Rassismus, Nationalismus,
Egoismus
und die
freie Individualität
Wolfgang Peter 1997
INHALT
Vom
alten Adam zum neuen Adam ein Überblick
Die Geschlechtertrennung eine Urpolarität
Die Ur-Familie als Quelle der Menschheit
Die beiden Jesus-Knaben eine Entwicklungsnotwendigkeit
Völkerbildung die Differenzierung des Ätherleibes
Vorwort
Rassismus, Nationalismus
und Egoismus sind zu drängenden Problemen unseres
modernen Gesellschaftslebens geworden. Die Ansicht, daß
der Wert eines menschlichen Individuums nicht an seiner
physischen oder nationalen Herkunft gemessen werden darf,
findet heute bei vielen Menschen mehr und mehr
Anerkennung, stößt aber auch vereinzelt auf erbitterten
Widerstand. So wie heute hat man allerdings nicht immer
empfunden. Den hohen Stellenwert, den man dem einzelnen
Individuum und seinen unverbrüchlichen Rechten heute
einzuräumen geneigt ist, hat man ihm jedenfalls nicht
immer und überall zugebilligt. In noch nicht sehr weit
zurück liegenden Zeiten galt der einzelne Mensch noch
sehr wenig, war nichts im Vergleich zu dem Kollektiv, dem
er angehörte. Viel wesentlicher als der Einzelne war das
Volkstum, in das man hineingeboren war, oder die
physische Vererbungslinie, der man entstammte. Manches
davon wirkt heute noch kräftig nach, und man darf
vorallem nicht übersehen, daß die Wertschätzung der
menschlichen Individualität ganz deutlich vom
westlichen, abendländischen Kulturkreis ausgegangen ist
und sich von hier aus weiter in der Welt verbreitet hat,
und man muß zugleich beachten, daß man diesem teilweise
überspitzten Individualismus in anderen
Kulturgemeinschaften mit gesunder Skepsis entgegentritt.
Von hervorragenden Vertretern orientalischer,
afrikanischer und südamerikanischer Völker wird zu
Recht auf den überbordenden und zerstörerischen
Egoismus hingewiesen, der sich in der westlichen,
einseitig kapitalistisch orientierten
Leistungsgesellschaft breit gemacht hat und der das
gesunde soziale Empfinden hier bereits weitgehend
erodiert hat. Wenn man vom Wert des Individuums und
seiner persönlichen Freiheit spricht, darf man die
Gefahren der zerstörerischen persönlichen Willkür und
des ausufernden Eigennutzes nicht übersehen, der alle
lange gewachsenen sozialen Gemeinschaften bedroht.
Überwiegend wird die
Debatte für und wider Rassismus, Nationalismus und
Egoismus sehr emotional und parteilich geführt, was
einerseits auf ein sehr starkes und begrüßenswertes
persönliches Engagement deutet, anderseits aber auch auf
mangelnde Sachkenntnis hinweist. Selbst
naturwissenschaftlich, historisch und soziologisch
fundierte Studien bringen uns der Lösung des Problems
nicht nahe genug. Die großen religiösen Gemeinschaften
können vielen gläubigen Menschen zwar noch eine gewisse
gefühlsmäßige Sicherheit hinsichtlich der für das
menschliche Leben entscheidenden ethischen Werte geben,
aber immer weniger Menschen sind heute einer derartigen
ehrlichen Glaubensinbrunst fähig, die ihnen alle Zweifel
zerstreut. Was hier wirklich not tut, ist klare,
unsentimentale, nüchterne und sachliche Erkenntnis. Man
wird die Frage nach dem geistigen Wert oder Unwert des
Individuums nicht entscheiden können, ohne sich über
die Wirklichkeit des Geistes eine klare und
wissenschaftlich begründete Anschauung gebildet zu
haben.
Die von Rudolf Steiner
inaugurierte "Geisteswissenschaft" oder
"Anthroposophie" kann das geistige Rüstzeug
liefern, mit der geforderten wissenschaftlicher
Gründlichkeit an diese geistige Wirklichkeit
heranzutreten und sie umfassend zu erforschen. Das
Menschenbild, das hier entworfen wird, bleibt nicht beim
physischen Leib des Menschen stehen, der alleine
Gegenstand der gegenwärtigen naturwissenschaftlichen
Betrachtung sein kann, sondern zeigt uns, wie erst ein
durch und durch belebter und beseelter Leib zum Träger
des individuellen Menschengeistes werden kann. Leben,
Seele und Geist werden hier als ganz konkret zu
erforschende, allerdings nicht unmittelbar sinnlich
wahrnehmbare, übersinnliche Wesensglieder erfahren,
deren Wirkungen sich allerdings überall in der
sinnlichen Erscheinung des Menschen offenbaren, wenn man
nur einmal darauf aufmerksam geworden ist. Der geistige
Wert des Menschen liegt einzig in seinem freien
individuellen Ich begründet und ist völlig unabhängig
davon, welcher Rasse oder welchem Volk der Mensch
entstammt. Die anderen, leiblichen Wesensglieder des
Menschen, sein physischer Leib, sein Lebensleib und sein
Seelenleib, wobei der Ausdruck "Leib" hier nur
mehr in einem sehr übertragenen Sinn zu gebrauchen ist,
sind allerdings weniger unabhängig. Der physische Leib
ist mehr oder weniger stark an die Vererbungslinie und
damit auch an eine bestimmte Rasse gebunden, der
Lebensleib wird, wie später genauer zu zeigen sein wird,
wesentlich vom Volkstum, vom Klima und von der Landschaft
bestimmt, in die der Mensch hineingeboren wird, während
sich in seinem Seelenleib bestimmte höchst egoistische
Begierden ausleben können, die sich der geistigen
Individualität des Menschen oft sehr heftig
entgegensetzten. Alle menschliche Entwicklung beruht
darauf, daß das menschliche Ich, die geistige
Individualität des Menschen, mehr und mehr Herr über
seine naturgegebenen Leibesglieder wird. Je mehr das
gelingt, desto mehr werden auch Rassismus, Nationalismus
und Egoismus überwunden werden können. Die Menschheit
ist heute auf diesem Wege bereits sehr weit
vorangeschritten, aber ein guter Teil des Weges liegt
noch vor uns. Anthroposophie, wie sie von Rudolf Steiner
gedacht war, führt nicht nur zu einer tiefgreifenden
Erkenntnis, wie Rasse, Volk und Ego für den Menschen
förderlich oder hinderlich wirken, sie kann uns auch
helfen, auf diesem Weg aktiv weiterzuschreiten.
Daß in letzter Zeit
Stimmen laut geworden sind, die auch Rudolf Steiner eines
versteckten oder offenen Rassismus bezichtigen, darf
nicht unwidersprochen hingenommen werden. Im ganzen Werk
Steiners findet sich dazu nicht der allergeringste Anlaß
- daran können einzelne, aus dem Zusammenhang
herausgelöste Zitate, die in diese Richtung zu weisen
scheinen, nichts ändern. Recht verstandene
Anthroposophie wird im Gegenteil entscheidend zur
Überwindung von Rassismus, Nationalismus und Egoismus
beitragen können. Daß sich nicht alle Anthroposophen
immer in diesem Sinn verhalten haben, muß leider
eingestanden werden. Wirft man aber Steiner selbst
rassistische Tendenzen vor, so kann das nur aus
mangelnder Kenntnis seines Lebenswerkes erklärt werden -
oder auf bösartiger Verleumdung beruhen. Mit letzteren
braucht man sich nicht weiter auseinanderzusetzen, aber
für all jene, die die ehrliche und kritische
Auseinandersetzung mit dem Werk Steiners suchen, soll auf
den folgenden Seiten ein Überblick darüber gegeben
werden, was man aus anthroposophischer Sicht über Rasse,
Volk und Ego sagen kann. Das erscheint um so notwendiger,
als selbst manche Anthroposophen glauben, sich von
einzelnen Aussagen Steiners distanzieren zu müssen. Das
zeugt entweder von unentschuldbarer Feigheit, durch die
man der notwendigen offenen und sachlichen
Auseinandersetzung mit nichtanthroposophischen Kreisen zu
entfliehen hofft - oder von mangelndem tieferem
Verständnis für die wahren Intentionen Steiners.
Einleitung
Vom alten Adam
zum neuen Adam ein Überblick
Übereinstimmend mit der
Bibel berichtet Rudolf Steiner, daß die
Menschheitsentwicklung im wesentlichen von einem
Ur-Menschheitspaar ausging: Adam und Eva. Eva wurde dabei
durch göttliche Kraft noch ungeschlechtlich aus
Adam gezeugt. Mit der Vertreibung aus dem Paradies
beginnt, belastet mit der Erbsünde, die eigentliche
physische Entfaltung der Menschheit und zwar nun
auf geschlechtlichem Wege.
Keimzelle der ganzen
Menschheit ist also die Ur-Familie und zugleich
wird die physische Menschheit in zwei Geschlechter
gespalten, die als Ur-Rassen bezeichnet werden
dürfen. Der sonnenhafte Mann und die mondenhafte Frau
machen erst zusammen ein in Liebe verbundenes Ganzes aus.
Ursprünglich war die Menschheit von den Elohim
einheitlich gedacht; die Geschlechtertrennung ist eine
Folge des luziferischen Einflusses, der den Menschen die
sinnlichen Augen öffnete und sie früher und tiefer in
die Erdenwelt führte als anfänglich geplant.
Der zunächst noch weich
bewegliche Menschenleib war ganz darauf angelegt Ausdruck
der seelischen Kräfte zu sein. Durch den luziferischen
Einschlag und die dadurch erweckten sinnlichen Begierden
bestand aber nun die allerhöchste Gefahr, daß die
Menschengestalt zu grauenhaften tierischen Formen
verzerrt würden, in denen sich eben jene Begierden
physisch widerspiegelten. Der Menschenleib mußte daher
soweit verhärtet werden, daß er sich den
heranstürmenden Seelenkräften weitgehend widersetzen
konnte. Insbesondere mußte das Knochensystem als
wesentlichster Gestaltträger verfestigt werden. Das ist
dem ahrimanischen Einfluß auf der alten Atlantis zu
verdanken. Ohne ihn wäre die Menschheit schon längst
verkommen! Es trat aber dadurch auch der Tod in
die Welt.
Da die edle
Menschengestalt nun nicht mehr durch die Seelenkräfte
weitgehend jedesmal bei der Geburt neu geschaffen werden
konnte, mußte sie durch Vererbung bewahrt werden.
Diese Aufgabe übernahm Jahve, der Monden-Elohim.
Die Ur-Familie entfaltete
sich allmählich zum Ur-Stamm, der sich später in
immer weitere Stämme differenzierte. Jeder Stamm wurde
geistig von einem menschlichen Gruppen-Ich
geführt; noch gab es keine einzelnen Ich-Menschen.
Damit ist die atlantische Zeit charakterisiert und auch
in der Bibel bis zum Noah-Zeitalter geschildert.
Vererbung ist aber
stets auch ein Angriffspunkt für ahrimanische
Wesenheiten, genauso wie die Anpassung des
Menschen an die Naturumgebung dem luziferischen Einfluß
unterliegt (GA 232/2.Vortrag). Eben durch diesen
gemeinsamen ahrimanisch-luziferischen Angriff entstehen
auf der alten Atlantis die Rassen. Abnorme Geister der Form, die
eigentlich zurückgebliebene Geister der Bewegung sind,
binden die Menschen fester an die Erde als vorgesehen.
Die Rassen stehen in enger Beziehung zu den 5
Ur-Kontinentalschollen, auf die wiederum die
Planetenkräfte wirken. Auf den verschiedenen Planeten,
ausgenommen Sonne und Mond, haben nämlich diese abnormen
Geister der Form ihren Wohnsitz, während die regelrecht
fortgeschrittenen Elohim die Sonne bzw. den Mond (Jahve)
bewohnen.
Ursprünglich war die
ganze Menschheit blutsverwandt; die Rassebildung
zerreißt nun zunächst gerade diese weltweite
Blutsverbindung. Die Rassen werden vielmehr abhängig von
dem Boden den sie bewohnen. Tatsächlich wird erst im
Zuge der Rassenentwicklung in der spätatlantischen Zeit
Menschheit über die ganze feste Erde verstreut.
Ursprünglich hatte der Mensch die sich eben erst
verfestigende Erde auf der alten Lemuria betreten;
später kam die Atlantis hinzu, während Reste auf der
untergehenden Lemuria zurückblieben. Gegen Ende der
atlantischen Zeit zeigt die Erde überhaupt erst das uns
vertraute Bild und alle 5 Kontinente sind nun besiedelt
und die Rassen blutsmäßig weitgehend voneinander
getrennt. Jede Rasse bildete aber auch geeignete Gefäße
für die durch bestimmte Planetenkräfte geprägten
Seelen.
Später siegte das
Vererbungsprinzip Jahves: die Rasse, die ursprünglich
streng an den Ort gebunden war, entzog sich immer mehr
dem geographischen Einfluß und pflanzte sich vielmehr
durch Vererbung fort. Dieses ursprüngliche mondenhafte
Jahve-Vererbungsprinzip ist berechtigt bis zum Ende der
griechisch-lateinischen Epoche. Jetzt muß es immer mehr
dem sonnenhaften Christus-Prinzip Platz machen. Die 1879
auf die Erde gestürzten Geister der Finsternis wirken
aber diesem notwendigen Wechsel retardierend entgegen,
indem sie nun zur Unzeit die alten Blutsbindungen
erhalten wollen. Ihnen wirkt Michael, der Führer
zur geistigen Freiheit, entgegen. Es ist derselbe
Michael, der in alttestamentarischer Zeit als Antlitz
Jahves das jüdische Volk mit seiner strengen
Blutsbindung geführt hatte und der nun das Antlitz des
Christus ist.
In der nachatlantischen
Zeit setzt die Völkerbildung ein und fördert die Durchmischung und
allmähliche Auflösung der Rassen. Das indische
Kastenwesen, das es allerdings in der ur-indischen Zeit
noch nicht gab, sondern erst nach der indogermanischen
Einwanderung, ist ein typisches Übergangssymptom: das
Volk gliedert sich nach Kasten, die vorwiegend mit den
verschiedenen Rassen identisch sind.
Zwar steht die
Völkerentwicklung in engem Zusammenhang mit den
geographischen Verhältnissen wie Klima,
Landschaftsformen, Wasserreichtum oder armut usw.,
aber die Verbindungen sind lockerer und wirken vorallem
seelisch und weniger unmittelbar körperlich. Zudem sind
Völker nicht für immer an einen Ort gebunden; immer
wieder auftretende Völkerwanderungen sind
wesentlich, oft sogar unverzichtbar für die
Volksentwicklung. Auch sind die Blutsbande für den
Volkszusammenhang weniger bedeutsam von Ausnahmen
abgesehen. An die Stelle der leiblichen Vererbung tritt
die gemeinsame Sprache, Kultur und Tradition also
eine Art kultureller Vererbung. Tatsächlich hatte jetzt
überhaupt erst die kulturelle Entwicklung im engeren
Sinne begonnen, nachdem die leibliche Gestaltung des
Menschen weitgehend abgeschlossen war.
Während die Rassenbildung
mit der leiblichen Entwicklung der Menschheit
zusammenhängt, ist die Völkerbildung eng mit der
seelischen Entfaltung der Menschheit verknüpft. Und
diese beginnt streng genommen erst in der
ägyptisch-chaldäischen Zeit und endet mit unserem 5.
nachatlantischen Zeitalter. Innerhalb dieses Zeitraumes
ist die Völkerbildung notwendig und berechtigt; später
einmal müssen die Völker zur ganzen Menschheit
verschmelzen und sich zugleich in lauter freie Individuen
auflösen.
Was ein Volk verbindet ist
also Sprache und Volkskultur, wofür aber keineswegs ein
geschlossenes Staatsgebilde nötig ist, denn es geht
weniger um die räumliche, als um die seelische
Gemeinsamkeit. Nationalismus ist geradezu ein Impuls wider die gesunde
Volksentwicklung. Oft haben gerade Volkssplitter, die in
andere Volksgemeinschaften eingebettet sind, besonders
fruchtbringende Aufgaben für die menschheitliche
Entwicklung zu erfüllen. Kein Volk kann sich segensreich
entwickeln, ohne daß es vielfältig von anderen Völkern
befruchtet wird.
Eigentliche Aufgabe der
Völker ist es, jene seelische Atmosphäre zu schaffen,
in der sich allmählich das freie Individuum entfalten kann, d.h. die seelische
in die geistige Entwicklung allmählich übergehen kann.
Das geistig freie Individuum steht über Rasse und Volk
und ist von ihnen geistig nicht mehr abhängig. Leib und
Seele des freien Individuums spiegeln immer deutlicher
seine eigenen geistig-moralischen Qualitäten wider. Die
künftige gute und böse Rasse, von der die Apokalypse spricht,
wird jeweils ganz Ausdruck der entsprechenden
Individualität sein. Diese Scheidung der Geister beginnt bereits in unserem
gegenwärtigen Bewußtseinsseelen-Zeitalter. Immer entscheidender wird die
Frage, ob sich das erwachende Ich-Bewußtsein auch auf
die geistige Welt zu richten vermag, oder ob es
ausschließlich in der Sinneswelt gefangen bleibt. In
letzterem Fall droht die Menschheit im Egoismus zu versinken. Egoismus ist ein
entscheidender Impuls wider die freie geistige
Individualität und er wirkt zerstörerisch zurück auf
Volkstum und Rasse, ohne jedoch zur Menschheit als ganzes
hinzuführen. Vielmehr verhärtet sich das Ego in sich
selbst und zersplittert dadurch die Menschheit. Das freie
Individuum hingegen überwindet Rasse und Volk indem es
sich mit allen anderen Individuen zur
Menschheitsgemeinschaft verbindet ein Ziel, das
noch in weiter Ferne liegt, aber zutiefst im
Menschenwesen begründet und daher auch erreichbar ist.
Das Mysterium von Golgatha hat dazu den Grundstein
gelegt. Das ist nämlich der eigentliche Sinn des
Christus-Ereignisses, daß durch ihn die Erbsünde
überwunden und dadurch die freie Individualität
möglich wurde. Verwirklichen kann sich diese
Möglichkeit allerdings nur durch den freien Entschluß
jedes einzelnen Menschen.
Wahres Christentum kann
niemals eine bloße Volksreligion sein, ja mehr noch, es
ist im Grunde überhaupt keine "Religion" im
üblichen Sinne der Rückverbindung (re-ligio) zur
geistigen Welt. Vielmehr ist das für die ganze
Erdenentwicklung zentrale Christus-Ereignis eine
weltgeschichtliche Tatsache, die weniger ein
"Bekenntnis" fordert, sondern vielmehr bei
klarem Bewußtsein erkannt werden will. Christus ist der
neue Adam, der die
Erbsünde, d.h. die Fesselung des Geistes durch die
niederen Wesensglieder, überwunden hat, indem er sie
vergeistigte. Strebt ihm die freie Individualität nach,
nimmt sie an der Auferstehung teil und zwar an der Auferstehung
des "Fleisches": die niederen Wesensglieder bis
hinunter zum physischen Leib werden nicht einfach
abgestreift oder abgetötet, sonder veredelt. In unserem
Zusammenhang bedeutet das: die Rasse wird nicht
abgestreift, sondern vergeistigt; das Volkstum wird nicht
abgelegt, sondern ins Geistige erhöht; der Egoismus wird
nicht vernichtet, sondern vergeistigt, indem er sich von
den engen Grenzen des Einzelnen auf die ganze Welt
ausdehnt im Sinne des Christus-Wortes: "Liebe
deinen Nächsten wie dich selbst", wobei aber nicht
nur alle Mitmenschen, sondern zugleich die ganze Natur
mitumfaßt ist. Daß wir auf diesem Weg noch nicht sehr
weit fortgeschritten sind, braucht wohl kaum erwähnt
werden, aber in jedem einzelnen Individuum liegt die
Kraft, ihn zu gehen.
Der Weg der Auferstehung
kann nur beschritten werden, wenn man all jene Kräfte
genau kennt, die der freien Individualität
entgegenstehen. Daß es nicht die Rassen, Völker oder
das einzelne Ego als solche sind, dürfte aus den obigen
Ausführungen klar geworden sein; es handelt sich dabei
um notwendige Stufen der menschheitlichen Entwicklung.
Wer sie leugnet oder für unwesentlich hält, verfällt
ihnen erst recht. Dem will Anthroposophie aufklärend
entgegentreten; sie ist Erkenntnis-Christentum, das den Menschen zur leiblichen
Auferstehung im Geiste führt, d.h. zur freien
Individualität.
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