Sprachgestaltung
Gemeinsam mit Marie Steiner hat Rudolf Steiner wiederholt Kurse für Sprachgestaltung gehalten. Teilnehmer dieser Kurse waren vor allem Lehrer, Schauspieler und Redner. Der letzte dieser Kurse fand Anfang September 1924 in Dornach statt, kurz bevor Steiners Erkrankung ihm ein weiteres öffentliches Wirken unmöglich machte. Rudolf Steiner fasst das Grundanliegen dieses Kurses für «Sprachgestaltung und dramatische Kunst» so zusammen:
Rudolf Steiner
Marie Steiner |
"Er möchte einer Sehnsucht, die bei vielen heute ganz ausgesprochen vorhanden ist, entgegenkommen: der, aus dem stillosen Naturalismus der Bühnenkunst wieder zu einem Stil zu kommen.
Man wird das nur können, wenn man zuallererst gewahr wird, wie der Seelengehalt des Menschen, im Worte lebend gestaltet, sich offenbart. Das moderne Bewusstsein lebt dem Sprechen gegenüber ganz in der Ideenempfindung, es hat die Laut- und Wortempfindung fast verloren. Aber in der Ideenempfindung geht auch die sinnlich-wahrnehmbare Geistigkeit verloren, die das Wesen aller Kunst ist.
In der Bühnenkunst muss das am meisten empfunden werden. Denn sie bedarf des Mimischen, der Gebärde, der Geste, wenn sie das Wort zur rechten Geltung bringen soll. Gebärde und Geste binden sich im unmittelbaren Erleben nicht mit genügender Stärke an die Ideenempfindung, sondern an die Laut- und Wortempfindung.
Im Intonieren des Lautes a offenbart die Seele ursprünglich immer das Erlebnis der Bewunderung von etwas, des Erstaunens an etwas. In dem Laute o lebt die Empfindung des seelischen Umfassens von etwas. Lebt man sich in dieser Art in die Sprache ein, so wird man in der
Vokalisierung das innere Seelenerleben an der Aussenwelt, in der Konsonantisierung das Streben der Seele finden, in der Lautgestaltung ein hörbares Bild eines Gegenstandes oder Vorganges der Aussenwelt nachahmend zu formen.
Und dadurch kommt man zu dem Erlebnis des Wortes. In dem b bestrebt sich die Seele die Umfassung eines Gegenstandes, in dem r das innere Erregtsein, Erzittern in einem Vorgang nachzuahmen.
In dem Gefüge von Vokalen und Konsonanten lebt die Seele in der Aussenwelt mit ihrem Leben; und es leben die Gestalten und Vorgänge der Aussenwelt im Bilde in der Seele. In jedem Wort, in dem der a-Vokal enthalten ist, lebt etwas davon, dass die Seele über das Bezeichnete in Verwunderung oder Erstaunen ist. Das ist zumeist ganz verblasst für das gewöhnliche Bewusstsein. Aber in den unterbewussten oder auch halbbewussten Erlebnissen der Menschenseele stellt es die Beziehungen dar, die die Menschenseele zum Worte hat.
Wer durch das Wort künstlerisch offenbaren will, der muss diese Beziehungen in sich lebendig machen. Seine Seele muss sich in das Wort hineinleben; dann nur kann das Wort künstlerisch von ihm gestaltet werden...
Menschenerkenntnis, Verwandlung der Menschenerkenntnis in praktische Gestaltung des Lautlich-Gebärdehaften: das ist die Grundlage der Bühnenkunst. Was innerlich mit dem ganzen Menschen erlebt wird, das Sich-Anvertrauen dem lautbegleiteten Gestus, dem gebärdebegleitenden Worte: das ist Schauspielkunst."
[Rudolf Steiner, Aphoristische Ausführungen über
Sprachgestaltung und dramatische Kunst, abgedruckt in
Rudolf Steiner, Methodik und Wesen der Sprachgestaltung,
GA 280 (1983), S 216 ff.]
Sprachgestaltung
Wolfgang Peter - Wolfgang.PETER@mcnon.com
Nur
deshalb ist der Mensch menschlicher Sprache fähig, weil er
ein aufrecht gehendes Wesen ist – als einziges von allen
Naturgeschöpfen: denn keinem einzigen Tier ist die
vollkommene Aufrichtung natürlicherweise und dauerhaft
gegeben; für den Menschen ist aber ist sie unverzichtbar.
Tiere, die wenigstens über einen aufrechten Kehlkopf verfügen,
wie beispielsweise die Papageien, können immerhin die
menschliche Sprache in begrenztem Umfang nachahmen, ohne sie
allerdings inhaltlich zu begreifen. Weil der Mensch ein
aufrechtes Wesen ist, steht sein Seelenleben auch in einem
ganz anderen Verhältnis zu seinem Körper als beim Tier. Was
das Tier erlebt, ist unmittelbar körperlich bedingt. Was es
durch seine Sinne wahrnimmt, wirkt unmittelbar und ungehemmt
auf seine körperbedingten Triebe, wie auch sein Körperbefinden
darauf zurückwirkt, wie es gerade die Welt wahrnimmt. Das hängt
damit zusammen, daß der Kopf mit den wesentlichsten
Sinnesorganen in derselben Ebene liegt wie die Stoffwechsel-
und Reproduktionsorgane, verbunden durch das horizontal in der
Fortbewegungslinie des Tieres liegende Rückenmark, das das
entscheidende Werkzeug des tierischen Seelenlebens ist. Beim
Menschen hingegen thront der Kopf mit dem Sinneszentrum weit
über den Stoffwechselorganen; das Rückenmark steht genau
senkrecht zur Bewegungsrichtung des Menschen und ist für sein
bewußtes seelisches Erleben weniger bedeutend als das Gehirn,
das gleichsam alle Sinneseindrücke erst zurückstaut, ehe sie
auf den ganzen Körper wirken dürfen. Beim Tier sind äußere
Wahrnehmung und innere triebhafte Emotion zu einem
unentwirrbaren Knäuel verbunden; beim Menschen schiebt sich
zwischen die körperlich bedingte Wahrnehmung und Emotion das
eigentlich menschliche Seelenleben ein, das dem Tier noch
vollkommen fehlt. Dieses menschliche Seelenleben gliedert sich
in Denken, Fühlen und Wollen; es bedarf zwar unseres Körpers,
damit es uns so bewußt werden kann, wie wir es aus dem alltäglichen
Leben kennen, aber inhaltlich ist es vom Körper ganz unabhängig.
Es läßt sich durch diesen nicht bestimmen, sondern wirkt
vielmehr selbst bestimmend auf ihn zurück und schafft sich in
der Sprache, und weiters auch in der Gestik und Mimik, ein adäquates
Ausdrucksmittel. Durch den Vokal spricht das Gefühl, nicht
bloß die Emotion, wenngleich sie oft leise mitschwingt; durch
den Konsonanten drückt sich der beherrschte Wille, nicht der
blinde Trieb aus. In der Silbe, im Wort vereinigen sie sich zu
einem sinnvollen inneren seelischen Bild, das zugleich
äußerlich hörbar wird. Jedem Wort liegt ein solches schöpferisches
inneres Bild zugrunde, indem sich seelisch ausdrückt, was der
Mensch an der Welt und durch sich selbst als sinnvollen
Zusammenhang empfindet. Und aus diesem Bild, ob es sich nun
nach außen als hörbares Wort offenbart oder nicht, löst das
Denken endlich den klar erfassten Verstandesbegriff los, der
darin lebt. Dieses innere Bild, das uns in unserer
Alltagssprache aber meist gar nicht bewußt wird, ist der
Quellort der menschlichen Sprache, wo die ganze Natur, bis
herauf zum Menschen, seelisch wiedergeboren wird. Hier ist die
geheime Schatzkammer, zu der der Dichter, der Sprachkünstler,
ja jeder Künstler, bewußt oder halb traumhaft bewußt,
vordringen muß, wenn er schöpferisch gestalten will.
http://www.anthroposophie.net/peter/sprachgestaltung.htm
INSTITUT FÜR SPRACHGESTALTUNG & SPRACHKÜNSTLERISCHE THERAPIE und MARIE STEINER VERLAG
Christa Slezak-Schindler, Otto Ph. Sponsel-Slezak
- info@sprachgestaltungskunst.de
Haus der Sprache
Burghaldenweg 12/1
75378 Bad Liebenzell - Unterlengenhardt
www.sprachgestaltungskunst.de
Dietrich von Bonin - dbonin-1@bluewin.ch
Sie finden Kurzinfo,
eine längere Beschreibung
der Therapie, zusammmengefasste Forschungsergebnisse
(Herzschlag), verschiedene Aufsätze und Forschungsergebnisse zum
Download und typische Falldarstellungen
aus unserer Arbeit.
Ferner enthält die Seite Links zu verwandten Themen wie Schulen,
Kliniken usw. und den Berufsverbänden SVAKT
und BVAKT.
http://www.svakt.ch/therapeutische-sprachgestaltung
The
Speech School - Peredur Centre for the Arts
Creativespeech@ukonline.co.uk
"Just as the painter works with colour, and the sculptor with
clay, we in the Speech School work with the substance of the spoken
word. What sort of substance is that? First and foremost it is the
sounds, the consonants and the vowels, within which one can find,
through creative work, every nuance of our outer and inner world.
Our challenge in the Speech School is to make the sounds speak in
such a way that the images of a story, the feelings captured in a
poem, or the intentions of a character in a play become as tangible
to the listener as apples and pears!"
http://web.ukonline.co.uk/creativespeech/ |