Die Völker
Völkerbildung die
Differenzierung des Ätherleibes
Bei der Rassebildung wurde
der physische Leib durch die in den verschiedenen
Erdgebieten unterschiedlich wirkenden Natur-Ätherkräfte
in charakteristischer Weise modifiziert und dadurch
allmählich zu einem geeigneten Werkzeug des Denkens
gebildet. Das Denken selbst wird dadurch bewußt, daß
der sich immer mehr verfestigende physische Leib immer
stärker überschüssige Ätherkräfte in das Seelenleben
zu spiegeln beginnt. Um den physischen Leib
dementsprechend zu durchformen, ist die Kraft der Geister
der Form notwendig, die aber durch die Rassegeister
variiert wird.
Bei der Völkerbildung
wird nun der Ätherleib des Menschen durch die astralen
Kräfte der Volksgeister differenziert. Die Volksgeister
als solche, die der Hierarchie der Erzengel angehören,
sind als solche nicht mehr befähigt, auf den physischen
Leib selbst einzuwirken; vielmehr wirken die sich
differenzierenden Ätherkräfte auf den menschlichen
Astralleib zurück und schaffen dadurch die Grundlage
für das individuelle Seelenleben.
Vereint mit den
regelmäßig fortgeschrittenen Volksgeistern wirken auch
abnorme Volksgeister, die eigentlich zurückgebliebene
Geister der Form sind. Sie sind mächtig genug, den
physischen Leib noch teilweise zu durchformen, namentlich
die Sprachorgane. Dadurch zerbrach allmählich die
einheitliche Ursprache der Menschheit in die einzelnen
Volkssprachen. Die mit der Sprache verbundenen
Bildekräfte, und auch jene, die mit der gemeinsamen
Volkstradition gepflegt werden, wurden zu mächtigen
Erziehern des menschlichen Seelenlebens.
So wie der einmal
erworbene Rassecharakter später durch Vererbung
weitergegeben wurde, so der Volkscharakter durch Erziehung. Die physische Entwicklung des
Menschengeschlechts wird dadurch sukzessiv von der kulturellen
Entwicklung abgelöst,
die in der nachatlantischen Zeit immer mehr in den
Vordergrund tritt.
Dieselben Planetenkräfte,
die rassebildend wirken, gestalten auch die äußere
Natur; die Pflanzenformen sind von ihnen ebenso
abhängig, wie die einzelnen tierischen und menschlichen
Organe. Hinter den Planetenkräften steht aber eine
nahezu unüberschaubare Fülle verschiedenster geistiger
Wesenheiten, die den unterschiedlichsten Hierarchien
angehören.
Auf höherer, seelischer
Ebene wirken dieselben Kräfte auch in der
nachatlantischen Kulturentwicklung: ausgehend von der
jugendfrischen urindischen Kultur entstehen durch den
Gang nach Westen immer reifere Zivilisationen, bis die
Kultur schließlich im Westen erstirbt.
"In gewisser Weise
kann man sehen, daß die Entwicklung der Kulturen
durchaus den Charakter annimmt, der im Sinne einer
Fortsetzung der Rassenlinie liegt." (TB 613/S
79)
"...da sehen Sie,
daß, je weiter wir nach Westen kommen, die Kultur immer
unproduktiver wird. Sie nähert sich also als Kultur dem
Absterben. Je weiter nach Westen, desto mehr werden nur
die äußeren Teile der Kultur blühen, die, welche nicht
Auffrischung durch Jugendkraft erleben, sondern sich in
gewisser Weise in das Greisenhafte hinein ausleben. Daher
wird der Mensch im Westen für die Menschheit noch
Großes und Gewaltiges leisten können in bezug auf
physikalische, chemische und astronomische Entdeckungen,
für alles, was unabhängig ist von der auffrischenden
Jugendkraft." (ebenda S 81)
Die Völkerentwicklung
hängt also ebenfalls eng mit den geographischen
Verhältnissen zusammen, insbesondere mit den
Landschaftsformen, in denen wiederum die Geister der Form
bildend wirken. Von den weiten einförmigen Steppen
Asiens verengen sich die Kulturschauplätze nach Westen
zu immer mehr. Europa ist der kleinste Kontinent
überhaupt, ist aber anderseits von den
unterschiedlichsten Landschaftsformen geprägt.
Hochgebirge, Ebenen, Sumpf-, Moor- und Heidelandschaften
sind hier ebenso zu finden wie ausgedehnte
Küstenstriche, Flußlandschaften und weite Wälder.
Besonders in Mitteleuropa sind die verschiedenstartigen
Landschaften auf engstem Raum miteinander verschwistert.
Das Licht der Kultur kommt aus dem Osten und erstirbt auf
den westlichen Halbinseln und Inseln. Seelenbildung und
Landschaftsformen hängen eng miteinander zusammen.
Es sind vorallem die
Wesenheiten der ersten und zweiten Hierarchie, die die
Erdoberfläche gestalten. Die erste Hierarchie mit ihren
mächtigen Gestaltungskräften wirkt dabei vorallem aus
dem Erdinneren und ergreift die mehr stofflichen Elemente
Wasser, Luft und Feuer. Von den Griechen wurden sie als
die unteren, chtonischen Götter angesehen. Die
Wesenheiten der zweiten Hierarchie, die oberen Götter,
beleben und gestalten die ätherischen Kräfte:
Die Gestaltung der
Landschaft durch die geistigen Hierarchien
Die dritte Hierarchie, die
dem Menschen am nächsten steht, wirkt nicht mehr
unmittelbar naturgestaltend, sondern bildet die
menschliche Seele von innen her. Sie unterstützen
dadurch die Wesenheiten der ersten und zweiten
Hierarchie, die die Menschenseele von außen her bilden.
Das heutige
dreigliedrige Erdenantlitz, ohne das sich die nachatlantische Seelen-
und Völkerentwicklung nicht hätte entfalten können,
entstand erst gegen Ende der atlantischen Zeit im Zuge
der alpidischen
Faltung. Dabei kam es
auch erst zur endgültigen Scheidung von Hochgebirge und
Tiefsee, ohne die der moderne Kulturmensch nicht möglich
geworden wäre.
Die Entstehung der Völker
ist also eng an bestimmte typische Landschaftsformen
gebunden, die die Sprache
und das Volkstemperament prägen. Beide wurzeln in den selben
ätherischen Bildekräften, die auch die Umwelt
gestalten, in der das Volk heranwächst. Einmal
entstanden, bleiben die Völker aber nicht von der
Landschaft abhängig; ihre seelische Reife erlangen sie
oft erst im Zuge einer größeren oder kleineren
Völkerwanderung. Markante Beispiele sind die Germanen,
das jüdische Volk, aber etwa auch die alten Griechen,
die alle erst nach einer entsprechenden Wanderung zu
ihrer historischen Aufgabe herangewachsen waren. Anders
als der Rassecharakter wird das Volkstum nicht durch
Vererbung bewahrt, sondern vielmehr durch die gemeinsame
Sprache und Tradition, also durch eine Art kulturelle
Vererbung, die durch Nachahmung weitergegeben wird. Man kann darin
unschwer wiederum jene ätherischen Kindheitskräfte
erkennen, die die ersten 7 Lebensjahre des Menschen
bestimmen.
Ganz stark wird jedes Volk
durch die von ihm gemeinsam durchlebte Geschichte zusammengehalten. Vermag man
Geschichte als mehr anzusehen als eine chronologische
Folge urkundlich beeideter Ereignisse, so kann sie einem
zu einem getreuen Spiegel der in dem Volk waltenden
ätherischen Bildekräfte werden. Wie eine Pflanze nicht
zufällig nacheinander Blätter, Stengel, Blüte und
Früchte zeugt, so ist auch die Geschichte der Völker
von inneren Entwicklungsnotwendigkeiten bestimmt. Und
ebenso wie die Pflanze nicht für sich allein existieren
könnte, sondern für ihr Leben die ganze Erde und ihre
kosmische Umgebung braucht, so kann auch die Geschichte
eines Volkes niemals isoliert verstanden werden, sonder
nur, indem man sie mit der historischen Entfaltung aller
anderen Völker zusammenschaut. In der Geschichte bildet
sich die zeitliche Entwicklungsgesetzmäßigkeit, d.h.
der Ätherleib des Volkes ab. Wie der individuelle
Ätherleib des Menschen, so ist auch der Volks-Ätherleib
ein Zeitleib. Wir treten also mit der
Völkerentwicklung zugleich in das historische
Zeitalter ein.
Äußere Kennzeichen dafür sind etwa die
"babylonische Sprachverwirrung", durch die die
Urmenschheit zerfiel, sowie die Entstehung der Schrift.
Man würde völlig fehlgehen, wollte man glauben, daß
beides, Volkssprache und Schrift, über die Zeit der
Völkerbildung hinaus noch bedeutsam bleiben werden.
Schon in der kommenden Epoche des Geistselbsts wird sich
vieles, das unser kulturelles Selbstverständnis
bestimmt, aufgelöst oder zumindest vollkommen verwandelt
haben. Kultur, das ist für uns auch das in den
Bibliotheken aufgespeicherte Wissen, die Welt des
"objektiven Wissens", wie sie Karl Popper auch
nennt, die uns, heute unterstützt durch die
elektronischen Medien, immer mehr zur Informationsgesellschaft werden läßt all dies wird
in nicht allzu ferner Zukunft völlig unbedeutend sein.
Die Menschheit wird dann über unseren gegenwärtigen
Kulturbegriff hinausgeschritten sein, hin zur
unmittelbaren geistigen Wahrnehmung. Nichtsdestoweniger,
die menschheitsgeschichtliche Epoche der
Völkerentwicklung ist notwendig zugleich die "Zeit
des Buches". Die in den Schriften niedergelegte
Literatur gibt dem Volksgeist so etwas wie einen
äußeren Leib, in den sich das Volksempfinden gießen
und selbst erfahren kann, so wie die Seele des Menschen
erst in dem belebten Leib zum Selbstbewußtsein
heranwächst.
Diese seelische
Entwicklung der Völker begann etwa im dritten
Jahrtausend vor Christus, als das Kali Yuga angebrochen
war, und konzentriert sich auffallend um den Mittelmeerraum. Das Mittelmeer selbst ist
geradezu ein sinnliches Bild für die sich immer mehr
verinnerlichende menschliche Seele, die im Laufe der
Völkerbildung immer intensiver durchformt wird.
Der Ätherleib des
Menschen ist ein Kompendium tierischer Bildekräfte, die durch den physischen Leib
zusammengehalten und abgedämpft werden (vgl. GA
167/7.Vortrag). Im Ätherleib wirkt vorallem die dritte
Hierarchie, also die Archai, Archangeloi und Angeloi, und
von hier aus, vom Ätherleib, wird auch die Volksseele
bestimmt. Repräsentanten dieser spezifischen tierischen
Bildekräfte sind die 4 Sphinxtiere: Stier, Löwe, Adler und Wassermann. Durch
sie werden auch die Volkstemperamente geprägt;
Temperamente sitzen ja im Ätherleib als eine mehr oder
weniger lebenslange "Gewohnheit". Sie beziehen
sich aber auch auf die 4 Weltgegenden:
Die Mundanastrologie, mit der sich beispielsweise
Ptolemäus, aber auch Tycho de Brahe und Johannes Kepler
beschäftigt haben, gründet sich auf diese
Zusammenhänge.
Die Ätherleiber der
Volksgeister wirken in der Ätheraura der von den
Völkern besiedelten Landstriche. Sie drücken sich aus
im typischen Pflanzenwuchs, im Klima, im Wasserlauf
aber eben auch in den dort beheimateten Tieren und
Völkern. Die beiden letzteren sind aber, da sie auch
über einen Astralleib verfügen, beweglich. Ihre
Ätheraura ist daher nicht fest an die Landschaft
gebunden, sondern eben an die Tiere bzw. insbesondere an
die Völker. Wandert ein Volk aus, ändert sich daher
auch die Ätheraura der Landschaft! Bedeutsam für die
Lebendigkeit eines Landstriches sind also alle
Völkerwanderungen, aber auch, besonders in der
Nomadenzeit, die Züge der großen Tierherden. Besonders
konsolidierten sich diese Ätherauren zweifellos, als die
Menschen seßhaft wurden und begannen, Landwirtschaft und
Viehzucht zu betreiben, also in der urpersischen Epoche.
Damit wurde geradezu die Voraussetzung für die
Individualisierung der Volks-Ätherleiber, und damit für
die Völkerbildung, gegeben. Tatsächlich begann in der
darauf folgenden
ägyptisch-chaldäisch-assyrisch-israelitischen
Kulturperiode eine vehemente Völkerbildung. Die beiden
vorangegangenen Epochen der nachatlantischen Zeit
bildeten den Übergang von der atlantischen Rassebildung
zur nachatlantischen Völkerentwicklung. Sie wurden sehr
unmittelbar von den Zeitgeistern geleitet, während seit
der ägyptisch-chaldäischen Kulturepoche der Zeitgeist
nur mehr mittelbar über die einzelnen Volksgeister
wirkt, die einander vielfältig ergänzen und erst
dadurch die äußere Kultur aufblühen ließen.
Bereits im 6.
nachatlantischen Zeitraum werden die Völker wieder viel
weniger bedeutsam sein und der Zeitgeist wird viel
unmittelbarer auf die ganze Menschheit wirken. Unsere
gegenwärtige Epoche stellt diesbezüglich den Übergang
dar. Heute gilt es, die fruchtbaren Volksanlagen zu
nutzen, ohne sich deswegen engstirnig hinter nationalen
Grenzen zu verschließen.
Die Völker hängen eng
mit der Seelenentwicklung der Menschheit zusammen, und
diese entfaltet sich, wie bereits bemerkt, rund um das
Mittelmeer, ganz besonders in der griechisch-lateinischen
Zeit, in der die Grundlage für alle späteren
europäischen Völker gelegt wurde und sich die
menschliche Seele zugleich dazu bereitete, das Ich voll
und ganz in sich aufzunehmen. Nirgendwo sonst auf der
Erde hatte sich zunächst eine damit vergleichbare
Entwicklung vollzogen, und es sollte noch Jahrhunderte
dauern, ehe die ganze Menschheit davon profitieren konnte
ein Prozeß, der im Grunde auch heute noch nicht
vollständig abgeschlossen ist. Je mehr sich der
Ich-Impuls nach Westen zu ausbreitete, desto mehr neigte
das Volkstum dazu, sich zum Nationalismus zu verhärten,
der eine typisch neuzeitliche Erscheinung ist.
Zwei wesentliche Impulse
sind es also, die das Volkstum reifen lassen: das
Volkstum konsolidiert sich, wenn das Volk in einer
bestimmten ihm gemäßen Landschaft seßhaft wird; es
entwickelt sich weiter, wenn es später andere Gebiete
erobert oder zumindest von anderen Völkerströmen
durchwandert wird. Streng ist also festzuhalten: Völker
sind nicht dauerhaft an bestimmte geographische Gebiete
gebunden. Periodisch auftretende Völkerwanderungen sind
tatsächlich wesentlich dafür, daß sich das Volkswesen
ausdifferenzieren kann! Auch ist keineswegs ein
geschlossenes Staatsgebiet notwendig, um das Volkswesen
auszubilden im Gegenteil, es erstarrt gerade
dadurch und wird unfruchtbar! Völker quasi in den
physischen Leib einer geographisch in sich geschlossenen Nation zu zwingen, zerstört
letztlich das Volk! Das von Wilson in seinen 14 Punkten
niedergelegte "Selbstbestimmungsrecht der
Völker" war ein extrem ahrimanischer Impuls, der
den Volksätherleib erstarren läßt. Manche Völker, wie
etwa das französische, halten das leichter unbeschadet
aus, andere, wie z.B. das deutsche oder gar die
slawischen Völker, vertragen es gar nicht!
Volkstum
und Nation müssen also streng auseinandergehalten
werden! Was ein Volk
wirklich zusammenhält, sind nicht die kurzatmigen
politischen Verhältnisse, sondern die Sprache und das
gemeinsame Kulturgut, vorallem alle künstlerischen
Leistungen. Lebt man sich in diese ein, so nimmt man an
dem Volkstum teil ganz egal, ob man der
entsprechenden Nation angehört oder nicht! Es geht eben
um den Volksgeist und nicht um den Staatskörper!
Bürger verschiedenster Nationen können daher an ein und
demselben Volksgeist teilnehmen entweder in Form
der unzähligen Minderheiten, die in fast allen Nationen
leben, weil Völker eben niemals wirklich ein
geschlossenes geographisches Gebiet besiedeln, was aber
immer noch einen gewissen instinktiven, zwanghaften
Charakter hat, besonders fruchtbar aber durch freien
individuellen Entschluß. Dann kann das Individuum
durchaus in mehrere Volkstümer mehr oder weniger
eintauchen und sich dadurch allmählich zum echten
Weltbürger machen. War nicht etwa der bedeutende
Amerikaner Emmerson zugleich in seiner geistigen
Gesinnung ein echter Deutscher? Hat nicht Friedrich
Schiller in seinen einfühlsamen Dichtungen
sprachgewaltig versucht, in das Wesen praktisch aller
größeren europäischen Völker einzudringen. Ist nicht
umgekehrt Shakespeare durch die Schlegel-Tieckschen
Übersetzungen, in denen die unverwechselbare bildhafte
Sprache Shakespeares getreu nachempfunden ist, geradezu
zu einem deutschen Dichter geworden, der hierzulande mehr
gespielt wird als "unsere" Klassiker?
Das Individuum wird
seelisch um so reicher, in je mehr Volkstümer es sich
mit ganzem Herzen einzuleben versteht. Dadurch wird es
nach und nach wirklich zum Weltbürger. Nur muß man dann
das jeweilige Volkstum in seiner unverwechselbaren
Einzigartigkeit ernst nehmen und darf nicht alle
Unterschiede verwischen wollen. Jener gleichmacherische
Internationalismus, der heute vielfach beschworen wird,
verhindert alle wahre Völkerverständigung. Alle
geschönte Geschichtsschreibung, die niemand auf die
Füße treten will, aber völlig unverbindlich und irreal
bleibt, ist ein schleichendes, aber wohlschmeckendes
Gift, das die realen Spannungen verdeckt, die nun einmal
zwischen den Völkern bestehen und im Sinne der
Menschheitsentwicklung auch bis zu einem gewissen Grade
bestehen müssen. Politische Interessen mögen
kurzfristig eine geschickte, verhüllende diplomatische
Ausdrucksweise nötig erscheinen lassen, langfristig kann
aber nur die Wahrheit die Völker zueinander führen. Was
heute als Internationalismus salbungsvoll gepredigt wird,
ist meist kaum mehr als das verallgemeinerte westliche
Lebensgefühl, das auf den Schwingen der Weltwirtschaft
und Technik überall hin verbreitet wird! Man gibt sich
einer Illusion hin, wenn man glauben wollte, daß dadurch
die unzähligen Krisenherde, die die gegenwärtige
Politik beschäftigen, dauerhaft befriedet werden
könnten. Vielfach wird aber die Politik gerade von
solchen Illusionen beherrscht, oder noch schlimmer, die
Wahrheit wird bewußt aus nationalen Interessen
verschleiert. Das äußere Glück und der relative Friede
in der westlichen Welt ist, das darf nicht übersehen
werden, teilweise bewußt mit dem Unglück vieler anderer
Völker erkauft, die einen viel größeren Teil der
Menschheit repräsentieren als die westliche Welt!
Das Individuum wird zwar
schicksalsgemäß in ein ganz bestimmtes Volkstum
hineingeboren, aber es wird sich um so reicher und
entfalten und um so fruchtbarer auch für sein eigenes
Volk wirken, je mehr es mit den anderen Volksgeistern zu
kommunizieren vermag eine Neigung, die im
deutschen Volkswesen an sich sehr stark ausgeprägt ist,
aber heute viel zu wenig genutzt wird. Das Individuum ist
zugleich die einzig mögliche Quelle, aus der Volkskunst
und Brauchtum fließen. Jede Volksdichtung, jeder
altehrwürdige Brauch wurde durch herausragende, aber
heute vergessene Individuen in die Welt gesetzt, die sich
ganz mit dem Volksgeist erfüllt hatten. Früher geschah
das traumhaft unbewußt, muß aber heute immer bewußter
angestrebt werden; gerade dadurch wird allmählich die
Spaltung der Menschheit in einzelne Völker überwunden
werden. Erst wenn die ganze Fülle seelischer
Fähigkeiten ausgeschöpft ist, die nur durch den
Volksgeist gewonnen werden können, werden sich nach und
nach die Volksgrenzen verwischen, und was einmal
Fähigkeit eines einzelnen Volkes war, wird zum
Allgemeingut der Menschheit werden. Dazu bedarf es aber
der geistig erweckten Individuen, die den Samen, den der
Volksgeist in sie legt, zur Blüte bringen. Die
vielzitierte "dichtende Volksphantasie" ist
pure Phantasterei mancher abstrakter Gelehrter.
Nicht übersehen darf man,
daß sich die Völker wesentlich dadurch
weiterentwickeln, daß die einzelnen Individuen in
aufeinanderfolgenden Inkarnationen die verschiedensten
Völker impulsieren. Wir haben es hier gleichsam mit
einer "geistigen Völkerwanderung" zu tun, die
seit dem Mysterium von Golgatha immer bedeutsamer wird
und dem Individuum hilft, im Laufe der Jahrtausende real
mit der ganzen Menschheit zu verwachsen und die
fruchtbaren Kräfte aller Völker in sich aufzunehmen und
zu seinem eigenen individuellen Besitz zu machen. In dem
Maße, in dem dies geschieht, wird auch die äußere
Völkerdifferenzierung immer überflüssiger werden und
endlich vollständig verschwinden! Die Zukunft gehört
dem freien Individuum, das sich zugleich als Glied der
ganzen Menschheit empfindet! Als Schattenwurf droht aber ein immer
stärkerer Egoismus,
der die Menschheit zersplittern könnte.
|