1892
- 1894
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Weimar
In dieser Zeit
wurde in Deutschland ein Zweig der von Amerika ausgehenden
«Gesellschaft für ethische Kultur» begründet. Es scheint
selbstverständlich zu sein, daß man in der Zeit des
Materialismus einem Streben nach ethischer Vertiefung nur
zustimmen sollte. Aber dieses Streben ging damals von einer
Grundanschauung aus, die in mir die stärksten Bedenken
wachrief.
Die Führer
dieser Bewegung sagten sich: man steht gegenwärtig inmitten
der vielen einander widerstreitenden Welt- und
Lebensanschauungen in bezug auf das Erkenntnisleben, auf die
religiösen, die sozialen Empfindungen. Die Menschen sind auf
dem Gebiete dieser Anschauungen nicht dazu zu bringen, sich zu
verstehen. Es ist vom Übel, wenn die sittlichen Gefühle, die
die Menschen für einander haben sollen, in das Gebiet dieser
widerstreitenden Meinungen hineingezogen werden. Wohin soll es
führen, wenn religiös oder sozial anders Empfindende, oder
im Erkenntnisleben voneinander Abweichende ihre
Verschiedenheit auch dadurch zum Ausdruck bringen, daß sie
ihr moralisches Verhalten gegen Andersdenkende und
Andersempfindende darnach gestalten. Man müsse deshalb die
Grundsätze einer rein menschlichen Ethik aufsuchen, die
unabhängig von jeder Weltanschauung sein solle, die jeder
anerkennen könne, wie er auch über die verschiedenen Gebiete
des Daseins denkt.
Auf mich machte
diese ethische Bewegung einen tiefgehenden Eindruck. Sie
rührte an meine mir wichtigsten Anschauungen. Denn vor mir
stand der tiefe Abgrund, den die Denkungsarten der neueren
Zeit zwischen dem Naturgeschehen und dem moralisch-geistigen
Weltinhalt geschaffen haben.
Man ist zu
einer Anschauung über die Natur gekommen, die das Weltwerden
ohne moralisch-geistigen Inhalt darstellen will. Man denkt
hypothetisch an einen rein materiellen Urzustand der Welt. Man
sucht die Gesetze, nach denen aus diesem Urzustand sich
allmählich das Lebendige, das Beseelte, das Durchgeistigte in
der gegenwärtigen Form gebildet haben könnte. Ist man mit
einer solchen Denkungsart konsequent - so sagte ich mir damals
—, dann kann das Geistig-Moralische gar nicht anders denn als ein
Ergebnis des Naturwirkens vorgestellt werden. Dann hat man die
für das Geistig-Moralische gleichgültigen Naturtatsachen,
die in ihrem Werden wie ein Nebenergebnis das Moralische
hervorbringen und es schließlich auch wieder in ihrer
moralischen Gleichgültigkeit begraben.
Ich konnte mir
allerdings vor Augen halten, daß die vorsichtigen Denker
diese Konsequenz nicht zogen, daß sie einfach hinnahmen, was
die Naturtatsachen ihnen zu sagen schienen, und dabei dachten,
man müsse die Weltbedeutung des Geistig-Moralischen auf sich
beruhen lassen. Aber das schien mir gar nicht wichtig. Es kam
mir nicht darauf an, daß man sagte: im Sinne des
Naturgeschehens müsse man eben in einer für das Moralische
gleichgültigen Art denken, und was man so denke, seien eben
Hypothesen; über das Moralische möge jeder sich seine
Gedanken bilden. Ich sagte mir: wer über die Natur auch im
Kleinsten so denkt, wie es damals üblich war, der kann dem
Geistig-Moralischen keine in sich selbständige, sich tragende
Wirklichkeit zuschreiben. Bleibt die Physik, die Chemie, die
Biologie so wie sie ist, wie sie allen als unantastbar
erscheint, so saugen die Wesenheiten, die man da als
Wirklichkeit denkt, alle Wirklichkeit auf; und das
Geistig-Moralische könnte nur der aus dieser Wirklichkeit
aufsteigende Schaum sein.
Ich sah in eine
andere Wirklichkeit. In eine solche, die moralisch-geistig
ebenso wie naturhaft zugleich ist. Mir erschien es als eine
Schwäche des Erkenntnisstrebens, nicht bis zu dieser Wirklichkeit
vordringen zu wollen. Ich mußte mir, nach meiner
geistgemäßen Anschauung, sagen: über dem Naturgeschehen und
dem Geistig-Moralischen gibt es eine wahre Wirklichkeit, die
sich moralisch offenbart, die aber im moralischen Tun zugleich
die Kraft hat, sich in ein Geschehen umzusetzen, das so zur
Geltung gelangt wie das Naturgeschehen. Dieses schien mir
gegenüber dem Geistig-Moralischen nur deshalb gleichgültig
zu sein, weil es aus seinem ursprünglichen Verbundensein mit
ihm herausgefallen ist wie der Leichnam eines Menschen von
seinem Verbundensein mit dem Beseelt-Lebendigen des Menschen.
Mir war das gewiß:
denn ich dachte es nicht bloß, ich sah es als Wahrheit in
den geistigen Tatsachen und Wesenheiten der Welt. In den gekennzeichneten
«Ethikern» schienen mir die Menschen geboren zu sein, die eine solche
Einsicht als ihnen gleichgültig betrachteten; sie vertraten mehr
oder weniger unbewußt die Meinung: mit Weltanschauungsstreben ist
nichts auszurichten; retten wir ethische Grundsätze, bei denen man
gar nicht weiter nachzuforschen braucht, wie sie in der Weltwirklichkeit
wurzeln. Die nackte Verzweiflung an allem Weltanschauungsstreben
schien mir aus dieser Zeiterscheinung zu sprechen. Unbewußt frivol
erschien mir ein Mensch, der behauptete: lassen wir alle Weltanschauung
auf sich beruhen, damit wir wieder Sittlichkeit unter den Menschen
verbreiten können. Ich machte mit Hans und Grete Olden manchen Spaziergang
durch die Weimarer Parkanlagen, auf dem ich mich radikal über diese
Frivolität aussprach. Wer mit seiner Anschauung so weit dringt,
als es dem Menschen möglich ist, so sagte ich, der findet ein Weltgeschehen,
aus dem ihm die Realität des Moralischen ebenso wie die des Naturhaften
entgegentritt.
Ich schrieb in der damals vor kurzem begründeten «Zukunft» einen
scharfen Artikel gegen das, was ich eine aus aller Weltwirklichkeit
entwurzelte Ethik nannte, die keine Kraft haben könne. Der Artikel
fand eine recht unfreundliche Aufnahme. Wie sollte das auch anders
sein, da doch die «Ethiker» sich als Retter der Kultur vorkommen
mußten.
Mir war die
Sache unbegrenzt wichtig. Ich wollte an einem wichtigen Punkte
für das Geltendmachen einer Weltanschauung kämpfen, die das
Ethische festbegründet mit aller ändern Realität aus sich
heraus offenbart. So mußte ich gegen die
weltanschauungslose Ethik kämpfen.
Ich fuhr von
Weimar nach Berlin, um mir Möglichkeiten aufzusuchen, in
Zeitschriften meine Ansichten zu vertreten.
Ich besuchte
den von mir hochverehrten Herman
Grimm. Ich wurde mit der
allergrößten Freundlichkeit aufgenommen. Aber es kam Herman
Grimm so sonderbar vor, daß ich, der ich voll von Eifer für
meine Sache war, ihm diesen Eifer in sein Haus brachte. Er
hörte mir etwas teilnahmslos zu, als ich ihm von meinen
Ansichten in bezug auf die «Ethiker» sprach. Ich dachte, ich
könnte ihn für die mir so wichtig erscheinende Sache
interessieren. Doch konnte ich das nicht im geringsten. Da er
hörte, «ich wolle etwas tun», so sagte er doch: «Gehen Sie
doch zu diesen Leuten hin, ich kenne mehr oder weniger die
meisten; sie sind alle ganz liebenswürdige Menschen.» Ich
war wie von kaltem Wasser übergossen. Der Mann, den ich so
sehr verehrte, er empfand gar nichts von dem, was ich wollte;
er meinte, ich werde in der Sache «ganz vernünftig denken»,
wenn ich mich durch einen Besuch bei den «Ethikern»
überzeugte, daß sie alle ganz sympathische Menschen seien.
Ich fand bei andern nicht mehr Interesse als bei Herman Grimm. Und so war
es damals für mich. Ich mußte, was mit meinen Anschauungen
vom Geistigen zusammenhing, ganz allein mit mir abmachen. Ich
lebte in der geistigen Welt; niemand aus meinem
Bekanntenkreise folgte mir dahin. Mein Verkehr bestand in
Exkursionen in die Welten der ändern. Aber ich liebte diese
Exkursionen. Meine Verehrung für Herman Grimm wurde auch
nicht im geringsten beeinträchtigt. Aber ich konnte eine gute
Schule in der Kunst durchmachen, das in Liebe zu verstehen,
was gar keinen Anlauf nahm, zu verstehen, was ich selbst in
der Seele trug.
Das war meine
«Einsamkeit» damals in Weimar, wo ich in einem so
ausgebreiteten geselligen Verkehre stand. Aber ich schrieb es
nicht den Menschen zu, daß sie mich so zur Einsamkeit
verurteilten. Ich sah doch in vielen den Drang nach einer bis
in die Wurzeln des Daseins dringenden Weltanschauung unbewußt
walten. Ich empfand, wie eine Denkungsart, die sicher
auftreten konnte, weil sie sich nur an das
Allernächstliegende hielt, auf den Seelen lastete. «Die
Natur ist die ganze Welt», das war diese Denkungsart.
Von ihr glaubte man, man müsse sie richtig finden; und
man unterdrückte in der Seele alles, was empfand, man könne
sie doch nicht richtig finden. In diesem Lichte zeigte
sich mir Vieles, das mich damals geistig umgab. Es war die
Zeit, in der meine «Philosophie der
Freiheit», deren
wesentlichen Inhalt ich ja schon lange in mir trug, die letzte
Form erhielt.
Meine
«Philosophie
der Freiheit» schickte ich sogleich, nachdem sie gedruckt
war, an Eduard von Hartmann. Er hat sie mit großer Aufmerksamkeit
durchgelesen, denn ich bekam bald sein Exemplar des Buches mit seinen
ausführlichen Randbemerkungen vom Anfang bis zum Ende. Dazu schrieb
er mir, unter anderem, das Buch sollte den Titel haben: Erkenntnistheoretischer
Phänomenalismus und ethischer Individualismus. Er hatte die Quellen
der Ideen und meine Ziele ganz mißverstanden. Er dachte über die
Sinneswelt in Kant'scher Art, wenn er diese auch modifizierte. Er
hielt diese Welt für die Wirkung von Wesenhaftem auf die Seele durch
die Sinne. Dieses Wesenhafte soll, nach seiner Meinung, niemals
in das Anschauungsfeld eintreten können, das die Seele mit dem Bewußtsein
umfaßt. Es sollte jenseits des Bewußtseins bleiben. Nur durch logische
Schlußfolgerungen könne man sich hypothetische Vorstellungen darüber
bilden. Die Sinneswelt stelle daher nicht ein objektiv in sich Bestehendes
dar, sondern die subjektive Erscheinung, die nur in der Seele Bestand
habe, solange diese sie mit dem Bewußtsein umfasse.
Ich suchte in
meinem Buche darzulegen, daß nicht hinter der
Sinneswelt ein Unbekanntes liegt, sondern in ihr die
geistige Welt. Und von der menschlichen Ideenwelt suchte ich
zu zeigen, daß sie in dieser geistigen Welt ihren Bestand
hat. Es ist also dem menschlichen Bewußtsein das Wesenhafte
der Sinneswelt nur so lange verborgen, als die Seele nur
durch die Sinne wahrnimmt. Wenn zu den Sinneswahrnehmungen
die Ideen hinzuerlebt werden, dann wird die Sinneswelt in
ihrer objektiven We-senhaftigkeit von dem Bewußtsein erlebt.
Erkennen ist nicht ein Abbilden eines Wesenhaften, sondern ein
Sich-hinein-Leben der Seele in dieses Wesenhafte. Innerhalb
des Bewußtseins vollzieht sich das Fortschreiten von der
noch unwesenhaften Sinnenwelt zu dem Wesenhaften derselben. So
ist die Sinnenwelt nur so lange Erscheinung (Phänomen), als
das Bewußtsein mit ihr noch nicht fertig geworden ist.
In Wahrheit ist
die Sinneswelt also geistige Welt; und mit dieser erkannten
geistigen Welt lebt die Seele zusammen, indem sie das
Bewußtsein über sie ausdehnt. Das Ziel des
Erkenntnisvorganges ist das bewußte Erleben der
geistigen Welt, vor deren Anblick sich alles in Geist
auflöst.
Ich stellte dem
Phänomenalismus die Welt der geistigen Wirklichkeit
gegenüber. Eduard von Hartmann meinte, ich wolle innerhalb
der Phänomene stehen bleiben und nur darauf verzichten, von
diesen auf irgendeine objektive Wirklichkeit zu schließen.
Für ihn stellte sich die Sache also so dar, daß ich mit
meiner Denkweise das menschliche Erkennen dazu verurteile,
überhaupt zu keiner Wirklichkeit zu kommen, sondern sich
innerhalb einer Scheineswelt bewegen zu müssen, die nur im
Vorstellen der Seele (als Phänomen) Bestand hat.
So war meinem
Suchen nach dem Geist durch Erweiterung des Bewußtseins die
Ansicht gegenübergestellt, daß «Geist» doch zunächst nur
in der menschlichen Vorstellung lebt, außer ihr nur gedacht
werden könne. Das war, im Grunde genommen, die Auffassung
des Zeitalters, in das ich meine «Philosophie der
Freiheit»
hineinzustellen hatte. Das Erleben des Geistigen war für
diese Auffassung zusammengeschrumpft auf das Erleben der
menschlichen Vorstellungen. Und von diesen aus konnte man
keinen Weg zu einer wirklichen (objektiven) Geist-Welt finden.
Ich wollte
zeigen, wie im subjektiv Erlebten das objektiv Geistige
aufleuchtet und wahrer Bewußtseinsinhalt wird; Eduard von
Hartmann hielt mir entgegen, wer solches darstellt, der bleibt
innerhalb des Sinnensc/zei/w stecken und redet gar nicht von
einer objektiven Wirklichkeit.
Es war nun
selbstverständlich, daß Eduard von Hartmann auch meinen
«ethischen Individualismus» bedenklich finden mußte.
Denn worin war
dieser in meiner «Philosophie der
Freiheit» begründet? Ich
sah im Mittelpunkt des menschlichen Seelenlebens ein
vollkommenes Zusammensein der Seele mit der Geistwelt. Ich
versuchte die Sache so darzustellen, daß sich eine
vermeintliche Schwierigkeit, die Viele stört, in Nichts
auflöst. Man meint nämlich, um zu erkennen, müsse die Seele
— oder das «Ich» — sich von dem Erkannten unterscheiden,
dürfe also nicht mit ihm in eins zusammenfließen. Doch
ist diese Unterscheidung ja auch dann möglich, wenn die Seele
gewissermaßen pendelartig sich zwischen dem Eins-Sein mit dem
geistig Wesenhaften und der Besinnung auf sich selbst hin- und
herbewegt. Sie wird dann «unbewußt» im Untertauchen in den
objektiven Geist, bringt aber das vollkommen Wesenhafte bei
der Selbstbesinnung in das Bewußtsein herein.
Ist es nun
möglich, daß die persönliche Individualität des Menschen
in die geistige Wirklichkeit der Welt untertaucht, so kann in
dieser Wirklichkeit auch die Welt der sittlichen Impulse
erlebt werden. Sittlichkeit bekommt einen Inhalt, der sich aus
der geistigen Welt innerhalb der menschlichen
Individualität offenbart; und das ins Geistige erweiterte
Bewußtsein dringt bis zum Anschauen dieses Offenbarens vor.
Was den Menschen anregt zum sittlichen Handeln^ ist
Offenbarung der Geistwelt an das Erleben dieser Geistwelt
durch die Seele. Und dieses Erleben geschieht innerhalb der
persönlichen Individualität des Menschen. Sieht der Mensch
im sittlichen Handeln sich im Wechselverkehr mit der
Geistwelt, so erlebt er seine Freiheit. Denn die
Geistwelt wirkt in der Seele nicht in Notwendigkeit, sondern
so, daß der Mensch in Freiheit die Aktivität entfalten muß,
die ihn zum Annehmen des Geistigen veranlaßt.
In dem
Hindeuten darauf, daß die Sinnenwelt in Wirklichkeit
geistiger Wesenheit ist, und daß der Mensch als seelisches
Wesen durch die wahre Erkenntnis der Sinneswelt in einem
Geistigen webt und lebt, liegt das eine Ziel meiner «Philosophie der
Freiheit». In der Kennzeichnung der
moralischen Welt als einer solchen, die ihr Dasein in dieser
von der Seele erlebten Geistwelt aufleuchten und damit den
Menschen in Freiheit an sich herankommen läßt, ist das
zweite Ziel enthalten. Die sittliche Wesenheit des Menschen
wird damit in dessen ganz individuellem Verwachsensein mit den
ethischen Impulsen der Geistwelt gesucht. Ich hatte die
Empfindung, der erste Teil dieser «Philosophie der
Freiheit»
und der zweite stehen wie ein Geistorganismus, als eine echte
Einheit da. Eduard von Hartmann mußte finden, sie seien als
erkenntnistheoretischer Phänomenalismus und ethischer
Individualismus willkürlich aneinander gekoppelt.
Die Gestalt,
welche die Ideen des Buches angenommen haben, ist durch meine
damalige Seelenverfassung bedingt. Durch mein Erleben der
geistigen Welt in unmittelbarer Anschauung zeigte sich mir die
Natur als Geist; ich wollte eine geistgemäße
Naturwissenschaft schaffen. Im anschauenden Selbsterkennen der
Menschenseele trat in dieser die moralische Welt als deren
ganz individuelles Erlebnis auf.
Im
Geist-Erleben lag die Quelle für die Gestaltung, die ich den
Ideen meines Buches gab. Es ist zunächst die Darstellung
einer Anthroposophie, die auf die Natur hin und auf das Stehen
des Menschen in der Natur mit seiner ihm individuell eigenen
sittlichen Wesenheit orientiert ist.
Für mich war
mit der «Philosophie der
Freiheit» gewissermaßen das von
mir abgesondert und in die Außenwelt hineingestellt, was der
erste Lebensabschnitt durch das schicksalsgemäße Erleben der
naturwissenschaftlichen Daseinsrätsel an Ideengestaltung von
mir verlangt hat. Der weitere Weg konnte nunmehr nur in einem
Ringen nach einer Ideengestaltung für die geistige Welt
selbst sein.
Die
Erkenntnisse, die der Mensch in der Sinnesbeobachtung von
außen empfängt, waren von mir als inneres anthroposophisches
Geist-Erlebnis der Menschenseele dargestellt. Daß ich den
Ausdruck «Anthroposophie» damals noch nicht gebraucht habe,
rührt davon her, daß meine Seele zunächst immer nach
Anschauungen und fast gar nicht nach Terminologien drängt. Es
stand mir bevor, Ideen zu bilden, die das Erleben der
Geist-Welt selbst durch die menschliche Seele darstellen
konnten.
Ein innerliches
Ringen nach einer solchen Ideenbildung ist der Inhalt der
Episode meines Lebens, die ich von meinem dreißigsten bis zum
vierzigsten Jahre durchgemacht habe. Ich war damals
schicksalsgemäß am meisten in eine äußere
Lebensbetätigung hineingestellt, die meinem inneren Leben
nicht so entsprach, daß sie dieses hätte zum Ausdruck
bringen können.
TB 636 (XVII.), S
179 ff
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