1886
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Im
Kreis der Familie Fehr
Die Ideen einer
«Erkenntnistheorie der Goethe'schen Weltanschauung» schrieb
ich in einer Zeit nieder, in der mich das Schicksal in eine
Familie einführte, die mich viele schöne Stunden und einen
glücklichen Lebensabschnitt in ihrem Kreise verleben ließ.
Unter meinen Freunden war seit längerer Zeit einer, den ich
wegen seines frischen sonnigen Wesens, wegen seiner
treffsicheren Bemerkungen über Leben und Menschen, und wegen
seiner ganzen offenen, treuen Art sehr lieb gewonnen hatte. Er
führte mich mit anderen gemeinsamen Freunden in sein Haus
ein. Dort trafen wir außer dem Freunde noch zwei Töchter des
Hauses, seine Schwestern, und einen Mann, in dem wir bald den
Bräutigam der älteren Tochter anzuerkennen hatten.
Im Hintergrunde
dieser Familie schwebte etwas Unbekanntes, das wir nie zu
sehen bekamen. Es war der Vater der Geschwister. Er war da und
auch nicht da. Wir bekamen von den verschiedensten Seiten
etwas über den uns Unbekannten zu hören. Er mußte, nach den
Reden, die wir vernahmen, etwas Sonderbares sein. Die
Geschwister sprachen anfangs gar nicht über den Vater, der
doch im nächsten Zimmer sein mußte. Erst allmählich kam es
dazu, daß sie die eine oder die andere Bemerkung über ihn
machten. Jedes Wort war eingegeben von echter Ehrfurcht. Man
fühlte, daß sie in ihm einen bedeutenden Menschen verehrten.
Aber man empfand auch, daß sie eine große Scheu davor
hatten, wir könnten ihn doch durch einen Zufall zu Gesicht
bekommen.
Unsere
Gespräche im Kreise der Familie hatten zumeist literarischen
Inhalt. Da wurde denn, um an dies oder jenes anzuknüpfen, von
den Geschwistern manches Buch aus der Bibliothek des Vaters
herbeigeholt. Und die Umstände brachten es mit sich, daß ich
nach und nach mit vielem bekannt wurde, was der Mann im
nächsten Zimmer las, wogegen ich ihn selbst nie zu sehen
bekam.
Ich konnte
zuletzt nicht mehr anders, als nach vielem zu fragen, was sich
auf den Unbekannten bezog. Und so entstand vor meiner
Seele allmählich aus den zwar zurückhaltenden, aber doch so
vieles verratenden Reden der Geschwister ein Bild der
merkwürdigen Persönlichkeit. Ich liebte den Mann, der auch
mir als ein bedeutender erschien. Ich verehrte zuletzt in ihm
einen Menschen, den das Leben durch schwere Erfahrungen dazu
gebracht hatte, sich nur mehr mit der Welt in seinem Innern zu
beschäftigen und allen Verkehr mit Menschen zu meiden.
Eines Tages
wurde uns Besuchern gesagt, daß der Mann krank sei, und bald
darauf mußte man uns seinen Tod berichten. Die Geschwister
übertrugen mir die Grabrede. Ich sprach, was mir das Herz
eingab über die Persönlichkeit, die ich nur auf die
geschilderte Art kennen gelernt hatte. Es war ein Begräbnis,
bei dem nur die Familie, der Bräutigam der einen Tochter und
meine Freunde anwesend waren. Die Geschwister sagten mir, daß
ich ein treues Bild ihres Vaters in meiner Grabrede gegeben
habe. Und an ihrer Art zu sprechen, an ihren Tränen konnte
ich empfinden, daß dies wirklich ihre Überzeugung war. Und
ich wußte ja auch, daß mir der Mann geistig so nahe stand,
als ob ich viel mit ihm verkehrt hätte.
Freundschaftsverhältnis
zu Radegunde Fehr
Zwischen der
jüngeren Tochter und mir entstand allmählich ein schönes
Freundschaftsverhältnis. Sie hatte wirklich etwas von dem
Urbild eines deutschen Mädchens an sich. Sie trug nichts von
angelernter Bildung in ihrer Seele, sondern lebte eine
ursprüngliche, anmutige Natürlichkeit mit edler
Zurückhaltung dar. Und diese ihre Zurückhaltung löste eine
gleiche in mir aus. Wir liebten einander und wußten beide das
wohl ganz deutlich; aber konnten auch beide nicht die Scheu
davor überwinden, uns zu sagen, daß wir uns liebten. Und so
lebte die Liebe zwischen den Worten, die wir miteinander
sprachen, nicht in denselben. Das Verhältnis war
seelisch nach meinem Gefühle das innigste; aber es fand nicht
die Möglichkeit, auch nur einen Schritt über das Seelische
hinaus zu tun.
Ich war froh in
dieser Freundschaft; ich fühlte die Freundin als Sonnenhaftes
im Leben. Doch dieses Leben hat uns später
auseinandergeführt. Von Stunden freudigen Zusammenseins blieb
dann noch ein kurzer Briefwechsel, dann noch wehmütiges
Gedenken an einen schön verlebten Lebensabschnitt. Ein
Gedenken, das aber durch das ganze folgende Leben immer wieder
aus den Tiefen meiner Seele herauftauchte.
TB 636 (VII.), S
89 ff
Der
Menschenkreis um Marie Eugenie delle Grazie
In
derselben Zeit war es, daß ich einmal zu Schröer kam. Er war ganz
erfüllt von einem Eindruck, den er eben erhalten hatte. Er war mit
den Dichtungen Marie Eugenie delle Grazies bekannt geworden. Es
lagen von ihr damals vor: ein Bändchen Gedichte, ein Epos «Herman»,
ein Drama «Saul» und eine Erzählung «Die Zigeunerin». Schröer sprach
mit Enthusiasmus von diesen Dichtungen. «Und das alles hat eine
junge Persönlichkeit vor Vollendung ihres sechzehnten Jahres geschrieben»,
sagte er. Er fügte hinzu: Robert Zimmermann habe gesagt, das sei
das einzige wirkliche Genie, das er in seinem Leben kennen gelernt
habe.
Schröers
Enthusiasmus führte mich dazu, die Dichtungen in einem Zuge
nun auch zu lesen. Ich schrieb ein Feuilleton über die
Dichterin. Das brachte mir die große Freude, sie besuchen zu
können. Bei diesem Besuche konnte ich ein Gespräch mit der
Dichterin haben, das mir oft im Leben vor der Seele gestanden
hat. Sie hatte sich damals bereits an eine Aufgabe größten
Stiles gemacht, an ihr Epos «Robespierre». Sie sprach über
die Grundideen dieser Dichtung. Schon damals tönte durch ihre
Reden eine pessimistische Grundstimmung durch. Mir erschien
ihre Empfindung so, als ob sie in einer Persönlichkeit wie
Robespierre die Tragik alles Idealismus darstellen wollte.
Ideale entstehen in der Menschenbrust; aber sie haben keine
Macht gegenüber dem ideenlosen, grausamen, zerstörenden
Wirken der Natur, die allem Idealen ihr unerbittliches «du
bist nur Illusion, ein Scheingeschöpf von mir, das ich immer
wieder ins Nichts zurückwerfe» entgegenschreit.
Das war ihre
Überzeugung. Die Dichterin sprach dann zu mir von einem
weiteren dichterischen Plan, einer «Satanide». Sie wollte
das Gegenbild Gottes als das Urwesen darstellen, das in der
grausamen, ideenlosen, zermalmenden Natur die für den
Menschen sich offenbarende Macht ist. Sie sprach mit wahrer
Genialität von dieser aus dem Abgrund des Seins herauf dieses
Sein beherrschenden Gewalt. Ich ging tief erschüttert von der
Dichterin weg. Die Größe, mit der sie gesprochen hatte,
stand vor
mir; der Inhalt ihrer Ideen war das Gegenbild alles dessen,
was mir als Anschauung von der Welt vor dem Geiste stand. Aber
ich war niemals geneigt, dem, was mir als groß erschien,
meine Bewunderung und mein Interesse zu versagen, auch wenn es
mir inhaltlich ganz widerstrebte. Ja, ich sagte mir: solche
Gegensätze in der Welt müssen irgendwo doch ihre Harmonie
finden. Und das machte mir möglich, verständnisvoll dem
Widerstrebenden so zu folgen, als ob es in der Richtung meiner
eigenen Seelenverfassung läge.
Kurz darauf
wurde ich eingeladen zu delle Grazie. Sie sollte vor einer
Anzahl von Persönlichkeiten, zu denen auch Schröer und seine
Frau, sowie eine Freundin des Schröer'sehen Hauses gehörten,
aus ihrem «Robespierre» vorlesen. Wir hörten Szenen von
hohem dichterischem Schwung, aber in pessimistischem Grundton,
von farbenreichem Naturalismus; das Leben von seinen
erschütterndsten Seiten gemalt. Vom Schicksal innerlich
betrogene Menschengrößen tauchten auf und sanken hinunter in
ergreifender Tragik. Das war mein Eindruck. Schröer wurde
unwillig. Für ihn durfte die Kunst nicht in solche Untiefen
des «Schrecklichen» hinuntersteigen. Die Damen entfernten
sich. Sie hatten eine Art von Krämpfen bekommen. Ich konnte
mit Schröer nicht übereinstimmen. Denn er schien mir von dem
Gefühle ganz durchdrungen, daß zur Dichtung niemals werden
dürfe, was schreckliches Erlebnis in der Seele eines Menschen
ist, auch wenn dieses Schreckliche ehrlich erlebt ist. Bald
darnach erschien von delle Grazie ein Gedicht, in dem die
Natur als höchste Macht besungen wird, aber so, daß sie Hohn
spricht allem Idealen, das sie nur ins Dasein ruft, um den
Menschen zu betören, und das sie ins Nichts zurückwirft,
wenn die Betörung erreicht ist.
Ich schrieb in
Anknüpfung an dieses Gedicht einen Aufsatz «Die Natur und
unsere Ideale», den ich nicht veröffentlichte, sondern in
einer geringen Anzahl von Exemplaren drucken ließ. Darin
sprach ich von dem Scheine der Berechtigung, welche die
Anschauung delle Grazies hat. Ich sagte, daß mir eine
Anschauung, die sich nicht verschließt vor dem Feindlichen,
das in der Natur gegenüber den menschlichen Idealen liegt,
höher stehe als ein «flacher Optimismus», der für die
Abgründe des Seins keinen Blick hat.
Aber ich sprach auch davon, daß die innere freie Wesenheit
des Menschen aus sich erschafft, was dem Leben Sinn und
Inhalt gibt, und daß diese Wesenheit sich nicht voll
entfalten könnte, wenn ihr von außen, durch eine
glückspendende Natur zukäme, was im Innern entstehen soll.
Durch diesen
Aufsatz erlebte ich einen großen Schmerz. Als ihn Schröer
empfangen hatte, schrieb er mir, daß, wenn ich so über den
Pessimismus denke, wir uns nie verstanden hätten. Und wer von
der Natur so spreche wie ich in diesem Aufsatze, der zeige
damit, daß er Goethes Worte «Erkenne dich und leb' mit der
Welt in Frieden» nicht tief genug nehmen könne.
Ich war im
tiefsten meiner Seele betroffen, als ich diese Zeilen von der
Persönlichkeit empfing, an die ich mit stärkster
Anhänglichkeit hingegeben war. Schröer konnte in
leidenschaftliche Erregung kommen, wenn er eine Versündigung
gegen die als Schönheit wirkende Harmonie in der Kunst
wahrnahm. Er wandte sich von delle Grazie ab, als er diese
Versündigung nach seiner Auffassung bemerken mußte. Und er
betrachtete bei mir die Bewunderung, die ich für die
Dichterin behielt, als einen Abfall von ihm und von Goethe
zugleich. Er sah in meinem Aufsatze nicht, was ich von dem aus
dem eigenen Innern die Hemmnisse der Natur überwindenden Menschengeiste
sagte; er war davon verletzt, daß ich von der
natürlichen Außenwelt behauptete, sie könne nicht
die Schöpferin der wahren inneren Befriedigung des Menschen
sein. Ich wollte die Bedeutungslosigkeit des Pessimismus trotz
seiner Berechtigung innerhalb gewisser Grenzen darstellen;
Schröer sah in jeder Hinneigung zum Pessimismus etwas, was er
«die Schlacke ausgebrannter Geister» nannte.
Im Hause Marie
Eugenie delle Grazies verlebte ich schöne Stunden meines
Lebens. Sie hatte jeden Sonnabend Besuchsabend. Es waren
Persönlichkeiten vieler Geistesrichtungen, die sich da
einfanden. Die Dichterin bildete den Mittelpunkt. Sie las aus
ihren Dichtungen vor; sie sprach im Geiste ihrer
Weltauffassung mit entschiedener Wortgeberde; sie beleuchtete
mit den Ideen dieser Auffassung das Menschenleben. Es war
keine Sonnenbeleuchtung. Eigentlich immer Mondendüsterkeit.
Drohender Wolkenhimmel. Aber aus den Wohnungen der Menschen stiegen in die
Düsternis Feuerflammen hinauf, wie die Leidenschaften und
Illusionen tragend, in denen sich die Menschen verzehren.
Alles aber auch menschlich ergreifend, stets fesselnd, das
Bittere von dem edlen Zauber einer ganz durchgeistigten
Persönlichkeit umflossen.
Laurenz Müllner
An
delle Grazies Seite erschien Laurenz Müllner, katholischer Priester,
der Lehrer der Dichterin und spätere vorsorgliche edle Freund. Er
war damals Professor für christliche Philosophie an der theologischen
Fakultät der Universität. Er hatte nicht nur das Gesicht, sondern
die ganze Gestalt im Ausdrucke des Ergebnisses einer seelisch-asketisch
verbrachten geistigen Entwickelung. Ein Skeptiker in philosophischen
Dingen, gründlich durchgebildet nach allen Seiten der Philosophie,
der Kunstanschauung, der Literatur. Er schrieb für das katholisch-klerikale
Tagblatt «Vaterland» anregende Artikel über Künstlerisches und Literarisches.
Die pessimistische Welt- und Lebensauffassung der Dichterin sprach
stets auch aus seinem Munde.
Die beiden
vereinigte eine heftige Abneigung gegen Goethe; dagegen war
ihr Interesse Shakespeare und den neueren aus der
leidensvollen Schwere des Lebens, oder den naturalistischen
Verirrungen der Menschennatur geborenen Dichtern zugewendet.
Dostojewskij hatte ihre ganze Liebe; Leopold v. Sacher-Masoch
sahen sie als einen glänzenden, vor keiner Wahrheit
zurückschreckenden Darsteller dessen an, was im modernen
Sumpfleben als zerstörenswürdiges Allzumenschliches
hervorsproßt. Bei Laurenz Müllner hatte die Goetheabneigung
etwas von der Farbe des katholischen Theologen. Er pries
Baumgartners Goethe-Monographie, die Goethe als den Widerpart
des Menschlich-Erstrebenswerten charakterisiert. Bei delle
Grazie war etwas wie eine tiefe persönliche Antipathie gegen
Goethe vorhanden.
Wilhelm Neumann
Um
die beiden sammelten sich Professoren der theologischen Fakultät,
katholische Priester von der allerfeinsten Gelehrsamkeit. Da war
vor allem immer intensiv anregend der Heiligenkreuzer Zisterzienser
Ordenspriester Wilhelm Neumann. Müllner verehrte ihn mit Recht wegen
seiner umfassenden Gelehrsamkeit. Er sagte mir, als ich einmal in
Abwesenheit Neumanns von dessen weitausschauendem Wissen mit enthusiastischer
Bewunderung sprach: ja, der Professor Neumann kennt die ganze Welt
und noch drei Dörfer. Ich schloß mich gerne dem gelehrten Manne
an, wenn wir von dem Besuche bei delle Grazie weggingen. Ich hatte
so viele Gespräche mit diesem «Ideal» eines wissenschaftlichen Mannes,
aber zugleich «treuen Sohnes seiner Kirche». Ich möchte nur zweier
hier Erwähnung tun. Das eine war über die Wesenheit Christi. Ich
sprach meine Anschauung darüber aus, wie Jesus von Nazareth durch
außerirdischen Einfluß den Christus in sich aufgenommen habe und
wie Christus als eine geistige Wesenheit seit dem Mysterium von
Golgatha mit der Menschheitsentwickelung lebt. Dies Gespräch blieb
tief in meiner Seele eingeprägt; es tauchte immer wieder aus ihr
auf. Denn es war für mich tief bedeutsam. Es unterredeten sich damals
eigentlich drei. Professor Neumann und ich und ein dritter Unsichtbarer,
die Personifikation der katholischen Dogmatik, die sich wie drohend,
dem geistigen Auge sichtbar, hinter Professor Neumann, diesen begleitend,
zeigte, und die stets ihm verweisend auf die Schulter klopfte, wenn
die feinsinnige Logik des Gelehrten mir zu weit zustimmte. Es war
bei diesem merkwürdig, wie der Vordersatz gar oft im Nachsatze in
sein Gegenteil umschlug. Ich stand damals der katholischen Lebensart
in einem ihrer besten Vertreter gegenüber; ich habe sie achtend,
aber auch wirklich gründlich gerade durch ihn kennen gelernt.
Ein andres Mal
sprachen wir über die wiederholten Erdenleben. Da hörte mich
der Professor an, sprach von allerlei Literatur, in der man
darüber etwas finden könne; er schüttelte oft leise den
Kopf, hatte aber wohl gar nicht die Absicht, auf das
Inhaltliche des ihm absonderlich scheinenden Themas
einzugehen. Und dennoch ist mir auch dieses Gespräch wichtig
geworden. Die Unbehaglichkeit Neumanns, mit der er seine nicht
ausgesprochenen Urteile gegenüber meinen Aussagen empfunden
hat, ist mir tief in das Gedächtnis eingeschrieben
geblieben.
Noch waren die
Kirchenhistoriker und andere Theologen die Sonnabend-Besucher.
Außerdem fanden sich ab und zu der Philosoph Adolf
Stöhr, Goswine von Berlepsch, die tief empfindende
Erzählerin, Emilie Mataja (die den Schriftstellernamen Emil
Marriot trug), der Dichter und Schriftsteller Fritz
Lemmermayer und der Komponist Stroß. Fritz Lemmermayer, mit
dem ich später eng befreundet wurde, lernte ich an den delle
Grazie-Nachmittagen kennen. Ein ganz merkwürdiger Mensch. Er
sprach alles, wofür er sich interessierte, mit innerlich
gemessener Würde. In seinem Äußeren war er ebenso dem
Musiker Rubinstein wie dem Schauspieler Lewinsky ähnlich. Mit
Hebbel trieb er fast einen Kultus. Er hatte über Kunst und
Leben bestimmte, aus dem klugen Herzenskennen geborene
Anschauungen, die außerordentlich fest in ihm saßen. Er hat
den interessanten, tiefgründigen Roman «Der Alchymist»
geschrieben und manches Schöne und auch Gedankentiefe. Er
wußte die kleinsten Dinge des Lebens in den Gesichtspunkt des
Wichtigen zu rücken. Ich denke, wie ich ihn einmal in seinem
lieben Stübchen in einer Seitengasse in Wien mit anderen
Freunden besuchte. Er hatte sich eben selbst seine Mahlzeit
bereitet: zwei kernweiche Eier auf einem Schnellsieder; dazu
Brot. Mit Emphase sprach er, während das Wasser wallte, uns
die Eier zu sieden: «Das wird köstlich sein.» Ich werde
noch in einer späteren Lebensphase von ihm zu sprechen haben.
Alfred Stroß,
der Komponist, war ein genialisch, aber tief pessimistisch
angelegter Mensch. Wenn er sich bei delle Grazie ans Klavier
setzte und seine Etüden spielte, so hatte man das Gefühl:
Anton Bruckners Musik verdunstet in Tönen, die dem Erdensein
entfliehen wollen. Stroß wurde wenig verstanden; Fritz
Lemmermayer liebte ihn ganz unsäglich.
Beide,
Lemmermayer und Stroß, waren mit Robert Hamerling sehr
befreundet. Und ich wurde durch sie später zu einem kurzen
Briefwechsel mit Hamerling veranlaßt, von dem ich noch
sprechen werde. Stroß endete in schwerer Krankheit, geistig
umnachtet.
Auch der
Bildhauer Hans Brandstetter fand sich bei delle Grazie ein.
Doch unsichtbar
über dieser ganzen Gesellschaft schwebte oftmals in
wunderbarer Schilderung und wie hymnisch angeredet der
Theologie-Historiker Werner. Delle Grazie liebte ihn über
alles. Er erschien, während ich die Sonnabende besuchen
durfte, nie selbst. Aber seine Bewunderin zeigte das Bild des
Thomas v. Aquin-Biographen von immer neuen Seiten, das Bild
des gütigen, liebevollen, im höchsten Alter naiv gebliebenen
Gelehrten. Man hatte einen Menschen vor sich: so selbstlos, so
hingegeben dem Stoffe, von dem er als Historiker sprach, so
exakt, daß man sich sagte: ach, gäbe es doch recht viele
solcher Historiker.
Es waltete ein
wahrer Zauber über diesen Sonnabend-Zusammenkünften. Wenn es
dunkel geworden war, dann brannte die mit rotem Stoff
umhüllte Deckenlampe, und wir saßen in einem die ganze
Gesellschaft feierlich machenden Lichtraume. Dann wurde delle
Grazie oft, namentlich wenn die etwas ferner Stehenden
weggegangen waren, außerordentlich gesprächig, und man bekam
manches Wort zu hören, das wie Lebensseufzer im Nachgefühle
schwerer Schicksalstage klang. Man konnte aber auch echten
Humor über Verkehrtheiten des Lebens und Töne der
Entrüstung über Presse- und andere Korruption hören.
Dazwischen kamen die sarkastischen, oft ätzenden Bemerkungen
Müllners über allerlei Philosophisches, Künstlerisches und
anderes.
Anti-Goetheanismus
Delle Grazies
Haus war eine Stätte, in der der Pessimismus mit
unmittelbarer Lebenskraft sich offenbarte, eine Stätte des
Anti-Goetheanismus. Man hörte immer an, wenn ich über Goethe
sprach; doch war Laurenz Müllner der Ansicht, daß ich Goethe
Dinge andichtete, die eigentlich mit dem wirklichen Minister
des Großherzogs Karl August nicht viel zu tun haben. Trotzdem
war für mich jeder Besuch in diesem Hause — und ich wußte,
daß man mich dort gerne sah — etwas, dem ich Unsägliches
verdanke; ich fühlte mich da in einer geistigen Atmosphäre,
die mir wahrhaft wohltat. Dazu bedurfte es für mich nicht der
Übereinstimmung in den Ideen; dazu bedurfte es der
strebsamen, für Geistiges empfänglichen Menschlichkeit.
Ich war nun
hineingestellt zwischen dieses Haus, in dem ich so gerne
verkehrte, und meinen Lehrer und väterlichen Freund Karl
Julius Schröer, der nach den ersten Besuchen niemals wieder
bei delle Grazie erschien. Mein Gefühlsleben hatte dadurch,
weil es an beiden Seiten mit ehrlicher Liebe und Verehrung
beteiligt war, einen wirklichen Riß.
Aber gerade in dieser
Zeit reiften die ersten Gedanken zu meiner später erschienenen
«Philosophie der Freiheit» heran. In dem oben gekennzeichneten
Sendschreiben an delle Grazie über
«Die Natur und unsere Ideale» liegt in den folgenden
Sätzen die Urzelle dieses Buches:
«Unsere Ideale sind nicht mehr flach genug, um von der oft so schalen,
so leeren Wirklichkeit befriedigt zu werden. - Dennoch kann ich
nicht glauben, daß es keine Erhebung aus dem tiefen Pessimismus
gibt, der aus dieser Erkenntnis hervorgeht. Diese Erhebung wird
mir, wenn ich auf die Welt unseres Innern schaue, wenn ich an die
Wesenheit unserer idealen Welt näher herantrete. Sie ist eine in
sich abgeschlossene, in sich vollkommene Welt, die nichts gewinnen,
nichts verlieren kann durch die Vergänglichkeit der Außendinge.
Sind unsere Ideale, wenn sie wirklich lebendige Individualitäten
sind, nicht Wesenheiten für sich, unabhängig von der Gunst oder
Ungunst der Natur? Mag immerhin die liebliche Rose vom unbarmherzigen
Windstoße zerblättert werden, sie hat ihre Sendung erfüllt, denn
sie hat hundert menschliche Augen erfreut; mag es der mörderischen
Natur morgen gefallen, den ganzen Sternenhimmel zu vernichten: durch
Jahrtausende haben Menschen verehrungsvoll zu ihm emporgeschaut,
und damit ist es genug. Nicht das Zeitendasein, nein, das innere
Wesen der Dinge macht sie vollkommen. Die Ideale unseres Geistes
sind eine Welt für sich, die sich auch für sich ausleben muß, und
die nichts gewinnen kann durch die Mitwirkung einer gütigen Natur.
- Welch erbarmungswürdiges Geschöpf wäre der Mensch, wenn er nicht
innerhalb seiner eigenen Idealwelt Befriedigung gewinnen
könnte, sondern dazu erst der Mitwirkung der Natur bedürfte? Wo
bliebe die göttliche Freiheit, wenn die Natur uns, gleich unmündigen
Kindern, am Gängelbande führend, hegte und pflegte? Nein, sie muß
uns alles versagen, damit, wenn uns Glück wird, dies ganz
das Erzeugnis unseres freien Selbstes ist. Zerstöre die Natur täglich,
was wir bilden, auf daß wir uns täglich aufs neue des Schaffens
freuen können! Wir wollen nichts der Natur, uns selbst alles
verdanken!
Diese Freiheit,
könnte man sagen, sie ist doch nur ein Traum! Indem wir uns
frei dünken, gehorchen wir der ehernen Notwendigkeit der
Natur. Die erhabensten Gedanken, die wir fassen, sind ja nur
das Ergebnis der in uns blind waltenden Natur. - O, wir
sollten doch endlich zugeben, daß ein Wesen, das sich selbst
erkennt, nicht unfrei sein kannl . . . Wir sehen das
Gewebe der Gesetze über den Dingen walten, und das bewirkt
die Notwendigkeit. Wir besitzen in unserem Erkennen die
Macht, die Gesetzlichkeit der Naturdinge aus ihnen loszulösen
und sollten dennoch die willenlosen Sklaven dieser Gesetze
sein?» -
Diese Gedanken
entwickelte ich nicht aus Widerspruchsgeist, sondern es
drängte mich, was mir die Anschauung der geistigen Welt
sagte, dem entgegenzusetzen, was ich als den ändern Pol einer
Lebensauffassung gegenüber der meinigen ansehen mußte, den
ich aber auch, weil er mir in wahrhaft seelischer Vertiefung
sich offenbarte, ganz unsäglich verehrte.
Der Dichterkreis
um Fritz Lemmermayer
In derselben
Zeit, in der ich so viele Anregungen im Hause delle Grazies
erleben durfte, konnte ich auch in einen Kreis junger
österreichischer Dichter eintreten. Man traf sich in jeder
Woche zu einer freien Aussprache und zur gegenseitigen
Mitteilung dessen, was der eine oder der andere hervorgebracht
hatte. Die verschiedensten Charaktere versammelten sich da.
Vom optimistischen, naiven Lebensdarsteller bis zu dem
bleischweren Pessimisten war jede Lebensauffassung und
Seelenstimmung vorhanden. Fritz Lemmermayer war die Seele des
Kreises. Es war etwas da von dem Ansturm gegen «das Alte» im
Geistesleben der Zeit, den im deutschen Reiche «draußen»
die Brüder Hart, Karl Henckel und andere entfesselt hatten.
Aber es war alles in die österreichische
«Liebenswürdigkeit» getaucht. Man sprach viel davon, wie
die Zeit gekommen sei, in der neue Töne auf allen
Lebensgebieten erklingen müssen; aber man tat es mit der
Abneigung gegenüber dem Radikalismus, die dem Österreicher
eigen ist.
Joseph Kitir
Einer der
Jüngsten dieses Kreises war Joseph Kitir. Er strebte eine Art
Lyrik an, zu der er sich bei Martin Greif die Anregung geholt
hatte. Er wollte nicht subjektive Gefühle zum Ausdruck
bringen; er wollte einen Vorgang, eine Situation «objektiv»
hinstellen, doch so, als ob diese nicht von den Sinnen,
sondern vom Gefühle beobachtet werden. Er wollte nicht sagen:
er sei entzückt, sondern es sollte der entzückende Vorgang
hingemalt werden, und das Entzücken sollte sich bei dem
Zuhörer oder Leser einstellen, ohne daß der Dichter es
ausspricht. Kitir hat wahrhaft Schönes in dieser Richtung
geschaffen. Er war eine naive Natur. Eine kurze Zeit hindurch
hat er sich enger an mich angeschlossen.
Fercher von Steinwand
In diesem
Kreise hörte ich nun mit großer Begeisterung von einem
deutsch-österreichischen Dichter sprechen und lernte auch
zunächst einige seiner Dichtungen kennen. Diese machten auf
mich einen starken Eindruck. Ich strebte danach, ihn kennen zu
lernen. Ich fragte Fritz Lemmermayer, der ihn gut kannte, und
einige andere, ob der Dichter nicht zu unseren Versammlungen
eingeladen werden könnte. Aber man sagte mir, der ist nicht
herzukriegen, wenn man vier Pferde anspannte. Der sei ein
Sonderling und wolle nicht unter Leute gehen. Ich wollte aber
durchaus ihn kennen lernen. Da machte sich denn die ganze
Gesellschaft eines Abends auf und wanderte nach dem Orte, wo
ihn die «Wissenden» finden konnten. Es war eine kleine
Weinstube in einer Parallelgasse zur Kärntnerstraße. Da saß
er in einer Ecke, sein nicht kleines Glas Rotwein vor sich.
Er saß, wie wenn er seit unbegrenzt langer Zeit gesessen
hätte und noch unbegrenzte Zeit sitzen bleiben wollte. Ein
schon recht alter Herr, aber mit jugendlich leuchtenden Augen
und einem Antlitz, das in den feinsten, sprechendsten Zügen
den Dichter und Idealisten offenbarte. Er sah uns Eintretende
zunächst nicht. Denn durch den edelgeformten Kopf zog
sichtlich eine entstehende Dichtung. Fritz Lemmermayer mußte
ihn erst am Arm fassen; da wendete er das Gesicht zu uns und
blickte uns an. Wir hatten ihn gestört. Das konnte sein
betroffener Blick nicht verbergen; aber er offenbarte es auf
die allerliebenswürdigste Weise. Wir stellten uns um ihn. Zum
Sitzen war für so viele kein Platz in der engen Stube. Es war
nun merkwürdig, wie der Mann, der als ein «Sonderling»
geschildert worden war, sich nach ganz kurzer Zeit als
geistvoll-gesprächig erwies. Wir empfanden alle, mit dem, was
sich da zwischen Seelen im Gespräche abspielte, können wir
in der dumpfen Enge dieser Stube nicht bleiben. Und es
gehörte nun gar nicht viel dazu, um den «Sonderling» mit
uns in ein anderes «Lokal» zu bringen. Wir ändern außer
ihm und einem Bekannten von ihm, der schon lange in unserem
Kreise verkehrte, waren alle jung; doch bald zeigte es sich,
daß wir noch nie so jung waren, als an diesem Abend, da der
alte Herr unter uns war, denn der war eigentlich der
allerjüngste.
Ich war in
tiefster Seele ergriffen von dem Zauber dieser
Persönlichkeit. Es war mir ohne weiteres klar, daß dieser
Mann noch viel Bedeutenderes geschaffen haben müsse, als er
veröffentlicht hatte, und ich fragte ihn kühnlich danach. Da
antwortete er fast scheu: ja, ich habe zu Hause noch einige
kosmische Sachen. Und ich konnte ihn dahin bringen, daß er
versprach, diese das nächste Mal, wenn wir ihn sehen dürfen,
mitzubringen.
So lernte ich
Fercher von Steinwand kennen. Ein kerniger, ideenvoller,
idealistisch fühlender Dichter aus dem Kärntnerland. Er war
das Kind armer Leute und hat seine Jugend unter großen
Entbehrungen verlebt. Der bedeutende Anatom Hyrtl hat ihn
schätzen gelernt und ihm ein Dasein ermöglicht, in dem er
ganz seinem Dichten, Denken und Sinnen leben konnte. Die Welt
wußte recht lange wenig von ihm. Robert Hamerling brachte ihm
von dem Erscheinen seiner ersten Dichtung, der «Gräfin
Seelenbrand», an die vollste Anerkennung entgegen.
Wir brauchten
nunmehr den «Sonderling» nicht mehr zu holen. Er erschien
fast regelmäßig an unseren Abenden. Mir wurde die große
Freude, daß er an einem derselben seine «kosmischen Sachen»
mitbrachte. Es waren der «Chor der Urtriebe» und der «Chor
der Urträume», Dichtungen, in denen in schwungvollen
Rhythmen Empfindungen leben, die an die Schöpferkräfte der
Welt heranzudringen scheinen. Da weben wie wesenhaft Ideen in
herrlichem Wohlklang, die als Bilder der Weltkeimesmächte
wirken. Ich betrachte die Tatsache, daß ich Fercher von
Steinwand habe kennenlernen dürfen, als eine der wichtigen,
die in jungen Jahren an mich herangetreten sind. Denn seine
Persönlichkeit wirkte wie die eines Weisen, der seine
Weisheit in echter Dichtung offenbart.
Wiederholte
Erdenleben
Ich hatte
gerungen mit dem Rätsel der wiederholten Erdenleben des
Menschen. Manche Anschauung in dieser Richtung war mir
aufgegangen, wenn ich Menschen nahegetreten war, die in dem
Habitus ihres Lebens, in dem Gepräge ihrer Persönlichkeit
unschwer die Spuren eines Wesensinhaltes offenbaren, den man
nicht in dem suchen darf, was sie durch die Geburt ererbt und
seit dieser erfahren haben. Aber in dem Mienenspiel, in jeder
Geberde Ferchers zeigte sich mir die Seelenwesenheit, die nur
gebildet sein konnte in der Zeit vom Anfange der christlichen
Entwickelung, da noch griechisches Heidentum nachwirkte in
dieser Entwickelung. Eine solche Anschauung gewinnt man nicht,
wenn man über die zunächst sich aufdrängenden Äußerungen
einer Persönlichkeit sinnt; man fühlt sie erregt durch die
solche Äußerungen scheinbar begleitenden, in Wirklichkeit
aber sie unbegrenzt vertiefenden, in die Intuition
eintretenden Züge der Individualität. Man gewinnt sie auch
nicht, wenn man sie sucht, während man mit der
Persönlichkeit zusammen ist, sondern erst dann, wenn der
starke Eindruck nachwirkt und wie eine belebte Erinnerung
wird, in der das im äußeren Leben Wesentliche sich
auslöscht und das sonst «Unwesentliche» beginnt eine ganz
deutliche Sprache zu reden. Wer Menschen «beobachtet», um
ihre vorangegangenen Erdenleben zu enträtseln, der kommt ganz
gewiß nicht zum Ziele. Solche Beobachtung muß man wie eine
Beleidigung empfinden, die man den Beobachteten zufügt; dann
erst kann man hoffen, daß wie durch eine von der geistigen
Außenwelt kommende Schicksalsfügung sich das Langvergangene
des Menschen in dem Gegenwärtigen enthüllt. Gerade in der
hier dargestellten Zeit meines Lebens errang ich mir die
bestimmten Anschauungen über die wiederholten Erdenleben des
Menschen. Vorher lagen sie mir zwar nicht ferne; aber sie
rundeten sich nicht aus den unbestimmten Zügen heraus zu
scharfen Eindrücken. Theorien aber über solche Dinge wie
wiederholte Erdenleben bildete ich nicht in eigenen Gedanken
aus; ich nahm sie zwar in das Verständnis aus der Literatur
oder ändern Mitteilungen auf als etwas Einleuchtendes; aber
ich theoretisierte selbst nicht darüber. Und nur, weil ich
mir wirklicher Anschauung auf diesem Gebiete bewußt war,
konnte ich das erwähnte Gespräch mit Professor Neumann
führen. Es ist ganz gewiß nicht zu tadeln, wenn sich
Menschen von den wiederholten Erdenleben und ändern nur auf
übersinnlichem Wege zu erlangenden Einsichten überzeugen;
denn eine vollgeltende Überzeugung auf diesem Gebiete ist
auch dem unbefangenen gesunden Menschenverstände möglich,
auch dann, wenn der Mensch es nicht zur Anschauung gebracht
hat. Nur war der Weg des Theoretisierens auf diesem Gebiete
nicht mein Weg.
In der Zeit, in
der sich mir über die wiederholten Erdenleben konkrete
Anschauungen immer mehr herausbildeten, lernte ich die
theosophische Bewegung kennen, die von H. P. Blavatsky
ausgegangen ist. Sinnetts «Esoterischer Buddhismus» kam mir
durch einen Freund in die Hände, zu dem ich über diese Dinge
sprach. Dieses Buch, das erste, das ich aus der theosophischen
Bewegung kennen lernte, machte auf mich gar keinen Eindruck.
Und ich war froh darüber, dieses Buch nicht gelesen zu haben,
bevor ich Anschauungen aus dem eigenen Seelenleben
heraus hatte. Denn sein Inhalt war für mich abstoßend; und
die Antipathie gegen diese Art, das Übersinnliche
darzustellen, hätte mich wohl verhindert, auf dem Wege, der
mir vorgezeichnet war, zunächst weiter fortzuschreiten.
TB 636 (VII.), S
91 ff
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