Die
christliche Dimension des reinen Denkens
Das menschliche Denken,
insofern es sich des materiellen Gehirnes als Werkzeug
bedient, entstammt der kosmischen Intelligenz, die die
ganze Erdenwelt weisheitsvoll gestaltet hat. Daß sich
das menschliche Denken von diesem leiblichen Werkzeug
lösen kann, hat mit dieser alten Weisheit nichts zu tun.
Das reine leibfreie Denken ist erst seit dem Mysterium
von Golgatha möglich geworden, darauf weist Rudolf
Steiner immer wieder deutlich hin. Ganz abgesehen von der
christlichen Lehre und dem Bekenntnis dazu, muß so das
Christentum als welthistorische mystische Tatsache
angesehen werden, die die entscheidende Wende in die
gesamte Erd- und Menschheitsentwicklung gebracht hat.
Seitdem scheidet sich die Entwicklung immer stärker in
einen Weg, der abwärts in die untersinnliche Welt
führt, und einen anderen, der den Menschen in die
übersinnliche Welt erhebt. Welchen Weg der Mensch aus
seiner Freiheit heraus, die durch das Mysterium von
Golgatha möglich geworden ist, wählt, hängt alleine
von ihm selbst ab. Die Scheidung der Geister, wie sie Johannes in seiner
Apokalypse nennt, hat schon begonnen. In der menschlichen
Intelligenz, wie sie aus der Vergangenheit heraufgekommen
ist, leben all die Elemente, wenngleich in
abgeschwächter Form, die auch in der natürlichen
Intelligenz tätig waren. Man wird daher immer jenen
Naturforschern recht geben müssen, die auf die
natürlichen Wurzeln unseres Verstandes hinweisen.
Insbesondere wird man so wie die vergleichenden
Verhaltensforscher
immer darauf hinweisen können, daß der menschliche
Verstand, insofern er an das Gehirn gebunden ist,
überall im Tierreich seine entsprechenden Vorformen
findet. Das eigentlich Menschliche des Menschen, und ganz
besonders seine Fähigkeit autonom zwischen dem Bösen
und dem Guten zu unterscheiden, wird dadurch nicht
berührt. Solange sich der Mensch nur seines leiblich
gebundenen Verstandes bedient, ist er tatsächlich nichts
anderes als das höchste und intelligenteste Tier auf
Erden. Erst in dem er das reine leibfreie Denken zu
ergreifen beginnt, verwirklicht er sich wahrhaft als
Mensch. Die leibgebundene Intelligenz verweist uns auf
die Vergangenheit; es ist dieselbe Intelligenz, aus der
heraus die sinnlich sichtbare Erde mit ihrer ihr
einwohnenden Gesetzmäßigkeit geboren wurde. Sie war es
auch, die das Menschenwesen vorbereitet hat; die
eigentliche Menschwerdung aber ist dem Menschen selbst
aufgetragen. Das ist der Weg, der in die Zukunft weist!
Übersinnliche kosmische
Intelligenz
Naturgesetze
Lebendige
Wachstumsgesetze
Tierische
Instinkte
|
Abstrakte menschliche
Intelligenz
Informationstechnologie
|
Intuition
Inspiration
Imagination
reines
Denken
|
Vergangenheit
|
Gegenwart
|
Zukunft
|
Mysterium
von Golgatha
|
Menschliches
Gedächtnis und elektronischer Speicher
Schon bei einer
allerersten oberflächlichen Betrachtung zeigt sich, daß
das menschliche Gedächtnis ganz anders funktioniert, als
die elektronischen Speichermedien. Ein einfaches Beispiel
für letztere ist schon eine gewöhnliche
Tonbandkassette. Luftschwingungen, wie sie etwa durch
Sprache oder Musik erregt werden, setzt das Mikrophon in
elektrische Schwingungen um, die mittels des Tonkopfes
das Tonband entsprechend magnetisieren. Die dynamische
elektrische Schwingung wird so dem magnetischen
Speichermedium räumlich eingeprägt. Alle Informationsspeicherung, wie sie etwa auch in der
Computertechnik benutzt wird, beruht auf einem ähnlichen
Prinzip. Läßt man das Tonband wieder am Tonkopf vorbei
laufen und verbindet diesen mit einem Lautsprecher, so
wird die gespeicherte Information nahezu getreu wieder in
solche Luftschwingungen umgesetzt, die der Mensch dann
als Sprache oder Musik hört. Wenn dabei auch einiges an
räumlicher Klanginformation verloren geht, das auch
durch Stereo- oder Quadrophonie nicht ausgeglichen werden
kann, und daher das Klangerlebnis etwa in einem Konzert
noch viel reicher ist, als es auch die beste Tonkonserve
bieten kann, so ist das hervorstechende Merkmal der
elektrischen und magnetischen Speicherung doch, daß
dadurch die gespeicherte Information mühelos sehr getreu
wiedergegeben werden kann. Das ist beim menschlichen
Gedächtnis keineswegs der Fall. Was wir gestern erlebt
haben, läßt sich heute oft nur mit Mühe wieder ins
Gedächtnis rufen, und an was wir uns derart erinnern,
das ist meist nur ein blasser abstrakter Schatten des
ursprünglichen Erlebnisses. Wenn wir gestern durch
strömenden Regen laufen mußten und dabei bis auf die
Haut durchnäßt wurden und dabei auch noch entsetzlich
gefroren haben, so bleibt davon in der Erinnerung oft
wenig mehr als der nüchterne Gedanke: "Gestern hat
es stark geregnet und ich bin ganz naß geworden."
All die intensiven sinnlichen und seelischen Eindrücke,
die wir dabei empfunden haben, sind nahezu ausgelöscht,
die meisten Details sind verloren gegangen, oder können
zumindest nicht mehr willkürlich ins Bewußtsein gerufen
werden. Und je weiter ein Ereignis zurückliegt, um so
blasser erscheint es zumeist in der Erinnerung.
Interessant ist immerhin, daß in der Hypnose, d.h. wenn
das wache Ich-Bewußtsein ausgeschaltet ist, auch längst
vergangene Geschehnisse nochmals sehr intensiv durchlebt
werden können. Dabei können sogar Dinge auftauchen, die
sich damals zwar direkt vor unseren Augen abgespielt
haben, die uns dabei aber gar nicht wirklich bewußt
geworden sind. Tatsächlich scheint nichts wesentliches
von dem verlorengegangen zu sein, was wir in unserem
Leben erfahren haben, aber wir können uns davon
normalerweise nur den aller geringsten Teil wieder
willentlich bewußt machen. Während bei der
unmittelbaren Sinneswahrnehmung die Sinnesqualitäten
selbst im Vordergrund stehen, verblassen sie in der
Erinnerung zunehmend; dafür tritt das abstrakte
gedankliche Element immer stärker hervor; treffend
erscheint daher auch das Wort "Gedächtnis",
das sich ja von "Gedenken" bzw.
"Denken" ableitet. Einem Wesen, das nicht zu
denken vermag, wird man daher auch in diesem Sinne kein
"Gedächtnis" zuschreiben dürfen. Dann wird
einen auch die Aussage Rudolf Steiners, daß die Tiere,
trotz des sprichwörtlichen
"Elefantengedächtnisses", über kein
Gedächtnis verfügen,
nicht mehr sonderlich verblüffen. Da Tiere nicht im
menschlichen Sinne denken können, denn dazu ist die
Willenskraft des individuellen Ichs nötig, so können
sie auch kein so verstandenes Gedächtnis besitzen. Und
noch weniger kann dann die elektronische Speicherung als
Gedächtnis aufgefaßt werden. Man muß eben hier viel
feiner unterscheiden, als man es gewöhnlich tut. Das
Gedächtnis ist eng mit dem Selbstbewußtsein verbunden
und bildet dessen notwendige Grundlage; die elektronische
Speicherung ist von gar keinem Bewußtsein begleitet. Und
wenn auch manche Wissenschaftler davon phantasieren, daß
künftige immer komplexer werdende elektronische
Datenverarbeitungsanlagen einmal Bewußtsein entwickeln
könnten, so wird doch niemand ernsthaft behaupten, daß
sich ein Tonband der auf ihm gespeicherten Information
bewußt sei.
Daß Gedächtnis und
Selbstbewußtsein miteinander verknüpft sind, ist aber
gerade für den Menschen charakteristisch.
"Das
Gedächtnis erst läßt uns den Lebensalltag gestalten
und ihm Sinn geben. Weil es die Vergangenheit in die
Gegenwart holt und dieser so Bedeutung verleiht,
ermöglicht es angepaßtes Handeln wie auch eine
Ausrichtung auf die Zukunft. Ohne diese zentrale
Gehirnleistung fehlte der Bezug zur Welt, könnte der
Mensch als integrierte Persönlichkeit
nicht existieren schon gar nicht in der
Gemeinschaft, die immer auch ihre Geschichte hat."
(Hans J.
Markowitsch, Spektrum der Wissenschaft, Dossier 4/97, S
24)
Alle diese hier
angesprochenen Eigenschaften treffen sehr deutlich schon
für das Tier nicht mehr zu!
Das gedankliche Element
tritt also im Gedächtnis stark hervor. Auffallend ist
dabei auch, daß das Gedächtnis nicht nur sehr stark zur
Abstraktion neigt, sondern auch meist die Vergangenheit
mehr oder weniger stark verfälscht. Werden sieben Zeugen
zu ein und dem selben Ereignis befragt, so erhält man
nicht selten neun verschiedene Aussagen weil es
sich zwei der Zeugen nochmals anders überlegt haben. Von
einer getreuen Wiedergabe des Geschehenen, wie es beim
simplen Tonbandgerät weitgehend der Fall ist, kann gar
nicht die Rede sein. Nur mit viel Willenskraft und Übung
kann der erwachsene Mensch sein Gedächtnis so schulen,
daß es möglichst detailgetreu und wahrhaftig
funktioniert. Wenn etwa ein Schauspieler einen Text
memorieren soll, so wird es nicht damit abgetan sein,
daß er den Text bloß einmal gelesen hat. Er muß ihn
vielmehr in geeigneten Portionen wieder und wieder
durchgehen. Sein Gedächtnis wird dabei um so getreuer
werden, je weniger er sich auf den gedanklichen Inhalt
konzentriert, sondern vielmehr auf den unmittelbaren
Wortlaut selbst. Es ist verhältnismäßig leicht und
rasch möglich, das Gelesene sinngemäß mit eigenen
Worten wiederzugeben. Sich getreu an die Vorlage zu
halten erfordert schon viel mehr Disziplin. Man wird dann
auch bald merken, daß das Gelernte erst so richtig
sitzt, wenn man darüber zumindest eine oder zwei Nächte
geschlafen hat. Das ist selbst dann der Fall, wenn man
den Text in der Zwischenzeit nicht wiederholt hat. Dafür
kommt er dann bei Bedarf fast wie von selbst hervor, ohne
daß man dafür viel Kraft aufbringen müßte. Vorallem
hat man es dann kaum mehr nötig, darüber nachzudenken,
wie denn die genaue Wortfolge gewesen sei, sie ist
einfach unvermittelt da. Das Gedächtnis geht derart in
das über, was ich Erinnerung
nennen möchte.
Das Gedächtnis bildet
sich beinahe unwillkürlich, beiläufig, während wir die
Welt denkend betrachten und am leichtesten prägt sich
das ein, was wir, während wir es erleben, am stärksten
mit dem wachen Denken verfolgen. Je mehr Zeit
verstreicht, desto mehr verblaßt aber dieses Gedächtnis
und um so mehr Mühe bereitet es uns, das früher
Gedachte wieder getreu wach zu rufen. Bei der Erinnerung
ist es gerade umgekehrt. Viel Willenskraft ist dafür
nötig, damit sie sich überhaupt ausbildet, und wir
müssen dabei vom gedanklichen Element viel mehr absehen
und uns vorallem auf die eigentliche sinnliche Qualität
des Wahrgenommenen konzentrieren. Es geht bei der
Erinnerung darum, sich die damals an der äußeren Welt
erlebten Sinnesqualitäten, eventuell auch dabei erlebte
innere körperliche oder seelische Empfindungen, deutlich
vor das innere Seelenauge zu rufen. Ist die Erinnerung
derart durch starke willentliche Konzentration oder durch
die ungewöhnliche sinnliche und emotionale Intensität
des Erlebten gefestigt, dann läßt sie sich jederzeit
beinahe beiläufig wieder hervorrufen. Eine Rolle etwa,
die man vor vielen Jahren gespielt hat, läßt sich sehr
schnell wieder auffrischen. Auch der Sternenhimmel, wie
ich ihn einmal in den einsamen Bergen Kretas in völlig
lichtloser Umgebung erlebt habe, und wie ich ihn in
dieser Intensität weder davor noch danach jemals gesehen
habe, steht mir immer wieder beinahe so konkret vor der
Seele als würde ich ihn unmittelbar erleben. Gedächtnis und
Erinnerung stehen derart in einem geradezu diametralen
Gegensatz zueinander.
Bei heutigen Menschen dominiert sehr deutlich das
Gedächtnis, währen die Erinnerungsfähigkeit
beträchtlich zurücktritt.
Im gewöhnlichen Denken
bilden wir uns abstrakte, d.h. von ihrem sinnlichen Bezug
weitgehend befreite, Gedanken über die äußere
Welt. Durch das Gedächtnis reproduzieren wir diese Gedanken sinngemäß
wieder. Die Erinnerung
bilden wir, wenn wir das abstrakte Denken weitgehend
zurückhalten und uns statt dessen auf die unmittelbaren
sinnlichen Eindrücke und ihren wechselseitigen Bezug
zueinander konzentrieren. Wenn wir uns erinnern, dann
wird ein innerliches seelisches Abbild des einstmals sinnlich
Wahrgenommen heraufgerufen. Je öfter wir eine derartige
Erinnerung wieder aufleben lassen, desto mehr tritt aber
auch ein gedankliches Element hinzu, das aber nun ganz
anders ist, als das abstrakte Denken über die
Welt. Es werden uns jetzt nämlich zunehmend jene
Bildekräfte gedanklich bewußt, die die sonst
freischwebenden Sinnesqualitäten erst zum vollbestimmten
ganzen Bild zusammenfügen. Wir denken dann nicht mehr
über die Welt, sondern die Welt selbst, indem wir sie in
der getreuen Erinnerung immer wieder in uns nachbauen,
denkt jetzt gleichsam in uns. Und indem wir die
Welt konkret in uns nachbilden, eignen wir uns selbst
dieses Weltendenken immer mehr an. Wenn wir dann
wieder unmittelbar wahrnehmend an die Welt herantreten,
dann wird dieses lebendige Denken auch schon im
unmittelbaren Anschauen immer aktiver werden. Es entsteht
das, was Goethe die anschauende Urteilskraft genannt hat.
Die moderne
Naturwissenschaft
stützt sich überwiegen auf das abstrakte Denken über
die Dinge, und sie bewahrt das derart gewonnene Wissen
gedächtnismäßig, oder legt es, wo das Gedächtnis
nicht mehr hinreicht, in Bibliotheken oder elektronischen
Medien ab. Die goetheanistische Naturforschung schaltet das abstrakte Denken
weitgehend aus und verleibt das sinnlich Geschaute der
Erinnerung ein, aus der heraus sich die Dinge selbst
immer mehr auszusprechen beginnen. Goetheanistische
Bücher haben daher auch nicht primär den Sinn, Wissen
zu vermitteln, Information weiterzugeben, sondern sie
können nur Wegweiser sein, die anschauende Urteilskraft
zu entwickeln, durch die sich das Wesen der Welt
enthüllt, die sich vor den Sinnen ausbreitet.
Die Vorstellung, und damit ist vorallem die
Erinnerungsvorstellung gemeint, ist für Rudolf Steiner
ein individualisierter
Begriff, d.h. ein
Begriff, der einmal an einer Wahrnehmung gebildet
wurde, und dem der Bezug zu dieser Wahrnehmung geblieben
ist. In unserem Sinne steht damit die Vorstellung genau
zwischen Gedächtnis und Erinnerung. Das Gedächtnis
betont mehr das gedankliche, die Erinnerung mehr das
sinnliche Element. Beide zusammen sind charakteristisch
dafür, wie sich der Mensch das in der Vergangenheit
Erlebte seelisch wieder vergegenwärtigen kann.
Vorstellung ist also der Überbegriff für diese rein
menschliche Fähigkeit, in der sich Gedächtnis und
Erinnerung zusammenfassen, und die Vorstellung kann, je
nach dem, einmal mehr der einen oder anderen Seite
zuneigen.
Was der Mensch in seiner
Erinnerung bewahrt, sind nicht einzelne
unzusammenhängende Sinneseindrücke, sondern diese sind
zu einem sinnvollen Gesamtbild verwoben. So wie der
Mensch die Außenwelt gegenständlich erlebt, so kann er
sie sich in der Erinnerung wieder vergegenständlichen.
Dem Tier fehlt, wie wir gesehen haben, die Fähigkeit,
die Welt gegenständlich aufzufassen. Weil es sich
mangels des individuellen Ichs nicht als Subjekt den
Objekten gegenüberstellen kann, fließt es in seinem
Bewußtsein beständig mit der Welt zusammen. Wenn es
aber schon die Welt nicht objektiv erleben kann, dann
kann es sich noch weniger an Objekte erinnern. Das Tier hat keine
Erinnerungsfähigkeit.
Wie ist es aber nun um das
bereits zitierte "Elefantengedächtnis"
bestellt? Unbestreitbar reagieren Elefanten auf einen
Menschen, der ihnen vielleicht vor vielen Jahren Böses
angetan hat, äußerst heftig und feindselig. Die
damalige Erfahrung hat ganz offenkundig ihre Spuren
hinterlassen. Ähnliche Erfahrungen kann man auch mit
vielen anderen Tieren machen. Von Gedächtnis oder
Erinnerung kann man dabei dennoch nicht sprechen, denn
kein Tier kann sich, wie wir gesehen haben, über das
Geschehene Gedanken machen, noch als inneres Bild in sich
wieder wachrufen. Etwas ganz anderes ist hier der Fall,
und das kann man sich am Beispiel des bekannten
"Pawlowschen Hundes" vergegenwärtigen: einem
Hund wird wiederholte Male Futter gereicht, wobei
gleichzeitig immer eine Glocke ertönt. Nach einiger Zeit
werden sich bei dem Hund die Verdauungssäfte auch dann
schon regen, wenn bloß die Glocke allein erklingt, ohne
daß Futter da ist. Normalerweise ist die innere
Verdauungsreaktion an den Geruch des Futters gekoppelt;
durch die Dressur
wird sie nun mehr oder weniger dauerhaft auch mit dem
Glockensignal verknüpft. Bewußt wird dem Hund davon
nichts. So wie er normalerweise auf den Geruchsreiz
innerlich reagiert, so reagiert er nun auf den
akustischen Reiz. Die Reaktion erfolgt dabei ganz
unmittelbar, ohne daß sich der Hund die vergangene
Situation innerlich gedanklich oder bildlich
vergegenwärtigt. Beim "Elefantengedächtnis"
ist es nicht viel anders. Der Mensch, der dem Elefanten
Schmerzen zufügt, löst bei diesem eine unmittelbare
heftige Abwehrreaktion aus. Erscheint Jahre später
derselbe Mensch wieder, so wird diese Abwehrreaktion auch
dann ausgelöst, wenn er dem Tier jetzt keine Schmerzen
zufügt. Wieder löst ein bestimmter gegenwärtiger
äußerer Reiz eine bestimmte innere Reaktion aus. Wir
haben es im Grunde nur mit einem bedingten Reflex zu tun.
Das Tier lebt beständig
in der Gegenwart, es kann weder auf die Vergangenheit
zurückblicken, noch auf die Zukunft vorschauen. Der
Mensch kann sich bis zu einem gewissen Grade, auch wenn
das manchmal mühsam ist, das Vergangene wieder
willentlich vergegenwärtigen; das Tier nicht. Und auch
wenn dem Menschen, wie es oft geschieht, spontan, d.h.
unwillkürlich etwas einfällt, dann erlebt er es als
inneres seelisches Abbild des einmal äußerlich
Geschehenen; auch das ist, wie wir klar gelegt haben, dem
Tier nicht möglich. Ebenso wie sich das Tier nicht
räumlich der Welt gegenübergestellt fühlt, so kann es
auch nicht betrachtend dem Zeitenstrom gegenübertreten
und auf das blicken was war, und auf das, was vielleicht
kommen wird. Das Tier erlebt weder den Raum, noch die
Zeit. Eben darum kann es sich nicht als Ich empfinden,
oder besser umgekehrt gesagt: weil das Tier kein
individuelles Ich hat, kann es weder Raum und Zeit
erleben, noch über Gedächtnis und Erinnerung verfügen.
Was die menschliche
Vorstellungskraft betrifft, so wird heute der
Wissenschaftler mehr dem Gedächtnis, der Künstler mehr
der Erinnerungsfähigkeit zuneigen. Das Gedächtnis steht
dem abstrakten Denken schon sehr nahe. Vorstellungen, die
wir uns einmal an Wahrnehmungen gebildet haben, bei denen
aber mit der Zeit der Bildinhalt immer mehr verblaßt
ist, rücken sehr nahe an den abstrakten Allgemeinbegriff
heran. Wenn wir etwa schon viele Tannenbäume in unserem
Leben gesehen haben, so werden wir, wenn wir neuerlich
vor einem solchen stehen, diesen sofort als Tannenbaum
erkennen. Wir rufen uns dann aber in der Regel keineswegs
all die Erfahrungen vors Bewußtsein, die wir bisher
bereits mit Tannenbäumen gemacht haben, sondern wir
sprechen unmittelbar das Erfahrungsurteil aus: "Das ist ein
Tannenbaum." Der abstrakte Begriff, den wir damit
verbinden, ist dabei zunächst kaum mehr als ein bloßer
Name. Die hochmittelalterliche scholastische Schule der Nominalisten gestand dem Menschen überhaupt
nur derartige Erkenntnisse zu, und diese Art abstrakt zu
denken wurde gerade grundlegend für die moderne
Naturwissenschaft, die sich auf die induktive
Erkenntnisbildung
stützt, die darin besteht, daß man bestimmte
Naturvorgänge immer wieder beobachtet hat, von diesen
Beobachtungen den bildhaften Anteil auslöscht und den
abstrakten begrifflichen Zusammenhang als Naturgesetz
festhält. Von der lebendigen bildhaften Erinnerung geht
so der Weg zum schon viel blasseren, aber stärker
gedankendurchsetzten Gedächtnis, hin endlich zum bloßen
Gedanken, zur abstrakten Erkenntnis. Der Übergang wird
deutlich, insofern man dabei oft noch den individuellen
Namen eines Dinges oder Wesens ins Bewußtsein faßt,
etwa wenn man erkennt: "Das ist Herr Franz
Müller" oder "Das ist Kater Schnurli"
usw. Der Weg zum abstrakten Allgemeinbegriff,
Mann, Mensch, Katze etc., ist dann nicht mehr weit. Der
Künstler wird gerade diesen Abstraktionsprozeß zu Recht
fliehen. Er wird viel stärker in die lebendige bildhafte
Erinnerung eintauchen müssen, die er aber immer stärker
willkürlich umzuwandeln beginnt. Je mehr er die künstlerische
Phantasie in sich rege
macht, desto mehr wird er die Erinnerung nur als
vollgesättigtes bildhaftes Rohmaterial betrachten,
dessen gedankliche Ordnung er weitgehend abstreift und
ihm seine eigenen kreativ entworfenen Gesetzmäßigkeiten
aufprägt. Anderseits können Erinnerungsfähigkeit und
Phantasie auch, wie das Goethe beschrieben und geübt
hat, zur exakten sinnlichen Phantasie ausgebildet werden, die ebenso
grundlegend für die goetheanistische Naturwissenschaft ist, wie abstrakter Verstand und
Gedächtnis für die herkömmliche Naturforschung. Damit
ist für Goethe aber auch erst eine gesunde Grundlage
für die künstlerische Phantasie gegeben, denn alle
bloß willkürliche Phantasterei lehnt er entschieden ab;
vielmehr habe der Künstler das Naturschaffen auf
höherer Ebene fortzusetzen. Das ist nur möglich, wenn
sich der Künstler auch mit dem Naturwesen gründlich
vertraut gemacht hat; daß Goethe zugleich Künstler und
Naturforscher war, ist also keineswegs ein Zufall,
sondern entspringt einer inneren Notwendigkeit. Die Natur
bleibt in ihrem Schaffen auf einer bestimmten Stufe
stehen, sie verwirklicht nicht alles, was ideell in ihr
angelegt ist. Der Künstler habe, so Goethe, dieses noch
unverwirklichte ideelle Element immer mehr bildhaft
erscheinen zu lassen. Das Naturschaffen geht so ohne
Bruch in das künstlerische Schaffen über. Im Samenkorn
sind schon all die vegetabilen Gesetze wirksam, die die
ganze Pflanze bilden, aber sie sind darin noch verborgen,
sie kommen noch nicht zur sinnlichen Erscheinung. Daher
empfinden wir das Samenkorn noch als unscheinbar, noch
nicht als schön. Schön empfinden wir erst die Blüte,
in der die in der Pflanze wirksame gestaltende Idee sich
vollkommen offenbart. So wie sich die ganze Natur im
Laufe der Jahrmillionen entwickelt hat, ist das in ihr
von Anfang an gelegene ideelle Element immer mehr in
Erscheinung getreten. Im Menschen vollendet sich dieses
Naturschaffen; in ihm wirken nicht nur die die Natur
bildenden Kräfte, sonder sie kommen auch in seinem
Denken selbst zur Erscheinung. Von nun an ist der Mensch
aufgerufen, diesen Weg der Natur aus eigener Kraft
fortzusetzen. Der Künstler erhöht die sinnliche Welt
dadurch, daß er ihr die noch verborgenen
Gestaltungskräfte derart einverleibt, daß sie sinnlich
sichtbar werden. Dazu ist es nicht notwendig, daß er
diese verborgenen Ideen auch mit seinem Denken klar
erfaßt; sie walten dennoch in seinem künstlerischen
Tun. Die noch unoffenbare Idee im Denken zu erfassen, ist
aber gerade die Aufgabe des Naturforschers. Je mehr wir
künftig lernen werden, diese beiden Seiten in unserem
Wesen zu vereinen, desto mehr werden sich Kunst und
Wissenschaft, die heute noch weitgehend getrennte Wege
gehen, vereinigen und gegenseitig befruchten können. Die
Kunst wird sich dann nicht mehr in haltloser Phantasterei
verlieren, die Wissenschaft wird von der bloßen
Abstraktion zum konkreten Leben voranschreiten. Dann
besteht auch die Chance, daß die Technik nicht mehr nur
isolierte tote Mechanismen in die Welt stellt, sondern
sich organischer mit dem Naturgetriebe verbindet. Die
Technik muß auf höherer Ebene etwas von jener techné,
von jenem Kunsthandwerk zurückgewinnen, das für
die griechische Kultur so charakteristisch war.
Das Gedächtnis geht nach
oben zu in die Gedankenbildung über. Der Gedanke ist aus
dem Zeitfluß herausgehoben, er bezieht sich nicht mehr
auf ein bestimmtes vergangenes Erlebnis, sondern ist
zeitlos gültig, unabhängig vom hier und jetzt. Am
anderen Ende des menschlichen Vorstellungslebens
korrespondiert damit etwas, was ich zunächst das Wiedererkennen nennen möchte. Das ist etwa der
Fall, wenn wir einem Geruchseindruck, den wir vielleicht
schon vor langer Zeit erlebt haben, wieder begegnen.
Angeregt durch diesen gleich oder sehr ähnlich gearteten
Reiz kommt uns dieser, ohne daß wir uns dabei ein
inneres Bild des vergangenen Erlebnisses
vergegenwärtigen, bekannt vor. Es handelt sich dabei
zunächst nur um ein unbestimmtes Gefühl; was wir jetzt riechen, kommt uns
bekannt vor, ohne daß wir es aber näher bestimmen
können. Eine begrifflich klare Identifikation dessen,
was wir wahrnehmen, liegt also nicht vor. Meist ist daran
aber eine mehr oder weniger starke Emotion geknüpft;
gerade für Gerüche, teilweise aber auch für
Geschmacksempfindungen ist diese Art des Wiederempfindens
typisch. Das hängt damit zusammen, daß sich Geschmacks-
oder Geruchswahrnehmungen schon dann, wenn wir sie
unmittelbar wahrnehmen, nur schwer begrifflich erfassen
lassen; das gefühlsmäßige Erleben überwiegt. Wir
nähern uns damit aber genau jener Situation, wie wir sie
für das "Elefantengedächtnis" der Tiere
beschrieben haben; wir stehen gleichsam vor dem Tor, das
von der menschlichen Vorstellungswelt zum tierischen
Erleben hinabführt. Dennoch bestehen immer noch zwei
wesentliche Unterschiede. Erstens bildet sich im
Bewußtsein die wage Frage: "Habe ich diesen Geruch
nicht schon irgendwann irgendwo erlebt?"; das Tier
erlebt einen derartigen begrifflichen Reflex nicht.
Zweitens knüpfen sich beim Tier bloß Lust- oder
Unlustempfindungen an dieses Erlebnis, während der
Mensch es mit Gefühlen begleitet. Gefühle unterscheiden
sich von bloßen Emotionen aber dadurch, daß bei ihnen
das Ich immer leise im Hintergrund schwebt. Allerdings
läuft der Mensch bei derartigen Erfahrungen nur allzu
leicht Gefahr, sein Ich-Bewußtsein zu verlieren, und
dann sinkt er tatsächlich bis auf das tierische Niveau
herab. Geisteswissenschaftlich gesprochen geht das
Erleben von der Empfindungsseele auf den Empfindungs- oder Astralleib
über. Das äußere Erleben wird dann auch nicht mehr
klar von der daran sich knüpfenden Lust- oder
Unlustempfindung getrennt, die sehr leicht in eine
unbewußte unmittelbare Reaktion hinüber schießt.
Anstatt daß der Mensch seinen Willen entwickelt, wird er
von seinen Trieben erfaßt. Tatsächlich ist bekannt,
daß Menschen, wenn sie nicht ein starkes Ich-Bewußtsein
entwickelt haben, sehr leicht durch entsprechende Düfte
manipuliert werden können; der Mensch wird dann
gleichsam ähnlich dem Tier dressiert. Ähnliches ist,
wenngleich in geringerem Ausmaß, auch für andere
Sinnesqualitäten möglich ein Umstand, den sich
die Werbung nutzbar macht. Nicht das wache
Urteil des Menschen will man dabei ansprechen, sondern
eine unterschwellige Lustempfindung erregen, die zur
gedankenlosen Kaufentscheidung führt. Dem astralischen
Erleben fehlt das Ich als beobachtendes und bestimmendes
Zentrum, das alle Erlebnisse auf sich bezieht und nach
ihrem inneren Wert bemißt. Innenwelt und Außenwelt
werden als ineinander verschwimmend erlebt, das
Wahrgenommene fordert beinahe "instinktiv" ein
bestimmtes Tun. Nur waltet in diesen künstlich
andressierten "Instinkten" nicht mehr die
kosmische Weisheit, sondern der Machtwille anderer
Menschen. Die Propagandamaschinerie des Dritten Reiches
hat dafür ein erschreckendes Beispiel geliefert, das
seitdem vielfach nachgeahmt wird. Und wenn auch vieles
davon nicht gleich zu äußeren Greueltaten führt, so
ist der seelische Schaden, den die Menschheit dadurch
davon trägt, beträchtlich. Was etwa als öffentliche
Meinung durch die Medien geistert, ist nicht weit davon
entfernt. Durch die Fülle gezielt ausgewählter
Informationen wird der Mensch nicht etwa urteilsfähiger,
sondern vielmehr in seinem Bewußtsein eingelullt. Je
mehr die Sensationspresse die Emotionen aufzuwühlen
vermag, desto sicherer ist ihr Verkaufserfolg. Nichts
ergreift die Massen wirksamer, als aus unbestimmbarer
Quelle ausgestreute Gerüchte.
Und "Gerüchte" und "Gerüche" haben
nicht zufällig die gleiche sprachliche Wurzel! Die
Sprachweisheit führt uns hier nicht nur auf einen
seelischen, sondern sogar auf einen unmittelbaren
körperlichen Zusammenhang. Werkzeug des abstrakten
Denkens, das auch bei der Gedächtnisbildung eine Rolle
spielt, ist das logische Vorderhirn, das aber nichts anderes ist als das metamorphosierte
Riechhirn, das im
Tierreich besonders deutlich ausgeprägt ist und sein
Sozialverhalten wesentlich mitbestimmt. Was eine
Tiergruppe zusammenhält, das ist auf physischer Ebene
vorallem der typische arteigene Geruch. Das
Paarungsverhalten und die sich daran anknüpfenden
Revierkämpfe sind damit eng verbunden. Und so wie die
Gerüche die Tiergruppe ergreifen, so die Gerüchte, die
gleichsam ihre seelische Metamorphose darstellen, die
Menschenmassen. Der Mensch wird entindividualisiert, wenn
er gläubig den Gerüchten folgt. Und das tun die
Menschen viel mehr als ihnen vielleicht bewußt ist; man
denke nur daran wie stark beispielsweise die Börsenkurse
durch diffus ausgestreute Gerüchte beeinflußt werden,
und welche soziale Folgen das haben kann und
ähnliche Beispiel lassen sich zuhauf finden!
Von Gedächtnis und
Erinnerung unterscheidet sich das Wiedererkennen dadurch, daß es grundsätzlich
der sinnlichen
Anregung von außen
bedarf.
Gedächtnis und Erinnerung
bedürfen dieser äußeren Anregung nicht, sondern
können mehr oder weniger bewußt willentlich
heraufgerufen werden. Allerdings kann selbstverständlich
dadurch, daß wir etwas wiedererkennen, eine reiche
Erinnerung oder unser Gedächtnis heraufgerufen werden.
Im alltäglichen Leben durchdringen sich diese drei hier
angesprochenen Prozesse, durch die sich der Mensch
Vergangenes wach rufen kann, beständig. Nur, weil eine
klare Begriffsbildung nötig ist, müssen sie hier
zunächst auseinander gehalten werden! Ein typisches
Beispiel für ein Wiedererkennen, das im Vergleich dazu,
wenn man etwa Gerüche ahnend wiedererkennt, bereits in
ein viel helleres Bewußtseinslicht gerückt ist, ist
folgendes: man durchwandert eine Gegend, die man schon
vor längerer Zeit einmal bereist hat, kann sich aber
momentan nicht mehr recht orientieren. Der Weg gabelt
sich etwa, und man ist unsicher, welchen man wählen
soll. Da fällt der Blick auf einen ganz
charakteristischen Felsen, den man wiedererkennt, und der
einem nun die richtige Richtung weist. Willentlich aus
der Erinnerungskraft heraus konnte man sich kein Bild des
richtigen Weges machen, man bedurfte erst der äußeren
sinnlichen Anregung. Man kann das Wiedererkennen daher
auch als Raumgedächtnis bezeichnen, weil es durch die im äußeren
Raum gegeben Sinnesqualitäten bestimmt wird und so vom
rein innerlich herauf gerufenen Zeitgedächtnis unterscheiden, das rein seelisch
auf vergangene Erlebnisse zurückblickt. Das
Zeitgedächtnis, gleichbedeutend mit dem, was wir hier
überhaupt "Gedächtnis" genannt haben, ist
vorwiegend begrifflich, das Raumgedächtnis hingegen
hauptsächlich sinnlich orientiert. Die
Erinnerungsfähigkeit steht genau dazwischen, indem sie
ein seelisches Abbild des sinnlich Erlebten wachruft. Auf
dem Weg vom Raumgedächtnis zum Zeitgedächtnis
verinnerlicht sich die Gedächtnisfähigkeit des Menschen
zunehmend und löst sich immer stärker von der
sinnlichen Umwelt ab. Man darf daher vermuten, daß das
Raumgedächtnis das in der Menschheitsentwicklung
älteste ist, und das Zeitgedächtnis erst nach und nach
hinzu gewonnen wurde.
Das Raumgedächtnis, also das, was wir zunächst als
"Wiedererkennen" charakterisiert haben, steht
bestimmten tierischen Fähigkeiten recht nahe. Man denke
nur etwa daran, wie Zugvögel nach tausende Kilometer
langem Flug ihr vorjähriges Quartier absolut sicher
wiederfinden, oder wie etwa Hunde oder Katzen ihr Heim
aufspüren, auch wenn sie weit entfernt davon ausgesetzt
wurden. Tiere sind darin dem Menschen oft vielfach
überlegen. Dennoch darf man auch dabei nicht von einem
Gedächtnis im eigentlichen Sinn sprechen. Das Tier
erkennt sein Heim nicht derart wieder, daß es
sein momentanes Erlebnis begrifflich auf ein vergangenes
bezieht. Es lebt nur im Augenblick, und sein
überschwengliches Lustgefühl, das sich an die
vertrauten Sinneseindrücke knüpft, zeigt ihm, daß es
hier richtig ist. Die Situation entspricht ganz der, die
wir bezüglich der Dressur besprochen haben, das Tier ist
gleichsam auf sein Heim dressiert. Wie erinnerlich,
verfügen Tiere über keine wirkliche gegenständliche
Wahrnehmung, sie erleben vielmehr mehr oder weniger
freischwebende Sinnesqualitäten, die untrennbar mit
bestimmten Lust- und Unlustempfindungen verwoben sind.
Das Tier gliedert nicht
wie der Mensch die Welt in sein Innenleben und äußere
Gegenstände. Folglich kann es auch unmöglich äußere
Gegenstände wiedererkennen, der Mensch hingegen schon.
Wenn wir einen Geruch
wiedererkennen, stehen wir dem tierischen Erleben schon
sehr nahe. Gerüche werden uns nicht recht
gegenständlich, aber wir beziehen sie immerhin noch klar
auf die Außenwelt und unterscheiden davon deutlich die
innere seelische Reaktion, die sich daran knüpft und von
uns etwa als wohltuend oder ekelerregend empfunden wird.
Der Mensch vermag das Sinnesfeld derart zu gliedern und
gegenständlich zu erfassen, weil sich in ihm der Gedanke
genügend entzündet. Das Tier hingegen verfügt nur
über ganz wenige abstrakte Gedanken, die die für seine
Art wesentlichen Sinnesqualitäten miteinander
verknüpfen (man erinnere sich an das abstrakte
"Weltbild" der Zecke, das auf der Verbindung
von Schweißgeruch und Körperwärme beruht).
An der Schwelle, wo
Bewußtes in Unbewußtes übergeht, stehen wir, wenn wir Gewohnheiten oder motorische Geschicklichkeiten ausbilden. Allen voran steht die
Fähigkeit des Menschen, aufrecht zu gehen. Im Gegensatz
zum Tier muß der Mensch lernen, sich geschickt in der
Welt zu bewegen. Tiere können, wie wir gesehen haben,
schon kurz nach der Geburt laufen. Allerdings ist hier
kein ganz radikaler Bruch zwischen Tier und Mensch; auch
viele Tiere müssen erst durch Übung und Nachahmung
erlernen, zielsicher ihre Beute zu fassen, und auch
Vögel beherrschen das Fliegen nicht gleich vollkommen. Spielerische Übung
und Nachahmung sind
hier wie dort entscheidend. Auch das Phänomen der Prägung, durch das Tiere sich an ihr
Muttertier binden und ihm folgen, wirkt noch im
Menschenreich nach. Während aber bei den Tieren diese
motorische Lernphase zeitlich sehr eng eingegrenzt und
auf ganz spezifische Tätigkeiten beschränkt ist, bleibt
sie beim Menschen viel länger, nämlich im Grunde ein
Leben lang, erhalten. Zwar wird es in späteren
Lebensjahren immer schwieriger, sich derartige
Geschicklichkeiten anzueignen, aber mit der nötigen
Willenskraft sind hier keine unüberwindlichen Grenzen
gegeben, insofern nicht überhaupt der
Bewegungsorganismus nicht mehr geschmeidig genug ist,
bestimmte Bewegungen auszuführen aber dann ist
nicht die Lernfähigkeit selbst, sondern nur die
Bewegungsfähigkeit eingeschränkt. Der limitierende
Faktor ist dann der physische Körper selbst, der mit
zunehmendem Alter notwendig immer weniger bildsam wird.
Wenn wir ganz exakt sprechen wollen, dann kann der Mensch
während seines ganzen Lebens Gewohnheiten und
Geschicklichkeiten ausbilden, die er seinem Äther- oder
Bildekräfteleib einprägt. Ist es aber nötig, daß auch
der physische Leib modifiziert wird, damit sich eine
spezielle Fähigkeit ausleben kann, dann kann sie nur in
den Kindheits- oder frühen Jugendjahren perfekt
angeeignet werden. Ein gutes Beispiel dafür ist die
Sprache. Das kleine Kind eignet sich mühelos durch
Nachahmung und spielerische Übung seine Muttersprache
an; und auch, wenn ein Kind zweisprachig aufwächst,
macht das wenig Probleme. Die Sprachgewohnheit als solche
sitzt im Ätherleib, aber sie wirkt bis in den physischen
Leib fort und formt die Sprachorgane und die
Sprachzentren des Gehirns entsprechend; das ist in einem
späteren Lebensalter nicht mehr möglich und daher kann
man als Erwachsener eine fremde Sprache kaum mehr so
sicher und selbstverständlich erwerben wie seine
Muttersprache. Sie wird als leiser Akzent auch dann noch
durchschimmern, wenn man später viele Jahre in der
anderen Sprachumgebung lebt.
Gewohnheiten sind viel
fester mit unserem ganzen Wesen verbunden als Gedächtnis
und Erinnerung. Eingeübte Fähigkeiten wie Gehen,
Sprechen, aber auch das Schreiben, können kaum mehr
verlernt werden; auch bei weitgehendem Gedächtnisverlust
bleiben sie erhalten und schlechte Gewohnheiten
kann man sich erfahrungsgemäß nur sehr schwer wieder
abgewöhnen. Und so wie manche notwendige Fähigkeiten
wie etwa die Sprache formend bis in den physischen Leib
hinein wirken können, so wirken schlechte Gewohnheiten
oftmals schädigend bis auf den physischen Körper
zurück.
Typisch für Gewohnheiten
und erworbene motorische Fähigkeiten ist, daß wir sie
erstens sehr geschickt und selbstverständlich
ausführen, und daß dazu zweitens unser Bewußtsein
nicht nötig, sondern sogar störend ist. Wenn wir etwa
Radfahren lernen, so ist das zuerst sehr mühsam und
belastet unsere volle bewußte Konzentrationskraft;
wirklich geschickt fahren wir erst dann, wenn wir es
nicht mehr bewußt ausführen müssen. Bewußt achten wir
selbstverständlich auf den Weg, jedenfalls sollten wir
es tun, wenn wir nicht versehentlich in den Graben fahren
wollen; aber wie wir in die Pedale treten, wie wir das
Gleichgewicht halten usw., all das geht wie von selbst.
Das ist aber charakteristisch für den in uns tätigen
Ätherleib, denn dieser hat nur ein pflanzenhaftes, d.h.
schlafendes Bewußtsein. Und noch weniger bewußt wird
uns all das, was bis in den physischen Leib eingegraben
wurde, es ist für unser Bewußtsein vollständig
erstorben. Nicht vergessen sollen in diesem Zusammenhang
die Denkgewohnheiten werden, die entstehen, wenn
bestimmte abstrakte Gedankenformen zur Routine werden und
beginnen, sich in die Gehirnstruktur einzugraben. Sie
bilden dann immer mehr eine unbewußte, nicht mehr weiter
hinterfragte Schlacke in unserem Denken. Nur allzu leicht
meint man dann, gar nicht mehr anders als auf dieser
Grundlage denken zu können. Was ein eindimensionaler
subjektiver, wenn auch einseitig berechtigter Standpunkt
ist, wird zur objektiven Denknotwendigkeit
verallgemeinert, die keine Konkurrenz neben sich duldet.
Gedächtnis und
Bewußtsein
Im Selbstbewußtsein,
über das von allen Erdenwesen nur der Mensch verfügt,
lebt das Ich auf; das bloße Bewußtsein, das noch nicht
klar zwischen Subjekt und Objekt unterscheidet, entfaltet
sich im Astralleib, den auch die Tiere haben. Das
Pflanzenbewußtsein schläft beständig, sie lebt sich im
ungehemmten Wachstum sich beständig metamorphosierender
Formen aus. Noch weiter dem Bewußtsein entrückt ist die
erstarrte physische Form. Physischer Träger des Ich ist
das lebendig bewegte Blut und die sich darin
ausgestaltende Blutswärme. Das sinnliche, astrale
Bewußtsein hängt eng mit dem Nervensystem, aber auch
mit dem Atemrhythmus zusammen, während sich die
ätherischen Bildekräfte im flüssigen Element ausleben,
das den größten Teil unseres Körpers ausmacht. Die
feste physische Form ist aber vorallem an das
Knochensystem gebunden, spiegelt sich aber auch in den
mehr oder weniger fest gefügten Nervenverbindungen
wider. Wir haben ja bereits gesehen, daß das
Nervensystem im Grunde beständig auf dem Wege ist zu
verknöchern und daß es nur durch die heilenden Kräfte
des Blutes daran gehindert wird.
Wahrnehmungen und abstrakte
Gedanken
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Ich
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Selbstbewußtsein
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Denken
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Gedächtnis
Erinnerung
Wiedererkennen
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PHANTASIE
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Astralleib
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träumendes Bewußtsein
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Fühlen
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Dressur, insofern dabei
Lust und Unlust erfahren wird
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TEMPERAMENT
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Ätherleib
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schlafendes Bewußtsein
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Gewohnheiten und motorische
Fähigkeiten
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Wollen
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z.B. Gehen, Sprechen,
Denkgewohnheiten
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phys. Leib
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Tiefschlafbewußtsein
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Hinter dem Gedächtnis
steht als umformende Kraft das Denken. Niemals kann es
sich darum handeln, einen irgendwo aufbewahrten Gedanken
fertig in das Selbstbewußtsein heraufzuheben. Stets muß
das früher einmal Gedachte neu rekonstruiert werden, was
selten ganz getreu, sondern meist nur sinngemäß
gelingt. Wir haben ja bereits gesehen, daß das
Gedächtnis diesbezüglich überhaupt nicht mit dem
elektronischen Speicher verglichen werden kann. Die
Gedächtnisbildung, wenn sie in diesem Sinne aufgefaßt
wird, erfordert, daß das, wessen später wieder gedacht
werden soll, mit wachem Verständnis aufgenommen werden
muß. Zu keiner gesunden Gedächtnisbildung kann es
führen, wenn bloß verbal formulierte Gedanken auswendig
gelernt werden. Der eigentliche erzieherische Wert, den
das Gedächtnis für den Menschen hat, geht dann
verloren. In dem man zunächst fremde Gedanken seinem
Gedächtnis einverleibt, eignet man sie sich dadurch an,
daß man sie später aktiv wieder aufbauen muß. Das
fällt weg, wo man bloß den Wortlaut, in den sich der
Gedanke kleidet, auswendig lernt. Man überantwortet dann
der bloßen Erinnerung, was eigentlich das eigene Denken
schulen sollte. Die bildhafte Erinnerung hat schon einen
viel stärker träumenden Charakter als das Gedächtnis.
In ihr tritt das Denken bereits deutlich zurück,
während das Gefühl die Oberhand gewinnt. Das Gefühl
ist gleichsam die bildlose Seite dessen, was sich
bildhaft enthüllt, wenn wir uns erinnern. Das rückt
gerade die Erinnerung, wie wir sie während des wachen
Tagesbewußtseins erleben, nahe heran an den ebenfalls
bildhaften Traum. Tatsächlich besteht das Rohmaterial,
aus dem unsere Traumbilder gewoben werden, aus lauter
sinnlichen Erinnerungen, die aber nun völlig neu
kombiniert werden und oft verwirrend ineinander fließen.
Eine starke umgestaltende Kraft macht sich hier geltend,
die auch tagsüber beständig droht, unsere
Erinnerungsbilder zu verfälschen. Es ist die Phantasie,
die derart umbildend wirkt und es uns schwer macht, ein
getreues Erinnerungsvermögen auszubilden. Je mehr man
sich in exakter sinnlicher Phantasie übt, wie das Goethe getan hat,
und sich nicht bloßen Phantastereien ergibt, desto
klarer werden wir auf unsere unverfälschten Erinnerungen
zurück blicken können.
Hinter den Gewohnheiten
steht der Wille als treibende Kraft, und im Willen, wie
wir gesehen haben, schlafen wir beständig. Gewohnheiten
werden uns daher kaum bewußt, nur manchmal werfen sie
leise Schatten in das träumende Bewußtsein. Nicht alle
Gewohnheiten, die unser Leben mitbestimmen, sind
individuell erworben worden, wie etwa das Schreiben und
das Lesen. Die grundlegenden Temperamente, die die
einzelne menschliche Persönlichkeit charakterisieren,
bringt sich der Mensch schon aus der vorgeburtlichen Zeit
mit. Temperamente sind letztlich auch lebenslange
Gewohnheiten, die sich allerdings während des ganzen
Lebenslaufes vielfach modifizieren. Das kleine Kind ist,
auch wenn es sich beispielsweise ein melancholisches
Temperament mitgebracht hat, infolge seiner sprießenden
Wachstumskräfte immer auch sanguinisch. Das wandelt sich
später zum Cholerischen, in dem sich die Tatkraft des
noch jungen Menschen auslebt, der die Welt umgestalten
möchte. In reiferen Jahren, geprägt von vielen, nicht
immer rosigen Erfahrungen, beginnt sich ein gewisser
melancholischer Zug breit zu machen. Die weise
Gelassenheit des Alters, sofern sie der Mensch
entwickelt, spiegelt sich endlich im phlegmatischen
Temperament wider. Wie und wann sich das Temperament
derart wandelt, hängt natürlich vielfältig vom
Schicksalslauf des betreffenden Menschen ab. Und immer
wird das eigene, mitgebrachte Temperament dahinter
hervorlugen. Dazu kommt noch eine gewisse
Temperamentsanlage, die der Familie entspricht, der man
entstammt, und auch das Volkstemperament ist nicht ohne
Einfluß. Man sollte aber bei all dem nicht zu sehr von
Vererbung reden. Zwar ist die körperliche Konstitution
mit entscheidend für das Temperament, aber viel mehr
wird durch instinktive Nachahmung erworben, wie es für
das Wesen der Gewohnheiten eben überhaupt typisch ist.
Umgekehrt können Gewohnheiten formend bis in den
physischen Leib zurückwirken und sich dort abbilden. Das
beste Beispiel dafür sind die individuellen
Gesichtszüge, die der Mensch im Laufe seines Lebens
entwickelt. Wenn Kinder ihren Eltern "wie aus dem
Gesicht geschnitten" sind, so rechnet man auch das
gerne der Vererbung zu. Das ist aber nur in geringem
Maße der Fall, vielmehr formt sich die Physiognomie
vorwiegend dadurch, daß das Kind in seinen lebendigen
Gestaltungskräften typische Merkmale seiner Eltern
nachahmt. Was die Bildekräfte betrifft, ist das Kind
auch nach der Geburt sehr eng mit seinen Eltern,
überhaupt mit seiner ganzen Umgebung verbunden.
Pflegekinder können derart ihren Pflegeeltern, mit denen
sie leiblich gar nicht verwandt sind, oft verblüffend
ähnlich sehen. Aus der genetischen Anlage läßt sich
die menschliche Formgestalt eben überhaupt nicht
verstehen, sie liefert nur die materiellen Bausteine, die
von den gestaltenden Bildekräften ergriffen werden. All
diese Vorgänge werden aber nur von einem pflanzenhaft
schlafenden Bewußtsein begleitet, d.h. sie sind für uns
praktisch unbewußt. Mit zunehmendem Alter, wenn der
physische Leib immer steifer wird, desto weniger prägen
sich die Gewohnheiten bis in den physischen Leib ein. Am
bildsamsten ist dieser in den ersten Lebensjahren; alles,
was das kleine Kind in seiner Umgebung mit noch ganz
träumerischem Bewußtsein wahrnimmt, ahmt es nach, und
vieles davon wirkt fördernd oder hemmend für das ganze
weitere Leben bis in den Körper hinein. Je weniger sich
davon ins Bewußtsein spiegelt, desto größer ist die
Wirkung auf den Leib. Namentlich in den ersten drei
Kindheitsjahren, wo das Selbstbewußtsein noch nicht
erwacht ist, wird der kindliche Leib beträchtlich von
dem geprägt, was es seiner Umwelt nachahmend entnimmt.
Und alles das, was so fest dem Leib eingeschrieben wird,
kann später nicht erinnert, d.h. ins Bewußtsein herauf
gehoben werden. Das Gedächtnis beginnt erst zu erwachen,
wenn ein Teil der Bildekräfte frei bleibt und nicht mehr
in der bloßen Körpergestaltung aufgeht.
Wie sich die eigentliche
individuelle Gestalt des Menschen ausprägt, kann aber
nicht durch Nachahmung erklärt werden. Jeder Mensch
bringt sich ganz individuelle Formkräfte mit, in denen
sich seine unmittelbare Individualität ausdrückt. Die
Spuren davon finden wir etwa in der ganz individuellen
und charakteristischen Überformung des Schädels, in den
ebenso spezifischen Fingerabdrücken, aber auch etwa in
den Handlinien. Letztere sind sehr interessant. Beim
kleinen Kind sind die Handlinien der linken und der
rechten Hand noch weitgehend identisch, je älter aber
der Mensch wird, desto deutlicher beginnen sie sich
voneinander zu unterscheiden. Während zumindest
gilt das für den Rechtshänder die Linien der
Linken sich während des ganzen Lebens kaum ändern,
werden die der rechten Hand immer stärker umgestaltet,
und zwar durch die Bewegungsgewohnheiten, in denen sich
der zwischen Schicksal und Charakter entfaltende
Lebenskampf abbildet. Die Linienbilder der Rechten
spiegeln also unsere Taten in diesem Leben wieder, die
Linien der Linken weisen auf eine Vergangenheit, die noch
vor diesem Erdenleben liegt. Und ähnlich ist es um unser
Temperament bestellt; einen Teil davon bringen wir uns
schon mit, einen anderen erwerben wir während unseres
Lebens.
Das abstrakte Gedächtnis
steht also unserem wachen Gedankenleben am
allernächsten, welches sich auf das Nerven-Sinnes-System
stützt. Die vollgesättigte Erinnerung wird mehr
träumend gefühlsmäßig erlebt. Sie stützt sich auf
das rhythmische System. In den Gewohnheiten endlich
schlafen wir vollständig; ihnen müssen wir das
Stoffwechselsystem als leiblichen Träger zuordnen:
Gedächtnis
Erinnerung
Gewohnheit |
Nerven-Sinnes-System
Rhythmisches System
Stoffwechsel-System |
wachend
träumend
schlafend |
Diese Systematik wird uns
später dienlich sein, zu verstehen, wie das zu
Erinnernde in uns weiterlebt, um später wieder ins
Bewußtsein gerufen werden zu können.
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