Forum für Anthroposophie, Waldorfpädagogik und Goetheanistische Naturwissenschaft | ||||
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Rudolf SteinerAnthroposophische LeitsätzeAPHORISMENAUS EINEM AM 24.AUGUST IN LONDON GEHALTENEN MITGLIEDERVORTRAGDas menschliche Bewußtsein entwickelt im gegenwärtigen Weltstadium seiner Entwickelung drei Formen, das wachende, das träumende und das traumlos schlafende Bewußtsein. Das wachende erlebt die sinnenfällige Außenwelt, bildet über diese Ideen und kann aus diesen Ideen heraus solche gestalten, welche eine rein geistige Welt abbilden. Das träumende Bewußtsein entwickelt Bilder, welche die Außenwelt umformen, zum Beispiel an die in das Bett scheinende Sonne das Traumerlebnis einer Feuersbrunst mit vielen Einzelheiten knüpfen. Oder es stellt die menschliche Innenwelt in symbolischen Bildern vor die Seele, zum Beispiel das stark pochende Herz im Bild eines überheizten Ofens. Auch die Erinnerungen leben umgestaltet im Traumbewußtsein auf. Dazu kommen Inhalte solcher Bilder, die nicht der Sinneswelt entnommen sind, sondern der geistigen, die aber nicht die Möglichkeit bieten, in die geistige Welt erkennend einzudringen, weil ihr Dämmersein nicht ganz in das Wachbewußtsein sich heben läßt, und weil, was in dieses herüberspielt, nicht wahrhaft ergriffen werden kann. Es ist aber möglich, von der Traumwelt unmittelbar im Erwachen so viel zu erfassen, daß man gewahr wird, wie sie der unvollkommene Abdruck eines geistigen Erlebens ist, das den Schlaf erfüllt, aber dem Wachbewußtsein sich zum weitaus größten Teile entzieht. Es ist nur nötig, um das zu durchschauen, den Augenblick des Erwachens so zu gestalten, daß dieses nicht mit einem Schlage die Außenwelt vor die Seele zaubert, sondern daß die Seele, ohne noch nach außen zu schauen, sich dem innen Erlebten hingegeben fühlt. Das traumlose Schlafbewußtsein läßt die Seele Erlebnisse durchmachen, die in der Erinnerung nur als unterschiedsloses Einerlei der Zeit-Erfüllung erscheinen. Man wird von diesen Erlebnissen so lange als von etwas gar nicht Vorhandenem sprechen können, solange man nicht durch geisteswissenschaftliche Forschung in sie eindringt. Geschieht dies aber, entwickelt man auf die in der anthroposophischen Literatur gegebene Art das imaginierte und inspirierte Bewußtsein, dann treten aus der Finsternis des Schlafes die Bilder und die Inspirationen von Erlebnissen früheren Erdendaseins hervor. Und dann kann man auch den Inhalt des Traumbewußtseins überschauen. Er besteht in einem vom Wachbewußtsein nicht zu ergreifenden Inhalt, der in diejenige Welt verweist, in welcher der Mensch zwischen zwei Erdenleben als unverkörperte Seele verweilt. Lernt man kennen, was für die gegenwärtige Weltenphase das Traum- und das Schlafbewußtsein verbergen, dann wird der Weg eröffnet auf die Entwickelungsformen des menschlichen Bewußtseins in der Vorwelt. Man kann dazu allerdings nicht durch die äußere Forschung gelangen. Denn die erhaltenen äußeren Zeugnisse bringen nur Nachwirkungen von vorgeschichtlichen Erlebnissen des menschlichen Bewußtseins. Die anthroposophische Literatur bringt Aufschlüsse darüber, wie man durch geistige Forschung zur Anschauung von solchen Erlebnissen gelangen kann. In der alten Zeit Ägyptens findet diese Forschung ein Traumbewußtsein, das dem Wachbewußtsein viel nähersteht, als das jetzt beim Menschen der Fall ist. Die Traumerlebnisse strahlten erinnerungsgemäß in das Wachbewußtsein herüber; und dieses lieferte nicht bloß die in scharf konturierte Gedanken zu fassenden Sinneseindrücke, sondern verbunden mit diesen das Geistige, das in der Sinneswelt wirkt. Dadurch stand der Mensch mit seinem Bewußtsein instinktiv in der Welt darinnen, die er bei seiner Erdenverkörperung verlassen hat und die er wieder betreten wird, wenn er durch die Todespforte geschritten sein wird. Die erhaltenen Schrift-Denkmäler und anderes geben dem, der unbefangen in ihren Inhalt eindringt, deutliche Nachbilder eines solchen Bewußtseins, das einer Zeit angehört, aus der äußere Denkmäler nicht vorhanden sind. Das Schlafbewußtsein der ägyptischen Urzeit enthielt Träume der geistigen Welt in einer ähnlichen Art, wie das gegenwärtige Träume aus der physischen Welt enthält. Bei ändern Völkern findet man aber noch ein anderes Bewußtsein. Der Schlaf strahlte seine Erlebnisse in das Wachen herüber, und zwar so, daß in diesem Herüberstrahlen eine Anschauung der wiederholten Erdenleben instinktiv vorhanden war. Die Traditionen von der Erkenntnis der wiederholten Erdenleben durch die Urmenschen entstammen diesen Bewußtseins-Formen. Man findet, was in alten Zeiten an Traumbewußtsein dämmerhaft instinktiv vorhanden war, in der entwickelten imaginativen Erkenntnis wieder. Nur ist es bei dieser vollbewußt wie das Wachleben. Und man wird durch die inspirierte Erkenntnis ebenso die vorzeitliche instinktive Einsicht gewahr, die noch etwas von den wiederholten Erdenleben sah. Auf diese Verwandlung der menschlichen Bewußtseinsformen geht die heutige Menschheitsgeschichte nicht ein. Sie möchte gerne glauben, daß im wesentlichen die gegenwärtigen Bewußtseinsformen immer vorhanden waren, solange es eine Erdenmenschheit gibt. Und was doch auf solche andere Bewußtseinsformen hinweist, die Mythen und Märchen, möchte man als den Ausfluß der dichtenden Phantasie des Urmenschen ansehen. Lit.: GA 26 < zurück | Inhalt | weiter > |
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