunehmen – denn Zahlen nach vorgegebenen Regeln zu manipulieren ist zunächst eine völlig geistlose Tätigkeit, und gerade deshalb kann sie ein toter, völlig bewußtloser Automat ausführen. Aber die ganze Sache hat noch eine andere Seite.

Zählen und Rechnen sind zuallererst eine beträchtliche Willensschulung, und in dem der heranwachsende Mensch mit den Zahlen umzugehen lernt, erfährt er etwas von den geistigen Kräften, die die ganze Natur gebaut haben. Mit Zahlen umgehen kann auch der einfachste Taschenrechner, das Wesen der Zahl erleben kann nur der Mensch. Zahlen bauen die ganze sichtbare Welt; sie wirken in der Pflanzenbildung genau so wie in den Kristallformen, sie bestimmen das Leben der Tiere, das streng nach Zahlenrhythmen geordnet ist, und sie finden sich auch im Bau des menschlichen Leibes und in der Bewegung seiner Glieder, im Atemrhythmus und in vielem anderen wieder. Wenn das Kind lernt rhythmisch zu zählen und dabei gleichzeitig rhythmisch zu schreiten, wenn es lernt, Gedichte im Versmaß zu rezitieren, dann lebt es sich mit seinem ganzen Wesen in die schöpferische Welt der Zahlen ein. Zahlen sind dann nichts Abstraktes, von der Welt abgezogenes, sondern sie werden als wirksam bis in den eigenen Leib hinein erfahren. Und im Grunde ist in der Erfahrung des Zählens implizit bereits die ganze Arithmetik enthalten! Die Mathematik beruht in der Folge darauf, daß sich der Mensch die verborgenen Gesetze dieses seines Tuns immer mehr zu Bewußtsein bringt. Das ist aber nur möglich, wenn er selber rechnet, und diese Tätigkeit nicht ausschließlich einer Maschine überträgt. So wie der Muskel erlahmt, wenn er nicht trainiert wird, so erstirbt die mathematische Befähigung des Menschen überhaupt, wenn sie nicht geübt wird. Für alle äußeren Belange kann man das Rechnen guten Gewissens dem Computer übertragen, um seiner eigenen geistigen Entwicklung willen muß der Mensch selbst mit den Zahlen umgehen. Er darf aber dann nicht bei einer beinahe bewußtlosen mechanisierten Rechentätigkeit stehen bleiben, sondern das, was er an seinem Tun erlebt, muß immer mehr ins Bewußtsein heraufgehoben werden, und zwar zunächst in die Gefühlsebene. Die willensgetragene Rechentätigkeit wird so zum Zahlengefühl, das die Regelmäßigkeiten und Symmetrien, die der ganzen Zahlenwelt zugrunde liegen, und in der sich die Ordnung des ganzen Kosmos widerspiegelt, künstlerisch ästhetisch zu genießen lernt. Daran kann sich dann auch wirkliche Begeisterung für die Mathematik entzünden, wenn der Mensch wie von Ferne ahnt, wie sich der die ganze Welt gestaltende Zahlenkosmos liebevoll in sein eigenes Wesen ergossen hat und hier zum Bewußtsein erwacht. Im Mineral, in der Pflanze, im Tier wirken zwar die Zahlen, aber sie sind sich ihrer nicht bewußt; in der Zahlenwelt zu erwachen, bleibt dem Menschen vorbehalten. Damit, daß der Mensch beim Rechnen die kosmische Zahlenwelt in sich aufleben läßt, ist auch eine gewaltige moralische Erziehung verbunden. Denn alles Tun des Menschen wird dadurch moralisch, daß er sich bewußt in die Ordnung des Kosmos einfügt. Die Bewegungen, überhaupt alle Handlungen des neugeborenen Kindes sind noch beinahe völlig chaotisch. Beim Tier sorgt die Natur selbst sehr bald dafür, daß sie sich perfekt in die Welt einfügen. Der Mensch muß all das erst mühsam erlernen. Und wenn das Kind im ersten Lebensjahr lernt zuerst zu Krabbeln, dann zu Stehen und schließlich zu Gehen, so hat es damit zugleich die Grundlage für das geschaffen, was später als Mathematik immer mehr bewußt werden kann. Was der Mensch zuerst in der körperlichen Bewegung erübt, das wird im Zählen und Rechnen immer mehr zur geordneten rein geistigen Tätigkeit. Jahrtausende menschheitlicher Entwicklung mußten vergehen, bis die Menschen zu zählen gelernt hatten. Heute kann das Kind diesen Prozeß innerhalb weniger Lebensjahre nachvollziehen und danach weiter fortschreiten. Ein großes Gesetz jeglicher Entwicklung offenbart sich darin: was in langen Zeiträumen menschheitsgeschichtlich an Fähigkeiten erworben wurde, das muß der einzelne Mensch in gedrängter Form individuell rekapitulieren, um es wirklich zu besitzen – ganz im Sinne Goethes Ausspruch:

"Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen!"

(Faust I, Nacht, Vers 682f)

Was das Kind im ersten Lebensjahrsiebent an rhythmisch geordneter Gliedmaßentätigkeit erwirbt und was endlich in der Fähigkeit zu Zählen gipfelt, was im zweiten Lebensjahrsiebent zum ästhetischen Erlebnis werden kann, dem das Kind sprachlichen Ausdruck verleiht, das kann im dritten Lebensjahrsiebent mehr und mehr auch gedanklich erfaßt werden. Was derart gedanklich exakt ergriffen wird, das kann schließlich auch streng formalisiert und der Maschine übertragen werden. Es hat damit auch seine Aufgabe für die geistige Entwicklung des Menschen erfüllt und stellt nur mehr eine tote Schlacke in seinem Wesen dar. Wollte sich der Mensch damit endlos weiter belasten, so müßte er geistig veröden. Der Mensch wird sich der mathematischen und logischen Gesetze in dem Maße bewußt, in dem er das lebendige Wesen der Zahlen immer mehr bis zum seelenlosen Formalismus abtötet. Aus dem Himmel, aus der übersinnlichen Welt ist die Mathematik, ist die Logik geholt, und bis in die untersinnliche Welt der Rechenautomaten stürzt sie herab.

GEIST
SEELE
LEIB
Intuition,
Inspiration,
Imagination
Wille
Gefühl
Denken
abstrakter
Gedanke

 

 
Stoffwechsel-
Gliedmaßen- System
rhythmisches System
Nerven-Sinnes-
System

 

 
Geistige Welt
Ich - Astralleib - Ätherleib - phys. Leib
untersinnliche Welt
Lebensäther, Klangäther, Lichtäther
Wärme Luft Wasser Erde
Elektrizität, Magnetismus

Das lebendige Denken webt zwischen Ätherleib und physischem Leib. Es sind die selben Bildekräfte, die aus dem lebendig Fließenden die physische Körperstruktur gerinnen lassen, die anderseits, wenn sie vom Körper freigegeben werden, den Gedanken formen. Der Gedanke selbst drückt sich in den untersinnlichen, namentlich in den elektrischen Prozessen ab, die sich im Nervensystem abspielen. Während die Denkkräfte den Körper durchformen, werden die Gedanken nur der elektrischen Ladungsverteilung in den Nerven aufgeprägt. Was zuerst lebendig formende übersinnliche Bildekraft war, wird so zur untersinnlichen Information. Und nur insofern sich im Gehirn elektrische Impulse entlang fest vorgegebener Nervenbahnen ausbreiten, kann es annähernd mit dem Computer verglichen werden. Auch der Computer speichert und verarbeitet Information, indem elektrische und magnetische Aufladungen im Rahmen einer fest vorgegeben "Hardware" manipuliert werden. In diesem Sinne funktioniert jede einzelne Nervenzelle auch wie eine, sogar vergleichsweise einfache CPU: sie sammelt die Eingangsdaten, d.h. die elektrischen Impulse von hunderten anderer Nervenzellen und "errechnet" daraus ihr (binäres) Ausgangssignal, d.h., sie sendet selbst wiederum einen Impuls aus oder nicht. Herkömmliche Computer ahmen im Grunde diese Tätigkeit einer einzelnen Nervenzelle nach. Im menschlichen Nervensystem sind mehr als eine Milliarde derartiger Nervenzellen miteinander verwoben – ein Prinzip, das man heute künstlich dadurch nachzuahmen sucht, daß man mehrere elektronische Recheneinheiten zu sogenannten "Neuronalen Netzen" verbindet, die komplexere Fähigkeiten (z.B. Bilderkennung) ermöglichen, in denen der Mensch dem Computer weit überlegen ist. Man kann also durchaus sagen, daß das menschliche Gehirn auch ähnlich einem Computer funktioniert, aber man darf keineswegs behaupten, daß es nur so arbeitet!

Tatsächlich sind bereits die Nervenzellen selbst nicht unmittelbar auf elektrischem Wege miteinander verbunden, sondern die Nervenimpulse werden über die sog. Synapsen mittels spezifischer chemischer Verbindungen, den Neurotransmittern, die den Rauschdrogen sehr ähnlich sind, vermittelt. Damit ist ein Übergang von der festgefügten Nervensubstanz und den in ihr waltenden elektrochemischen Prozessen zu dem flüssigen Element gegeben. Und aus diesem flüssigen Element wachsen auch beständig neue Nervenverbindungen heraus, in denen sich die lebendig gestaltenden Bildekräfte abbilden. Bereits vorhandene Nervenverknüpfungen werden um- oder abgebaut, so daß hier ein beständiges Werden und Entwerden stattfindet. Wie Rudolf Steiner besonders betont, ist gerade dieses flüssige Element der eigentliche Träger des lebendigen Denkens. Dieses entfaltet sich namentlich dadurch, daß das durch den Atemrhythmus beständig steigende und sinkende Gehirnwasser an das Gehirn anschlägt. Das ist aber auch verständlich, denn im Wasser, im fließende Element, entfalten sich gerade die Bildekräfte, die daraus die festen Strukturen des Leibes herauskristallisieren lassen; und dieselben Bildekräfte liegen auch dem lebendigen Denken zugrunde. Mit dem Atem, mit der rhythmisch bewegten Luft, wirkt aber zugleich gefühlsmäßig Astralisches mit hinein. Der Astral- oder Empfindungsleib fühlt dann gleichsam, wie die fließenden Bildekräfte an der verhärteten Gehirnstruktur gehemmt werden. Zugleich wird begreiflich, daß das Denken nach und nach erst aus dem Schoße der Sprache hervortritt. Denn Sprache ist willentlich gestalteter Atem, und bei den Griechen, wo das Denken erstmals ins menschliche Bewußtsein durchbrach, waren Denken und Sprechen noch ganz eng verbunden. Platons Philosophie entfaltet sich noch unmittelbar im lebendigen Dialog, und auch die Logik des Aristoteles ist dem "Logos", dem Wort abgelauscht. Vieles, das wir als Denken bezeichnen, ist eigentlich ein stummes inneres Sprechen. Selbst heute noch liegen etwa im Französischen Denken und Sprechen ganz dicht beisammen und machen so die Eleganz des im fließenden, gewandten Ausdruck dargelebten französischen Esprits aus. Viel mühevoller muß etwa der Deutsche darum ringen, seine Gedanken auszudrücken; Sprache und Denken haben sich bei ihm viel weiter voneinander entfernt und gehen solange unvermittelt nebeneinander her, als er sie nicht aus der bewußten Kraft seines Ich miteinander verbindet. Die Willenskraft, die dazu notwendig ist, offenbart sich aber wiederum in den Wärmeprozessen, die den Organismus durchglühen, vorallem in der Blutwärme. Die Willenstätigkeit, die Bewegung der Gliedmaßen, war es aber vorallem, die überhaupt erst die Sprache ermöglicht haben. Nur weil der Mensch gelernt hat, aufrecht zu gehen, ist er der Sprache mächtig. Die Tätigkeit seiner Arme, sein Greifen mit den Händen, all das hat die Sprachzentren des Gehirns wesentlich mit gebildet. Und noch der Grieche wußte, daß er sein Denken beflügeln kann, wenn er sich in geschickter Körperbeherrschung übt; so war, wie Rudolf Steiner ausführt, der griechische Denker zugleich Gymnast. Das ist der tiefere geistige Sinn der damaligen Olympischen Spiele, der heute völlig verloren gegangen ist. Alles kam darauf an, daß die Bewegung durchseelt, elegant war; der moderne, durch und durch mechanisierende Sport erzieht höchstens zu einem eben solchen mechanistischen Denken! Sokrates liebte es, wie uns berichtet wird, barfuß zu gehen; wie er mit den bloßen Füßen die Erde befühlte, das beseelte sein ganzes philosophisches Denken. Der Römer, der schon viel von dieser eleganten Körperbewegung eingebüßt hatte, war immerhin noch Denker und Redner, Rhetor, zugleich; sein Denken lebte zugleich in der ausdrucksvollen Geste und in der Sprachgewalt, mit der er das spröde Lateinische bemeisterte.

Körperbewegung und Sprache sind also die Wurzeln, aus denen allmählich das abstrakte logische Denken hervortrat; und nicht zufällig ist das logische Vorderhirn, das leibliche Werkzeug des abstrakten Denkens, genau im Spannungsfeld zwischen den Brocaschen Sprachfeldern und den sog. motorischen Antriebsfeldern lokalisiert. Im Hochmittelalter tritt der Doktor hervor, der seine Dogmen verkündet und dessen Denken sich vorwiegend nur mehr auf den Kopf stützt. Auf den Kopf allerdings immerhin noch insofern, als darin das lebendig bewegte Gehirnwasser tätig ist. Das war insbesondere in der Blütezeit der Scholastik der Fall. Heute hingegen droht die moderne wissenschaftliche Gedankenbildung immer mehr in die untersinnliche Welt der bloßen elektrischen Nervenimpulse abzustürzen. Die materialistische Anschauung, daß der Mensch nur mit den elektrischen Kräften des Gehirns denkt, beginnt sich mehr und mehr zu erfüllen. Damit ist aber ein Weg gekennzeichnet, auf dem der Gedanke überhaupt immer mehr aus dem Geistigen heraus gedrängt wird und der untersinnlichen Welt verfällt. Insgesamt kann man also sagen:

Der immer abstrakter werdenden Gedankenbildung entspricht zugleich eine fortschreitende reale Abstraktion des Denkens von seinem körperlichen Werkzeug.

Ausgehend von der geschickten Körperbewegung, über den lebendigen Atem und die kunstvoll gestaltete Sprache, ist das Denken endlich immer "nervöser" geworden. Und nicht zufällig ist der typische Schreibtischgelehrte ungeschickt, zitterig und linkisch in seinen Bewegungen, atmet nur oberflächlich hechelnd und spricht monoton und ausdruckslos – ein Klischee, mag man sagen, aber eines, das sich nur all zu oft bewahrheitet! Noch ein Schritt weiter, und die Gedankentätigkeit des Menschen müßte das Gehirn und in der Folge auch den ganzen Körper endgültig zerstören. Das Denken ist auf diesem Wege zwar immer bewußter und bewußter geworden, aber zugleich auch immer armseliger. Am Ende stünde ein hellwaches Bewußtsein dem blanken Nichts gegenüber. Genau das ist aber im Moment des Todes der Fall: in dem Augenblick, in dem die sinnliche Welt und die daran geknüpften abstrakten Gedanken verschwinden, leuchtet das gleißend helle Todesbewußtsein auf. Wie wir gesehen haben, beruht alles irdische Bewußtsein auf Absterbensprozessen, und der Tod ist nur deren letzte Konsequenz.

Man darf aber nicht übersehen, daß das Bewußtsein mit der fortschreitenden Abstraktion zugleich immer geistiger und immer weniger körperlich bedingt wurde. In die geistige Welt kann man nur eintreten, wenn man die sinnliche abstreift!

Zugleich wurde die Willenstätigkeit immer mehr vergeistigt. War der Wille zuerst vorallem in der Gliedmaßenbewegung tätig, so beschränkte er sich später mehr auf die Sprach- und Atmungsorgane, um schließlich überhaupt während des Denkens nur mehr im Kopfbereich tätig zu sein, während der restliche Organismus geradezu katatonisch verkrampft wird. Dadurch fühlt der Mensch heute aber erst so richtig deutlich, daß er die Gedanken willentlich hervor bringt, während der alte Grieche noch von einer Art Gedankenwahrnehmung sprechen mußte, die er nicht selbst hervorbrachte, sondern die gleichsam das Weltendenken in ihn hinein spiegelte. Träger des Willenselements und unmittelbarer tätiger Ausdruck des menschlichen Ichs ist aber das Blut. Wenn wir also die körperliche Grundlage des vollbewußten willentlich geführten Denkens verstehen wollen, dann müssen wir das lebendige Strömen des Blutes im Menschen verfolgen.

Das Blut als Ausdruck des menschlichen Ichs

Blut und Nerv

Blut und Nerven stehen zueinander in einem polaren Verhältnis, das zeigt schon eine erste anatomische Betrachtung. Das Zentralnervensystem ist in Wirbelsäule und Schädelkapsel eingeschlossen, nur das vegetative Nervensystem durchzieht als feines Netz den ganzen Unterleib (Sonnengeflecht). Das Blut wird im Knochenmark gebildet und durchströmt den ganzen Körper. Im Herzen hat es sich aus seinem strömenden Leben heraus ein Zentrum geschaffen, das die dynamischen Veränderungen, die der Blutkreislauf beständig mitmacht, leise wahrnimmt. Über die Lunge ist das Blut unmittelbar mit der den Menschen umgebenden Atemluft verbunden, mit der es in lebendiger Wechselwirkung steht. Durch die Darmzotten nimmt das Blut beständig fein filtrierte Nahrungsstoffe aus dem Magen-Darm-Trakt auf. Das ZNS wiederum ist über die Sinnesorgane mit der Umwelt verbunden – allerdings nicht auf stofflichem Weg wie beim Blut, sondern nur ätherisch (auch bei der Geschmacks- oder Geruchswahrnehmung dringen keine fremden Stoffe in das Nervensystem ein). In Magen und Darm wird die aufgenommene Nahrung radikal zerstört, so daß sie auch der letzten Spuren fremder tierischer oder pflanzlicher Lebenstätigkeit entkleidet wird. Das Blut und die in den Blutkreislauf eingeschlossenen Stoffwechselorgane, ganz besonders die Leber, beleben diese bis zum anorganischen Dasein herabgesunkenen Stoffe neu und gliedern sie in die körpereigenen Prozesse ein. Sie erneuern dadurch beständig die Baustoffe unseres Körpers, oder sie liefern die für das Leben unerläßliche Stoffwechselenergie. Gerade an letzterer hat das Gehirn einen unglaublich hohen Bedarf; obwohl es nur knapp zwei Prozent der Körpermasse ausmacht, verbraucht es ein gutes Viertel der gesamten Stoffwechselenergie – und das sowohl bei Tag als auch bei Nacht! Diese Energie wird aber nicht, wie etwa beim Muskel, für die unmittelbare Tätigkeit des Gehirns verbraucht, sondern dient vorwiegen dazu, eine funktionstüchtige Gehirnstruktur aufrecht zu erhalten. Tatsächlich scheint die Gehirngröße, die ein Lebewesen entwickeln kann, entscheidend mit der für das Gehirn bereitgestellten Stoffwechselenergie zusammenzuhängen (vgl. Robert D. Martin, Spektrum 9/1995, S 48 ff). Im Grunde droht nämlich das Gehirn beständig abzusterben und muß dauernd mühsam am Leben erhalten werden. Aber nur die aller feinsten stofflichen Energieträger, vorallem der durch das Blut transportierte Traubenzucker, dürfen das Gehirn ernähren. Alle gröberen Stoffe müssen aus dem Blut heraus gefiltert werden, ehe es das Gehirn erreicht (insbesondere durch die sog. Blut-Hirn-Schranke). Dringen dennoch einmal zu grobe Stoffe bis in das Gehirn vor, so entstehen sofort Kopfschmerzen, die sich bis zu schweren Migräneanfällen steigern können. Dann geschieht das, was niemals passieren sollte: das Gehirn beginnt sich gleichsam selbst wahrzunehmen. So wie wir durch das Auge die Welt wahrnehmen und nicht das Auge selbst, so erfüllt auch das Gehirn nur dann seine Aufgabe, wenn es sich selbst vollständig aus dem Bewußtsein ausschließt: Nur weil wir die Gehirnvorgänge selbst nicht wahrnehmen, kann es Wahrnehmungen und Gedanken bewußt machen. Tatsächlich ist das Gehirn selbst völlig Schmerzunempfindlich, und bei der Migräne etwa schmerzt nicht das Nervengewebe, sondern die feinen Blutgefäße des Gehirns, die sich verkrampfen. Ähnlich gehen auch alle anderen Arten von Kopfschmerz niemals vom Gehirn selbst aus, sondern beruhen auf mangelnder Durchblutung, verspannter Nackenmuskulatur oder ähnlichem. Immerhin wird dadurch die Gehirntätigkeit und das bewußte Denken merklich beeinträchtigt.

Das Blut belebt den ganzen Organismus; die Nerven strahlen beständig zerstörerische Wirkungen aus, denn alle Nerventätigkeit beruht auf Abbauprozessen. Im Grunde zerstört sich der Nerv durch seine Tätigkeit selbst; und nur, weil das Blut wieder belebend auf ihn zurückwirkt, kann er ein Leben lang seine Aufgabe erfüllen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Zellen können sich die Nerven nicht durch Teilung regenerieren. Der Mensch muß mit den Nerven auskommen, die er mit der Geburt mitbekommen hat. Nerven, die einmal abgestorben sind, können nicht mehr erneuert oder ersetzt werden. Tatsächlich wird in den ersten Lebensjahren das menschliche Gehirn dadurch zu einem Denkwerkzeug ausgestaltet, daß eine große Zahl von Nervenzellen abgetötet wird; das Gehirn stirbt gleichsam in seine endgültige Form hinein. Und in geringerem Maße strahlt diese abtötende Wirkung in den gesamten Organismus aus, begrenzt dadurch sein lebendiges Wachstum und formt in so zur menschlichen Gestalt, deren feste Stütze das Knochensystem darstellt. Im Grunde ist die Nerventätigkeit immer auf dem Weg hin zur Knochenbildung, sie wird nur durch das Blut daran gehindert, dabei zu weit zu gehen. Würde das Blut nicht beständig heilend auf den Nervenprozeß einwirken, so müßte der Mensch zur Marmorstatue erstarren. Durch die menschliche Gestalt, die sich durch ihre aufrechte Haltung über das Tierreich erhebt, kennzeichnet sich der Mensch als Ich-Wesen im allgemeinen; und aus der spezifischen Form, besonders des Gesichtsschädels, spricht unmittelbar unser ganz individuelles Ich. Wie der König und Bildhauer Pygmalion die von ihm geschaffene Statue zum Leben erweckte, so müssen wir beständig durch das Blut unsere zur Verknöcherung neigende ichhafte Gestalt beleben. Der Grieche hat noch etwas von diesen plastisch gestaltenden Kräften empfunden, die von seinem Nervensystem ausstrahlen, und daraus, nicht nach einem äußeren Modell, hat er seine Statuen geschaffen und darin das Ideal der Menschwerdung verherrlicht. Und so wie unser Knochensystem in seiner Form unser Ich widerspiegelt, so ist im Blut das Ich selbst unmittelbar tätig.

Die Zerstörungsprozesse, die das ganze Nervensystem ergreifen und für seine Funktion nötig sind, beginnen schon in den Sinnesorganen. Wenn etwa Licht in das Auge fällt und dort die Sehzellen erregt, dann wird das Sehpurpur zerstört, das mit den Karotinfarbstoffen, die auch die herbstliche Blätterfärbung bewirken, verwandt ist. Im Nerv selbst wird der Reiz elektrisch weitergeleitet. Auch im Ruhezustand steht das gesamte Nervensystem unter elektrischer Spannung, die auf elektrochemischem Wege dadurch aufrecht erhalten wird, daß sich im Nerv selbst andere Salze befinden als in der ihn umgebenden extrazellulären Flüssigkeit. Dieses Konzentrationsgefälle kann nur mit einem hohen Aufwand an Stoffwechselenergie aufrecht erhalten werden (K/Na-Pumpe). Wird der Nerv erregt, so bricht dieses künstlich erzeugte Konzentrationsgefälle zusammen, die Salzlösungen folgen ihrer natürlichen Tendenz, sich vollkommen zu vermischen. Der Nerv wird so kurzzeitig bis zum anorganischen Dasein abgelähmt und würde absterben, wenn er nicht wieder durch die Blutskräfte geheilt würde. Dazu ist der durch den roten Blutfarbstoff, das Häm, transportierte belebende Sauerstoff entscheidend, der aus dem im Blut gelösten Traubenzucker die darin gefangene Sonnenenergie freisetzt. Im Häm selbst ist es das zentrale Eisen, das den Sauerstoff an sich bindet und das auch die bei der "Verbrennung" des Traubenzuckers gebildete Kohlensäure aufnimmt. So ist letzten Endes das Eisen des Blutes der in unserem Organismus tätige Heiler. Das lebendige rote Arterienblut wird dabei aber zum blauen Venenblut abgetötet und muß in der Lunge neu belebt werden. Neben den Kalium- und Natriumsalzen spielt das Kalzium bei den Nervenprozessen eine wesentliche Rolle, und dieses neigt dazu, sich mit der Kohlensäure zu kohlensaurem Kalk zu verbinden, der an der Knochenbildung beteiligt ist. Während eine hohe Calcium-Ionen-Konzentration im Blut die Erregbarkeit der Nerven dämpft, führt eine zu niedere Konzentration zur Übererregung, die auf das Muskelsystem übergreift und zu letztlich tödlichem Starrkrampf führt (Tetanie). Die Heilkräfte des Blutes hindern die Nerven daran, völlig zu verknöchern; der Kalkprozeß wird durch das Blut aus den Nerven heraus an die Peripherie gedrängt. So entsteht die knöcherne, beinahe sphärische Schädelkapsel und weiter auch die Wirbelsäule mit den angeschlossenen Rippen und endlich auch die Röhrenknochen der Gliedmaßen, wo sich die knochenbildenden Kräfte in den Zehen und Fingergliedern zerstreuen. Etwas von der schädelbildenden Formkraft findet man auch noch im Rumpf angedeutet; die Schulterblätter etwa, oder das Becken, in dem die Stoffwechselorgane wie in einer Schale ruhen, weisen noch deutlich auf die sphärischen Bildekräfte, die den Schädel beinahe ausschließlich bestimmen. Überhaupt läßt der Brustkorb als ganzes noch diese Rundungstendenz erscheinen, wenngleich auch hier die Knochenbildung immer wieder rhythmisch unterbrochen wird, so daß keine geschlossene Knochenschale mehr entsteht. Hier machen sich die Bildekräfte des rhythmischen Atmungs- und Kreislaufsystems deutlich bemerkbar. Und selbst noch in der Kniescheibe kann man eine derartige rudimentäre Schädelbildung erkennen. So kann man verfolgen, wie schrittweise die menschliche Gestalt dadurch entsteht, daß das Blut beständig heilend auf die Nervenprozesse einwirken muß. Und im Blut selbst wird am unmittelbarsten unser Ich tätig, und dieses Ich schafft sich in seinem Skelett ein, vorallem im Gesichtsschädel besonders deutliches Abbild. Im Willen, der sich besonders in der Blutswärme auslebt, wirkt unser Ich; wie dieses Ich dabei aber die menschliche Gestalt bildet, das bemerken wir normalerweise nicht. Bezüglich des Knochensystems befinden wir uns geradezu in einem todesähnlichen Tiefschlaf. Wir erleben nur die Schatten, die diese gestaltbildenden Kräfte in unser Bewußtsein werfen – und das sind nichts anderes als die willentlich hervorgebrachten logisch verknüpften abstrakten Gedanken! Könnten wir durch die Gedankenschatten hindurch auf die lebendigen Bildekräfte blicken, die sie hervorbringen, so müßte der Knochenmensch vor unserem geistigen Auge stehen.

Blut und Nerv müssen zusammenwirken, damit das Ich sich seiner selbst bewußt werden kann. Das kann man an einem sehr einfachen, allseits bekannten Phänomen erkennen, den "eingeschlafenen" Gliedmaßen. Physiologisch besehen schlafen die Gliedmaßen dann ein, wenn der Blutzufluß durch einen länger während Druck auf den Arm oder das Bein gehemmt wird. Der eingeschlafene Fuß etwa wird dann nicht mehr gefühlt und kann eben deshalb auch nicht mehr willentlich bewegt werden. Erst wenn das Blut wieder mit jenem eigentümlichen Kribbeln in die Gliedmaßen schießt, erwacht auch allmählich wieder die willentliche Bewegungsfähigkeit. Nur wenn das Blut jede seelische Willensregung mitmachen und ungehindert den Organismus durchströmen kann, und wenn dabei das rote Blut mit der ihm eigentümlichen Heilkraft an das durch entsprechende Reize "verwundete" Nervensystem anstößt, erwacht das Selbstbewußtsein. Und dieses muß streng vom bloßen Bewußtsein unterschieden werden, über das auch die Tiere verfügen. Das Nervensystem ist Träger des Bewußtseins und ist damit auch grundlegend für das Selbstbewußtsein. Die Nervenfunktion beruht auf Abbauprozessen. Das Selbstbewußtsein leuchtet erst auf, wenn das von der Willenskraft des Ich befeuerte Blut diese Beschädigungen wieder ausgleicht. Niedere, kaltblütige Tiere, denen das rote Blut mangelt, verfügen, weil sie zumindest ein primitives Nervensystem besitzen, über ein, wenn auch dumpfes Bewußtsein. Die warmblütigen Säugetiere werden zwar ebenso wie der Mensch von rotem Blut durchströmt, aber dieses ist noch nicht von einem individuellen Ich beseelt. Daher ist auch die tierische Gestalt nicht individuell, sondern arttypisch. Der Mensch hingegen prägt der allgemein menschlichen Grundform seine einzigartigen individuellen Züge auf. Durch die Nervenprozesse wird der menschliche Körper, und damit auch seine individuelle Gestalt, stets in geringem Maße zerstört; durch das lebendig strömende Blut muß das Ich seinen Leib immer von neuem wieder herstellen. Die selben Kräfte sind dabei wirksam, die vor der Geburt den befruchteten Keim ergriffen und ihn zur individuellen Menschenform gebildet haben. Und genau diese individuellen Bildekräfte sind es auch, die sich als Gedankenschatten in das Bewußtsein spiegeln und dieses dadurch zum Selbstbewußtsein erhöhen.

Wir denken also durch dieselben Kräfte, durch die wir uns aus der vorgeburtlichen Welt in die Erdenwelt herein leben!

Das Ich muß nicht nur seinen Leib beständig davor bewahren, vollständig verknöchert zu werden, es muß auch dafür sorgen, daß er durch die Nerventätigkeit nicht vergiftet wird. Jene Neurotransmitter nämlich, die die Reize zwischen den einzelnen Nerven vermitteln, sind im Grunde giftige Eiweißzersetzungsprodukte, wie man sie ähnlich auch in den Leichengiften findet, und die anderseits mit den aus Pflanzen extrahierten Rauschdrogen (Morphin, Mescalin, Lysergsäure etc.) verwandt sind und die, wenn sie das Gehirn überschwemmen, das Selbstbewußtsein bis zu einem rauschhaften beinahe tierischen Bewußtsein herabstimmen. Das Ich muß beständig gegen diese latente Vergiftung ankämpfen, es muß das, was die bloßen astralen Bewußtseinskräfte beständig in seinem Leib zerstören, selbsttätig wieder herstellen, und daran wird sich das Ich seiner selbst bewußt. In seinen "Anthroposophischen Leitsätzen" stellt das Rudolf Steiner so dar:

"Das Selbstbewußtsein, das im <<Ich>> sich zusammenfaßt, steigt aus dem Bewußtsein auf. Dieses entsteht, wenn das Geistige in den Menschen dadurch eintritt, daß die Kräfte des physischen und des ätherischen Leibes diese abbauen. Im Abbau dieser Leiber wird der Boden geschaffen, auf dem das Bewußtsein sein Leben entfaltet. Dem Abbau muß aber, wenn die Organisation nicht zerstört werden soll, ein Wiederaufbau folgen. So wird, wenn für ein Erleben des Bewußtseins ein Abbau erfolgt ist, genau das abgebaute wieder aufgebaut werden. In der Wahrnehmung dieses Aufbaues liegt das Erleben des Selbstbewußtseins. Man kann in innerer Anschauung diesen Vorgang verfolgen. Man kann empfinden, wie das Bewußte in das Selbstbewußte dadurch übergeführt wird, daß man aus sich ein Nachbild des bloß Bewußten schafft. Das bloß Bewußte hat sein Bild in dem durch den Abbau gewissermaßen leer Gewordenen des Organismus. Es ist das Selbstbewußtsein eingezogen, wenn die Leerheit von innen wieder erfüllt worden ist. Das Wesenhafte, das zu dieser Erfüllung fähig ist, wird als <<Ich>> erlebt."

(GA 26, LS 11)

Auch bei den Tieren muß das, was durch das Bewußtseinsleben in ihrem physischen und ätherischen Leib zerstört wird, wieder ausgeglichen werden. Aber an den tierischen Leibern kann kein individuelles Ich von innen her arbeiten, sondern nur das arteigene Gruppen-Ich von außen. Je weiter beim Menschen das Bewußtseinsleben fortgeschritten ist, je mehr also in seinem Organismus abgebaut wurde, desto stärker wird der von den Eltern ererbte Leib individuell überformt. Indem das Ich seinen Leib beständig wieder erneuern muß, individualisiert er ihn zugleich immer mehr, was sich äußerlich am deutlichsten im menschlichen Antlitz und innerlich besonders in der Gehirnstruktur zeigt. Hier, im Kopfbereich, ist der Mensch auch den stärksten Zerstörungskräften ausgesetzt. Und weil die Wiederherstellung niemals eine ganz vollständige ist, so münden sie endlich in den Tod.

Die astralen Bewußtseinskräfte, deren physischer Träger das Nervensystem ist, bringen uns den Tod. Die dem Selbstbewußtsein zugrunde liegenden Auferstehungskräfte des Ich, dessen physischer Träger das Blut ist, müssen ein Leben lang gegen diese Todeskräfte ankämpfen. Weil das Ich so selbst immer wieder seinen Leib erneuern muß, ist es sich seiner selbst bewußt.

Wenn das Blut den ganzen Organismus mit Stoffwechselenergie versorgt, so dient im dazu vorallem eine organische Phosphorverbindung als Werkzeug, das Adenosintriphosphat (ATP). ATP ist sozusagen die universelle "Energiewährung" des Körpers. Auch wenn etwa das Gehirn dadurch ernährt wird, daß der im Blut gelöste Traubenzucker "verbrannt" wird, so wird die dabei frei werdende Sonnenenergie nicht unmittelbar verbraucht, sondern intermediär auf ATP übertragen, und erst dieses treibt dann etwa die K/Na-Pumpe an, die die Nervenfunktion aufrecht erhält. Dabei wird aber das ATP teilweise zu anorganischem Phosphat abgebaut. Dieses bildet mit dem Calcium den phosphorsauren Kalk, der als sog. Apatit für den Knochenaufbau sogar noch wesentlicher ist als der kohlensaure Kalk.

Im kohlensauren Kalk des Knochensystems drücken sich mehr die Gedankenkräfte, im phosphorsauren Kalk mehr die Willenskräfte aus. Beide zusammen formen die ganze menschliche Gestalt als Ausdruck des Ich.

Der phosphorsaure Kalk bildet den Angriffspunkt für die rundenden kosmischen Kräfte, die den Schädel, oder etwa auch die Gelenkskugeln formen; dem kohlensauren Kalk entsprechen die irdischen Kräfte, die die Röhrenknochen aufbauen (vgl. GA 316, 3. Vortrag). Ähnlich gestalten die spiralig wirkenden luziferischen Kräfte das runde bzw. ovale Vogelei, während die strahlig wirkenden ahrimanischen Kräfte das Vogelgefieder prägen. Die luziferischen Kräfte wollen den Menschen davor bewahren, zu irdisch zu werden; die ahrimanischen hingegen wollen in geradezu in die Erde hinein reißen (vgl. GA 205, 12. Vortrag).

zurück Anfang weiter
Home Suchen Vorträge Veranstaltungen Adressen Bücher Link hinzufügen
Diese Seite als PDF drucken Wolfgang Peter, Ketzergasse 261/3, A-2380 Perchtoldsdorf, Tel/Fax: +43-1-86 59 103, Mobil: +43-676-9 414 616 
www.anthroposophie.net       Impressum       Email: Wolfgang.PETER@anthroposophie.net
Free counter and web stats