Die
"künstliche" Intelligenz Mensch und
Computer
Die ganze Natur, und auch
der Mensch, insofern er auch ein Naturwesen ist, wurde
durch den in der ganzen Welt waltenden Schöpfergeist
geformt. Der Mensch, insofern er selbst ein Geistwesen
ist, gräbt seinem ganzen Organismus die Spuren seiner
Individualität ein. Immer sind es die Lebenskräfte, die
formgebenden Bildekräfte, die in vorderster Front derart
die physische Welt gestalten; und nur solange die Natur
beständig gestaltet und umgestaltet wird, solange wohnt
das Leben in ihr. Der Mensch verbraucht aber nicht alle
Bildekräfte, um seinen Leib aufzubauen, und diese
überschüssigen Kräfte werden als Gedanken in das
menschliche Bewußtsein gespiegelt. In den abstrakten
menschlichen Gedanken erstirbt aber jegliches Leben, sie
sind zu toten Formen geworden. Aus diesen Gedanken
konstruiert aber der Mensch seine Technik. Im Gegensatz zu den Naturwesen,
deren lebendige Gestalt immer wieder von neuem aus den
von der Peripherie aus, von den einzelnen Organen und
Zellen lebendig gestaltenden Kräften heraus erneuert
wird, ist die Maschine nur mehr aus toten Teilen
zusammengesetzt, die von einem Kraftzentrum aus
künstlich bewegt wird. Ihr Konstruktionsplan und ihre
Funktionsweise spiegeln die abstrakte menschliche
Intelligenz wider.
Alle Technik ist
mumifizierte abstrakte menschliche Intelligenz. Insofern
die Maschine über ein eigenes Kraftzentrum verfügt,
kann sie im Sinne dieser Intelligenz tätig sein.
Geradezu das
Musterbeispiel dafür ist das Uhrwerk. Es ist ein
mechanisiertes Abbild der kosmischen Bewegungen, insofern
sie durch die menschliche Intelligenz erfaßt werden
konnten. Das aufeinander abgestimmte Räderwerk spiegelt
die die kosmischen Bewegungen bestimmenden
Gesetzmäßigkeiten wider; durch eine entsprechende
Kraftquelle, z.B. durch die auf die Uhrgewichte wirkende
Schwerkraft, werden die Bewegungen der Uhr automatisiert.
Die Uhr führt dann im Grunde automatisch
"Zeitberechnungen" aus. Tatsächlich
funktionierten die ersten mechanischen Rechenmaschinen
nach einem sehr ähnlichen Prinzip.
Alles, was sich derart
formalisieren und automatisieren läßt, kann auch
maschinell ausgeführt werden und zwar besser und
schneller, als es der Mensch vermag.
Jeder Computer kann
schneller und verläßlicher zählen und rechnen als der
Mensch, er kann präzisere graphische Darstellungen
erstellen, er kann ungeheure Datenmengen speichern und
jederzeit wieder unverfälscht bereit stellen usw. Aber
kein Computer hätte das Zählen selbst erfinden können
oder auch nur die einfachsten Rechenregeln; und auch die
Geometrie mußte erst durch den Menschen entdeckt werden.
In wenigen Sekunden können durch den Computer
Logarithmentafeln berechnet werden, an denen ein
einzelner Mensch ein ganzes Leben lang arbeiten müßte,
aber niemals hätte er selbst den Logarithmenbegriff
entwickeln können. Maschinen können nicht denken, aber
sie können durch Gedanken geleitete Tätigkeiten rasch
und sicher ausführen. Darin liegt ihr eigentlicher
Nutzen.
Soll also der Mensch
etwa das Rechnen nicht mehr lernen, weil es der Computer
wesentlich besser kann? Zunächst mag es so scheinen;
warum soll man die Kinder mit dem Einmaleins und mit den
Grundrechnungsarten quälen, wenn es preiswerte
Taschenrechner gibt, die ihm diese Mühe abnehmen?
Besteht hier nicht die Chance, dem Menschen eine völlig
geistlose Tätigkeit abzunehmen denn Zahlen nach
vorgegebenen Regeln zu manipulieren ist zunächst eine
völlig geistlose Tätigkeit, und gerade deshalb kann sie
ein toter, völlig bewußtloser Automat ausführen. Aber
die ganze Sache hat noch eine andere Seite.
Zählen und Rechnen sind
zuallererst eine beträchtliche Willensschulung, und in
dem der heranwachsende Mensch mit den Zahlen umzugehen
lernt, erfährt er etwas von den geistigen Kräften, die
die ganze Natur gebaut haben. Mit Zahlen umgehen kann
auch der einfachste Taschenrechner, das Wesen der Zahl erleben kann nur der Mensch.
Zahlen bauen die ganze sichtbare Welt; sie wirken in der
Pflanzenbildung genau so wie in den Kristallformen, sie
bestimmen das Leben der Tiere, das streng nach
Zahlenrhythmen geordnet ist, und sie finden sich auch im
Bau des menschlichen Leibes und in der Bewegung seiner
Glieder, im Atemrhythmus und in vielem anderen wieder.
Wenn das Kind lernt rhythmisch zu zählen und dabei
gleichzeitig rhythmisch zu schreiten, wenn es lernt,
Gedichte im Versmaß zu rezitieren, dann lebt es sich mit
seinem ganzen Wesen in die schöpferische Welt der Zahlen
ein. Zahlen sind dann nichts Abstraktes, von der Welt
abgezogenes, sondern sie werden als wirksam bis in den
eigenen Leib hinein erfahren. Und im Grunde ist
in der Erfahrung des Zählens implizit bereits die ganze
Arithmetik enthalten!
Die Mathematik beruht in der Folge darauf, daß sich der
Mensch die verborgenen Gesetze dieses seines Tuns immer
mehr zu Bewußtsein bringt. Das ist aber nur möglich,
wenn er selber rechnet, und diese Tätigkeit nicht
ausschließlich einer Maschine überträgt. So wie der
Muskel erlahmt, wenn er nicht trainiert wird, so erstirbt
die mathematische Befähigung des Menschen überhaupt,
wenn sie nicht geübt wird. Für alle äußeren Belange
kann man das Rechnen guten Gewissens dem Computer
übertragen, um seiner eigenen geistigen Entwicklung
willen muß der Mensch selbst mit den Zahlen umgehen. Er
darf aber dann nicht bei einer beinahe bewußtlosen
mechanisierten Rechentätigkeit stehen bleiben, sondern
das, was er an seinem Tun erlebt, muß immer mehr ins
Bewußtsein heraufgehoben werden, und zwar zunächst in
die Gefühlsebene. Die willensgetragene Rechentätigkeit
wird so zum Zahlengefühl, das die Regelmäßigkeiten und Symmetrien,
die der ganzen Zahlenwelt zugrunde liegen, und in der
sich die Ordnung des ganzen Kosmos widerspiegelt,
künstlerisch ästhetisch zu genießen lernt. Daran kann
sich dann auch wirkliche Begeisterung für die Mathematik
entzünden, wenn der Mensch wie von Ferne ahnt, wie sich
der die ganze Welt gestaltende Zahlenkosmos liebevoll in
sein eigenes Wesen ergossen hat und hier zum Bewußtsein
erwacht. Im Mineral, in der Pflanze, im Tier wirken zwar
die Zahlen, aber sie sind sich ihrer nicht bewußt; in
der Zahlenwelt zu erwachen, bleibt dem Menschen
vorbehalten. Damit, daß der Mensch beim Rechnen die
kosmische Zahlenwelt in sich aufleben läßt, ist auch
eine gewaltige moralische Erziehung verbunden. Denn alles Tun des Menschen wird
dadurch moralisch, daß er sich bewußt in die Ordnung
des Kosmos einfügt. Die Bewegungen, überhaupt alle
Handlungen des neugeborenen Kindes sind noch beinahe
völlig chaotisch. Beim Tier sorgt die Natur selbst sehr
bald dafür, daß sie sich perfekt in die Welt einfügen.
Der Mensch muß all das erst mühsam erlernen. Und wenn
das Kind im ersten Lebensjahr lernt zuerst zu Krabbeln,
dann zu Stehen und schließlich zu Gehen, so hat es damit
zugleich die Grundlage für das geschaffen, was später
als Mathematik immer mehr bewußt werden kann. Was der
Mensch zuerst in der körperlichen Bewegung erübt, das
wird im Zählen und Rechnen immer mehr zur geordneten
rein geistigen Tätigkeit. Jahrtausende menschheitlicher
Entwicklung mußten vergehen, bis die Menschen zu zählen
gelernt hatten. Heute kann das Kind diesen Prozeß
innerhalb weniger Lebensjahre nachvollziehen und danach
weiter fortschreiten. Ein großes Gesetz jeglicher
Entwicklung offenbart sich darin: was in langen
Zeiträumen menschheitsgeschichtlich an Fähigkeiten
erworben wurde, das muß der einzelne Mensch in
gedrängter Form individuell rekapitulieren, um es
wirklich zu besitzen ganz im Sinne Goethes
Ausspruch:
"Was
du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu
besitzen!"
(Faust I,
Nacht, Vers 682f)
Was das Kind im ersten
Lebensjahrsiebent an rhythmisch geordneter
Gliedmaßentätigkeit erwirbt und was endlich in der
Fähigkeit zu Zählen gipfelt, was im zweiten
Lebensjahrsiebent zum ästhetischen Erlebnis werden kann,
dem das Kind sprachlichen Ausdruck verleiht, das kann im
dritten Lebensjahrsiebent mehr und mehr auch gedanklich
erfaßt werden. Was derart gedanklich exakt ergriffen
wird, das kann schließlich auch streng formalisiert und
der Maschine übertragen werden. Es hat damit auch seine
Aufgabe für die geistige Entwicklung des Menschen
erfüllt und stellt nur mehr eine tote Schlacke in seinem
Wesen dar. Wollte sich der Mensch damit endlos weiter
belasten, so müßte er geistig veröden. Der Mensch wird
sich der mathematischen und logischen Gesetze in dem
Maße bewußt, in dem er das lebendige Wesen der Zahlen
immer mehr bis zum seelenlosen Formalismus abtötet. Aus
dem Himmel, aus der übersinnlichen Welt ist die
Mathematik, ist die Logik geholt, und bis in die
untersinnliche Welt der Rechenautomaten stürzt sie
herab.
GEIST
|
SEELE
|
LEIB
|
Intuition,
Inspiration,
Imagination
|
Wille
|
Gefühl
|
Denken
|
abstrakter
Gedanke
|
|
Stoffwechsel-
Gliedmaßen- System
|
rhythmisches System
|
Nerven-Sinnes-
System
|
|
Geistige Welt
|
Ich -
Astralleib - Ätherleib - phys. Leib
|
untersinnliche Welt
|
Lebensäther, Klangäther, Lichtäther
|
Wärme Luft Wasser Erde
|
Elektrizität, Magnetismus
|
Das lebendige Denken webt
zwischen Ätherleib und physischem Leib. Es sind die
selben Bildekräfte, die aus dem lebendig Fließenden die
physische Körperstruktur gerinnen lassen, die
anderseits, wenn sie vom Körper freigegeben werden, den
Gedanken formen. Der Gedanke selbst drückt sich in den
untersinnlichen, namentlich in den elektrischen Prozessen
ab, die sich im Nervensystem abspielen. Während die
Denkkräfte den Körper durchformen, werden die Gedanken
nur der elektrischen Ladungsverteilung in den Nerven
aufgeprägt. Was zuerst lebendig formende übersinnliche
Bildekraft war, wird so zur untersinnlichen Information. Und nur insofern sich im Gehirn
elektrische Impulse entlang fest vorgegebener
Nervenbahnen ausbreiten, kann es annähernd mit dem
Computer verglichen werden. Auch der Computer speichert
und verarbeitet Information, indem elektrische und
magnetische Aufladungen im Rahmen einer fest vorgegeben
"Hardware" manipuliert werden. In diesem Sinne
funktioniert jede einzelne Nervenzelle auch wie eine,
sogar vergleichsweise einfache CPU: sie sammelt die
Eingangsdaten, d.h. die elektrischen Impulse von
hunderten anderer Nervenzellen und "errechnet"
daraus ihr (binäres) Ausgangssignal, d.h., sie sendet
selbst wiederum einen Impuls aus oder nicht.
Herkömmliche Computer ahmen im Grunde diese Tätigkeit einer
einzelnen Nervenzelle nach. Im menschlichen
Nervensystem sind mehr als eine Milliarde derartiger
Nervenzellen miteinander verwoben ein Prinzip, das
man heute künstlich dadurch nachzuahmen sucht, daß man
mehrere elektronische Recheneinheiten zu sogenannten
"Neuronalen Netzen" verbindet, die komplexere
Fähigkeiten (z.B. Bilderkennung) ermöglichen, in denen
der Mensch dem Computer weit überlegen ist. Man kann
also durchaus sagen, daß das menschliche Gehirn auch
ähnlich einem Computer funktioniert, aber man darf
keineswegs behaupten, daß es nur so arbeitet!
Tatsächlich sind bereits
die Nervenzellen selbst nicht unmittelbar auf
elektrischem Wege miteinander verbunden, sondern die
Nervenimpulse werden über die sog. Synapsen mittels
spezifischer chemischer Verbindungen, den
Neurotransmittern, die den Rauschdrogen sehr ähnlich
sind, vermittelt. Damit ist ein Übergang von der
festgefügten Nervensubstanz und den in ihr waltenden
elektrochemischen Prozessen zu dem flüssigen Element
gegeben. Und aus diesem flüssigen Element wachsen auch
beständig neue Nervenverbindungen heraus, in denen sich
die lebendig gestaltenden Bildekräfte abbilden. Bereits
vorhandene Nervenverknüpfungen werden um- oder abgebaut,
so daß hier ein beständiges Werden und Entwerden
stattfindet. Wie Rudolf Steiner besonders betont, ist
gerade dieses flüssige Element der eigentliche Träger
des lebendigen Denkens. Dieses entfaltet sich namentlich
dadurch, daß das durch den Atemrhythmus beständig
steigende und sinkende Gehirnwasser an das Gehirn
anschlägt. Das ist aber auch verständlich, denn im
Wasser, im fließende Element, entfalten sich gerade die
Bildekräfte, die daraus die festen Strukturen des Leibes
herauskristallisieren lassen; und dieselben Bildekräfte
liegen auch dem lebendigen Denken zugrunde. Mit dem Atem,
mit der rhythmisch bewegten Luft, wirkt aber zugleich
gefühlsmäßig Astralisches mit hinein. Der Astral- oder
Empfindungsleib fühlt dann gleichsam, wie die
fließenden Bildekräfte an der verhärteten
Gehirnstruktur gehemmt werden. Zugleich wird begreiflich,
daß das Denken nach und nach erst aus dem Schoße der
Sprache hervortritt. Denn Sprache ist willentlich
gestalteter Atem, und bei den Griechen, wo das Denken
erstmals ins menschliche Bewußtsein durchbrach, waren
Denken und Sprechen noch ganz eng verbunden. Platons
Philosophie entfaltet sich noch unmittelbar im lebendigen
Dialog, und auch die Logik des Aristoteles ist dem
"Logos", dem Wort abgelauscht. Vieles, das wir
als Denken bezeichnen, ist eigentlich ein stummes inneres
Sprechen. Selbst heute noch liegen etwa im Französischen
Denken und Sprechen ganz dicht beisammen und machen so
die Eleganz des im fließenden, gewandten Ausdruck
dargelebten französischen Esprits aus. Viel mühevoller
muß etwa der Deutsche darum ringen, seine Gedanken
auszudrücken; Sprache und Denken haben sich bei ihm viel
weiter voneinander entfernt und gehen solange
unvermittelt nebeneinander her, als er sie nicht aus der
bewußten Kraft seines Ich miteinander verbindet. Die
Willenskraft, die dazu notwendig ist, offenbart sich aber
wiederum in den Wärmeprozessen, die den Organismus
durchglühen, vorallem in der Blutwärme. Die
Willenstätigkeit, die Bewegung der Gliedmaßen, war es
aber vorallem, die überhaupt erst die Sprache
ermöglicht haben. Nur weil der Mensch gelernt hat,
aufrecht zu gehen, ist er der Sprache mächtig. Die
Tätigkeit seiner Arme, sein Greifen mit den Händen, all
das hat die Sprachzentren des Gehirns wesentlich mit
gebildet. Und noch der Grieche wußte, daß er sein
Denken beflügeln kann, wenn er sich in geschickter
Körperbeherrschung übt; so war, wie Rudolf Steiner
ausführt, der griechische Denker zugleich Gymnast. Das ist der tiefere geistige Sinn
der damaligen Olympischen Spiele, der heute völlig
verloren gegangen ist. Alles kam darauf an, daß die
Bewegung durchseelt, elegant war; der moderne, durch und
durch mechanisierende Sport erzieht höchstens zu einem
eben solchen mechanistischen Denken! Sokrates liebte es,
wie uns berichtet wird, barfuß zu gehen; wie er mit den
bloßen Füßen die Erde befühlte, das beseelte sein
ganzes philosophisches Denken. Der Römer, der schon viel
von dieser eleganten Körperbewegung eingebüßt hatte,
war immerhin noch Denker und Redner, Rhetor, zugleich; sein Denken lebte
zugleich in der ausdrucksvollen Geste und in der
Sprachgewalt, mit der er das spröde Lateinische
bemeisterte.
Körperbewegung und
Sprache sind also die Wurzeln, aus denen allmählich das
abstrakte logische Denken hervortrat; und nicht zufällig
ist das logische Vorderhirn, das leibliche Werkzeug des
abstrakten Denkens, genau im Spannungsfeld zwischen den
Brocaschen Sprachfeldern und den sog. motorischen
Antriebsfeldern lokalisiert. Im Hochmittelalter tritt der
Doktor hervor, der seine Dogmen
verkündet und dessen Denken sich vorwiegend nur mehr auf
den Kopf stützt. Auf den Kopf allerdings immerhin noch
insofern, als darin das lebendig bewegte Gehirnwasser
tätig ist. Das war insbesondere in der Blütezeit der
Scholastik der Fall. Heute hingegen droht die moderne
wissenschaftliche Gedankenbildung immer mehr in die
untersinnliche Welt der bloßen elektrischen
Nervenimpulse abzustürzen. Die materialistische
Anschauung, daß der Mensch nur mit den elektrischen
Kräften des Gehirns denkt, beginnt sich mehr und mehr zu
erfüllen. Damit ist aber ein Weg gekennzeichnet, auf dem
der Gedanke überhaupt immer mehr aus dem Geistigen
heraus gedrängt wird und der untersinnlichen Welt
verfällt. Insgesamt kann man also sagen:
Der immer abstrakter
werdenden Gedankenbildung entspricht zugleich eine
fortschreitende reale Abstraktion des Denkens von seinem
körperlichen Werkzeug.
Ausgehend von der
geschickten Körperbewegung, über den lebendigen Atem
und die kunstvoll gestaltete Sprache, ist das Denken
endlich immer "nervöser" geworden. Und nicht
zufällig ist der typische Schreibtischgelehrte
ungeschickt, zitterig und linkisch in seinen Bewegungen,
atmet nur oberflächlich hechelnd und spricht monoton und
ausdruckslos ein Klischee, mag man sagen, aber
eines, das sich nur all zu oft bewahrheitet! Noch ein
Schritt weiter, und die Gedankentätigkeit des Menschen
müßte das Gehirn und in der Folge auch den ganzen
Körper endgültig zerstören. Das Denken ist auf diesem
Wege zwar immer bewußter und bewußter geworden, aber
zugleich auch immer armseliger. Am Ende stünde ein
hellwaches Bewußtsein dem blanken Nichts gegenüber.
Genau das ist aber im Moment des Todes der Fall: in dem
Augenblick, in dem die sinnliche Welt und die daran
geknüpften abstrakten Gedanken verschwinden, leuchtet
das gleißend helle Todesbewußtsein auf. Wie wir gesehen
haben, beruht alles irdische Bewußtsein auf
Absterbensprozessen, und der Tod ist nur deren letzte
Konsequenz.
Man darf aber nicht
übersehen, daß das Bewußtsein mit der fortschreitenden
Abstraktion zugleich immer geistiger und immer weniger
körperlich bedingt wurde. In die geistige Welt kann man
nur eintreten, wenn man die sinnliche abstreift!
Zugleich wurde die
Willenstätigkeit immer mehr vergeistigt. War der Wille
zuerst vorallem in der Gliedmaßenbewegung tätig, so
beschränkte er sich später mehr auf die Sprach- und
Atmungsorgane, um schließlich überhaupt während des
Denkens nur mehr im Kopfbereich tätig zu sein, während
der restliche Organismus geradezu katatonisch verkrampft
wird. Dadurch fühlt der Mensch heute aber erst so
richtig deutlich, daß er die Gedanken willentlich hervor
bringt, während der alte Grieche noch von einer Art
Gedankenwahrnehmung sprechen mußte, die er nicht selbst
hervorbrachte, sondern die gleichsam das Weltendenken in
ihn hinein spiegelte. Träger des Willenselements und
unmittelbarer tätiger Ausdruck des menschlichen Ichs ist
aber das Blut. Wenn wir also die körperliche Grundlage
des vollbewußten willentlich geführten Denkens
verstehen wollen, dann müssen wir das lebendige Strömen
des Blutes im Menschen verfolgen.
Das Blut als
Ausdruck des menschlichen Ichs
Blut und Nerv
Blut und Nerven stehen
zueinander in einem polaren Verhältnis, das zeigt schon
eine erste anatomische Betrachtung. Das
Zentralnervensystem ist in Wirbelsäule und
Schädelkapsel eingeschlossen, nur das vegetative
Nervensystem durchzieht als feines Netz den ganzen
Unterleib (Sonnengeflecht). Das Blut wird im Knochenmark
gebildet und durchströmt den ganzen Körper. Im Herzen
hat es sich aus seinem strömenden Leben heraus ein
Zentrum geschaffen, das die dynamischen Veränderungen,
die der Blutkreislauf beständig mitmacht, leise
wahrnimmt. Über die Lunge ist das Blut unmittelbar mit
der den Menschen umgebenden Atemluft verbunden, mit der
es in lebendiger Wechselwirkung steht. Durch die
Darmzotten nimmt das Blut beständig fein filtrierte
Nahrungsstoffe aus dem Magen-Darm-Trakt auf. Das ZNS
wiederum ist über die Sinnesorgane mit der Umwelt
verbunden allerdings nicht auf stofflichem Weg wie
beim Blut, sondern nur ätherisch (auch bei der
Geschmacks- oder Geruchswahrnehmung dringen keine fremden
Stoffe in das Nervensystem ein). In Magen und Darm wird
die aufgenommene Nahrung radikal zerstört, so daß sie
auch der letzten Spuren fremder tierischer oder
pflanzlicher Lebenstätigkeit entkleidet wird. Das Blut
und die in den Blutkreislauf eingeschlossenen
Stoffwechselorgane, ganz besonders die Leber, beleben
diese bis zum anorganischen Dasein herabgesunkenen Stoffe
neu und gliedern sie in die körpereigenen Prozesse ein.
Sie erneuern dadurch beständig die Baustoffe unseres
Körpers, oder sie liefern die für das Leben
unerläßliche Stoffwechselenergie. Gerade an letzterer
hat das Gehirn einen unglaublich hohen Bedarf; obwohl es
nur knapp zwei Prozent der Körpermasse ausmacht,
verbraucht es ein gutes Viertel der gesamten
Stoffwechselenergie und das sowohl bei Tag als
auch bei Nacht! Diese Energie wird aber nicht, wie etwa
beim Muskel, für die unmittelbare Tätigkeit des Gehirns
verbraucht, sondern dient vorwiegen dazu, eine
funktionstüchtige Gehirnstruktur aufrecht zu erhalten. Tatsächlich
scheint die Gehirngröße, die ein Lebewesen entwickeln
kann, entscheidend mit der für das Gehirn
bereitgestellten Stoffwechselenergie zusammenzuhängen (vgl. Robert D. Martin, Spektrum
9/1995, S 48 ff). Im Grunde droht nämlich das Gehirn
beständig abzusterben und muß dauernd mühsam am Leben
erhalten werden. Aber nur die aller feinsten stofflichen
Energieträger, vorallem der durch das Blut
transportierte Traubenzucker, dürfen das Gehirn
ernähren. Alle gröberen Stoffe müssen aus dem Blut
heraus gefiltert werden, ehe es das Gehirn erreicht
(insbesondere durch die sog. Blut-Hirn-Schranke). Dringen
dennoch einmal zu grobe Stoffe bis in das Gehirn vor, so
entstehen sofort Kopfschmerzen, die sich bis zu schweren
Migräneanfällen steigern können. Dann geschieht das,
was niemals passieren sollte: das Gehirn beginnt sich
gleichsam selbst wahrzunehmen. So wie wir durch das Auge
die Welt wahrnehmen und nicht das Auge selbst, so
erfüllt auch das Gehirn nur dann seine Aufgabe, wenn es
sich selbst vollständig aus dem Bewußtsein
ausschließt: Nur weil wir die Gehirnvorgänge selbst
nicht wahrnehmen, kann es Wahrnehmungen und Gedanken
bewußt machen. Tatsächlich ist das Gehirn selbst
völlig Schmerzunempfindlich, und bei der Migräne etwa
schmerzt nicht das Nervengewebe, sondern die feinen
Blutgefäße des Gehirns, die sich verkrampfen. Ähnlich
gehen auch alle anderen Arten von Kopfschmerz niemals vom
Gehirn selbst aus, sondern beruhen auf mangelnder
Durchblutung, verspannter Nackenmuskulatur oder
ähnlichem. Immerhin wird dadurch die Gehirntätigkeit
und das bewußte Denken merklich beeinträchtigt.
Das Blut belebt den ganzen
Organismus; die Nerven strahlen beständig
zerstörerische Wirkungen aus, denn alle Nerventätigkeit
beruht auf Abbauprozessen. Im Grunde zerstört sich der
Nerv durch seine Tätigkeit selbst; und nur, weil das
Blut wieder belebend auf ihn zurückwirkt, kann er ein
Leben lang seine Aufgabe erfüllen. Im Gegensatz zu den
meisten anderen Zellen können sich die Nerven nicht
durch Teilung regenerieren. Der Mensch muß mit den
Nerven auskommen, die er mit der Geburt mitbekommen hat.
Nerven, die einmal abgestorben sind, können nicht mehr
erneuert oder ersetzt werden. Tatsächlich wird in den
ersten Lebensjahren das menschliche Gehirn dadurch zu
einem Denkwerkzeug ausgestaltet, daß eine große Zahl
von Nervenzellen abgetötet wird; das Gehirn stirbt
gleichsam in seine endgültige Form hinein. Und in
geringerem Maße strahlt diese abtötende Wirkung in den
gesamten Organismus aus, begrenzt dadurch sein lebendiges
Wachstum und formt in so zur menschlichen Gestalt, deren
feste Stütze das Knochensystem darstellt. Im Grunde ist
die Nerventätigkeit immer auf dem Weg hin zur
Knochenbildung, sie wird nur durch das Blut daran
gehindert, dabei zu weit zu gehen. Würde das Blut nicht
beständig heilend auf den Nervenprozeß einwirken, so
müßte der Mensch zur Marmorstatue erstarren. Durch die
menschliche Gestalt, die sich durch ihre aufrechte
Haltung über das Tierreich erhebt, kennzeichnet sich der
Mensch als Ich-Wesen im allgemeinen; und aus der
spezifischen Form, besonders des Gesichtsschädels,
spricht unmittelbar unser ganz individuelles Ich. Wie der
König und Bildhauer Pygmalion die von ihm geschaffene
Statue zum Leben erweckte, so müssen wir beständig
durch das Blut unsere zur Verknöcherung neigende
ichhafte Gestalt beleben. Der Grieche hat noch etwas von
diesen plastisch gestaltenden Kräften empfunden, die von
seinem Nervensystem ausstrahlen, und daraus, nicht nach
einem äußeren Modell, hat er seine Statuen geschaffen
und darin das Ideal der Menschwerdung verherrlicht. Und
so wie unser Knochensystem in seiner Form unser Ich
widerspiegelt, so ist im Blut das Ich selbst unmittelbar
tätig.
Die Zerstörungsprozesse,
die das ganze Nervensystem ergreifen und für seine
Funktion nötig sind, beginnen schon in den
Sinnesorganen. Wenn etwa Licht in das Auge fällt und
dort die Sehzellen erregt, dann wird das Sehpurpur
zerstört, das mit den Karotinfarbstoffen, die auch die
herbstliche Blätterfärbung bewirken, verwandt ist. Im
Nerv selbst wird der Reiz elektrisch weitergeleitet. Auch
im Ruhezustand steht das gesamte Nervensystem unter
elektrischer Spannung, die auf elektrochemischem Wege
dadurch aufrecht erhalten wird, daß sich im Nerv selbst
andere Salze befinden als in der ihn umgebenden
extrazellulären Flüssigkeit. Dieses
Konzentrationsgefälle kann nur mit einem hohen Aufwand
an Stoffwechselenergie aufrecht erhalten werden
(K/Na-Pumpe). Wird der Nerv erregt, so bricht dieses
künstlich erzeugte Konzentrationsgefälle zusammen, die
Salzlösungen folgen ihrer natürlichen Tendenz, sich
vollkommen zu vermischen. Der Nerv wird so kurzzeitig bis
zum anorganischen Dasein abgelähmt und würde absterben,
wenn er nicht wieder durch die Blutskräfte geheilt
würde. Dazu ist der durch den roten Blutfarbstoff, das
Häm, transportierte belebende Sauerstoff entscheidend,
der aus dem im Blut gelösten Traubenzucker die darin
gefangene Sonnenenergie freisetzt. Im Häm selbst ist es
das zentrale Eisen, das den Sauerstoff an sich bindet und
das auch die bei der "Verbrennung" des
Traubenzuckers gebildete Kohlensäure aufnimmt. So ist
letzten Endes das Eisen des Blutes der in unserem
Organismus tätige Heiler. Das lebendige rote
Arterienblut wird dabei aber zum blauen Venenblut
abgetötet und muß in der Lunge neu belebt werden. Neben
den Kalium- und Natriumsalzen spielt das Kalzium bei den
Nervenprozessen eine wesentliche Rolle, und dieses neigt
dazu, sich mit der Kohlensäure zu kohlensaurem Kalk zu
verbinden, der an der Knochenbildung beteiligt ist.
Während eine hohe Calcium-Ionen-Konzentration im Blut
die Erregbarkeit der Nerven dämpft, führt eine zu
niedere Konzentration zur Übererregung, die auf das
Muskelsystem übergreift und zu letztlich tödlichem
Starrkrampf führt (Tetanie). Die Heilkräfte des Blutes
hindern die Nerven daran, völlig zu verknöchern; der
Kalkprozeß wird durch das Blut aus den Nerven heraus an
die Peripherie gedrängt. So entsteht die knöcherne,
beinahe sphärische Schädelkapsel und weiter auch die
Wirbelsäule mit den angeschlossenen Rippen und endlich
auch die Röhrenknochen der Gliedmaßen, wo sich die
knochenbildenden Kräfte in den Zehen und Fingergliedern
zerstreuen. Etwas von der schädelbildenden Formkraft
findet man auch noch im Rumpf angedeutet; die
Schulterblätter etwa, oder das Becken, in dem die
Stoffwechselorgane wie in einer Schale ruhen, weisen noch
deutlich auf die sphärischen Bildekräfte, die den
Schädel beinahe ausschließlich bestimmen. Überhaupt
läßt der Brustkorb als ganzes noch diese
Rundungstendenz erscheinen, wenngleich auch hier die
Knochenbildung immer wieder rhythmisch unterbrochen wird,
so daß keine geschlossene Knochenschale mehr entsteht.
Hier machen sich die Bildekräfte des rhythmischen
Atmungs- und Kreislaufsystems deutlich bemerkbar. Und
selbst noch in der Kniescheibe kann man eine derartige
rudimentäre Schädelbildung erkennen. So kann man
verfolgen, wie schrittweise die menschliche Gestalt
dadurch entsteht, daß das Blut beständig heilend auf
die Nervenprozesse einwirken muß. Und im Blut selbst
wird am unmittelbarsten unser Ich tätig, und dieses Ich
schafft sich in seinem Skelett ein, vorallem im
Gesichtsschädel besonders deutliches Abbild. Im Willen,
der sich besonders in der Blutswärme auslebt, wirkt
unser Ich; wie dieses Ich dabei aber die menschliche
Gestalt bildet, das bemerken wir normalerweise nicht.
Bezüglich des Knochensystems befinden wir uns geradezu
in einem todesähnlichen Tiefschlaf. Wir erleben nur die
Schatten, die diese gestaltbildenden Kräfte in unser
Bewußtsein werfen und das sind nichts anderes als
die willentlich hervorgebrachten logisch verknüpften
abstrakten Gedanken! Könnten wir durch die
Gedankenschatten hindurch auf die lebendigen Bildekräfte
blicken, die sie hervorbringen, so müßte der
Knochenmensch vor unserem geistigen Auge stehen.
Blut und
Nerv müssen zusammenwirken, damit das Ich sich seiner
selbst bewußt werden kann. Das kann man an einem sehr einfachen,
allseits bekannten Phänomen erkennen, den
"eingeschlafenen" Gliedmaßen. Physiologisch
besehen schlafen die Gliedmaßen dann ein, wenn der
Blutzufluß durch einen länger während Druck auf den
Arm oder das Bein gehemmt wird. Der eingeschlafene Fuß
etwa wird dann nicht mehr gefühlt und kann eben deshalb
auch nicht mehr willentlich bewegt werden. Erst wenn das
Blut wieder mit jenem eigentümlichen Kribbeln in die
Gliedmaßen schießt, erwacht auch allmählich wieder die
willentliche Bewegungsfähigkeit. Nur wenn das Blut jede
seelische Willensregung mitmachen und ungehindert den
Organismus durchströmen kann, und wenn dabei das rote
Blut mit der ihm eigentümlichen Heilkraft an das durch
entsprechende Reize "verwundete" Nervensystem
anstößt, erwacht das Selbstbewußtsein. Und dieses muß
streng vom bloßen Bewußtsein unterschieden werden,
über das auch die Tiere verfügen. Das Nervensystem ist
Träger des Bewußtseins und ist damit auch grundlegend
für das Selbstbewußtsein. Die Nervenfunktion beruht auf
Abbauprozessen. Das Selbstbewußtsein leuchtet erst auf,
wenn das von der Willenskraft des Ich befeuerte Blut
diese Beschädigungen wieder ausgleicht. Niedere,
kaltblütige Tiere, denen das rote Blut mangelt,
verfügen, weil sie zumindest ein primitives Nervensystem
besitzen, über ein, wenn auch dumpfes Bewußtsein. Die
warmblütigen Säugetiere werden zwar ebenso wie der
Mensch von rotem Blut durchströmt, aber dieses ist noch
nicht von einem individuellen Ich beseelt. Daher ist auch
die tierische Gestalt nicht individuell, sondern
arttypisch. Der Mensch hingegen prägt der allgemein
menschlichen Grundform seine einzigartigen individuellen
Züge auf. Durch die Nervenprozesse wird der menschliche
Körper, und damit auch seine individuelle Gestalt, stets
in geringem Maße zerstört; durch das lebendig
strömende Blut muß das Ich seinen Leib immer von neuem
wieder herstellen. Die selben Kräfte sind dabei wirksam,
die vor der Geburt den befruchteten Keim ergriffen und
ihn zur individuellen Menschenform gebildet haben. Und
genau diese individuellen Bildekräfte sind es auch, die
sich als Gedankenschatten in das Bewußtsein spiegeln und
dieses dadurch zum Selbstbewußtsein erhöhen.
Wir denken also durch
dieselben Kräfte, durch die wir uns aus der vorgeburtlichen
Welt in die Erdenwelt
herein leben!
Das Ich muß nicht nur
seinen Leib beständig davor bewahren, vollständig
verknöchert zu werden, es muß auch dafür sorgen, daß
er durch die Nerventätigkeit nicht vergiftet
wird. Jene Neurotransmitter nämlich, die die Reize
zwischen den einzelnen Nerven vermitteln, sind im Grunde
giftige Eiweißzersetzungsprodukte, wie man sie ähnlich
auch in den Leichengiften findet, und die anderseits mit den aus
Pflanzen extrahierten Rauschdrogen (Morphin, Mescalin,
Lysergsäure etc.) verwandt sind und die, wenn sie das
Gehirn überschwemmen, das Selbstbewußtsein bis zu einem
rauschhaften beinahe tierischen Bewußtsein herabstimmen.
Das Ich muß beständig gegen diese latente Vergiftung
ankämpfen, es muß das, was die bloßen astralen
Bewußtseinskräfte beständig in seinem Leib zerstören,
selbsttätig wieder herstellen, und daran wird sich das
Ich seiner selbst bewußt. In seinen
"Anthroposophischen Leitsätzen" stellt das
Rudolf Steiner so dar:
"Das
Selbstbewußtsein, das im <<Ich>> sich
zusammenfaßt, steigt aus dem Bewußtsein auf. Dieses
entsteht, wenn das Geistige in den Menschen dadurch
eintritt, daß die Kräfte des physischen und des
ätherischen Leibes diese abbauen. Im Abbau dieser Leiber
wird der Boden geschaffen, auf dem das Bewußtsein sein
Leben entfaltet. Dem Abbau muß aber, wenn die
Organisation nicht zerstört werden soll, ein
Wiederaufbau folgen. So wird, wenn für ein Erleben des
Bewußtseins ein Abbau erfolgt ist, genau das abgebaute
wieder aufgebaut werden. In der Wahrnehmung dieses
Aufbaues liegt das Erleben des Selbstbewußtseins. Man
kann in innerer Anschauung diesen Vorgang verfolgen. Man
kann empfinden, wie das Bewußte in das Selbstbewußte
dadurch übergeführt wird, daß man aus sich
ein Nachbild des bloß Bewußten schafft. Das bloß
Bewußte hat sein Bild in dem durch den Abbau
gewissermaßen leer Gewordenen des Organismus. Es ist das
Selbstbewußtsein eingezogen, wenn die Leerheit von innen
wieder erfüllt worden ist. Das Wesenhafte, das zu dieser
Erfüllung fähig ist, wird als <<Ich>>
erlebt."
(GA 26, LS
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Auch bei den Tieren muß
das, was durch das Bewußtseinsleben in ihrem physischen
und ätherischen Leib zerstört wird, wieder ausgeglichen
werden. Aber an den tierischen Leibern kann kein
individuelles Ich von innen her arbeiten, sondern nur das
arteigene Gruppen-Ich von außen. Je weiter beim Menschen
das Bewußtseinsleben fortgeschritten ist, je mehr also
in seinem Organismus abgebaut wurde, desto stärker wird
der von den Eltern ererbte Leib individuell überformt.
Indem das Ich seinen Leib beständig wieder erneuern
muß, individualisiert er ihn zugleich immer mehr, was
sich äußerlich am deutlichsten im menschlichen Antlitz
und innerlich besonders in der Gehirnstruktur zeigt.
Hier, im Kopfbereich, ist der Mensch auch den stärksten
Zerstörungskräften ausgesetzt. Und weil die
Wiederherstellung niemals eine ganz vollständige ist, so
münden sie endlich in den Tod.
Die astralen
Bewußtseinskräfte, deren physischer Träger das
Nervensystem ist, bringen uns den Tod. Die dem
Selbstbewußtsein zugrunde liegenden Auferstehungskräfte
des Ich, dessen
physischer Träger das Blut ist, müssen ein Leben lang
gegen diese Todeskräfte ankämpfen. Weil das Ich so
selbst immer wieder seinen Leib erneuern muß, ist es
sich seiner selbst bewußt.
Wenn das Blut den ganzen
Organismus mit Stoffwechselenergie versorgt, so dient im
dazu vorallem eine organische Phosphorverbindung als
Werkzeug, das Adenosintriphosphat (ATP). ATP ist sozusagen die universelle
"Energiewährung" des Körpers. Auch wenn etwa
das Gehirn dadurch ernährt wird, daß der im Blut
gelöste Traubenzucker "verbrannt" wird, so
wird die dabei frei werdende Sonnenenergie nicht
unmittelbar verbraucht, sondern intermediär auf ATP
übertragen, und erst dieses treibt dann etwa die
K/Na-Pumpe an, die die Nervenfunktion aufrecht erhält.
Dabei wird aber das ATP teilweise zu anorganischem
Phosphat abgebaut.
Dieses bildet mit dem Calcium den phosphorsauren Kalk, der als sog. Apatit für den
Knochenaufbau sogar noch wesentlicher ist als der
kohlensaure Kalk.
Im kohlensauren Kalk des
Knochensystems drücken sich mehr die Gedankenkräfte, im
phosphorsauren Kalk mehr die Willenskräfte aus. Beide
zusammen formen die ganze menschliche Gestalt als
Ausdruck des Ich.
Der phosphorsaure Kalk
bildet den Angriffspunkt für die rundenden kosmischen
Kräfte, die den Schädel, oder etwa auch die
Gelenkskugeln formen; dem kohlensauren Kalk entsprechen
die irdischen Kräfte, die die Röhrenknochen aufbauen
(vgl. GA 316, 3. Vortrag). Ähnlich gestalten die
spiralig wirkenden luziferischen Kräfte das runde bzw. ovale Vogelei,
während die strahlig wirkenden ahrimanischen Kräfte das Vogelgefieder prägen.
Die luziferischen Kräfte wollen den Menschen davor
bewahren, zu irdisch zu werden; die ahrimanischen
hingegen wollen in geradezu in die Erde hinein reißen
(vgl. GA 205, 12. Vortrag).
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